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Neben der vorzeitlichen Vergletscherungsgeschichte ermittelte Kuhle (1982 / 1983) auch Fakten über die rezente geomorphologische Höhenstufung. (vgl. Kuhle 1982a:1)

REZENTE VERGLETSCHERUNG

Kuhle (1982a / 1983) gab für den Dhaulagiri- und Annapurna-Himal eine rezente Schneegrenze bei 5.551 Höhenmetern an. Der rezente Einfluss des Monsuns auf die Vergletscherung zeigte sich im Verlauf der Schneegrenze des Hohen Himalaja: nach Kuhle (1982a) lag die rezente Schneegrenze in der Dhaulagiri Annapurna Region nördlich des Hohen Himalaja auf 5.615 m Höhe und südlich des Hohen Himalaja auf 5.487 m. Jedoch war wohl der Einfluss des Monsuns auf die Vergletscherung in diesem Gebiet während des Dampu Stadiums (III) größer und während des Hochglazial geringer als heute, wobei der Monsun während des Älteren Dhaulagiri Stadiums (VI) am geringsten war und auf eine

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unsignifikante Abhängigkeit von hocheiszeitlicher Abkühlung und Abschwächung des Monsuns ohne Betrachtung der absoluten Niederschlagssummen hinwies. (ebd.:151 f., 169 f.) VORZEITLICHE VERGLETSCHERUNG

Kuhle (1982 / 1983) betrachtete glaziale, periglaziale und nivale Formen – daneben auch fluviale – als Anzeiger einer vorzeitlichen Vergletscherung. Er kam zum Ergebnis, dass teilweise ein Eisstromnetz im Inneren Himalaja und zusammengesetzte Talgletscher im Hohen Himalaja existierten. Die tiefste hochglaziale Eisrandlage südlich des Hohen Himalaja Hauptkammes lag nach Kuhle auf 1.010-1.160 m bei einer hocheiszeitlichen Schneegrenze bei ca. 4.019 m, was auf eine Schneegrenzdepression von 1.532 m bei einer rezenten Schneegrenze bei etwa 5.551 m schließen ließ. Der Schneegrenzberechnung wurde hierbei der Wert der Eisrandlage von 1.160 m zugrunde gelegt, da diese anhand von Moränenmaterial belegt wurde. Kuhle bemerkte, dass die dazu gehörige Schneegrenze auf 4.030-4.105 Höhenmetern wahrscheinlich nach oben durch den Thak Khola Südwind verschoben wurde.

Zusammengefasst ergab sich für die Dhaulagiri Annapurna Region eine hocheiszeitliche Schneegrenze bei ca. 4.019 m Höhe mit einer Schneegrenzdepression von 1.532 m bei einer rezenten Schneegrenze von 5.551 m. Somit reichte dieser vorzeitliche Gletscher bis weit in die Himalaja Vorketten. Die hocheiszeitliche Vergletscherung des Dhaulagiri- und Annapurna-Himal charakterisierte sich durch eine Vertikaldistanz von ca. 7.100 m, Gletscherlängen von ca. 50 km bzw. eine siebenfache Höhendistanz und eine Unterschreitung der orographischen Schneegrenzen um 3.000 m, wodurch unterhalb von 3.800 bis 4.200 m Höhe besonders schluchtförmige Tröge auftreten. Typische Trogtäler waren eher im Inneren Himalaja und nicht im Hohen Himalaja anzutreffen, vielmehr existierten dort Kerbformen bzw. trogförmige Schluchten. Trogförmige Schluchten waren durch eine glazigene Entstehung konkav geformte Flanken mit Gletscherschliff. Die hocheiszeitliche Eisrekonstruktion war bei Tukche am eindeutigsten fassbar. Kuhle (1982b:Abb. 7 und 8) zeichnete – belegt durch vermutlich aus dem Würm stammende hocheiszeitliche Moränen – das hochglaziale Gletscherende etwa bei Ranipauwa im Thak Khola ein, auf ca. 1.010 m Höhe. (vgl. Kuhle 1982a:2 f., 42, 50 f., 152, 171, 173 f.; vgl. Kuhle 1982b:Abb. 7 und 8) Kuhle (1982 / 1983) gab eine hocheiszeitliche klimatische Schneegrenzhöhe der Dhaulagiri Annapurna Region nördlich des Hohen Himalaja auf 3.981 m und eine Schneegrenzdepression von 1.634 m an. Gegenüber der südlichen Seite lag diese Schneegrenzhöhe 76 m tiefer. Die tiefste hochglaziale Eisrandlage legte Kuhle (1982) beim

