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Um die Zitzenkonditionssituation einer Milchviehherde einschätzen zu können, empfehlen REINEMANN et al. (2001) bei einer Herdengröße von bis zu 80 Kühen, möglichst alle Tiere zu beurteilen. Bei einer Herdengröße von 80 bis 400 Tieren sollten mindestens 80 Tiere und bei einer Herde mit mehr als 400 Tieren wenigstens 20% der Tiere begutachtet werden. Dabei sollen repräsentative Stichproben aus allen Fütterungs- und Managementgruppen Berücksichtigung finden.

Sind bei mehr als 20 % der Tiere Rötungen oder Zyanosen der Zitzenhaut zu finden oder haben mehr als 20 % der Tiere Zitzen mit palpierbaren Schwellungen an der Zitzenbasis, ist eine nähere Ursachenbetrachtung nötig (MEIN et al. 2001). Gleiches gilt bei einem Befund von mehr als 20 % Tieren mit Zitzen, die Hinweise auf ödematöse Veränderungen an Zitzenschaft oder -kuppe aufweisen (feste Konsistenz, Schwellung) oder wenn bei mehr als 10 % der Tiere petechiale Blutungen auftreten. Für die Beurteilung chronischer Zitzenkonditionsstörungen nach MEIN et al. (2001) gilt, dass nicht mehr als 20 % der Tiere Zitzen mit Hyperkeratosen haben sollten, die als rau oder sehr rau beurteilt werden und weniger als 10 % der Tiere Zitzen aufweisen sollten, deren Hyperkeratosen als sehr rau beurteilt werden.

Offene Läsionen sollen bei weniger als 5 % der Tiere auftreten (Tabelle 7).

Tabelle 7 Richtwerte für die Beurteilung der Zitzenkondition, bei deren

Überschreitung nach MEIN et al. (2001) eine nähere Ursachenforschung empfohlen wird

Zitzenkonditionstörung Richtwerte für die Beurteilung der Zitzenkondition

Kongestionen/ Zitzenhautfarbe mehr als 20 % der untersuchten Tiere haben gerötete oder blaue Zitzen

Ringbildung an der Zitzenbasis mehr als 20 % der untersuchten Tiere haben Zitzen mit einer deutlichen Schwellung oder einem palpierbaren Ring an der Zitzenbasis Ödeme mehr als 20 % der untersuchten Tiere haben

Zitzen, die geschwollen oder fest sind

Petechiale Blutungen mehr als 10 % der untersuchten Tiere haben Zitzen mit petechialen Blutungen

Offene Läsionen mehr als 5 % der untersuchten Tiere haben Zitzen mit offenen Läsionen oder Rissen

Hyperkeratosen mehr als 20 % der untersuchten Tiere haben Zitzen, die schwere oder sehr schwere Hyperkeratosen aufweisen

mehr als 10 % der untersuchten Tiere haben Zitzen, die sehr schwere Hyperkeratosen aufweisen.

3 Material und Methoden 3.1 Studienaufbau

Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei Studien durchgeführt. In einer Querschnittsstudie wurden zunächst die Prävalenzen von Zitzenkonditionsstörungen und einigen tierindividuellen Faktoren, darunter Zitzenmaße und -formen, Zitzenkuppenformen, Laktationsstadium und Laktationsnummer auf 15 Betrieben einmalig erhoben. Die gesammelten Daten zu Zitzenkondition und tierindividuellen Faktoren wurden anschließend auf Assoziationen zueinander untersucht.

In einer Longitudinalstudie wurden Tiere eines Betriebs ausgewählt und über einen Zeitraum von zehn Monaten regelmäßig auf Zitzenkonditionsstörungen untersucht.

Gleichzeitig wurden Viertelgemelksproben entnommen und der Eutergesundheitsstatus auf Basis der Befunde einer zytobakteriologischen Diagnostik ermittelt. Anschließend wurde das gesammelte Datenmaterial im Hinblick auf Einflüsse der Zitzenkondition auf die Eutergesundheit untersucht.

