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Diskriminierungserfahrungen

Im Dokument Mütter und Töchter (Seite 158-164)

5. ERGEBNISSE DER QUALITATIVEN ANALYSE

5.4. Soziale Integration

5.5.4. Diskriminierungserfahrungen

Auf die Frage, ob sie selbst Diskriminierungserfahrungen gemacht hätten, antworten die Mütter mit nein. Erst bei näherem Nachfragen oder an anderen Stellen erzählen sie ihre Erlebnisse. Kohlbacher et al. (2003) beschreiben das Phänomen, „dass die eigene Betroffenheit in sämtlichen Problemfeldern als erheblich geringer eingestuft wird als jene von AusländerInnen allgemein. Dies gilt besonders auch für die Wahrnehmung der Fremdenfeindlichkeit als Integrationshürde und stellt ein deutliches Indiz für das Wirken eines subjektiven Verdrängungsprozesses dar“

(358f). Ein Grund für Diskriminierungserfahrungen sind in den Augen der Befragten ihre mangelnden Deutschkenntnisse, was sich einerseits im Berufsleben negativ auswirkt und andererseits bei Behörden- und Arztbesuchen.

„Was für eine Arbeit suchst du momentan?

Ich würde sehr gerne in dieselbe Branche, aber ich finde leider nichts. Ich bin auch schon älter, trage ein Kopftuch und meine Sprachkenntnisse sind auch nicht gut.“ (Bahar´s Mutter, 44)

„Hast du sehr große Schwierigkeiten wegen dem Kopftuch bei der Arbeitssuche?

Ich war bei vielen Stellen, sie sagen gleich ohne dich irgendetwas zu fragen gleich leider nicht, keine Arbeit, ohne dich irgendetwas zu fragen schicken sie dich von der Firmentür.

Sie geben einem keine Chance.

Ja, wir haben keine frei Stelle und Auf Wiedersehen.“ (ebd.)

„Wirst du mit irgendwelchen Problemen im Alltag konfrontiert?

Nun Probleme in meinem Alltag, eigentlich wenig kann ich sagen. Also früher hatte ich mehr Probleme, weil ich nicht Deutsch konnte. Beispielsweise bei einem Arztbesuch oder im Finanzamt. Vielleicht war das auch nur unsere Einbildung, weil wir die Sprache nicht beherrschten. Also du fühlst dich irgendwie wie ein Außenseiter. Du glaubst du wirst nicht gut behandelt etc. du beziehst gleich alles auf dich und reagierst darauf. Das erlebst du und ich habe es auch oft erlebt.“ (Fulya´s Mutter, 43)

Außerdem haben diese sprachlichen Defizite zur Folge, dass sich die Betroffenen unsicher und ängstlich fühlen. Die Frauen haben kaum Deutschkurse besucht, nachdem ihnen aufgrund ihrer Dreifachbelastung keine zeitlichen und finanziellen Ressourcen zur Verfügung standen.

Auch das Kopftuch ist Anlass für erlebte Diskriminierung. Kopftuchträgerinnen haben Probleme einen Arbeitsplatz zu finden und sind mit dem Klischee konfrontiert, ungebildete, passive Anhängsel ihrer Männer zu sein.

„Das gibt es schon, wenn du spazieren gehst könnte jemand sich über dein Kopftuch lustig machen. Menschen die gebildet sind ist es sehr leicht zu erklären, sie verstehen es aber ungebildeten Menschen ist es schwer es zu erklären.“ (Bahar´s Mutter, 44)

Auch Lebhart et al. (2003) kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass mit höherem Bildungsniveau fremdenfeindliche Einstellungen abnehmen. Während Personen mit Pflichtschulabschluss zu 45% fremdenfeindliche Einstellungen aufweisen, so sind es bei jenen mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss lediglich 5%. Aber „ein hohes Bildungsniveau lässt nicht nur einen besseren Informationsstand und eine ungefährdetere soziale Stellung der Befragten erwarten, es besteht bei Gebildeten wahrscheinlich auch die Fähigkeit zur besseren Einschätzung sozial erwünschter Antworten“ (ebd.: 354).

