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Die rechtsextremistische Skinhead(musik)szene

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D. RECHTSEXTREMISMUS

3. GEWALTBEREITER RECHTSEXTREMISMUS

3.3 Die rechtsextremistische Skinhead(musik)szene

3.3.1

ALLGEMEINES

Nicht alle Skinheads in Deutschland sind Rechtsextremisten; es gibt ebenso linksorientierte und linksextremisti-sche, aber auch un- bis antipolitische Skinheads. Typisch für die rechtsextre-mistische Skinheadszene sind: ein ver-breitetes Desinteresse an ideologisch-politischen Fragen, Oberflächlichkeit, Widersprüchlichkeit und Unreflektiert -heit der eigenen „Überzeugungen“, primitiv-proletenhaftes Auftreten, Disziplinlosigkeit sowie der hohe iden -titätsstiftende und freizeitorientierte Stellenwert von szeneeigener Musik und Konzerten.

Hinzu kommen die Unfähigkeit bzw.

ein mangelnder Wille der Szene, sich in Parteien oder Vereinen zu organisie -ren. Dieser Tatsache ist es geschuldet, dass die deutsche Sektion der interna-tional agierenden „Hammerskins“ die einzige bundesweit aktive Skinhead -organisation in Deutschland ist. Die 1988 in den USA gegründeten „Ham-merskins“ traten in der

Bundesrepu-11Ausführliche Informationen über die „Autonomen Nationalisten“ enthält Abschnitt 4.2.

Lasst uns kämpfen und nicht klagen!

Jetzt sind wir da12

Der in üblicher Skinheadmusikmanier aggressiv herausgebrüllte, ausdrückliche

„Hass“ wird hier in Formulierungen eingebettet, die eine Nähe zur Gewalt zumindest assoziieren. Darüber hinaus wird mit der Formulierung „in die Fresse des Systems“ der Adressat die-ses gewaltaffinen Hasdie-ses in diesem Fall sogar relativ deutlich benannt. Schließ-lich steht „das System“ in rechtsextre-mistischer Terminologie in der Regel für das politische und/oder ökono -mische System der Bundesrepublik Deutschland. Damit setzt der heutige deutsche Rechtsextremismus eine Tradition fort, die der historische Na-tionalsozialismus schon vor 1933 in seinem Kampf gegen die demokra-tische Weimarer Republik begründet hat: Damals bezeichneten National-sozialisten die Weimarer Demokratie in herabwürdigender Absicht als „das System“ bzw. nach 1933 im Rückblick als „die Systemzeit“. Bezeichnender-weise nannten sie diese Phase in Bezug auf sich selbst, also auf die eigene Partei bzw. „Bewegung“, „Kampfzeit“ – eben im Sinne eines Kampfes gegen den be-stehenden Staat.

Auch sonst liefern CDs von Skinhead-bands immer wieder Belege dafür, dass sich zumindest Teile der

rechts-extremistischen Skinheadszene zum historischen Nationalsozialismus be-kennen. Allerdings sind diese Belege für Außenstehende nicht immer zu ent -schlüsseln, zuweilen werden sie offenbar sogar bewusst verschleiert. So veröffent -lichte das Bandprojekt „Phönix“, zu dem sich die Sänger verschiedener Skinhead -bands (darunter auch „Act of Violence“

aus dem Großraum Ulm) zusammenge-schlossen haben, die CD „Pflichterfüllung“. Auf der letzten Seite des CDBook -lets findet sich unter der Überschrift

„Verheißung“ folgender Gedicht text:

SOLANGE EIN VOLK NOCH KRIEGER GEBIERT, IST ES GERECHT.

SOLANGE EIN VOLK SICH ZUM KAMPFE BEKENNT, WIRD ES NICHT SCHLECHT.

DOCH WENN EIN VOLK VOM PARADIESE TRÄUMT, FÄLLT ES IN NOT.

UND WENN EIN VOLK SEIN SCHWERT ZERBRICHT, RUFT ES DEN TOD.

blik erstmals zu Beginn der 1990er Jahre in Erscheinung. Ihr Ziel ist es, alle Skinheads in einer sogenannten Hammerskin-Nation zu vereinen. Die Aktivitäten der regional in „Chapter“

untergliederten Organisation konzen-trieren sich auf die Selbstorganisation der „Hammerskin“-Bewegung sowie die Planung und Durchführung rechts-extremistischer Konzerte.

