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4. Ergebnisse

4.3. Lineare Exterieurbeschreibung und Häufigkeit von Osteochondrose

4.4.2. Haltung und Bewegung der Fohlen

4.4.2.3. Einfluss der Bewegung der Fohlen auf OC

Zur Analyse hinsichtlich der Frequenz von OC ist die Einteilung der abhängigen Merkmale in Klassen notwendig. Die Bewegung der Fohlen in den Bewegungsboxen (vgl. Tab. 88) wird bei der Analyse hinsichtlich der Frequenz von OC innerhalb der Klassen und somit auch bei der Klassenbildung berücksichtigt.

Tab. 95 zeigt die Klasseneinteilung der Bewegungsfrequenz pro Woche. In Klasse 1 finden sich Fohlen, die gar nicht oder nur wenig oft bewegt wurden. Die Einteilung bis 5 mal pro Woche täuscht vor, dass in dieser Klasse auch häufig bewegte Fohlen zu finden sind. Betrachtet man jedoch die Besetzung dieser Klasse (vgl. Tab. 90), so wird deutlich, dass es sich tatsächlich um selten bewegte Fohlen handelt. In Klasse 2 befinden sich die täglich bewegten Fohlen. Ab dem vierten Lebensmonat wird die prozentuale Verteilung der Fohlen auf Klasse 1 so gering, dass signifikante Ergebnisse hier nicht mehr zu erwarten sind.

Tab. 95: Relative Häufigkeit von Fohlen mit positivem OC-Befund (OC-ges, OC-F, OC-S) in Abhängigkeit ihrer Bewegungsfrequenz pro Woche

LM Klasse 1

ges./OC-F/OC-S 39/29/13 28/18/13 0,8/2,0/84,3

Anzahl 96 496

2 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 39/32/10 30/20/14 12,0/0,6/38,4

Anzahl 48 504

3 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 44/40/8 29/19/12 3,8/0,2/42,3

Anzahl 26 512

4 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 38/39/4 30/20/13 39,2/3,2/20,3

Anzahl 30 460

5 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 33/27/13 32/22/13 87,6/51,0/96,4

Anzahl 22 322

6 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 36/36/6 33/23/13 74,0/14,9/28,0

126

Im Vergleich hinsichtlich der Häufigkeit von OC-gesamt zwischen den Klassen sind signifikante Unterschiede im ersten und dritten Lebensmonat festzustellen (häufig bewegte Fohlen sind oft von Osteochondrose betroffen).

In Bezug auf Osteochondrose im Fesselgelenk erweisen sich die Klassenunterschiede in den Lebensmonaten eins bis vier als signifikant: Wiederum sind Fohlen der Klasse 2 durchgängig weniger oft betroffen als Fohlen der Klasse 1.

Für Osteochondrose im Sprunggelenk kann keine einheitliche Tendenz bezüglich des Einflusses der Bewegungshäufigkeit gefunden werden. Die Unterschiede zwischen den Gruppen stellen sich nicht als signifikant dar.

Nachdem mit der Bewegungsfrequenz die Regelmäßigkeit der Bewegung überprüft wurde, wird nun die Frage nach dem Einfluss der Quantität der Bewegung betrachtet (Tab. 96). Diese wurde berechnet als Gesamtbewegung pro Woche. Die Klasseneinteilung konnte hier leider nicht durchgehend für alle Lebensmonate gewählt werden, da in den ersten beiden Monaten eine insgesamt geringe Gesamtbewegung stattfand, die anschließend gesteigert wurde und so schließlich das Gros der Fohlen in der Klasse mit der höchsten Gesamtbewegung zu finden ist.

