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Editionsprinzipien: Text und Apparate, herangezogene Zeugen

1. Die Ausgabe hält sich im Wesentlichen an das handschriftliche Original, d.h. der Text er-scheint weitgehend wie in der Handschrift, jedoch – bis auf die Abecedarien von ff. 1r, 2r – transli-teriert in kyrillischer Schrift, unter Beibehalt der Seiten und, soweit technisch möglich, der Zeilen, von Hoch- und Tiefstellungen und ohne Korrektur der zahlreichen Schreibfehler, aufgrund derer der PsDem als Grundlage für eine kritische Rekonstruktion nicht in Frage kommt.

Editorische Eingriffe mit der Ausnahme der Einführung des Wortabstands und des Trenn-strichs am Zeilenende sowie der Verszählungen werden im Text wie folgt vermerkt:

Haplographien: - wie in же-с oder е-стъ-ѕѧ Dittographien: () wie in (къ) къто

Unleserliche und schwer lesbare Stellen: [] wie in [в]ѣка Ergänzungen: < > wie in т<е>бе

Physische Schäden der Hs. werden durch geschweifte Klammern verdeutlicht. In Fällen mit Textverlust werden fehlende Buchstaben über Punkte verdeutlicht: {…}; Stellen ohne Textverlust hingegen bleiben leer und zeigen nur durch ihre Länge den ungefähren Umfang des Schadens an.

Das Zeilenende wird dort, wo seine Einhaltung nicht möglich ist, über Schrägstrich / gekenn-zeichnet.

Kyrillische Buchstaben und ganze Passagen sind unterstrichen, z.B. ПЪСЛМ.

Schmuckinitialen am Versbeginn sind sowohl durch ihre Größe (14pt), als auch durch Grau-druck hervorgehoben, kleinere, geschmückte Initialen durch normale Großbuchstaben (12pt) und Graudruck, ungeschmückte lediglich durch Großbuchstaben. Im Falle von übertünchten Klein-initialen wird auf Graudruck zurückgegriffen.

Ligaturen sind über Kursive, bei Demetrius durch Steilschrift verdeutlicht: молтвъ

(младенъцѧ).

Korrekturen sind nach Möglichkeit durch ihre geringere Größe vom normalen Text abgeho-ben.In der Transliteration gibt ї das breite , і das schmale · wieder (nota bene: die beiden Vari-anten lassen sich nicht immer streng voneinander abgrenzen!), Ф das alte Frt Ф, f das neue, aus dem Griechischen entlehnte; die U-Ligatur ist mittels ꙋ wiedergegeben, Ik durch у.

Nachträgliche Einfügungen des Demetrius sind über Kursivdruck verdeutlicht. Die lateinische Minuskelhand auf f. 2r oben ist in lateinischer Minuskel wiedergegeben.

Der Text des PsDem ist in Versen angeordnet; die Verse und Versikel (RAhlFs 1979, 74: Sti-choi) werden gemäß der Standardausgabe der Septuaginta von Rahlfs gezählt, um den Vergleich mit der griechischen und durch sie mit anderen ksl. Ausgaben, die in der Reihenfolge ihrer Num-merierung von Versen abweichen (cf. MAcRoBeRt 2012, 477–480), zu erleichtern. Die Verweise im kritischen Apparat basieren ebenfalls auf dieser Einteilung.

2. Der Apparat dient zwei Funktionen, und zwar: zunächst, um verderbte Passagen zu erklären und Schreibfehler zu erhellen; und dann, den PsDem in seiner Stellung innerhalb der Tradition der Psalter-Rezension I (gemäß MAcRoBeRt 1998; vgl. auch thoMson 1998, 803–808) zu lokalisieren.