Die rechtsextremistische Skinheadszene lässt sich an ihrer Musik festmachen, ihrem wichtigsten Propagandamedium.

Auch einschlägig bekannte Bands aus BadenWürttemberg produzieren im -mer wieder Liedtexte, in denen sie ihre verfassungsfeindliche Gesinnung mehr oder weniger offen zu erkennen geben.

Viele davon hetzen gegen szenetypische Feindbilder wie Ausländer, Juden, Is-rael, die USA, Homosexuelle oder

„Linke“. Dabei wird bisweilen auch di-rekt oder indidi-rekt zur Gewaltanwen-dung aufgerufen. In solchen Fällen steht der gewaltbejahende Charakter zumindest von Teilen der rechtsextre-mistischen Skinheadmusik außer Frage.

Die meisten Liedtexte von rechtsextre -mistischen Skinheadbands aus Baden-Württemberg bewegen sich jedoch unterhalb der Schwelle zum konkre-ten Gewaltaufruf – wohl nicht zuletzt, weil die Bands andernfalls juristische

Folgen zu befürchten hätten. Solche Befürchtungen dürften die Ursachen dafür sein, dass in den letzten Jahren sehr viel häufiger eine andere Art von Texten nachweisbar ist: Liedtexte mit einer dumpfen, inhumanen Atmo-sphäre aus Gewaltbereitschaft und Ge-waltverherrlichung, aus Bekenntnissen zu Kampf und Krieg, aus Hass, Wut, Zorn, Feindseligkeit, Rachephantasien, Verachtung sowie Mitleid- und Gna-denlosigkeit, jedoch ohne Aufrufe zu konkreten Gewalttaten, manchmal so -gar ohne eindeutige Benennung der Objekte von Hass und Wut. Ein gera-dezu idealtypisches Beispiel dafür ist das Lied „Jetzt sind wir da“ von der gleichnamigen CD des Bandprojekts

„Killuminati“, die 2014 veröffentlicht wurde. Die Mitglieder von „Killumi-nati“ kommen aus Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg und sind ei-gentlich in anderen Bands aktiv. Der Text der ersten Strophe von „Jetzt sind wir da“ lautet nach akustischem Ver-ständnis:

Jetzt sind wir da

Hier kommt geballte Ladung Hass mitten in die Fresse

des Systems. Widerstand auf eine andere Art

Unsere Lieder knüppelhart Jetzt kommt geballte Ladung Hass und bevor ich es vergesse, will ich euch noch etwas sagen:

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derer hin, die meinen, solche Texte auch heute noch vertonen und singen zu müssen.

3.3.2

DIE RECHTSEXTREMISTISCHE SKINHEAD(MUSIK)SZENE IN DER KRISE

In den vergangenen Jahren gab es ver-mehrt Hinweise auf einen schleichen-den Bedeutungsverlust oder sogar Auflösungserscheinungen der rechtsex -tremistischen Skinhead(musik)szene.

Ebenso ist seit Jahren ein Anstieg des Altersdurchschnitts in der rechtsextremistischen Skinheadszene BadenWürt -tembergs festzustellen. Der Krise lie-gen im Wesentlichen drei Faktoren zu-grunde: die seit Jahren andauernde personelle Schrumpfung der Szene, die Wandlungen in ihrem äußeren Er-scheinungsbild und die Kritik, die von Seiten anderer Rechtsextremisten an ihr geübt wird.

SCHRUMPFUNG DER SZENE

Der langjährige personelle Schrump-fungsprozess der rechtsextremistischen Skinheadszene in Baden-Württemberg setzte sich auch 2014 fort. Zudem sind die verbliebenen Skinheads von den übrigen subkulturell geprägten Rechts -extremisten nur noch schwer zu unter-scheiden. Dadurch – und aufgrund der

ohnehin szenetypischen hohen Fluk-tuation – ist auch ihre ungefähre Zahl noch schwieriger als früher zu bestim-men. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sie im subkulturellen Be-reich nach wie vor den Hauptanteil stellen. Die Zahl der rechtsextremisti-schen Skinheads im Land sank 2014 zum neunten Mal in Folge von rund 400 (2013) auf unter 400, rund 20 Pro-zent davon sind weiblich. 2005 hatte sie noch bei ca. 1.040 gelegen.

Insgesamt lag die Gesamtzahl der ge-waltbereiten Rechtsextremisten 2014 in Baden-Württemberg bei ca. 570 (2013: ca. 610). Sie setzt sich aus den rund 400 subkulturell geprägten Rechts -extremisten (2013: ca. 440) und den ca. 170 neonazistischen „Autonomen Nationalisten“ (2013: ca. 170) zusammen.