Tab. 96: Relative Häufigkeit von Fohlen mit positivem OC-Befund (OC-ges, OC-F, OC-S) in Abhängigkeit ihrer Gesamtbewegung pro Woche innerhalb der Lebensmonate eins und zwei

LM Klasse 1

ges./OC-F/OC-S 38/27/13 26/21/7 26/12/18 0,5/<0, 1/26,1

n=592 142 93 357

2 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 37/30/11 31/23/10 27/18/15 11,0/0,3/21,3

127

Tab. 97: Relative Häufigkeit von Fohlen mit positivem OC-Befund (OC-ges, OC-F, OC-S) in Abhängigkeit ihrer Gesamtbewegung pro Woche innerhalb der Lebensmonate drei bis sechs

LM Klasse 1

ges./OC-F/OC-S 38/33/8 31/24/10 28/17/13 6,7/0,1/10,4

n=538 44 87 407

4 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 43/36/11 30/22/9 30/19/13 13,3/1,9/42,5

n=490 41 74 375

5 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 34/29/10 27/19/9 32/22/14 75,7/48,8/24,8

n=344 27 53 264

6 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 37/37/4 25/21/6 34/23/14 64,4/22,8/3,9

Fohlen, die nur wenig bewegt werden, weisen mehr OC-gesamt auf als viel bewegte Fohlen.

Dieser Klassenunterschiede ist nur im ersten Lebensmonat signifikant.

Betrachtet man die Befunde im Fesselgelenk, so kann man innerhalb der ersten vier Lebensmonate einen deutlichen Trend feststellen: Bei einem hohen Maß an Gesamtbewegung tritt signifikant weniger Osteochondrose im Fesselgelenk auf.

Osteochondrose im Sprunggelenk wird von der Gesamtbewegung pro Woche offenbar nicht beeinflusst. Die Unterschiede zwischen den Klassen sind zu keinem Zeitpunkt signifikant. Hier ist anzumerken, dass ein großer Teil (n=15) der positiven Fohlen in Klasse 3 einem einzigen Betrieb entstammt, der infolgedessen z.B. im Lebensmonat 1 nahezu 50 % der positiven Fohlen stellt.

Die Gesamtbewegung wurde bisher für jeden Lebensmonat einzeln dargestellt. Im folgenden werden Intervalle über mehrere Monate (Lebensmonate eins bis zwei, eins bis drei und eins bis vier) gebildet (Tab. 98). Zur Analyse des Einflusses der Gesamtbewegung innerhalb der Intervalle wurden jeweils drei Bewegungsklassen mit einer nahezu gleichen Anzahl Fohlen erzeugt. Die Fohlen aus Klasse 1 werden dabei maximal stundenweise, in Klasse 2 eingeteilte Fohlen ganztägig bewegt. Bei Fohlen der Klasse 3 kann von einer 24-stündigen Weidehaltung ausgegangen werden.

128

Tab. 98: Relative Häufigkeit von Fohlen mit positivem OC-Befund (OC-ges, OC-F, OC-S) in Abhängigkeit ihrer Gesamtbewegung innerhalb der ersten zwei, drei oder vier Lebensmonate

LM Klasse 1

ges./OC-F/OC-S 37/30/10 31/22/12 27/13/17 2,3/<0,1/2,4

1 bis 3 2,5

n=177 11,0

n=174 18,9

n=187 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 34/28/10 33/23/11 25/13/14 5,3/0,1/16,2

1 bis 4 4,5

n=151 12,6

n=167 18,4

n=180 OC-pos. [%]

ges./OC-F/OC-S 37/30/9 31/19/13 25/16/13 1,8/0,1/27,2

Für Osteochondrose-gesamt und OC im Fesselgelenk kann festgestellt werden; je mehr Bewegung die Fohlen haben, desto weniger positive Befunde liegen vor. Die Unterschiede zwischen den Klassen sind statistisch abgesichert und liegen hinsichtlich des Fesselgelenks im hochsignifikanten Bereich. In Bezug auf die Befunde im Sprunggelenk konnte wiederum keine durchgängige Tendenz beschrieben werden.

Analog zu den Analysen zum Zusammenhang zwischen der Bewegung der Fohlen und dem Auftreten von OC wurden Analysen mit dem Merkmal OCD (s.S. 57) durchgeführt. Die Ergebnisse bestätigen die in den Analysen mit dem Merkmal OC beobachteten Tendenzen, wobei sie sich geringfügig in der Signifikanz der beobachteten Klassenunterschiede unterscheiden. Die diesbezüglichen Ergebnisse finden sich im Tabellenanhang (Tab. A34 bis A37).