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Yamkim Khola Gletscher auf 2.580 m fest, wobei er dazu bemerkte, dass die dazu gehörige Schneegrenze auf 4.290 m wahrscheinlich 100 bis 150 m niedriger lag. Südlich des Hohen Himalaja Hauptkammes der Dhaulagiri Annapurna Region berechnete Kuhle eine hocheiszeitliche klimatische Schneegrenzhöhe auf 4.057 m Höhe und eine Schneegrenzdepression von 1.430 m. (vgl. Kuhle 1982a:151 f., 169)

Kuhle (1982a:150-168 / 1983) teilte die vorgefundenen Formen unter Betrachtung des Lagebezuges und der ermittelten Schneegrenzen einzelnen 12 Stadien sowie Prä Ghasa Stagnationen zwischen dem letzten Hochglazial und dem Spätglazial zu: Hochglazial (0); Prä Ghasa Stagnationen; Ghasa Stadium (I); Taglung Stadium (II); Dhampu Stadium (III);

Sirkung Stadium (IV); Nauri Stadium (V); Älteres Dhaulagiri Stadium (VI); Mittleres Dhaulagiri Stadium (´VII); Jüngeres Dhaulagiri Stadium (VII); Stadium VIII; Stadium IX und rezente Vergletscherung. Auf der geomorphologischen Karte wurden jedoch insgesamt 16 Stadien und 2 Prä Ghasa Stagnationen dargestellt: Eiszeitlich (vermutlich Riss);

Hocheiszeitlich (Würm); Ghasa Stadium (I); Ghasa Stadium zweite Staffel (I´); Taglung Stadium (II); Dhampu Stadium ältere Staffel (III´); Dhampu Stadium (III); Sirkung Stadium (IV); Nauri Stadium (V); Nauri Stadium zweite Staffel (V´); Älteres Dhaulagiri Stadium (VI);

Mittleres Dhaulagiri Stadium (´VII); Jüngeres Dhaulagiri Stadium (VII); Stadium VIII;

Stadium IX und Stadium X. Kuhle (2001b:125/Tab.1) gab insgesamt 14 Stadien in Hochasien an.

Neben Angaben über die vorzeitliche Vergletscherung machte Iwata (1984) auch Aussagen über die rezente Vergletscherung.

REZENTE VERGLETSCHERUNG

Die rezente Vergletscherung der Thakkhola Muktinath Region beschränkt sich laut Iwata (1984:29) auf das Muktinath Becken und auf die Talhänge zwischen Ghasa und Tukche.

VORZEITLICHE VERGLETSCHERUNG

In der Thakkhola Muktinath Region im oberen Bereich des Kali Gandaki fand Iwata glaziale Formen, Massenbewegungsformen, Flussterrassen sowie die diese aufbauenden Sedimente und Seesedimente. Bei Larjung befanden sich beispielsweise große `landslides´ und glaziale Akkumulationen, wobei letztgenannte zu einem Abdämmen des Tales vor dem letzten Interglazial führten und einen 400 m tiefen Paläo Marpha See im vorletzten Interglazial entstehen ließen, der mit der Marpha Formation und mit fluvioglazialen Akkumulationen in

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frühen und späten Unterteilungen des letzten Glazials befüllt wurde. Es wurde angenommen, dass der See während zweier verschiedener Perioden – der jüngere war kleiner und lag talaufwärtiger bzw. nördlicher – existierte. Die auf höheren Hangbereichen nach Fort (1980)96 und Fort et al. (1981)97 vorkommenden `Larjung landslides´ wurden bei Iwata (1984:39) als Tukche Moränen bezeichnet. (ebd.:25, 38, 39, 41)