Die anderen Indikatoren, die über die Entwicklungen in der rechtsextremis -tischen Skinheadszene und insbeson-dere in der dazugehörigen Musikszene in BadenWürttemberg Aufschluss ge -ben, belegten alles in allem gerade im Jahr 2014 die akute Krise dieses Teil-segments der rechtsextremistischen Szene. Dabei ging die Zahl der im Land beheimateten rechtsextremisti-schen Skinheadbands noch relativ leicht zurück: von neun (2012 und 2013) auf acht. Diese Bands veröffentlichten Da sich auf der CD keine Vertonung

des Gedichts findet, bildet es eher als eine Art Motto oder Widmung den Schluss des CD-Booklets. Damit liegt der Schluss nahe, dass „Phönix“ sich den Inhalt dieses Gedichts zu eigen machen. Zwar wird kein Autor ge-nannt, allerdings spricht bereits der In-halt, der sich wohl am ehesten mit den rechtsextremistischen Ideologiebestand -teilen Sozialdarwinismus, Nationalis-mus und BellizisNationalis-mus13/Militarismus zu-sammenfassen lässt, für einen national-sozialistischen Verfasser. Tatsächlich stammt der Text von dem NS-Dichter und SS-Funktionär Kurt Eggers (1905–

1943). Eggers war schon in frühester Jugend in der völkischen Bewegung aktiv, war mit nicht einmal 15 Jahren 1920 am Kapp-Putsch14beteiligt und bejubelte 1922 im Alter von nicht ganz 17 Jahren die Ermordung des jüdischen Reichsaußenministers Walther Rathenau durch zwei völkische Rechtster -roristen. Sein Leben als fanatischer tionalsozialist war geprägt durch eine

„Kombination aus antisemitischen Ras-senhass und permanenter Gewaltbe-reitschaft.“ Zudem waren Militarismus bzw. Bellizismus und Sozialdarwinis-mus für ihn zentrale ideologische Leit-linien, die er in seinen Gedichten und

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sonstigen Werken auch propagierte.

Eggers fiel als Kriegsfreiwilliger der Waffen-SS 1943 an der Ostfront. Vielen deutschen Rechtsextremisten gilt er bis heute als Vorbild.

Dies ist nicht das einzige Beispiel da für, dass rechtsextremistische Skinhead -bands bisweilen Gedicht- oder Lied-texte aus den Traditionsbeständen des historischen Nationalsozialismus oder anderer Epochen (z. B. aus dem 19. Jahr -hundert) aufgreifen. Meist vertonen sie die Texte und verbreiten sie so in der heu tigen Rechtsextremistenszene. Die -ser Befund relativiert zu einem gewissen Grad das Desinteresse an ideologisch-politischen Fragen, das an sich in der rechtsextremistischen Skinheadszene tatsächlich verbreitet ist: Manche Skin-headbands kennen sich offensichtlich sehr gut in den Traditionsbeständen aus.

Sie verarbeiten Lieder und Gedichte von Autoren, die außerhalb der rechts-extremistischen Szene heute oft weit-gehend vergessen, szeneintern aber mit ihren Werken bekannt und aus ver-schiedenen Gründen anschlussfähig sind. Sofern es sich um Texte histo-risch-nationalsozialistischen Ursprungs handelt, weist dies auf eine durchaus fundierte neonazistische Gesinnung

13Bellizismus ist die prinzipielle Befürwortung von Krieg als Mittel zur Durchsetzung politischer, zumal außenpolitischer Ziele, also das Gegenteil von Pazifismus.

14Der Kapp-Putsch (oder auch Kapp-Lüttwitz-Putsch) unter der Führung von Wolfgang Kapp (1858–1922) und Walter von Lüttwitz (1859–1942) im März 1920 in Berlin war ein rechtsextremistischer Versuch, die Weimarer Republik und ihre Demokratie zu Fall zu bringen. Er scheiterte nach weni-gen Tagen am passiven Widerstand der Ministerialbüro-kratie und am Generalstreik der Gewerkschaften.

allerdings keine einzige CD (2012 und 2013: je vier). Lediglich zwei Band-projekte, an denen auch Baden-Würt-temberger beteiligt sind, die eigent-lich in anderen Bands aktiv sind15, brachten insgesamt zwei CDs heraus.