129

Abschließend wird der Frage nachgegangen, ob ein geringes Maß an Bewegung auch die Anzahl der Befunde der Fesselgelenke insgesamt erhöht. Die Anzahl der betroffenen Fesselgelenke ist in Tab. 99 dargestellt.

Tab. 99: Absolute und relative (innerhalb einer Klasse) Zahl der Fohlen stratifiziert nach Anzahl positiver Befunde der Fesselgelenke je Fohlen und der Gesamtbewegung in den Lebensmonaten eins bis vier

Anzahl positiver Befunde negativ

1 2 3 4

Klasse 1 4,5 Ø

Std./Tag 105 / 69,5 % 23 / 15,2 % 17 / 11,3 % 4 / 2,7 % 2 / 1,3 % Klasse 2

12,6 Ø

Std./Tag 135 / 80,8 % 19 / 11,4 % 10 / 6,0 % 3 / 1,8 % - Klasse 3

18,4 Ø

Std./Tag 152 / 84,4 % 25 / 13,9 % 3 / 1,7 % - -

Es scheint so zu sein, dass bei hoher Bewegungsintensität nicht nur die Frequenz von Befunden im Fesselgelenk reduziert ist, sondern auch die Anzahl der Befunde je Fohlen. Eine Prüfung auf Signifikanz mit dem Chi-Quadrat-Test ist hier nicht möglich, da die Klassenbesetzung teilweise sehr gering ist (n ≤ 5).

130

Kapitel 5

DISKUSSION 5.1. Wachstum

Im Folgenden soll sowohl der Wachstumsverlauf der untersuchten Fohlen mit den Ergebnissen bisheriger Studien verglichen, als auch der Geschlechtsdimorphismus, der Saisoneffekt sowie der Einfluss des Betriebes und des Alters der Stute diskutiert werden.

5.1.1. Vergleich des Wachstumsverlaufs mit bisherigen Studien

Bisherige Untersuchungen zum Wachstumsverlauf von Pferden wurden überwiegend an Vollblütern durchgeführt (GREEN, 1969, HINTZ et al. 1979, THOMPSON, 1995, PAGAN et al., 1996 und JELAN et al. 1996), demzufolge sind sie mit dem vorliegenden Datenmaterial nur bedingt vergleichbar: Da die absoluten Zahlen sich aufgrund der Rasseunterschiede stark unterscheiden, kann lediglich ein Vergleich des prozentualen Wachstums vorgenommen werden.

In einer weiteren umfangreichen Studie wurden durch BORNEMANN (1977) Maße an Pferden Trakehner Abstammung festgehalten, die ebenso wie die Vollblüter in Reinzucht gezogen werden und daher für einen Vergleich ebenfalls nur eingeschränkt geeignet sind. Allein von FINKLER-SCHADE (1997) wurde eine Untersuchung zum Wachstumsverlauf einer größeren Anzahl von Warmblutfohlen durchgeführt, allerdings ohne eine Bestimmung des Gewichtes.

Im Vergleich der vorliegenden Studie mit den Ergebnissen von HINTZ et al. (1979) an Vollblütern (s. Tab. 3, S. 26) findet sich ein annähernd identisches Ergebnis hinsichtlich der Größenentwicklung im sechsten Lebensmonat. Ausgehend von einer mittleren Größe von 1,68 m (Stockmaß des ausgewachsenen Pferdes) ergibt sich nach eigenen Berechnungen ein prozentualer Anteil der mittleren Größe der Fohlen im sechsten Lebensmonat von 80,0 % der Größe eines ausgewachsenen Pferdes. Hinsichtlich der Gewichtsentwicklung im Vergleich zum ausgewachsenen Pferde liegen die von HINTZ et. al (1979) gewogenen Fohlen im sechsten Monat höher (46 %) als die Fohlen der vorliegenden Studie (40 %). Grundlage der eigenen Berechnung war dabei ein durchschnittliches Gewicht von 600 kg.