Dementsprechend besteht er aus zwei Teilen: Der erste Teil bietet Korrekturen, die in allen aus-gewählten Parallelzeugen durchwegs Unterstützung finden, wobei Schreibfehler und beschädigte

Passagen mit lege, Auflösungen von Abkürzungen und dgl. mit scil. notiert sind und mit pro auf Fehlinterpretationen und Korrekturen der Kopisten verwiesen wird. Der zweite Teil des Apparats enthält die textologisch relevanten Abweichungen zwischen dem PsDem und den herangezogenen Zeugen. Beide Teile sind prinzipiell negativ, d.h. es werden nur von PsDem abweichende Lesarten notiert; implizit bedeutet das, dass alle nicht angeführten Zeugen unserer Auswahl mit PsDem übereinstimmen, sofern sie nicht defekt sind. Das Gesagte gilt prinzipiell auch für den Apparat der Demetriuspassagen, nur dass hier im Variantenapparat die Zeugen der (wenigen) bisher bekannten Vergleichsdenkmäler an Ort und Stelle notiert sind (vgl. auch Kap. V.4).

Um Rezension I zu kennzeichnen, wurden folgende Zeugen ausgewählt und jeweils mit einem aus einem einzigen Buchstaben bestehenden Sigel versehen:

S = PsSin (ed. seveRJAnov 1922; MAReš 1997; Faksimiles von AltBAueR 1971 und tARnAni

-dis 1988). Er wird in der Regel als das früheste Zeugnis der Rezension I angesehen und steht nach gegenwärtiger Auffassung mit PsDem in einer besonders engen Beziehung (tARnAnidis 1988, 98);

P B = die beiden kommentierten kyrillischen Psalter des Pogodin und von Bologna (heraus-gegeben von JAgić 1907; B phototypisch reproduziert in Dujčev 1968); denn sie gehen zwar auf glagolitische Vorlagen zurück und sind sprachlich und textologisch konservativ, zeigen aber nicht die textologischen Eigenheiten und Lücken des kommentierten Psalters von Tolstoj (Varianten in JAgić 1907; Szulc 2000-01; MAcRoBeRt 1993, 69–77) und des kommentierten Wiener bzw.

Fraščić-Psalters (herausgegeben von HAMM 1967; GRABAR 1985, 81–96). Letztere wurden nicht systematisch für den kritischen Apparat exzerpiert, sind aber unter den Sigeln Tol und Vin ange-führt, sofern sie für die folgende Diskussion relevant sind;

G D = der kyrillische Psalter des Grigorovič der Russischen Staatsbibliothek in Moskau F. 87, Nr. 4 (M. 1687) (PAvlovA 1978) anhand eines Mikrofilms, und der kyrillische Dečani-Psalter der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg F. 182, Nr. 17 (ed. MitRevski 2000, verglichen mit dem Mikrofilm), weil sie zu einem erheblichen Teil den sprachlichen Konservatismus und die textuellen Merkmale der Rezension I aufweisen (RiBARovA 1989) und zudem vollständiger sind als andere Psalterhandschriften ähnlichen Alters und vergleichbarer Art wie der Radomir-Psalter (MAkARiJoskA 1997) oder der Cod. 1 des Archivs der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia (Kodov 1969, 9–11)1;

V L = die kroatisch-glagolitischen Psalter von Paris und des Lobkowitz (herausgegeben von VAJs 1916), weil sie insgesamt sprachlich konservativ sind und der Rezension I folgen (vAlJAvec 1889-90), abgesehen von einer begrenzten Zahl leicht identifizierbarer Überarbeitungen nach la-teinischem Vorbild (die Ergänzungen zu den Psalmen 13 und 94 nach der lateinischen Tradition sind aus dem Apparat ausgeschlossen).