“...und ich möchte nicht weil es heißt wenn man ein Kopftuch trägt sieht man eigentlich in der Öffentlichkeit oft dass man uns als Analphabeten anerkennt.

Es ist mein größter Wunsch dass sie (Anm. die Tochter) zu etwas wird, wo man mit Finger vorzeigen kann aha, mit Kopftuch ist man auch gescheit. Weil bei wenn man ähm (Pause) Putzfrauen sind sieht man das ja nicht. Ich lese sogar im Straßenbahn, in den öffentlichen Verkehrsmitteln BEWUSST deutsche Literatur, dass die Mitmenschen, sehen dass ich auch Deutsch kann und ich lese auch gern Deutsch. Es ist klar, Zeitungen in Türkisch verstehe ich nicht SO wie die Zeitungen äh die aus Österreich die Deutsch sprechenden Zeitungen. Mein größter Wunsch ist sie (Anm. die Tochter) soll einmal zu etwas bringen und wo sie ihre ganzen mit also wo sie die ganzen FRAUEN mit Kopftüchern RETTEN kann. Ich will nicht die Kopftuchweiber sind so oder tun nur das was die Männern befehlen, das ist nicht wahr.“ (Selma´s Mutter, 41) Das letzte Zitat ist eines der wenigen Beispiele dafür, wie sich die Frauen aktiv gegen diese Diskriminierungen zur Wehr setzen. Trotzdem diese Situationen für einige durchaus belastend sein dürften, wehren sich die wenigsten dagegen. Dies dürfte auch mit der Unsicherheit oder dem Unvermögen, die deutsche Sprache zu sprechen, zusammenhängen. So wie auch die Mütter gibt es einige Töchter, die bezüglich der erlebten Diskriminierungen resigniert haben und der Meinung sind, dass ein Ankämpfen dagegen sinnlos sei. Sie haben sich also nach innen gerichtete Formen der Verarbeitung zurechtgelegt.

„...was soll ich schon machen, ich kann ja eh nichts verändern.“ (Dilara, 21)

„...was soll man schon groß machen? Die haben halt die Einstellung und ja.“

(Selma, 19)

Andere Mädchen wiederum wehren sich aktiv gegen Diskriminierungserfahrungen und setzen sich auch für FreundInnen und/ oder Geschwister ein, wenn diese Beschimpfungen etc. ausgesetzt sind.

„Halt mein Bruder war da halt 2 Jahre alt oder so und ein kleines Kind hat gschrien und hin und her und sie (Anm. die Nachbarin) hat dann die Tür aufgmacht und hat volle Wäsch gschrien und das Kind ist nur dagstanden und die Person hat mich und meine Mutter nicht gsehen, die unten in der Stiege war und da bin ich auch hingegangen und hab sie gfragt was ihr einfällt und so, das ist ein kleines Kind und das versteh ich auch wiederum auch nicht wie man, ok man kann ein Rassist sein aber, (hustet) ein Kind ist Kind. Und eh ich psychologisch wenn man das anschaut ein Kind wenn man das sieht ist es so dass man gleich, ahm, weiß nicht dass man gleich Muttergefühle, Vaterinstinkt oder sonst was kriegt ich weiß nicht was für ein Hass das sein muss dass man sowas sagt.“ (Kayra, 18)

„Ok, kannst du dich erinnern, dass du irgendwann einmal blöd angeredet worden bist wegen deiner Herkunft?

Ja (lacht) natürlich, es kommt schon oft vor, das kann man nicht einmal aufzählen, da würden wir noch urlange hier sitzen. Ganz ein simples Beispiel:

steig einmal in die Straßenbahn oder in die U-Bahn ein, da kriegst auch deppate Sprüche zu hören. Oder ja, geh dorthin woher du gekommen, geh dorthin, wo du hergekommen bist und so Sachen aber ich, ich antworte dann sofort zurück, aber nicht auf dem Niveau wie die sind, also ich mein ich schimpf dann nicht ja du Arschloch oder so was, außer die sind wirklich überhaupt, also außer ich kann mich nicht mehr zurückhalten.“ (Manolya, 17) Im Gegensatz zu den Müttern schildern die Töchter ihre Erfahrungen mit Diskriminierung sehr ausführlich. Häufig artikulieren sie, dass sie von Lehrpersonen aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert wurden. In einem Fall führte dies sogar so weit, dass das Mädchen die Schule abgebrochen hat.

