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Einstellungen gegenüber der Einführung von nationalen Bildungsstandards

6.2 Forschungsfrage 1: Merkmalsveränderungen und Entwicklungstendenzen von

6.2.1 Studie 1 „Erprobung eines Konzeptes zur Implementation der Bildungsstandards in

6.2.1.1 Einstellungen gegenüber der Einführung von nationalen Bildungsstandards

Lehrkräfte der Projekt- und Vergleichsschulen als gleichwertig dar. Zwischen den

Grup-184

pen sind zum ersten Erhebungszeitpunkt keine Unterschiede zu beobachten. Die Skalen-werte liegen durchgängig im positiven Bereich. Eine signifikante Veränderung ist nur für die Lehrkräfte des Längsschnitts zu beobachten. Hier entwickeln die Lehrkräfte der Pro-jektschulen ihre positiven Einstellungen signifikant stärker als die Lehrkräfte in den Ver-gleichsschulen, was auf die stetige Arbeit im Projekt zurückgeführt wird.

Tabelle 30. Deskriptive Statistiken zum Merkmal positive Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards

Merkmal MZP 1 MZP 2 MZP 3

N MW (SD) F η2 N MW (SD) F η2 N MW (SD) F η2 positive Einstellungen (Querschnitt)

Projektschulen 52 3.46 (0.70)

0.84 .01 Projektschulen 16 3.52 (0.77)

0.00 .00 Projektschulen 26 3.58 (0.72)

0.49 .01

Anmerkungen. ~p<.10; *p<.05; **p<.01; ***p<.001, Mittelwert (MW), Standardabweichung (SD), F-Statistik aus ANOVA innerhalb des Messzeitpunktes mit Gruppenunterscheidung, η2 als Maß der Effekt-stärke, Stichprobenumfang (N); Angaben aus dem imputierten Datensatz entsprechen dem Mittel aus fünf Imputationen

Die Gegenüberstellung der Daten des Querschnitts mit denen des Längsschnitts zeigt gra-fisch große Differenzen. Alle Lehrkräfte des Längsschnitts zeigen von Anfang an eine etwas höher ausgeprägte positive Einstellung gegenüber den Bildungsstandards. Die Lehrkräfte in den Projektschulen schaffen es über die Projektlaufzeit, ihre positiven Ein-stellungen weiter zu entwickeln. Die Schere zum 3. Messzeitpunkt zwischen den Projekt- und Verlgeichsschulen geht eindeutig stärker auseinander als in den Daten des Quer-schnitts. Folglich beteiligten sich zu den einzelnen Messungen der Projektschulen Lehr-kräfte, deren Einstellungen weniger positiv ausgeprägt waren und deren Daten den Mit-telwert für die Projektschulen nach unten absinken ließ (Querschnitt). Anders formuliert verblieben diejenigen Lehrkräfte im Projekt, deren Einstellung gegenüber den Bildungs-standards positiv war und die durch die Arbeit an einem kompetenzorientierten Unterricht ihre positive Einstellung noch weiter ausbauen konnten (vgl. Abbildung 16).

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Statistisch kann durch eine einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) nachgewiesen wer-den, dass sich die Gruppen (Projektgruppe und Kontrollgruppe) in ihren Ausgangswerten sowohl im Querschnitt als auch im Längsschnitt und dem imputierten Datensatz nicht signifikant unterscheiden.

Abbildung 16. Positive Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards im Verlauf; Gegenüberstellung gesamte Stichprobe, Längsschnitt und imputierter Datensatz.

Zur Analyse von systematischen Gruppeneffekten über die Projektlaufzeit wurde eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung auf einem Faktor gerechnet. Es konnten jedoch keine signifikanten Haupt- und Interaktionseffekte nachgewiesen, womit die Entwicklung der positiven Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards zufällig bleibt (F (2,80)=0.30; p > .05).

Im intraindividuellen Vergleich kann eine größere Streuung der Werte in den Ausgangs-daten der Vergleichsschulen beobachtet werden, die sich zum 3. Messzeitpunkt verrin-gert. Tendenziell ist für die Mehrheit der Lehrkräfte in den Vergleichsschulen ein leichter Abfall der positiven Einstellungen zu erkennen, wenngleich dem einige positive Entwick-lungen gegenüberstehen.

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Abbildung 17. Intraindividuelle Entwicklung der Lehrkräfte (Studie 1) für das Merkmal der positiven Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards.