Nicht in den Apparat aufgenommen sind Lesarten der frühesten Zeugen der Rezension II aus dem kyrillischen Sinai- oder Byčkov-Psalter des späten 11. Jh.s (ed. AltBAueR & lunt 1978;

tARnAnidis 1988) sowie von der ksl. Übersetzung des Psalmenkommentars des Theodoret von Kyrrhos, fragmentarisch erhalten im Cod. Nr. 7/7 aus dem 11. Jh. (herausgegeben von PoGoRelov 1910a) und im Cod. Nr. 7/177 der Čudov-Sammlung im Moskauer Historischen Museum aus dem 15. Jh. (PoGoRelov 1910b), da es klar ist, dass diese Versionen, obwohl sie von Rezension I abstammen, sekundäre Übersetzungen darstellen und systematisch auf griechischer Basis redigiert wurden (jAgić 1884; PoGoRelov 1910b; MAcRoBeRt 1998 und 2005a; ThoMson 1998, 800–801, 810–815).

Die übliche Reihenfolge der Sigel im Apparat ist SPBGDVL. Wenn jedoch mehrere Varianten belegt werden, werden sie so weit wie möglich in der Reihenfolge ihrer Ähnlichkeit (zunächst der lexikalischen, dann der morphologischen) zum PsDem angeführt. Titloi sind im Variantenapparat reproduziert, aber zur besseren Lesbarkeit werden hochgestellte Buchstaben in die Zeile gezogen

1 Varianten aus anderen Repräsentanten der Rezension I finden sich in KARAčoRovA 1989.

und Diakritika weggelassen. Physische Lücken in den Zeugen sind durch lac. signalisiert, dies je-weils zu Beginn jeder Seite, für die sie relevant sind. Unleserliche Stellen werden mit non legitur markiert, Wiederholungen mit bis, Unterlassungen von Versen ebenso wie einzelnen Lesarten mit

‒. In einigen wenigen Fällen sind Emendationen von Zeugen in spitzen Klammern eingeführt < >;

selbstverständliche Fehler werden durch ! markiert.

Die Einträge im ersten Teil des Apparats sind wie folgt organisiert:

Das Lemma, eine Lesart des PsDem, wird durch das Zeichen ] hervorgehoben.

Darauf folgen die jeweilige Korrektur (implizit unterstützt von allen verfügbaren Zeugen) sowie etwaige Erklärungen.

Das Ende des Eintrags wird über das Zeichen || markiert.

Die Einträge im zweiten Teil des Apparats werden wie folgt dargeboten:

Das Lemma bzw. die Lesart des PsDem ist wieder durch das Zeichen ] markiert.

Lesarten, die in anderen Zeugen dem Lemma des PsDem vorangehen, werden jeweils durch das Zeichen ~ und mit dem jeweiligen Sigel verdeutlicht.

Varianten des Lemmas selbst sind mit dem jeweiligen Sigel des Belegs notiert.

Die Unterlassung des Lemmas in anderen Zeugen wird durch das Zeichen ‒ mit dem entspre-chenden Sigel angegeben.

Lesarten, die in anderen Zeugen dem Lemma des PsDem folgen, werden mittels + vor dem entsprechenden Sigel angeführt.

Das Ende des Eintrags ist wieder durch das Zeichen || gekennzeichnet.

Beispiele:

5.12a Да]  ~ B ї SVL ‒ P || bedeutet, dass PsDem die Lesart Да mit BG teilt und in B noch

 vorangeht, während SVL ї statt да zeigen und P keine Entsprechung hat (D ist an dieser Stelle defektiv).

13.6b же] ‒ SVL + гь B || bedeutet, dass PsDem die Lesart же mit PBGD teilt, während sie in SVL fehlt und B noch гь anfügt.

21.26b вьꙁдамь] гвѣ ~ VL + гв B || bedeutet, dass PsDem die Lesart вьꙁдамь mit SPBGVL teilt, aber in VL гвѣ vorangeht, während B гв danach anfügt (D zeigt eine Lücke an dieser Stelle).

27.8b ꙁащітітелъ] ꙁащтнкь D + мь сть G есть D || bedeutet, dass PsDem die Lesart ꙁащітітелъ mit SPBGVL teilt, während D dafür ꙁащтнкь zeigt und G noch мь сть anfügt, D hingegen nur есть.