3.1.1 Betriebe und Tiere der Prävalenzstudie

Die Datenerfassung fand zwischen Mai 2009 und November 2010 statt.

Es wurden 15 Betriebe Nord- und Mitteldeutschlands (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern) ausgewählt. Die Auswahlkriterien umfassten die Bereitschaft des Milcherzeugers oder Betriebsleiters an der Mitarbeit, eine konventionelle Bewirtschaftung, die mehrheitliche Haltung schwarzbunter Tiere der Rasse Deutsche Holstein und ein hohes Leistungsniveau (mindestens 8000 Liter Milch pro Kuh und Jahr). Bei der Auswahl der Betriebe war die Stallhaltung im Boxen-Laufstall die einzig zugelassene. Eine regelmäßige Prüfung der im Betrieb genutzten Melktechnik nach ISO 5707:1996, wobei seit der

letzten Prüfung nicht mehr als ein Jahr vergangen sein sollte, war ebenfalls erforderlich für die Teilnahme an der Studie. Die Betriebsgrößen (melkende Herde mit trockenstehenden Tieren) lagen zwischen 80 und etwa 2000 Tieren und entsprachen damit den regionalen Strukturen. Die ausgewählten Betriebe umfassten sowohl kleine Herden in familiärer Bewirtschaftung als auch genossenschaftlich geführte Großbetriebe. Betrieb G melkte als einziger teilnehmender Betrieb dreimal täglich.

Für die Untersuchung wurden im Melkstand Tiere aller Laktationsstadien und -nummern zufällig ausgewählt. Von der Untersuchung ausgeschlossen waren Tiere, die nicht der Rasse Deutsche Holstein angehörten, Tiere mit klinischen Symptomen einer Euterentzündung (Rötung, Schwellung) oder Tiere, die wegen einer Mastitis behandelt wurden.

3.1.2 Betrieb und Tiere der Longitudinalstudie

Die Longitudinalstudie wurde auf einem Betrieb in Sachen-Anhalt mit durchschnittlich 800 laktierenden Kühen der Rasse Deutsche Holstein durchgeführt. Der Betrieb melkte seine Tiere zweimal täglich im Abstand von 12 Stunden in einem Melkkarussell der Firma Westfalia mit 40 innenliegenden Melkplätzen. Die Melkanlage wurde jährlich nach ISO 5707:1996 geprüft.

Zu Beginn des Versuchs wurde eine Tiergruppe von 140 Tieren ausgewählt, die sich zum ersten Untersuchungszeitpunkt in den ersten 75 Tagen ihrer Laktation befanden. Ausgeschlossen wurden Tiere, die in der angefangenen Laktation bereits wegen einer Mastitis behandelt worden waren, in der letzten Milchleistungsprüfung vor Versuchsbeginn mehr als 250.000 somatische Zellen/ ml Gesamtgemelk hatten oder keine vier funktionsfähigen Drüsenviertel aufwiesen. Tiere mit entzündlich bedingten Euterödemen waren ebenfalls von der Befundung ausgeschlossen.

Euterödeme des peripartalen Zeitraumes wurden durch Palpation festgestellt und als Ja-Nein-Entscheidung (vorhanden = ja; nicht vorhanden = nein) dokumentiert.

3.2 Erfassung der Zitzenkondition

Die Besuche in den Betrieben der Prävalenzstudie erfolgten zu einer Morgen- oder Abendmelkzeit. Die Beurteilung und Dokumentation wurden im Melkstand durchgeführt. Die Untersucher wurden zu Beginn der Erhebungen geschult und arbeiteten stets in Zweierteams, wobei eine Person im Wesentlichen die Palpation und Sichtung der Tiere durchführte, während die zweite Person neben der Sichtung der Tiere auch mit der Dokumentation betraut war. Durch die Arbeit mit zwei Untersuchern, die zu übereinstimmenden Befunden kommen, sollte ein Untersuchereffekt ausgeschlossen werden.

Im Rahmen der Longitudinalstudie erfolgte die Erfassung der unten aufgeführten Parameter in monatlichem Abstand über zehn Monate ebenfalls durch geschulte Untersucher in Zweierteams.