Außerdem erschienen zwei CDSamp

-ler (2013: einer), zu denen neben baden-württembergischen auch an-dere Skinheadbands Titel beisteuerten.

Anders als noch in früheren Jahren spielten sogenannte Schulhof-CDs16 2014 in Baden-Württemberg keine Rolle.

Die in BadenWürttemberg beheima -te -ten rechtsextremistischen Skinhead-bands waren im Jahr 2014 unterschied-lich aktiv: Während von manchen Bands kaum Aktivitäten wahrzunehmen wa ren, entfaltete die Band „Kom

-mando 192“17 inner- und außerhalb Baden-Württembergs, teils auch im Ausland, eine relativ rege Konzerttätigkeit. Ähn liches gilt für die Band „Kom -mando Skin“ aus dem Raum Stuttgart, die jedoch, anders als noch 2013, keine

15Es handelt sich um das Bandprojekt „Killuminati“, dessen Mitglieder aus Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg kommen, und um das Bandprojekt „I.C.1“, zu dem

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zahl im Land 2014 ist nicht zuletzt dar-auf zurückzuführen, dass der Szene mit dem festen Veranstaltungsort in Rheinmünster-Söllingen auch die or-ganisatorische Sicherheit verlorenge-gangen ist.

Die Skinheadkonzerte des Jahres 2014 spiegeln die bundesweite Vernetzung der rechtsextremistischen Szene wider:

An Konzerten in Baden-Württemberg beteiligten sich abermals verschiedene rechtsextremistische Skinheadbands aus anderen Bundesländern, während baden-württembergische Bands in anderen Bundesländern auftraten. Ein Bei -spiel ist die Band „Kommando Skin“

mit Auftritten in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Vernetzung baden-würt-tembergischer Skinheads und ihrer Bands reicht bis ins Ausland: So spielte z. B. die Band „Kommando 192“ nach eigenen Internetangaben am 19. April und Anfang Juli 2014 in der Schweiz.

Rechtsextremistische Skinhead(band)s aus Baden-Württemberg sind nicht al-lein auf das Konzertangebot im eige-nen Bundesland angewiesen. Bereits seit vielen Jahren legen sie zum Teil weite Wegstrecken zurück, um Kon-zerte in anderen Bundesländern oder sogar im Ausland zu besuchen. So traten auf dem Konzert mit ca. 1.300 Besu-chern am 28. Juni 2014 in

SachsenAnhalt gleich drei Bands aus bzw. mit ei -nem deutlichen Bezug zu Baden-Württemberg auf: „Kommando Skin“

und „Carpe Diem“ aus dem Großraum Stuttgart sowie das baden-württem-bergisch-britische Bandprojekt „I.C.1“.

WANDLUNGEN IM ÄUSSEREN ERSCHEINUNGSBILD

Sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch in medialen Darstel -lungen sind die Vorstel-lungen vom äußeren Erscheinungsbild rechtsextre-mistischer Skinheads durch Klischees geprägt. Glatze, Springerstiefel und Bomberjacke sind zwar bis in die Ge-genwart die bekanntesten Merkmale von Teilen der Skinheadszene. Seit meh reren Jahren ist jedoch auch die klare Tendenz zu beobachten, sich hiervon zu lösen. Skinheads nehmen An leihen bei anderen jugendlichen Sub kulturen und geben längeren Haa-ren, modischer Kleidung und Turn-schuhen den Vorzug, auch wenn sie zuweilen noch an der Selbstbezeich-nung „Skinhead“ festhalten.

Dieser Trend hat möglicherweise Aus-wirkungen auf Größe und Charakter der Szene, je nachdem, wie die Äußer-lichkeiten bei der Definition einer jugendlichen Subkultur bewertet wer -den. Misst man dem äußeren Erschei-nungsbild einen hohen Stellenwert

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CD veröffentlichte. Allerdings trat sie zusammen mit mehreren anderen Bands aus dem In- und Ausland am 28. Juni 2014 auf einem Konzert in Sachsen-Anhalt vor rund 1.300 Besu-chern auf.

STARKER RÜCKGANG BEI DEN RECHTSEXTREMISTISCHEN SKIN HEADKONZERTEN IM LAND

Die Zahl der rechtsextremistischen Skinheadkonzerte in Baden-Württem-berg sank 2014 auf drei (2013: acht) und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert. Das ist der niedrigste Wert seit 1997 (damals zwei).