„In der HAK ja hab ich eigentlich fast keine Probleme mit Klassenkameraden gehabt und mit Lehrern teilweise.

Und wie haben diese Probleme ausgesehen mit Mitschülern beziehungsweise Lehrern?

Die Lehrer haben es natürlich nicht offen zeigen können aber man hat´s einfach ehm durch ihr Verhalten gemerkt eben dass sie zum Beispiel ausländerfeindlich sind und dass sie eben bestimmte österreichische Schüler haben die sie mögen und die anderen beachten sie gar nicht, ähm.“ (Selma, 19)

„Und in der Schule, von den Schülern, also dass in der gleichen Klasse so ausländerfeindliche Schüler waren gab´s auch, genug, und manchmal merkt man´s auch an manchen Lehrern. Also es ist nicht so, dass sie das jetzt offen sagen zum Beispiel, aber man merkt das, am Verhalten, weißt.“ (Manolya, 17) Was ihre Fähigkeiten betrifft artikulieren die Mädchen, dass diese häufig angezweifelt werden und sie sich besonders anstrengen müssen, um dieses Misstrauen zu

Mädchen als besonders schwierig, weil sie nicht offensichtlich ist. Von einer Interviewpartnerin wird dies als „intellektueller Rassismus“ bezeichnet.

„Durch eben Vorgesetzte und dann beim Studium interessanter Weise bin ich dem intellektuellen Rassismus begegnet. So bezeichne ich ihn. Das ist der Rassismus, der nicht frei merkbar ist, der zwischen den Zeilen läuft, der aber direkt verletzt, der unter die Gürtellinie, geht, der einem so trifft, dass man nicht weiß was man sagen soll. Wo die Argumente fehlen, weil ja der Rassismus der offensichtliche fehlt. Der läuft versteckt, wenn man die Leute darauf anspricht, dann wird man als Mimose bezeichnet, als empfindliche Zimperliese, die das jetzt ausnutzt und seine Herkunft immer nur als Ausrede verwendet. Wenn man Schwachpunkte hat, also ich hab jetzt Deutsch studiert, man hat mir schon gesagt allein Deutsch zu studieren ist eine Provokation, hat man mir schon mal gesagt. Ich habe es eigentlich nie wirklich als Provokation betrachtet ich habe einfach nur gedacht, ich liebe die deutsche Sprache, also warum sollte ich sie nicht studieren. Ja offensichtlich haben das einige Professoren nicht so gesehen. Haben sehr versucht mir Steine in den Weg zu legen, mich sehr wohl zu treffen mit gewissen Aussagen beziehungsweise sie haben meine arbeiten dreimal so oft gelesen, sie haben Flüchtigkeitsfehler als schwere Grammatikfehler hingestellt, wenn ich handschriftlich Dinge geschrieben habe die Endungen nicht ausgeschrieben habe. Ich habe die Neigung, immer eine Wellenlinie zu machen für Endungen. Was weiß ich für einen habe ich nur eine Wellenlinie gemacht wurde als Grammatikfehler angesehen. Man hat mir Fehler angedichtet wo keine waren also, definitiv keine waren und dann habe ich Arbeiten von Kollegen angesehen die weder die Groß- noch die Kleinschreibung beherrscht haben, die Wörter auf „ung“

klein geschrieben haben, bei denen waren es dann Flüchtigkeitsfehler interessanter Weise und bei mir waren das schwere Grammatikfehler.“

(Burcin, 26)

„Wiederum denk ich mir auch, wieso ich mich irgendwo halt beweisen muss, wieso ich immer halt doppelt arbeiten muss damit jemand sagt ok du kannst es auch, oder weiß ich nicht. Genauso was weiß ich im Fach Deutsch, dass man denkt nur weil man Native Speaker ist (lacht) dass man dann automatisch einen Einser kriegt und sich dann aufregt, warum die einen Einser hat vielleicht weil sie ab und zu von der Sprache her also von der Aussprache her schlechteres Deutsch hat aber trotzdem die Grammatik super beherrscht.“

(Kayra, 18)

Auch bei den Mädchen und jungen Frauen ist das Kopftuch häufig Anlass für Beschimpfungen und Diffamierungen.