Die vorliegende Studie geht von einer weitgehenden Rechts-Links-Symmetrie des Euters aus. Bei jedem Versuchstier wurden jeweils eine rechte Vorder- und eine rechte Hinterzitze beurteilt. Wichen die linken Euterviertel von diesen Befunden ab, wurde diese Abweichung gesondert dokumentiert. Erfasst wurden das Vorliegen eines Euterödems, die Zitzenlänge, der Zitzendurchmesser, die Zitzenform, die Zitzenkuppenform sowie akute und chronische Zitzenkonditionsstörungen.

3.2.1 Zitzenlänge und Zitzendurchmesser

Die Zitzenmaße wurden durch Messung mit einem Zollstock erfasst. Die Zitzenlänge wurde als Abstand zwischen der Zitzenbasis am Übergang zum Euterboden und der Zitzenspitze gemessen. Der Zitzendurchmesser wurde 1 cm oberhalb der Zitzenspitze erfasst (Abbildung 2). Die Angabe erfolgte in Millimetern.

Abbildung 2 Erfassung von Zitzenlänge- und Durchmesser (Foto: Jan-Hendrik Paduch)

3.2.2 Zitzenform und Zitzenkuppenform

Für die Benennung der Zitzen- und Zitzenkuppenformen wurden die Beschreibungen von GRUNERT (1990) verwendetet. Es wurden sieben Zitzenformen (Tabelle 1) und fünf Zitzenkuppenformen (Tabelle 2) unterschieden. Die Erfassung erfolgte adspektorisch.

3.2.3 Zitzenkonditionsstörungen 3.2.3.1 Akute Zitzenkonditionsstörungen

Die Beurteilung der akuten Zitzenkonditionsstörungen wurde im Anschluss an das Melken, 30 bis 60 Sekunden nach der Melkzeugabnahme und vor der Zitzendesinfektion durchgeführt.

Akute Zitzenkonditionsstörungen wurden als Abweichungen von einer blassrosa oder rosa Zitzenhautfarbe und einer weichen Gewebetextur nach dem Melken erfasst. Die Zitzenhautfarbe diente als Indikator für möglicherweise vorhandene Kongestionen und wurden als Abweichung von blass-rosa (Kategorie „br“) oder rosa („r“) nach rosa-blau („rb“) oder blau („b“) dokumentiert. In der Longitudinalstudie wurden daneben die Ausprägungen blass („bs“) und blass-rosa-blau („brb“) erfasst.

Ödeme wurden durch Palpation der Zitzen erfasst, wenn eine teigige Konsistenz festgestellt wurde. Unterschieden wurden Ödeme der Zitzenspitze (Kategorie „s“), bei denen nur das untere Drittel der Zitze eine teigige Konsistenz hatte, Ödeme der Gesamtzitze („g“), bei denen der gesamte Zitzenschaft eine teigige Konsistenz aufwies, und das Fehlen eines fühlbaren Ödems („n“). Daneben wurde durch Betasten das Vorhandensein eines sogenannten Ringwulstes, also einer fühlbaren teigigen Schwellung im Bereich der Zitzenbasis, geprüft (vorhanden = „ja“, nicht vorhanden = „nein“).

3.2.3.2 Chronische Zitzenkonditionsstörungen

Für die Erfassung chronischer Zitzenkonditionsstörungen (Hyperkeratosen) wurde der Bewertungsschlüssel nach MEIN et al. (2001) verwendet. Anstelle der Buchstabenkürzel wurden die Ziffern von 0 bis 3 verwendet (Tabelle 8; Abbildung 3).

Die Erfassung erfolgte nach der Milchprobenentnahme.