131

Tab. 100: Rohmittelwerte von Gewicht und Größe der Fohlen (n=694) in den Lebensmonaten eins bis sechs relativ zum durchschnittlichen Gewicht bzw. zur durchschnittlichen Größe ausgewachsener Pferden (=100 %)

Lebens-

JELAN (1996) bezog seine Ausführungen zum Wachstum der Vollblutfohlen stets auf Geburtsgewicht und –größe (= 100 %). In dieser Studie liegen diese Daten jedoch nur von einem kleinen Teil der Fohlen vor. Maße und Gewichte innerhalb der ersten Lebenswoche wurden bei 103 Fohlen erhoben (mittleres Gewicht 63 kg, mittlere Größe 105 cm; jeweils am dritten Lebenstag), so dass unter Berücksichtigung der mittleren Wachstumsrate im ersten Lebensmonat auf ein durchschnittliches Geburtsgewicht von ca. 60 kg - bei einer Größe von etwa 105 cm - geschlossen werden kann. Daraufhin wurden die Rohmittelwerte von Gewicht und Größe aller Fohlen zu diesen angenommenen Werten in Beziehung gesetzt und mit den Daten von JELAN (1996) verglichen (Tab. 101).

Tab. 101: Vergleich eigener Ergebnisse der absoluten Gewichts- und Größenentwicklung und dem relativ zu Geburtsgewicht und –größe (= 100 %) dargestellten Zuwachs mit den Untersuchungen von JELAN (1996)

Gewicht Größe

JELAN eigene Ergebnisse JELAN eigene Ergebnisse LM

Das Geburtsgewicht der Vollblüter liegt ungefähr 10 kg unter dem der Warmblüter, allerdings sind die Pferde beider Gruppen im vierten und sechsten Lebensmonat gleich schwer.

132

Dementsprechend zeigen die Vollblüter in den ersten Monaten in Bezug auf das Geburtsgewicht deutlich höhere Wachstumsraten als die Warmblüter.

Obwohl ausgewachsene Vollblüter im Vergleich zu adulten Warmblütern eine geringere Körpergröße haben, weisen Fohlen beider Studien eine nahezu gleiche Geburtsgröße auf. Die Wachstumsraten der Vollblüter liegen initial über denen der Warmblüter, bleiben aber anschließend deutlich zurück.

In Tab. 101 wurde der Zuwachs in Größe und Gewicht relativ zur jeweils vorangegangenen Messung (= 100 %) dargestellt. Interessant erscheint vor allem der Anstieg des Zuwachses der von JELAN (1996) untersuchen Vollblüter zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat.

Tab. 102: Vergleich eigener Ergebnisse der absoluten Gewichts- und Größenentwicklung und dem relativ zur jeweils vorangegangenen Messung (= 100 %) dargestellten Zuwachs mit den Untersuchungen von JELAN (1996)

Gewicht Größe

JELAN eigene Ergebnisse JELAN eigene Ergebnisse LM

[kg] [%] [kg] [%] [cm] [%] [cm] [%]

Geburt 53,5 60,0 104,5 105,0

2 131,5 146 120,8 101 119,0 13,8 117,0 11,4 4 188,5 43 188,0 56 124,0 4,2 128,1 9,5 6 240,5 28 240,0 28 132,0 6,5 135,0 5,4

133

Im folgenden werden die Ergebnisse der Untersuchungen von FINKLER-SCHADE (1997) mit den eigenen Ergebnissen verglichen. Die Anzahl der von FINKLER-SCHADE (1997) innerhalb eines Monat gemessenen Fohlen schwankte zwischen 67 und 102.

Hinsichtlich des Größenwachstums (Abb. 15) kommen beide Studien zu ähnlichen Ergebnissen.

Lediglich im sechsten Lebensmonat liegt die mittlere Wachstumsrate der Größe innerhalb einer Woche 3 mm über dem von FINKLER-SCHADE (1997) beobachteten Niveau.