„Kannst du dich an irgendeine Situation oder Situationen in deinem Leben erinnern, wo du dich diskriminiert gefühlt hast?

(pause, denkt nacht) hm, nur halt wenn ich auf der Straße geh, dass sie rufen

„KTM, KTM".

Was?

Kopftuchmafia KTM, und ich denk mir ahm, ich kann ja nicht jeden, also es kommt drauf an wie ich gelaunt bin, also wenn ich ursauer bin dann red ich schon zrück und frag was is heast oder so keine Ahnung, aber sonst denkt ich mir, oh das is schon urfad geworden, hörts auf damit, da red ich einfach nicht zurück, was soll ich schon machen, ich kann ja eh nichts verändern.

Warum heißt das Kopftuchmafia?

KTM heißt das, Kopftuchmafia, keine Ahnung, die sagen das einfach.

Und warum Mafia? Versteh ich nicht.

Ich auch nicht.

Glauben die, alle Frauen mit Kopftuch sind sich untereinander einig?

Ja denk schon, dass sie gemeinsam halt gegen irgendwas sind. Keine Ahnung wer das erfunden hat.“ (Dilara, 21)

Auf diese Art der Beschimpfung „KTM“ sind wir im Zuge unserer Arbeit an vorliegendem Projekt häufiger gestoßen, unter anderem auch auf der Tagung

„Mädchen mit Migrationshintergrund“ (vgl. Kapitel 6., Teilnahme an Kongressen und Workshops). Es wurde vermutet, dass jene die sie benutzen eine gewissen Einigkeit der kopftuchtragenden Frauen annehmen und der Gebrauch des Wortes „Mafia“ auf eine kriminelle Unterstellung hin deutet. Im Zuge des Präsentations- und Diskussionabends wurde dies mit den Anwenderinnen diskutiert, um deren Erklärungen zu hören. Sie konstatierten, dass die Formulierung „Mafia“ derzeit unter Jugendlichen allgemein sehr beliebt sei, um eine bestimmte Gruppe zu definieren, so werden etwa auch die Worte „Jugomafia“ oder „Drogenmafia“ verwendet.

Mädchen mit Kopftuch sind nicht ausschließlich verbalen Beschimpfungen oder Diskriminierung durch Lehrpersonal ausgesetzt, sondern haben es besonders schwer einen Ferialjob zu finden.

„Also ich weiß bei der Jobsuche als Ferialpraktikantin habe ich mich beworben bei einem Hotel und hab mich eben kurz vorgestellt und hab gesagt ich besuche halt die HAK und möchte gerne eben arbeiten and der Rezeption im Hotel. Also es war irgendein no name Hotel und ja dann hieß es ja kommen sie vorbei sagen sie mir ihren Namen und habe meinen Namen angesagt und habe ihn auch richtig ausgesprochen, klang natürlich sehr exotisch und er hat gesagt darf ich sie fragen woher sie kommen und ich hab gesagt aus der Türkei, ja dann muss ich ihnen wirklich sagen wir nehmen leider keine auf plötzlich hieß es wir nehmen keine auf ich habe gesagt warum nicht, verstehe ich nicht, sie haben jetzt gerade gesagt sie nehmen Leute auf, nein wir brauchen Fachleute für Computer. Ich sagte ich beherrsche ja Programme und für die Rezeption braucht man ja nicht wirklich viel. Nein Nein, wir brauchen jemanden der auch programmieren kann da sagte ich, wofür soll jemand programmieren können an der Rezeption ja das ist unser Problem, was der braucht. Sie können wir nicht brauchen, weil sie das ja nicht können und ich hab dann nur gesagt, wenn ich sagen würde ich kann programmieren würden sie sagen sie brauchen jemanden der Computer zusammenbauen kann oder nicht. Ich hab gesagt, warum sagen sie nicht einfach Tacheles bitte wir nehmen keine Ausländer wir nehmen nur reine Arier und dann habe ich aufgelegt also und solche Gespräche passieren und ich habe gelernt damit zu leben mein Gott Jobs gibt es.“ (Burcin, 26)