Tabelle 8 Erfassungsschlüssel Hyperkeratosen in Anlehnung an MEIN et al. (2001) Bezeichnung nach MEIN et

al. (2001)

Bezeichnung in der

vorliegenden Studie

Beschreibung

(N) no ring 0 Zitzenkuppe ohne hyperkeratotische

Veränderungen (S) smooth or slightly

rough ring

1 leicht erhabener Ring, nicht oder nur wenig rau, keine Fortsatzbildung

(R) rough 2 erhabener, rauer Ring, vereinzelt Fortsätze

(VR) very rough 3 deutlich erhabener, rauer Ring, raue Fortsätze

Score 1 Score 2 Score 3 Abbildung 3 Hyperkeratosescore 1-3 (Fotos: Jan-Hendrik Paduch)

3.3 Erfassung von Daten der Milchleistungsprüfung und Melkdaten

Neben der Erfassung im Melkstand wurden in Betrieben mit Milchmengenmessung und Tiererkennung Daten aus der monatlichen Milchleistungsprüfung zu Laktationsnummer und -stadium aufgenommen. Mit Hilfe der Tiererkennung ließen sich die entsprechenden Daten den Befunden der Einzeltiere aus dem Melkstand zuordnen. Durch die Milchmengenerfassung konnten die Milchmenge und die Melkdauer der Einzeltiere in der untersuchten Melkzeit erfasst und zugeordnet werden. Die theoretische Melkdauer wurde nach MEIN und HAMANN (1995) berechnet und mit der tatsächlichen verglichen. Die Autoren gehen von einem quasi-linearen Zusammenhang zwischen Melkdauer und Milchmenge aus. Für die Berechnung der theoretischen Melkdauer werden für die ersten 10 Liter eines Gemelks fünf Minuten und für weitere jeweils fünf Liter eine weitere Minute Melkzeit veranschlagt (MEIN u. HAMANN 1995).

3.4 Entnahme und Untersuchung von Viertelgemelksproben

3.4.1. Entnahme der Viertelgemelksproben

Die Entnahme von Viertelgemelksproben im Rahmen der Longitudinalstudie erfolgte, wie auch die Beurteilung der Zitzenkondition, in monatlichen Abständen.

Die in die Studie aufgenommenen Tiere wurden entsprechend der täglichen Melkroutine nach dem Betreten des Melkstandes mit zwei bis drei Strahlen Milch pro Drüsenviertel vorgemolken und so diese Milch für die spätere Probeentnahme verworfen. Anschließend erfolgte eine Vorreinigung mit schleuderfeuchten Baumwolltüchern. Für jedes Tier wurde ein eigenes Tuch verwendet. Die Tücher wurden im Anschluss an die Melkzeit mit desinfizierendem Waschmittel bei 60°C gewaschen.

Nach der Vorreinigung wurden die Zitzenkuppen der Tiere mit 70 %igem Ethanol desinfiziert und Viertelanfangsgemelksproben entsprechend den Leitlinien der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG 2009) entnommen.

3.4.2 Untersuchung der Viertelgemelksproben

Die Viertelanfangsgemelksproben wurden direkt nach der Entnahme gekühlt und innerhalb von 24 Stunden zur zytobakteriologischen Untersuchung in das Labor der Mikrobiologie der Hochschule Hannover gebracht.

Dort erfolgte der Ausstrich von 10 μl gut durchmischtem Probenmaterial auf dem Viertel einer Äskulin-Blutagar-Platte (Oxoid, Deutschland). Anschließend wurden die Platten bei 37°C unter aeroben Bedingungen inkubiert. Nach 24 Stunden und 48 Stunden erfolgte die Beurteilung nach den Leitlinien der DVG (2009).

Die Koloniebeurteilung erfolgte nach Gramfärbung, Zellmorphologie, Hämolysemuster und Äskulinspaltung.

Gram-positive Kokken wurden mit Wasserstoffperoxidlösung (3 %ig) auf das Vorhandensein von Katalaseaktivität geprüft. Katalase-positive Kokken wurden als Staphylokokken identifiziert. Die weitere Differenzierung erfolgte mit Hilfe des Hämolyseverhaltens und des Nachweises einer Plasmakoagulase (Diamondial StaphPlus Kit, Diamondial, Frankreich) in Koagulase-negative Staphylokokken und S. aureus (β-Hämolyse, Koagulase-positiv). Gram-positive und Katalase-negative Kokken wurden als Streptokokken identifiziert und zunächst anhand ihrer Fähigkeit zum Äskulinabbau in äskulinpositive und äskulinnegative Streptokokken unterteilt.