50.18a бімъ] ѹбо ~ D б мь GD + ѹбо SPBGVL || bedeutet, dass PsDem die Lesart бімъ mit SPBVL teilt, GD dafür б мь zeigen und in D ѹбо vorangeht, wogegen es in SPBGVL auf das Lemma folgt.

51.3a ꙁълобою] во ~ SPB ѡ ~ GDVL ꙁълобо S ꙁлобѣ PBGDVL || bedeutet, dass ꙁълобою von PsDem ꙁълобо in S und ꙁлобѣ in PBGDVL entspricht, während SPB die Präposition во und GDVL die Präposition ѡ voranstellen.

54.20d Ї] ѣко ~ SG ѣко D ꙁане B ‒ L || bedeutet, dass PsDem die Lesart Ї mit SPGV teilt, aber SG ѣко voranstellen, während D ѣко und B ꙁане anstatt Ї haben und L keine Entsprechung aufweist.

An Stellen mit Variation – sei es bei der Auswahl oder Form von Wörtern oder in ihrer Abfol-ge –, werden als erste Wortstellungsvarianten zitiert, dann die Varianten auf der Wortebene, z. B.:

46.5a нъі въ] въ насъ S || нъї] нсь VL намъ PBGD + гь V || въ] ‒ PBGD ||

69.3b мънѣ ꙁъло] ꙁлаа мнѣ D || мънѣ] моемѹ S || ꙁъло] ꙁълѹ SP ꙁлаа G ꙁʼла VL ||

Wird auf mehrere Vorkommnisse desselben Wortes in einem Vers referiert, so wird ihre Unter-scheidung mittels hochgestellter Indexziffern ermöglicht, z. B.:

144.13a Црствіе1] црство SPBDV || Црствіе2] црство PBDVL ||

Wo eine Variante in PsDem oder anderen Zeugen mit hinreichender Wahrscheinlichkeit als Reminiszenz an eine andere Stelle im Psalter erklärt werden kann, wird die entsprechende Stelle mit cf. in Klammern angeführt, z. B.:

17.41b посрам (cf. 43.8b)] потрѣб SPBGVL ||

70.21b жівілъ (cf. 70.20b)] ѹтѣшілъ SBGDVL ||

26.12b неправедъні] + хъже не съвѣдѣхъ S (cf. 34.11) ||

69.3b хотѧщеі] мыслѧще G (cf. 34.4b) скѫще D (cf. 37.13b, 70.24b) ||

54.20b вѣкъ] +  прѣбваетʼ в вк VL (cf. 9.8a?) ||

Im Fall von S werden alle abweichenden Lesarten angeführt mit der Ausnahme jener, die auf mechanischen Schreibfehlern beruhen oder nur triviale graphische Unterschiede zeigen. Diese ausführliche Behandlung ist begründet durch die Notwendigkeit herauszufinden, ob PsDem eine Abschrift von S darstellt oder in einer weniger direkten Beziehung zu ihm steht.

Im Falle der anderen Zeugen gibt es keinen Beweis für eine Kopierbeziehung mit PsDem, und in der Tat wäre eine solche Beziehung auch nicht plausibel, da nach gegenwärtiger Datierung sämtliche ein Jahrhundert oder länger nach unserer Hs. geschrieben wurden, die Zeugen PBGD sich von PsDem in geografischer Hinsicht unterscheiden, und sowohl PB als auch VL Versionen enthalten, die bis zu einem gewissen Grad sekundär nach griechischer oder lateinischer Vorlage revidiert wurden. Wie in älteren kirchenslavischen Handschriften üblich, weisen sie eine Reihe von unbedeutenden Varianten auf, die auf lokalen Innovationen oder Normalisierungen der Recht-schreibung und Morphologie beruhen. Daher sind folgende Varianten aus dem Apparat ausge-schlossen:

(a) im Falle von PBGDVL:

mechanische Fehler wie die falsche Rubrizierung von Initialen, z.B. 39.7b тѣло] дѣло G;

Variation in der Schreibweise (aber nicht der Ableitungsformen) von Fremdwörtern, z. B.