Daneben wurden drei verschiedene Massenbewegungsformen in Gebieten mit verschiedenen Gesteinen und unterschiedlicher Topographie ausgemacht: “Large-scale landcreep masses in the Muktinath basin; depositional forms of debris flows related to glacier avalanches around Jomosom; and landslides between Dhampu and Ghasa.” (Iwata 1984:33). Im Norden des Jhong Khola kommt die Khingar Stadium Moräne durch `landcreeping´ in mehrere Stufen zerteilt vor. Die `debris flow´ Ablagerung zwischen Jomosom und Syang und oberhalb von Tukche wurde vom Moränenmaterial aufgrund der Homogenität der Blöcke – die meisten waren Kalksteine – und des begrenzten Matrixanteiles unterschieden. Der beachtlichste

`landslide´ wurde bei Dhampu ausgemacht. Außerdem konnten die Flussterrassen in sieben Level eingeordnet werden: von hoch zu niedrig H 1, H 2, M 1, M 2, M 3, M 4 und L.

Unterhalb von Ghasa wurde keine Flussterrasse gefunden. Der alluviale Fächer bei Lete besteht aus Auswaschmaterialien des damaligen Lete Khola Gletscher. Die Flussterrassen zwischen Larjung und Chimgaon waren fluvioglaziale Terrassen oder alluviale Kegel / Fächer. Die relative Höhe der Flussterrassen H 1, M 1 und M 2 stieg talabwärts und verwies auf vertikale Krustenbewegungen. Die aus bis zu einigen Zentimeter dicken Ton-, Silt-, Mittelsand- und Feinsandschichten bestehende, mehr als 420 m mächtige Marpha Formation mit eingelagerten Schotterschichten – ohne organisches Material – südlich von Marpha verwies auf lakustrine Ablagerungen. (ebd.:33-35, 38, 40 f.)

Iwata unterschied vier Moränengruppen voneinander: Rezent, Tukche Stadium, Khingar Stadium Moränen, Moränen / Till von älteren Vergletscherungen. Moränen machte er bei Jomosom, zwischen Tukche und Ghasa aus sowie auch Till im Muktinath Becken, wobei aber bei den Moränen die Morphologie nicht geklärt war, da sie überformt wurden. Die

96 Fort, M. (1980a): Les formations quaternaires lacustves de la Basse Thakkhola (Himalaya du Nèpal): intéret paléogéographique, néotectonique et chronologique. C.R. Acad. Sco. Paris, t. 290 (21 janvier 1980) Série D. (S.

171-174)

97 Fort, M.; Bassoulet, J.P.; Colchen, M.; Freytet, P. (1981): Sedimentological and structural evolution on the Thakkhola-Mustan graben (Nepal Himalaya) during late Neogene and Pleistocene. Neogene / Quaternary Boundary Field Confevence, India, 1979, Proceedings. (S. 25-35)

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Gletscherstadien unterschied Iwata anhand des Lagebezuges und des Frischegrades voneinander. (ebd.:29)

Die jüngsten bzw. die rezenten Moränen zeichnete er in der Nähe der existierenden Gletscher ein (siehe Fig. 1) – an den Osthängen des Dhaulagiri oder an den West- und Nordhängen des Nilgiri sowie unterhalb des Thorong Pass im Muktinath Becken – und beschrieb sie als neoglaziale frische Moränen mit scharfen Graten. Die Tukche Moränen – verortet zwischen Tukche und Lete, im Kaiku und Lete Khola, begrenzt im Muktinath Becken und bei Tukuche (siehe Fig. 2) – waren ebenfalls neoglaziale Ablagerungen. Stellenweise wiesen sie Vegetationsbedeckung in Form von Wald auf, zeigten aber eindeutige Moränenrücken. Die Tukche Moränen reichten bis 200 m über den heutigen Talboden. (ebd.:29)

Die Khingar Stadium Moränen – auftretend bei Khingar, nördlich vom Jhong Khola im Muktinath Becken, südlich von Thini und rund um Tagrung – entstanden laut Iwata et al.