Die weitere Differenzierung der äskulinspaltenden Streptokokken erfolgte mit Hilfe eines Ausstrichs auf modifiziertem Rambachaggar nach WATTS et al. (1993).

Äskulnispaltende, beta-D-Galactosidase-positive Streptokokken wurden als Sc.

uberis, äskulinspaltende beta-D-Galactosidase-negative Streptokokken als Enterokokken identifiziert. β-hämolysierende Streptokokken wurden mittels eines kommerziell erhältlichen serologischen Tests den Lancefield-Gruppen zugeordnet (Diamondial Strep-Kit, Diamondial, Frankreich). Streptokokken der Serogruppe B wurden als Sc. agalactiae, solche der Serogruppe C als Sc. dysgalactiae identifiziert.

Arcanobacterium (neu: Truperella) pyogenes wurde als grampositives, Katalase-negatives, unregelmäßiges Stäbchen mit β-hämolysierenden Kolonien identifiziert.

Als Coryneforme wurden grampositive, Katalase-positive unregelmäßige Stäbchen in v- oder y-Anordnung bezeichnet. Sie bilden auf Äskulin-Blutagar kleine Kolonien.

Bacillus spp. bildet dagegen große Kolonien auf Äskulin-Blutagar. Die Stäbchen sind ebenfalls grampositiv und Katalase-positiv; sie können Endosporen bilden.

Gram-negative Erreger wurden nach dem Test auf die Oxidaseaktivität (Bactident, Merck, Deutschland) mit dem O/F-Test (OF-Basismedium mit Zusatz von D(+)-Glucose-Monohydrat, Merck, Deutschland) auf ihre Beweglichkeit und ihren Glucosestoffwechsel untersucht und auf ChromoCult-Coliformenagar (Merck, Deutschland) subkultiviert. Die Beurteilung erfolgte nach 24 Stunden aerober Bebrütung bei 37°C. Enterobacteriaceae sind Cytochromoxidase-negativ. Coliforme Bakterien sind stäbchenförmig, Katalase-negativ und fermentativ. E. coli ist beim O/F-Test beweglich und enthält ß-D-Glucoronidase, wodurch die Kolonien auf ChromoCult-Coliformenagar blau erscheinen. Andere Coliforme spalten

ß-D-Galactose. Ihre Kolonien erscheinen daher rosa-rot. Klebsiellen sind beim O/F-Test fermentativ, unbeweglich und wachsen auf ChromoCult-Coliformenagar rosa.

Pseudomanas spp. sind Gram-negative Stäbchen, Katalase-positiv, Cytochromoxidase-positiv und beim O/F-Test oxidativ. Hefen und Prototheken wurden anhand ihres Erscheinungsbildes unter dem Mikroskop identifiziert.

Proben galten als kontaminiert, wenn drei und mehr verschiedene Kolonietypen gefunden wurden. Umweltassoziierte Erreger wurden bei mehr als fünf sichtbaren Kolonien ausgewiesen. Bei den kuhassoziierten Erregern S. aureus und Sc.

agalactiae wurden auch Befunde aus kontaminierten Proben gewertet.

Die Bestimmung der somatischen Zellzahl erfolgte durchflusszytometrisch (Somatoscop Smart®, Deltainstruments, Niederlande). Visuell durch entzündliches Exsudat bereits stark von der Norm abweichende Proben, das bedeutet Proben mit verlorenem Milchcharakter oder Beimengung von Blut oder Flocken, die aus technischen Gründen nicht mit dieser Methode untersucht werden konnten, wurde der Wert 999.000 Zellen/ml zugeordnet.