арꙋнъ oder аронъ;

Variation zwischen състрѣлѣт und стрѣлѣт, егда und еда, л und л;

Variation zwischen -е und --Endungen in den Casus obliquus des Singulars der konsonanti-schen Substantivstämme;

Variation zwischen -е und - im Nominativ Plural von -jo-/-i-Substantiven;

Varianten der Endungen-охъ /-ѣхъ /-ехъ /-ахъ im Lokativ Plural von Substantiva;

geringfügige Variation von Verbalstämmen wie двж- / двꙁ- (so meist GD), пожрѣхъ / пожръхъ, ꙁлхъ / ꙁлꙗхъ, одѣна / одѣꙗна, посл / пошл.

(b) im Falle von BGDVL:

Variation von -ѣ- and -- in Imperativformen;

Endungsunterschiede von тꙑсѧщ;

Variationen der Dual-Endungen in der 2. Person, i.e. -е / -ѣ /-а;

der in GDL häufige und in BV sporadische Einsatz der unbestimmten N.pl.-Partizipialform auf -ще, unabhängig von Fall oder Geschlecht;

die wahllose Verwendung, insbesondere in GD, von же / еже, unabhängig von Geschlecht oder Kasus;

die morphologische Angleichung von Nominativ- und A.pl.-Endungen in BVL;

то anstelle von тъ in B und sporadisch in GD;

die Endungen der 3. Person Plural des Imperfekts anstelle von Aorist-Endungen in BG.

c) im Falle von VL:

ikavische Schreibweisen;

die geneuerten Nominalformen млтвь und светна;

die Adverbialform вкѹпь;

junge Formen von дат (einschließlich 67.10a да in L für дъждь).

Drei weitere Auslassungen im Apparat sind anderer und potenziell kontroverser Natur. Eine davon besteht in der Hinzufügung oder Auslassung der Konjunktion  „et“, vor allem zu Beginn ei-nes Versikels. Dies ist ein gewöhnliches Merkmal von GDL und tritt weniger häufig auch in SPBV auf. Im Prinzip könnte dies textologisch von Bedeutung sein, besonders dann, wenn das Merkmal in einer Gruppe von Handschriften auftaucht, am offensichtlichsten in PB, die eine spezifische, auf sekundärer Kontrolle nach griechischem Vorbild beruhende Texttradition zeigen. Da jedoch die Versikel häufig mit dieser Konjunktion beginnen, kann sie leicht von einem unaufmerksamen Schreiber hinzugefügt worden sein. Folglich werden Fälle, in denen das  nur in einem einzigen Zeugen bezeugt oder ausgelassen ist, aus dem Apparat ausgeschlossen.

Der zweite Fall betrifft die Behandlung der übersetzten Psalmenüberschriften und Marginal-glossen. In S sind sie vorhanden, in den kommentierten Psaltern PB werden sie noch um inter-pretative Elemente ergänzt, sie sind dagegen minimal in GD und fehlen in VL gänzlich. PsDem schwankt zwischen dem minimalen Stil von GD, ПСЛМЪ ДВЪ, i.e. псаломъ давыдовъ, und den volleren Überschriften in S, wenn auch oft mit Unterschieden in den grammatikalischen Formen (MAcRoBeRt 2013a, 176–177). In den Apparat aufgenommen sind nur die Überschriften-Lesarten von S, und das nur in jenen Fällen, in denen die Überschriften im PsDem und S eine vergleichbare Formulierung zeigen. Das Gleiche gilt für Varianten von Marginalglossen in S, die auch im PsDem auftreten.