(1982)98 zitiert nach: Iwata (1984:30) in der frühen Unterteilung des letzten Glazial, was er anhand paläomagnetischer Relativdatierungen von Seesedimenten bei Khingar festlegte.

Ältere Kaltzeiten zeigten umfangreichere Vergletscherungen auf; die vor dem letzten Interglazial war ausgedehnter. Indikatoren für ältere Vergletscherungen fand Iwata (1984) in Moränen und Till im Norden des Beckens von Muktinath hinter Tukche – hier verliefen die Oberflächen 400 m über der Taltiefenlinie, nordöstlich von Dhampu – hier 430 bis 460 m darüber, im Bereich vom Muktinath Becken, im Syang Khola, im Langpoghyn Khola, bei Jhong im Muktinath Becken und bei Marpha. Iwata unterschied diese deutlich von den jüngeren Moränen, aber legte keinen genauen Entstehungsraum fest. Die Terrassen M 1 und M 3 wurden im frühen und späten Stadium des letzten Glazial abgelagert. (ebd.:30 f., 41) Somit stellte Iwata (1984) zwei Stadien in das Neoglazial, eins in eine frühe Phase des letzten Glazial und das älteste in das vorletzte Glazial. Die ungefähren Zeiten konnten Fig. 14 entnommen werden: rezent (< 500 Jahre), Tukche (ca. 2.000 Jahre), Khingar (ca. 4.500 Jahre), ältere (zwischen 10.000 und 15.000 Jahre). Die tiefste Eisrandlage bzw. die tiefstreichenden kartierten Moränen lagen nach Iwata (1984:Fig. 1 - `Older Glaciations´) im Bereich der Siedlung Ghasa auf 1.870 m Höhe. Diese wurde nach der genannten zeitlichen Einteilung in Fig. 14 als Maximum des letzten Glazial angenommen.

98 Iwata, S.; Yamanaka, H.; Yoshida, M. (1982): Glacial landforms and river terraces in the Thakkhola region, Central Nepal. Jour. Nepal. Geol., Soc. 2 Special Issue. (S. 81-94)

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Fort (1985) fand mehr als 300 m mächtige Moränen in Form von Frontal-, Lateral- und Grundmoränen bei der Konfluenz von beispielsweise Sammargaon Khola, Jhong und Langpoghyun Khola und zudem sehr mächtige glazifluviale Schotter, die auf ein kaltes Klima während des mittleren bis späten Pleistozän hindeuteten. Die Gletscher vom West Thakkhola, nördlich des Dhaulagiri, Nilgiri und des Thorung-Himal reichten nach Fort (1976, 1980)99 und Dollfuss, Usselmann (1971)100 zitiert nach: Fort (1985) im Zeitraum mittleres bis spätes Pleistozän von Jhong Khola auf 3.200 m Höhe bis nach Ghasa auf 2.000 m hinunter. (vgl.

Fort 1985:164)

Diesem Hauptstadium folgten drei weitere Stadien (ebd.:166). In der nach Fort et al. (1981)101 und (1982)102 modifizierten Tabelle 1 zitiert nach: Fort (1985:162) war ebenso zu erkennen, dass sie von mehreren Stadien ausging, wie etwa im Holozän (`staged dissection (terraces)´,

`late and neoglacial stages´) sowie im späten und mittleren Pleistozän (`glacial shaping of the mountain slopes´). In Fig. 24.58b war die tiefste Ausdehnung von moränischen Ablagerungen bei Jhong zu entnehmen. Diese gehörten vermutlich – sie wurden mit einem Fragezeichen versehen – in die Zeit des letzten Glazial. Talabwärts von Jhong visualisierte Fort in dieser Abbildung bei Khingar glazifluviale Ablagerungen, vermutlich aus dem letzten Glazial. Im niedrigeren Thakkhola lagerten sich, aufgrund der Abdämmung des Kali Gandaki durch

`landslide´ Material und durch die Gletscherzunge, die vom Dhaulagiri kam, lakustrine Schichten rund um Marpha ab (Fort 1980a103 zitiert nach: Fort 1985:164).