3.5 Datenanalyse und statistische Auswertung

3.5.1 Prävalenzstudie

Die Datenerfassung und deskriptive Datenanalyse erfolgte mit Hilfe von Excel und Access 2000 (Microsoft Corporation, Office 2007). Nach Prüfung der Daten zu Laktationsstadium, Zitzenlänge und –durchmesser auf Normalverteilung mit SPSS (SPSS 19.0, Chicago USA), wurden die arithmetischen Mittelwerte mit Standardabweichung für diese Daten bestimmt. Sie wurden als Mittelwerte für jeden Einzelbetrieb und für die einzelnen Hyperkeratoseklassen bestimmt. Für die deskriptive Darstellung der Zitzenkonditionsstörungen wurden die relativen Häufigkeiten ihres Auftretens bestimmt und ebenfalls für die Einzelbetriebe

dargestellt. Die weitere statistische Analyse wurde mit SPSS (SPSS 19.0, Chicago USA) durchgeführt.

Das Euterviertel war die statistische Einheit. Zur Untersuchung auf Assoziationen zwischen Hyperkeratosen und Tiervariablen wurde eine ordinale Regressionsberechnung durchgeführt. Die Ausprägung der Hyperkeratosen war die abhängige Variable. Die tierindividuellen Variablen wurden als Covariablen (unabhängige Variablen) eingesetzt.

Zunächst wurde die Beziehung zwischen einzelnen Tiervariablen und Hyperkeratosen abhängig vom Skalenniveau der unabhängigen Variablen mit Hilfe einer ANOVA für kontinuierliche Messungen (normalverteilte, metrische Covariablen) beziehungsweise einem χ2-Test auf Unabhängigkeit (Likelihood-Ratio-Test)(kategorielle Covariablen) untersucht. Um Multikollinearität zu vermeiden, wurden metrische Covariablen auf Korrelationen zueinander untersucht. Variablen, die sehr stark miteinander korrelierten (r > 0,70), wurden später nicht in das gleiche Modell einbezogen.

Variablen, die in der ANOVA und im χ2-Test eine Assoziation (P < 0,10) zur abhängigen Variablen hatten, gingen in die ordinale logistische Regression ein. In einem schrittweisen Prozess wurden die Variablen für das endgültige Modell ausgewählt. Für die Einbeziehung wurde ein Signifikanzwertwert von P < 0,05 angelegt. Um die Signifikanz der ins Modell eingegangenen Parameter zu testen, wurde ein Likelihood-Ratio-Test verwendet. Die Pearsons-Goodness-of-fit-Statistik wurde angewendet, um die Anpassungsgüte des Modells zu prüfen. Das Bestimmtheitsmaß des Models wurde über einen angepassten Pseudo-R2-Test mit dem Maximum 1 gemessen (NAGELKERKE 1991). Die Ergebnisse galten als signifikant bei P ≤ 0,05.

3.5.2 Longitudinalstudie

Die Datenerfassung und deskriptive Datenanalyse erfolgte mit Hilfe von Excel und Access 2000 (Microsoft Corporation, Office 2007). Die schließende Statistik wurde mit dem Statistikprogramm R, Version 3.0.1 (R Core Team 2013) durchgeführt. Die Parameterschätzung der generalisierten gemischten linearen Modelle erfolgte mit dem Paket lme4, Version 0.999999-2 (BATES et al. 2013).

Die Befunde der Zitzenkonditionserhebung und der zytobakteriologischen Untersuchung wurden für die statistische Auswertung zusätzlich in Kategorien zusammengefasst. Nachweise von S. aureus (SAur), Sc. agalactiae (ScAgal), Sc.

dysgalactiae (ScDys) wurden als kuhassoziierte Erreger (KuhAss), Befunde von aeskulinpositiven Streptokokken (AepSc), Coliformen (Colif), E. coli (Ecoli), Enterokokken (Enterok) und Sc. uberis (ScUb) als umweltassoziierte Erreger (Umwelt) zusammengefasst. In die Kategorie „Minor“ fielen alle Befunde mit KNS (KNS), Coryneformen (Corynef) und Bacillus spp. (Bac). In die Kategorie „Keim“

gingen alle Befunde mit Erregernachweis ein.