Eine Regression der Zeitvariable (mit unterschiedlichen Zeitabständen) auf die abhängige Variable der positiven Einstellungen für jede Lehrkraft zeigt in den Projektschulen keine signifikanten Ergebnisse. Lediglich in den Vergleichsschulen bauen zwei Lehrkräfte ihre positiven Einstellungen schwach signifikant ab und zwei Lehrkräfte schwach signifikant auf (p< .10).

Der durchschnittliche Ausgangswert für Lehrkräfte der Längsschnittstichprobe liegt bei M=3.5955. Es ist ein durchschnittliches Wachstum pro Monat von b = .002 Skalenpunkten zu beobachten. Eine starke negative Korrelation zwischen dem Ausgangswert und der Steigung deutet darauf hin, dass Lehrkräfte mit höheren positiven Einstellungen zu Be-ginn der Studie sich signifikant langsamer entwickeln als Lehrkräfte mit geringer ausge-prägten positiven Einstellungen (Tabelle 31).

Tabelle 31. Deskriptive Statistik für den individuellen Wachstumsparameter aus individuellen Regressionen für positive Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards als eine Funktion der Zeit (n=42)

Konstante (Ausgangswert) Steigung (Veränderungsrate)

Mittelwert 3.59 0.00

Standardabweichung 0.78 0.05

Korrelation - .76**

55 Der Wert unterscheidet sich vom Mittelwert in Tabelle 34 für die Stichprobe im Längsschnitt, da bei der Schätzung der Konstanten die unterschiedlichen Zeitabstände zwischen den Befragungen in Rechnung gestellt wurden (siehe Zeitvariable). Es ist hier allerdings nicht möglich, eine Gruppenunterscheidung zur differenzierten Analyse durchzuführen. Dazu sei auf die Mehrebenenmodelle in Tabelle 34 verwiesen.

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Hinsichtlich der negativen Einstellungen gegenüber der Einführung von Bildungsstan-dards zeigt sich zunächst, dass sich die Gruppen in ihrer Ausgangssituation nicht vonei-nander unterscheiden. Im Verlauf des Projekts können die Projektschulen ihre negativen Einstellungen abbauen, was sich insbesondere in den Querschnittsdaten widerspiegelt (Tabelle 32). Die Kolleginnen und Kollegen der Vergleichsschulen verharren nahezu auf dem Anfangsniveau.

Tabelle 32. Deskriptive Statistiken zu dem Merkmal negative Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards

Merkmal MZP 1 MZP 2 MZP 3

N MW (SD) F η2 N MW (SD) F η2 N MW (SD) F η2 negative Einstellungen (Querschnitt)

Projektgruppe 52 2.61 (0.65)

0.47 .00 Projektgruppe 16 2.29 (0.42)

1.98 .05 Projektgruppe 26 2.33 (0.43)

4.22 .06

Anmerkungen. ~p<.10; *p<.05; **p<.01; ***p<.001, Mittelwert (MW), Standardabweichung (SD), F-Statistik aus ANOVA innerhalb des Messzeitpunktes mit Gruppenunterscheidung, η2 als Maß der Effektstärke, Stichpro-benumfang (N); Angaben aus dem imputierten Datensatz entsprechen dem Mittel aus fünf Imputationen (Signi-fikanzen nicht angezeigt)

Grafisch zeigen die Lehrkräfte des Längsschnitts sowohl in den Vergleichs- als auch in den Projektschulen eine deutlich geringer ausgeprägte negative Einstellung gegenüber den Bildungsstandards, im Vergleich zur Betrachtung im Querschnitt. In den Vergleichs-schulen ändert sich jedoch über die Laufzeit nichts an deren Einstellungen, die Lehrkräfte in den Projektschulen bauen jedoch ihre negativen Einstellungen weiter ab (Abbildung 18). Folglich nahmen Lehrkräfte in beiden Gruppen nur einmalig an der Studie teil, die den Bildungsstandards deutlich kritischer gegenüberstehen und eine weitere Teilnahme verweigerten. Die grafisch auffallenden Entwicklungen ergaben sich bei einer statisti-schen Überprüfung jedoch als zufällig, d.h. der grafisch erkennbare starke Abbau der ne-gativen Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards in den Projektschulen kann sta-tistisch nicht nachgewiesen werden (F (2,80)=0.17; p > .05).

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Abbildung 18. Negative Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards im Verlauf; Gegenüberstellung gesamte Stichprobe und Längsschnitt.

In der intraindividuellen Betrachtung können mit einer Ausnahme ebenfalls keine signifi-kanten Entwicklungen ausgemacht werden. Einzig eine Lehrkraft aus den Vergleichs-schulen kann ihre negativen Einstellungen signifikant im Verlauf des Projekts abbauen.

