• Keine Ergebnisse gefunden

Alle im Melkstand durchgeführten Erfassungen der Zitzenkondition wurden von trainierten Untersuchern in Zweierteams durchgeführt. Die Abstimmung der zwei Untersucher untereinander sollte Untersuchereffekte vermeiden und ermöglichte eine sorgfältige Dokumentation der Befunde.

5.1.1 Erfassung der Zitzenmaße

Die in der Prävalenzstudie verwendete Methode zur Erfassung der Zitzenmaße mit Hilfe eines Zollstocks ermöglichte ein zügiges Erfassen der Daten, ohne die täglichen Abläufe im Melkstand zeitlich zu verzögern. ZWERTVAEGHER et al. (2013) konnten zeigen, dass diese Methode eine gute Wiederholbarkeit von Messung zu Messung und eine angemessene Reproduzierbarkeit zwischen den Untersuchern hat, wenn diese trainiert im Umgang mit den Tieren sind. Die Verwendung einer Schublehre hat nach ZWERTVAEGHER et al. (2013) eine schlechtere Reproduzierbarkeit zwischen

den Untersuchern, da die Ergebnisse von dem Druck abhängen, der bei der Messung am Gewebe angelegt wird. Die Verwendung eines für die Erfassung von Breite und Länge der Zitze entwickelten Messinstrumentes in einem Schritt wäre aufgrund der dafür beschriebenen guten Wiederholbarkeit und Reproduzierbarkeit und der einfachen Handhabung (ZWERTVAEGHER et al. 2013) möglich gewesen.

Andere Autoren verwendeten solche Instrumente (HUBAL 2010). Bei der Erfassung von Zitzenlänge und der Zitzenbreite mit diesem Instrument wird die Zitzenbreite stets an der Zitzenbasis erfasst. Für die Zitzenkondition ist jedoch die Breite der Zitze im Bereich des Zitzenschaftes entscheidender, da so die Anpassung des Zitzengummis geprüft werden kann. Die hier gewählte Methode der Vermessung mit einem Zollstock ermöglicht die Vermessung im Bereich des Zitzenschaftes und wurde daher für die Versuche ausgewählt.

5.1.2 Erfassung von Zitzenform und Zitzenkuppenform

Die Erfassung der Zitzenform und der Zitzenkuppenform erfolgte nach den Beschreibungen von GRUNERT (1990). Die entsprechenden Schlüssel entstammen der deutschsprachigen Literatur und sind gut beschrieben. Für die Zitzenform werden in der Literatur verschiedene Erfassungsschlüssel angeboten. Im Wesentlichen werden stets normale, zylindrisch geformte Zitzen von trichterförmigen Zitzen und birnenförmigen Zitzen, die der Beschreibung der Flaschenzitzen bei GRUNERT (1990) entsprechen, unterschieden (BAKKEN 1981, BINDE u. BAKKE 1984). Die Beschreibungen von GRUNERT (1990) umfassten noch weitere Zitzenformen, die im vorliegenden Versuch jedoch sehr selten nachgewiesen und daher später mit den flaschenförmigen Zitzen als eine Gruppe zusammengefasst wurden. Die visuelle Erfassung der Zitzenform war einfach durchzuführen.

Für die Zitzenkuppen beschreibt GRUNERT (1990) fünf verschiedene Formen, die in ähnlicher Form, wenn auch anders benannt, auch von anderen Autoren beschrieben werden (CRYSTAL et al. 1999; GRAFF 2005). Auch hier war die visuelle Erfassung durch die klare Unterscheidung einfach durchzuführen.

5.1.3 Erfassung der Zitzenkonditionsstörungen 5.1.3.1 Akute Zitzenkonditionsstörungen

Die Erfassung der akuten Zitzenkondition erfolgte visuell und palpatorisch. Die Erfassung der Zitzenhautfarbe als Indikator für eine möglicherweise vorhandene Kongestion wird in der Literatur beschrieben (MEIN et al. 2001) und ist leicht zu erlernen und zügig durchführbar. Zitzenödeme können zum einen palpatorisch erfasst werden (MEIN et al. 2001), zum anderen besteht die Möglichkeit der Verwendung eines nach HAMANN modifizierten Cutimeters (Nr. 33865, Hauptner, Solingen, Germany). Bei der Anwendung eines Cutimeters muss bereits vor dem bzw. beim ersten Kontakt mit der Zitze eine Messung erfolgen, die unmittelbar nach der Melkzeugabnahme nach dem Melken wiederholt wird. Die Auswertung erfolgt dann durch den Vergleich der gemessenen Werte vor und nach dem Melken. Dieses Verfahren ist daher deutlich aufwändiger und erfordert eine zusätzliche Person für die Durchführung im Melkstand. Der Vorteil dieser Methode liegt in der quantitativen Aussage über die Entwicklung der Gewebefestigkeit während des Melkens. Bei der palpatorischen Erfassung können im gleichen Untersuchungsschritt auch Ringe im Bereich der Zitzenbasis erfasst werden. Die palpatorische Erfassung ist einfacher und schneller durchzuführen, leicht zu erlernen und ergibt eine qualitative Aussage.

Für die hier durchgeführten Versuche, bei denen die Abläufe im Melkstand wenig gestört werden sollten und große Tierzahlen erfasst wurden, war die palpatorische Erfassung daher die Methode der Wahl. Die Arbeit in Zweierteams gewährleistet dabei, dass die Befunde nicht vom subjektiven Eindruck eines einzelnen Untersuchers abhängen.

5.1.3.2 Erfassung der chronischen Zitzenkondition

Die Erfassung der chronischen Zitzenkondition erfolgte nach dem von MEIN et al.

(2001) beschriebenen Schlüssel. Dieser Schlüssel wurde zuvor bereits von

NEIJENHUIS (1998) für die Erhebung von Daten im Feld empfohlen und von verschiedenen Autoren verwendet (BREEN et al. 2009 a und b; HUBAL 2010; De PINHO MANZI et al. 2012). Er ist leicht zu erlernen und für eine zügige Einstufung der Hyperkeratoseausprägungen im Melkstand geeignet. Durch die Untersuchung in Zweierteams wurde ein Untersuchereffekt vermieden.

5.1.4 Entnahme und Untersuchung der Viertelgemelksproben

Die Entnahme und Untersuchung der Viertelgemelksproben erfolgte nach den Richtlinien der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG 2009). Die Entnahme erfolgte durch geübte Untersucher. Die unhygienischen Bedingungen im Melkstand und die zeitliche Einschränkung, die eine zügige Entnahme der Proben nötig machte, haben zu dem hohen Anteil kontaminierter Proben beigetragen. Eine Entnahme der Milchproben außerhalb der normalen Melkzeit und getrennt von der Beurteilung der Zitzenkondition hätte eine Verbesserung bringen können.

Die Untersuchung der Proben im Labor erfolgte unter guten hygienischen Bedingungen und durch ausgebildetes Personal. Die Einstufung einer Probe als kontaminiert erfolgte, wenn drei oder mehr verschiedene Kolonietypen gefunden wurden, auch wenn ein Kolonietyp dominant vorhanden war. Eine weniger strenge Auslegung hätte den Anteil verwertbarer Befunde bei den Viertelgemelksproben erhöhen können.

5.2 Prävalenz von morphologischen Merkmalen und