Die dritte Auslassung betrifft die Diapsalmata. Die Tatsache, dass diese zwar in SPB vorkom-men, aber in GDVL fehlen, könnte bedeuten, dass sie ein gemeinsames Merkmal der frühen Text-tradition sind; allein, ihre unterschiedliche Häufigkeit und Verteilung stützt diese Ansicht nicht:

In PsDem sind neun Diapsalmata markiert, von denen drei (49.6b, 54.20b, 74.4b) in den 44 Vor-kommnissen von S nicht gezählt sind, obwohl einer von ihnen (49.6b) unter den elf auftaucht, die in PB vorkommen (MAcRoBeRt 2013a, 178–179). Ihre Position im PsDem und S an den Versenden und am Rand könnte darauf hindeuten, dass sie im Nachhinein angefügt wurden, aber die Lage einiger Diapsalmata, vor allem das innerhalb der Zeile liegende Diapsalma zu PsDem 65.4b und die auf separaten Zeilen zwischen Versikeln liegenden Diapsalmata zu S 76.5a und 88.38b zeigen, dass zumindest diese Beispiele aus der Vorlage des jeweiligen Kopisten reproduziert wurden.

Auch nach dem Ausschluss der besagten Fälle verbleiben im Apparat noch viele Varianten, die offensichtlich aus Schreiberentgleisungen oder lokalsprachlichen Überarbeitungen herrühren. Die Gründe, diese aufzunehmen, liegen ‒ abgesehen von der Notwendigkeit, die Beziehung zwischen PsDem und S genau zu erhellen ‒, in der Überlieferung der Rezension I, deren Zeugen meist als sprachlich konservativ charakterisiert werden können, aber nicht Gegenstand systematischer tex-tueller Kontrolle waren (MAcRoBeRt 2008), außer zu bestimmten Zeitpunkten, wo eine bewusste Revision vorgenommen wurde, z. B. bei der Übersetzung von Hesychios’ Kommentar zu den Psal-men oder der kroatischen Harmonisierung der kirchenslavischen und lateinischen Psaltertexte.

Vor diesem dunstigen Hintergrund relativ banaler Varianten treten trotzdem eine Reihe von wichtigen Punkten hervor, die es verdienen, in Kürze skizziert zu werden:

1. Es ist klar, dass das PsDem und S eine Reihe wichtiger Gemeinsamkeiten zeigen:

(a) Beide wurden von einem Team von Schreibern verfasst, die offenbar in Eile gearbeitet haben, dadurch Flüchtigkeitsfehler machen mussten und sich zeitweise wohl auf ihre ungefähre Erinnerung an den Text verlassen haben, anstatt aufmerksam von ihrer Vorlage zu kopieren.

(b) Beide gehören zu einer glagolitischen Handschriftentradition, was durch Fehler wie die Verwechslung von Buchstaben von ähnlicher Form signalisiert wird: Vgl. etwa PsDem 106.34a сладънѫ für слатінѫ, 106.36a въсеті für въселі, 113.11c въісходѣ für въсхотѣ, 147.5a водъ[н]ѫ für влънѫ mit 138.2a вѣдѣне für сѣданіе in S.

(c) Sie teilen einige sprachliche Regionalmerkmale, insbesondere die Unsicherheit im Ein-satz von въ- und ѹ- am Wortanfang: So ist PsDem 106.40a въніъженіе vergleichbar mit 77.8d въвѣрі, 92.1c ѹселенѫѭ und 97.7b ѹселенаѣ in S. Beide zeigen auch eine eigentümliche Behand-lung von Fremdwörtern, vgl. insbesondere 42.4a алътарꙋ und 134.9b фараоса.

(d) Beide enthalten eine Reihe von altertümlichen sprachlichen Eigenheiten wie братръ in 49.20a, 68.9a, 121.8a und 151.1a, ньже in 38.6b, Supinum in 40.7a, 58.16a, 95.13b und 103.9b und die 3. pl. des Imperativs in 108.8a und 9a; diese Lesarten gehen entweder in der späteren Überlieferung der Rezension I verloren oder finden sich allenfalls noch gelegentlich in seinen eher konservativen Vertretern: 49.20a, 68.9a, 40.7a, 108.8a und 9a in P, 58.16a in PVL.1 In 111.8b und 141.8c stimmt PsDem mit S in der ungewöhnlichen Form доіждеже überein, die sonst hauptsäch-lich im Suprasliensis (von ARniM 1930, 216–219) auftritt.