Bei den Zitzenkonditionsbefunden wurden die Befunde Hyperkeratoseklasse 0 und 1 sowie 2 und 3 zusammengefasst (ZHyp_23: 0 oder 1 [FALSE], 2 oder 3 [TRUE]). Die Befunde zur Zitzenfarbe wurden zusätzlich zusammengefasst als ZFarb_rosa (nicht rosa [FALSE]; rosa [TRUE]). Zitzenödeme wurden kategorisiert als ZOedem2 mit Zitzen ohne Ödem [FALSE] als eine Ausprägung und Zitzen mit Zitzenspitzen- oder Gesamtzitzenödem [TRUE] als zweite mögliche Ausprägung.

Eine Neuinfektion (NI) entsprach dem Nachweis eines Mastitiserregers, nachdem das entsprechende Viertel bei mindestens zwei vorhergehenden Untersuchungen ohne entsprechenden Nachweis war (NI_Pyo, NI_AepSc, NI_KNS, NI_Bac, NI_Colif, NI_Corynef, NI_EColi, NI_Enterok, NI_ScAgal, NI_ScDys, NI_ScUb, NI_Hefen, NI_Minor, NI_KuhAss, NI_Umwelt, NI_Keim). Ein Zellzahlanstieg ist definiert als das Überschreiten eines Grenzwertes von 100.000 bzw. 200.000 somatischen Zellen nach mindestens zwei vorhergehenden Untersuchungsbefunden unterhalb dieses Grenzwertes (ZZA_100, ZZA_200). Als „Neue Mastitis“ wurde das gemeinsame

Auftreten einer Neuinfektion und eines Zellzahlanstieges gewertet (NM_Keim100, NM_Keim200, NM_Umwelt100, NM_Umwelt200, NM_KuhAss100, NM_KuhAss200, NM_Minor100, NM_Minor200).

Als abhängige Variablen wurden das Auftreten von Neuinfektionen, Zellzahlanstiege und das Ereignis „Neue Mastitis“ eingesetzt. Bestimmende Variablen waren die Parameter der Zitzenkondition (ZHyp, ZHyp_23, ZFarb, ZFarb_rosa, ZRing, ZOedem, ZOedem2) und der Nachweis eines Mastitiserregers. Die Fragestellung war, zu prüfen, ob eine Neuinfektion oder das Ereignis „Neue Mastitis“ zum Zeitpunkt t+1 beeinflusst werden durch eine Merkmalsausprägung (bestimmende Variable) zum Zeitpunkt t.

Die statistische Einheit ist das Euterviertel. Für alle Untersuchungen wurde die Poisson-Regression verwendet, weil so das leichter interpretierbare Risk Ratio statt des weniger anschaulichen Odds Ratios angegeben werden kann, wenn die Zeit unter Risiko bei allen Beobachtungen annähernd gleich lang ist (OSPINA et al.

2012). Im vorliegenden Fall betrugen die Abstände zwischen den wiederholten Untersuchungen aller Viertel immer ungefähr einen Monat. Zielvariablen der Poisson-Regression war die Anzahl der Zellzahlanstiege, der Neuinfektionen oder des Ereignisses neue Mastitis in einem Viertel zum jeweiligen Beobachtungszeitpunkt beziehungsweise deren Rate (λ), da die Anzahl definitionsgemäß nur die Werte 0 oder 1 annehmen kann. Als erstes wurden alle möglichen Kombinationen jeweils einer abhängigen Variablen mit jeweils einer bestimmenden Variablen in separaten Regressionen untersucht. Bestimmende Variablen mit p ≤ 0,1 (Wald-Z-Test) in der separaten Regression wurden anschließend in multifaktorielle generalisierte gemischte lineare Modelle mit logarithmischer Link-Funktion übernommen. Um die Korrelationen durch die wiederholten Beobachtungen pro Kuh und pro Viertel in Kuh zu berücksichtigen, wurden diese beiden Variablen als zufällige Effekte in allen Modellen verwendet.