Die anderen Entwicklungen unterschreiten die Zufallswahrscheinlichkeit von p< .05 nicht.

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Abbildung 19. Intraindividuelle Entwicklung der Lehrkräfte (Studie 1) für das Merkmal der negativen Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards.

Im Durchschnitt kann für dieses Merkmal unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Testzeitpunkte ein Anfangswert von M=2.45 beobachtet werden. Die Lehrkräfte bauen im Durchschnitt ihre negativen Einstellungen pro Monat in Höhe von b= -0.004 ab. Der sig-nifikant negative Zusammenhang mittlerer Stärke zwischen Ausgangsniveau und Stei-gung weist darauf hin, dass sehr skeptische Lehrkräfte mit hohen Werten in der Konstan-te, ihre Befürchtungen auch langsamer abbauen als LehrkräfKonstan-te, deren negative Einstellun-gen zu Beginn weniger hoch ausgeprägt waren.

Tabelle 33. Deskriptive Statistik für den individuellen Wachstumsparameter aus individuellen Regressionen für negative Einstellungen gegenüber den Bildungsstandards als eine Funktion der Zeit (n=43)

Konstante (Ausgangswert) Steigung (Veränderungsrate)

Mittelwert 2.45 0.00

Standardabweichung 0.61 0.04

Korrelation - .55**

Anmerkung. Exakter Wert der Steigung (Veränderungsrate) = -0.0038. Die Veränderungsrate in diesem Merkmal ist damit negativ.

Die Berechnung eines durchschnittlichen Anfangswertes und einer Steigerungsrate an-hand individueller linearer Regressionen wurde für jedes Merkmal durchgeführt. Alle Merkmale weisen eine signifikant negative Korrelation auf, womit für jedes Merkmal gilt: Ein höherer durchschnittlicher Skalenwert im Ausgangswert führt zu einer

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ren Steigung (Entwicklung)56. Diese Aussage ergibt sich für alle untersuchten Merkmale und wird daher in den weiteren Ausführungen vernachlässigt57.

Die finalen Mehrebenenmodelle führen zur Beantwortung der Forschungsfragen. Hin-sichtlich der Einstellungen der Lehrkräfte gegenüber den Bildungsstandards ergibt sich folgendes Bild. In der Ausgangssituation unterscheiden sich die Lehrkräfte der Projekt-schulen nur hinsichtlich ihrer negativen Einstellung von den Lehrkräften in den Ver-gleichsschulen. Als hinreichende Teilnahmebedingung zur Arbeit im Projekt stehen die Lehrkräfte der Projektschulen den Bildungsstandards um 0.247 Skalenpunkte weniger kritisch gegenüber als die Lehrkräfte in den Vergleichsschulen.

Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Zeitabstände zwischen den Messungen können jedoch keine signifikanten Entwicklungen insbesondere bei den Lehrkräften der Projektschulen nachgewiesen werden. Es ist zu beobachten, dass die Lehrkräfte in den Vergleichsschulen ihre positiven Einstellungen monatlich um .005 Skalenpunkte entwi-ckeln und die negativen Einstellungen um .003 Skalenpunkte abbauen. Die Lehrkräfte in den Projektschulen bauen ihre negativen Einstellungen in einem etwas höheren Maßstab ab ( -.005 Skalenpunkte), die Unterschiede weisen jedoch auch mit Blick auf die hohen Standardfehler keine Signifikanz auf.

Tabelle 34. Wachstumseffekte (Modell C) der Einstellungen gegenüber der Einführung von nationalen Bildungsstandards, Studie 1, Lehrkräfte

Parameter positive Einstellungen negative Einstellungen

Feste Effekte

Ausgangswert Konstante γ00 3.466*** 2.601***

( .118) ( .093)

Anmerkungen. VS = Vergleichsschulen, PS = Projektschulen, imputierter Datensatz mit 5 Imputationen;

HLM, Restricted Maximum Likelihood; ~p<.10; *p<.05; **p<.01; ***p<.001

56 Z.B. Lehrkräfte, die zum Projektbeginn in ihren Klassen häufiger mathematisch Argumentieren, steigern sich in der Ausprägung dieser Kompetenz bis zum Projektende langsamer.

57 Die Korrelationstabellen für jedes Merkmal sind in Anhang C einsehbar.

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Die Analyse der Varianzanteile auf den verschiedenen Ebenen des Wachstumsmodells weist darauf hin, dass auf der intraindividuellen Ebene keine signifikante Restvarianz verbleibt, die es zu erklären gilt. Mit Blick auf die so genannten Nullmodelle (siehe An-hang D) konnte die Varianz jedoch reduziert werden58.