Diskriminierungserfahrungen und deren Häufigkeit seien in den Augen der Mädchen von verschiedenen Faktoren wie etwa dem „ausländischen“ oder „nicht-ausländischem Aussehen“, der größeren Ähnlichkeit zu ÖsterreicherInnen als andere MigrantInnen, der Konzentration von MigrantInnen im Wohnumfeld oder in der Schule abhängig. Die äußeren, von der Einwanderungsgesellschaft als besonders unterschiedlich wahrgenommenen, Merkmale von MigrantInnen fördern die Fremdenfeindlichkeit. Einerseits sind dies körperliche Merkmale, andererseits spielt beispielsweise die Kleidung und hier das Kopftuch eine wichtige Rolle (vgl.

Kohlbacher et al 2003).

Ein kleiner Teil der Mädchen artikuliert, nie irgendwelchen Diskriminierungen ausgesetzt gewesen zu sein.

„Hast du dich in Österreich jemals diskriminiert gefühlt?

Zu mir is bis jetzt niemand gekommen und hat gsagt ja, du bist eine Ausländerin oder ja, du gehörst nicht zu uns, ich mein ich hab das öfters gehört, zum Beispiel in der Schule war ich nie die Außenseiterin weil ich eine Ausländerin bin. Ich mein, ich weiß nicht, zum Beispiel ich geh mit anderen Türkinnen herum, die sind immer die Außenseiterinnen, ich gehör immer dazu.

Warum?

Ich weiß nicht, mich haltens nie als Außenseiterin, als Ausländerin. Ich versteh das nicht, ich mein, ich schau, ich sag schon meine Meinung wenn's mich stört. Aber bei mir ist noch nie irgendjemand gekommen und hat gsagt, ja, ahm, du bist eine Ausländerin und hat so gschimpft, keine Ahnung. Vor mir haben sie´s schon gmacht, bei den anderen, aber mir noch nie. Mir sind´s sogar gekommen und haben gsagt, ja, dich sehen wir überhaupt nicht als eine Ausländerin.“ (Abide, 16)

„Und hast du eigentlich in Österreich irgendwelche Diskriminierungs-erfahrungen gehabt?

Nein, ich weiß nicht ich nehme entweder an, dass ich sehr viel Glück hatte oder ich hab keine Ahnung, ich mein ich wohne in der Großfeldsiedlung die ist BERÜCHTIGT dafür, dass hier wirklich Trotteln draußen herumrennen, aber seit 5 Jahren (Störung durch die Mutter, die etwas holt) ist mir NIE was passiert, nicht dass ich beschimpft wurde, nicht dass mich irgendwer angemacht hab obwohl im Gegensatz zu meinen Freunden hab ich das schon OFT gehört, dass sie einfach dumm auf der Straße angemacht werden du Tschusch und dies das mir ist das noch nie passiert.“ (Zeliha, 16)

Das in Österreich Geborensein und der Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft sehen nicht alle Mädchen als Hindernis für Diskriminierungs-erfahrungen, wie das folgende Zitat plakativ veranschaulicht:

„Du bist ja Österreicherin, oder?

Ja schon, aber, eigentlich sind wir nur auf dem Papier Österreicher, sonst sind wir schon die Ausländer. Also das finden eben die Österreicher so.“ (Pekay, 17)

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Töchter sich sehr selbstverständlich in Österreich beheimatet fühlen, obwohl sie zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt waren und sind. Trotzdem hegen sie ein starkes Bewusstsein für ihre Herkunft. Es kann also konstatiert werden, dass sie beide Kulturen in sich vereinen und nicht von einem „zwischen den Stühlen sitzen“

gesprochen werden kann. Die Mütter hingegen weisen eine starke Heimatverbundenheit auf und streben eine Rückkehr in die Türkei, spätestens in der Pension, an. Ob sich diese Pläne verwirklichen lassen bleibt dahingestellt, zumal sich ihr Lebensmittelpunkt, vor allem auch durch ihre Kinder, immer mehr Richtung Österreich verlagert.

Im Dokument Mütter und Töchter (Seite 158-164)