Außerdem wurde der Probemonat als zufälliger Effekt aufgenommen, um die unbeobachteten Einflüsse des Untersuchungstages zu berücksichtigen. Die Schätzer der Parameter der Poisson-Modelle wurden ermittelt, wobei die Likelihood der

Modelle mittels Laplace-Approximation näherungsweise bestimmt wurde. Die Auswahl der am besten angepassten Modelle erfolgte mittels Akaikes Informationskriterium (AIC) (Bolker et al. 2009). Für jede abhängige Variable wurde das Modell mit dem niedrigsten AIC als endgültiges Modell ausgewählt. Hochgradig korrelierte bestimmende Variablen (z. B. ZFarb und ZFarb_rosa) wurden dabei nicht zusammen in ein Modell aufgenommen, sondern in separaten Modellen verglichen, um Kollinearität zu vermeiden.

4 Ergebnisse

4.1 Ergebnisse der Prävalenzstudie

4.1.1 Beschreibung der untersuchten Population

4.1.1.1 Beschreibung der teilnehmenden Betriebe

Die an der Studie teilnehmenden Herden hielten zum Zeitpunkt der Beprobung zwischen 76 und 1407 melkende Tiere. Insgesamt gingen 4022 Datensätze von 15 Betrieben in die Analyse ein. Alle Betriebe hatten eine Milchleistung pro Kuh und Jahr von mehr als 8000 Litern. Der Anteil der untersuchten Tiere an der Gesamtherde schwankte zwischen 12,5 % und 98,6 % der melkenden Herde der Betriebe (Tabelle 9).

4.1.1.2 Beschreibung der in die Studie einbezogenen Tiere

Bei den untersuchten Tieren handelte es sich ausschließlich um Tiere der Rasse Deutsche Holstein, Farbrichtung schwarzbunt. Die Tiere, für die Daten aus der Milchleistungsprüfung zur Verfügung standen, waren im Mittel (+/- Standardabweichung) in der 2. Laktation und 181,5 (+/- 122,6) Tage in Milch. 600 Tiere befanden sich in ihrer ersten, 501 Tiere in ihrer zweiten und 293 Tiere in ihrer dritten Laktation. Insgesamt 304 Tiere hatten mehr als drei Laktationen. Das Tier mit der höchsten Laktationsnummer befand sich zum Untersuchungszeitpunkt in seiner 9. Laktation. Das Tier mit den wenigsten Laktationstagen war einen Tag in Milch, das Tier mit den meisten Laktationstagen war 886 Tage in Milch. Die niedrigste korrekt erfasste Einzelgemelksmenge einer Milchmengenmessung lag bei 2,4 Litern. Die höchste erfasste Einzelgemelksmenge lag bei 30,2 Litern.

Tabelle 9 Übersicht über wichtige Betriebsmerkmale soweit verfügbar werden. Insgesamt wurden bei 3260 Tieren jeweils eine Vorder- und eine Hinterzitze vermessen. Im arithmetischen Mittel waren die Vorder- bzw. Hinterzitzen der untersuchten Population 53,5 (+/- 8,1) mm bzw. 46,4 (+/- 7,6) mm lang und 21,7 (+/- 2,6) mm bzw. 21,3 (+/- 2,6) mm breit. Die in den Einzelbetrieben erfassten arithmetischen Mittel für Zitzenlängen und -breiten sind in Tabelle 10 aufgeführt.

Tabelle 9 Übersicht über wichtige Betriebsmerkmale soweit verfügbar werden. Insgesamt wurden bei 3260 Tieren jeweils eine Vorder- und eine Hinterzitze vermessen. Im arithmetischen Mittel waren die Vorder- bzw. Hinterzitzen der untersuchten Population 53,5 (+/- 8,1) mm bzw. 46,4 (+/- 7,6) mm lang und 21,7 (+/- 2,6) mm bzw. 21,3 (+/- 2,6) mm breit. Die in den Einzelbetrieben erfassten arithmetischen Mittel für Zitzenlängen und -breiten sind in Tabelle 10 aufgeführt.