(e) Sie teilen eine eigentümliche Auswahl lexikalischer Einheiten. Beide bevorzugen ютро in 5.4a und 4b, 89.14a, 91.3a und 142.8a gegenüber ꙁаѹтра; das erste Beispiel wird nur von P, die anderen drei nur von VL unterstützt.2 In 44.10c und 14b und 143.12d setzen прѣкꙋщена und ꙋкꙋщеніе den PsDem und S ab von den späteren Zeugen der Rezension I mit der vereinzelten Ausnahme von P in 44.14b. Noch auffälliger sind solche Raritäten wie прѣдѣ 16.13a,3 Поконъ 110.10a und das einzige gemeinsame Beispiel von рѣснота in 39.11b.

(f) Ansonsten sind ihre lexikalischen Präferenzen zwar weniger ausgeprägt, aber immer noch konservativ innerhalb der Tradition der Rezension I, vgl. z.B. 16.14e und 75.11b отълѣкъ, 67.26a und 93.15b юдѣ, 25.10b мъіто, 36.24a порѫтітъ сѧ , 77.46a ерꙋсові, 77.47b ръніцѧ, 87.11b баліѩ und ѩдро gegenüber скоро passim. Diese Wörter sind sonst hauptsächlich in P zu finden, in einem geringeren Ausmaß auch in B4, doch ist mitunter auch das von VL vertretene Zeugnis der kroatischen Tradition relevant, insbesondere zur Unterstützung von сканъдѣлъ in 140.9b, wo P und D die gemischte Lesart съблаꙁнь дѣль zeigen. Außerdem bieten PVL unterstützende Belege für den Wechsel in PsDem und S von ашютъ in 34.7a und 19b zu спꙑт von 68.5a an, vermutlich als Folge einer Revision in einem früheren Stadium der Tradition (MAcRoBeRt 1993, 66–67).

(g) Sie weisen gemeinsame Kopistenfehler auf: So z. B. lassen sie beide die Negationspartikel in 17.37b aus und verdoppeln sie in 18.4b, während ї бъ von 84.13 in S vermutlich auf Fehlver-ständnis von їбо гъ beruht und entsprechend korrigiert wird zu Їбо гъ in PsDem. Auf der Grundla-ge dieser Ähnlichkeiten, zusammen mit den oben Grundla-genannten, kann Grundla-geschlossen werden, dass S und

1 So auch 40.7a, 95.13b, 108.8a und 9a in Tol und 49.20a, 58.16a, 103.9b in Vin.

2 So auch 89.14a und 142.8a in Tol und 89.14a, 91.3a und 142.8a in Vin.

3 So auch in Vin.

4 So auch in Tol, der mit P zu harmonieren scheint, während Vin bisweilen B unterstützt.

PsDem eng miteinander verwandt sind, nicht nur typologisch, regional und rezensionell, sondern auch durch eine gemeinsame Kopiertradition.

2. Ein komplexeres Bild ergibt sich aus den gemeinsamen Lesarten in S und PsDem, die eher interpretative Eingriffe oder eine tiefer liegende Textschicht reflektieren, als einfachen sprachli-chen Konservatismus. Einige davon sind isoliert, z. B. 19.8a въ орѫжхъ als Übersetzung von ἐν ἅρμασιν und 24.17b іꙁведі, das der griech. Mehrheitslesart ἐξάγαγε entspricht, im Gegensatz zu den übereinstimmenden Lesarten von PBGDVL на колеснцахъ and ꙁбав, die auf der Minder-heitsvariante ῥῦσαι basiert. Einige werden von anderen frühen Zeugen der Rezension I unterstützt, z.B. 84.5a снеі нашіхъ wie in PB gegenüber спстлю нашь in GDVL, die offensichtlich die Diskre-panz zwischen dem üblichen griech. τῶν σωτηρίων ἡμῶν und salutaris noster in der lat. Tradition widerspiegeln; oder 70.20c древле in PBVL vs. пакы in GD als Widerhall der griech. Varianten πάλαι und πάλιν.