Auch die durchschnittliche Konzert-besucherzahl lag mit ca. 80 deutlich unter dem Wert von 2013 (damals ca.

120).

Generell stoßen rechtsextremistische Skinheadkonzerte in Baden-Württem-berg immer wieder auf entschiedenen Widerstand aus der Gesellschaft und sind Ziel staatlicher Maßnahmen zur Verhinderung bzw. Kontrolle derartiger Veranstaltungen. Damit und mit dem daraus resultierenden Ausweichen der Veranstalter solcher Konzerte ins Aus-land oder in andere Bundesländer ist die Entwicklung des Jahres 2014 zu-mindest teilweise zu erklären. Nach deutlichen Rückgängen 2011 und 2012

hatte sich die Zahl rechtsextremistischer Skinheadkonzerte 2013 nur deshalb nicht weiter verringert (2012 und 2013:

je acht), weil die Szene einen bereits in früheren Jahren zentralen Veranstal-tungsort erneut für solche Konzerte hatte nutzen können. In der Gast stätte

„Zum Rössle“ in Rheinmünster-Söllin-gen/Landkreis Rastatt hatte bis Ende Juni 2011 allein die Hälfte der baden-württembergischen Skinheadkonzerte der Jahre 2010 und 2011 stattgefunden.

Ein Angehöriger der rechtsextremisti-schen Szene hatte die Gaststätte Anfang 2010 angemietet, dieses Mietverhältnis endete jedoch zum 30. Juni 2011. Zu dem fand die rechtsextremistische Skin -head(musik)szene in berg zwischenzeitlich keinen adäquaten Ersatz für das Lokal und ver lor dadurch an Planungssicherheit. Zwischen Juni und November 2013 fanden jedoch wie -der fünf Konzerte in Rheinmünster-Söllingen statt, die überdurchschnitt-lich gut besucht waren. Die Gaststätte wurde allerdings zum 1. Januar 2014 vom Landkreis Rastatt angemietet.

Seither steht sie für rechtsextremisti-sche Veranstaltungen nicht mehr zur Verfügung. Dieser Umstand wirkte sich deutlich auf die Zahl der rechts-extremistischen Skinheadkonzerte in Baden-Württemberg im Jahr 2014 aus.

Auch der merkliche Rückgang der durchschnittlichen

Konzertbesucher-“

bei, stellt sich in der Konsequenz die Frage, ob ein „Skinhead“ mit untypi-schem Aussehen tatsächlich noch zur Szene gerechnet werden kann. Genau -so gut könnte es sich einfach um einen jugendlichen Rechtsextremisten handeln, den man nicht mehr ohne weite -res an seinem Äußeren, sondern nur noch an seinen ideologischen Über-zeugungen erkennt. In vielen Fällen ist nicht auszuschließen, dass mit der Ab-kehr vom typischen Skinhead-Äußeren bereits der erste Schritt zur Abkehr von der rechtsextremistischen Skinhead -szene vollzogen ist – wenn auch nicht zwangsläufig vom Rechtsextremismus insgesamt.

KRITIK ANDERER RECHTS -EXTREMISTEN AN DER SKIN HEADSZENE

Zur breiten gesellschaftlichen Ächtung kommt für die Skinheadszene beson-ders in den vergangenen Jahren teils harsche Kritik auch aus anderen Tei-len der rechtsextremistischen Szene hinzu. Dort gibt es oft Vorbehalte ge-genüber den Skinheads: Zum einen werden seit Anbeginn die britischen und damit nichtdeutschen Ursprünge dieser Subkultur sowie die dort bis heute verbreiteten englischen Fremd-wörter ebenso als „undeutsch“ abgelehnt wie Musikstile, die in der rechts -extremistischen Skinheadmusikszene

vertreten sind. Zum anderen besteht die Sorge, dass sich das militante Er-scheinungsbild von Skinheads negativ auf das eigene Bild in der Öffentlich-keit auswirken könnte. Auch weitere typische Eigenheiten „klassischer“ Skin -heads (vor allem deren proletenhaftes Auftreten und Disziplinlosigkeit, die zuweilen selbst für rechtsextremisti-sche Maßstäbe primitive Frauenfeind-lichkeit und der exzessive Alkohol-konsum) werden von vielen anderen Rechtsextremisten als imageschädlich für die Gesamtszene eingeschätzt und daher samt ihrer Vertreter abgelehnt.

Zuweilen kommt derart scharfe Kritik aber auch aus der rechtsextremistischen Skinheadszene selbst. So

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