Es gibt aber auch Stellen, in denen S und PsDem mit der liturgischen Tradition übereinstim-men, vor allem mit DVL gegenüber den kommentierten Psaltern PB. Der Gebrauch des Reflexi-vums in 9.6b потрѣбт сѧ wie in DL setzt einen anderen Ausgangspunkt voraus als ἐξήλειψας, das zu потрѣб in PBV führte und потрѣбль есі in G. Verschiedene Ansätze der Interpretation des Textes sehen wir in 64.2b [об]ѣтъ, auch ѡбѣт in DVL, für εὐχή anstatt млтва in PBG, 77.26b ꙁападенъ wie in L, auch ꙁапад in DV, für λίβα statt лвѫ in PBG, 117.27a просвътѣ сѧ wie in GVL für ἐπέφανεν statt ꙗв сѧ in PBD, 119.5b темънаѣ wie in VL für Κηδαρ statt den Formen кдарьска in GD und PB.

Obgleich gemeinsame Reminiszenzen in mehr als einer Hs. natürlich auch rein zufällig auftre-ten können, stellen sie gelegentlich auch Reflexe der griech. oder lat. Textüberlieferung dar5. So gibt es Fälle, in denen die sprachlich recht konservativen Zeugen SPB und PsDem übereinstim-mend von der gemeinsamen Tradition in GDVL abweichen:

52.2b беꙁаконіхъ] нананхъ GDV (cf. 13.1b)

59.14b тѫжащѧѩ] сътѫжаѭщѩѩ SPB врагы GDVL (cf. 107.14b) 93.20a прѣбѫдетъ] прібѫдетъ SPB прдет GDVL (cf. 35.12a)

Allerdings trennen einige Reminiszenzen die kommentierten Psalter PB6 von S, PsDem und anderen liturgischen Psaltern:

Anderswo ist die Verteilung von gemeinsamen Lesarten weniger klar, scheint aber S und Ps-Dem zu verknüpfen mit dem kyrillischen liturgischen Psalter D. Das wohl auffälligste Beispiel ist hier die interpretative Wiedergabe von 73.15b Ηθαμ als наводъненіе[м], neben наводьненꙑѩ in SB und наводныѫ in D, im Gegensatz zu фамовы in P, еѳамл in G und етамʼ in VL. Griech. Textva-rianten werden in S, PsDem und D reproduziert in den singulären Pronominal- und Verbalformen von 34.8a-c, den Varianten 26.9d остав für ἐγκαταλίπῃς statt прѣꙁр für ὑπερίδῃς in PBGVL und 91.15a єще für ἔτι statt тѹ für τότε in PBGVL. Die Beziehung wird von einer gemeinsamen Reminiszenz mit GD unterstützt:

48.10a ꙋтвръді (cf. 111.8a, 138.6b?)] ꙋтрѹд PBVL.

Diese Art der Variation impliziert, dass eine Reihe von kleinen Änderungen an der Rezension I auf der Grundlage eines Vergleichs mit dem Griechischen oder Lateinischen stattfand, und zwar

5 Das Ausmaß westlicher, vermutlich lateinischer, Texteinflüsse auf den frühen ksl. Psalter wurde unterschiedlich bewertet (vgl. LépissieR 1964; PAntelić 1970 bzw. die Zusammenfassung in ThoMson 1998, 806–807).

6 So auch Tol und Vin, außer in 84.6b.

nicht nur zu jenen Zeitpunkten, zu denen die kommentierte Version oder die kroatische Fassung

nicht nur zu jenen Zeitpunkten, zu denen die kommentierte Version oder die kroatische Fassung