Abb. 15: Mittleres wöchentliches Größenwachstum [cm]: Vergleich eigener Ergebnisse mit den Daten von FINKLER-SCHADE (1997)

Im Verlauf der Wachstumsraten des Röhrbeinumfangs (Abb. 16) sind Unterschiede zwischen den Studien zu verzeichnen. Die Fohlen der Studie von FINKLER-SCHADE (1997) weisen im ersten Lebensmonat eine höhere Wachstumsrate auf, die dann jedoch abrupt abfällt und im weiteren Verlauf geringfügige unter dem Niveau der in eigenen Untersuchungen berechneten Wachstumsraten des Röhrbeinumfangs liegt.

0 0,5 1 1,5 2 2,5

LM 1 LM 2 LM 3 LM 4 LM 5 LM 6

Finkler-Schade eigene Ergebnisse [cm]

Größenwachstum / Woche

134

Abb. 16: Mittleres wöchentliches Wachstum des Röhrbeinumfangs [cm]: Vergleich eigener Ergebnisse mit den Daten von FINKLER-SCHADE (1997)

Die Differenzen zwischen beiden Studien liegen im Bereich einer Standardabweichung (1. LM Differenz der Ergebnisse beider Studien 0,06 cm/Woche, Standardabweichung 0,14 cm/Woche).

Insbesondere der Differenz im ersten Lebensmonat liegt möglicherweise ein Problem hinsichtlich der Stichproben zugrunde. Auch der Umstand, dass in beiden Arbeiten nicht nach exakt der gleichen Methode gearbeitet wurde, kann leicht abweichende Ergebnisse nach sich ziehen. In der Arbeit von FINKLER-SCHADE (1997) wurde die Lebenswoche der Fohlen direkt zur Berechnung der Wachstumsrate verwendet. Weiterhin wurden die Fohlen von FINKLER-SCHADE (1997) in fünf- bis sechswöchigen Abständen gemessen, was sich bei Angabe der wöchentlichen Wachstumsrate in Bezug auf die Lebensmonate der Fohlen im Vergleich zu den Berechnungen der vorliegenden Studie ebenfalls als geringe Abweichung niederschlagen kann. Die in der vorliegenden Arbeit angegebene wöchentliche Wachstumsrate wurde aus dem täglichen Wachstum der Fohlen errechnet, wobei die Fohlen in etwa monatlichen Intervallen gemessen wurden.

0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35

LM 1 LM 2 LM 3 LM 4 LM 5 LM 6

Finkler-Schade eigene Ergebnisse [cm]

Wachstum des Röhrbeinumfangs / Woche

135

Die Mittelwerte für den Brustumfang sind bis einschließlich des vierten Lebensmonat nahezu identisch. Insbesondere im fünften, und aber auch im sechsten Lebensmonat ergeben sich bei den von FINKLER-SCHADE (1997) untersuchten Fohlen geringfügig höhere Wachstumsraten.

Abb. 17: Mittleres wöchentliches Wachstum des Brustumfangsumfangs [cm]: Vergleich eigener Ergebnisse mit den Daten von FINKLER-SCHADE (1997)

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5

LM 1 LM 2 LM 3 LM 4 LM 5 LM 6

Finkler-Schade eigene Ergebnisse [cm]

Wachstum des Brustumfangs / Woche

136

Hinsichtlich des Wachstums der Rumpflänge sind ebenfalls sehr ähnliche Ergebnisse beider Studien zu beobachten, wobei die von FINKLER-SCHADE (1997) untersuchten Fohlen durchgehend geringfügig höhere Werte aufweisen. Dies ist insbesondere im fünften Lebensmonat der Fall.

Abb. 18: Mittleres wöchentliches Wachstum der Rumpflänge [cm]: Vergleich eigener Ergebnisse mit den Daten von FINKLER-SCHADE (1997)

Insgesamt lässt sich ein hohes Maß an Übereinstimmung beider Studien feststellen. Der von FINKLER-SCHADE (1997) beobachtete Wachstumsschub im vierten / fünften Lebensmonat konnte jedoch am vorliegenden Datenmaterial nicht beobachtet werden.

[cm]

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4

LM 1 LM 2 LM 3 LM 4 LM 5 LM 6

Finkler-Schade eigene Ergebnisse Wachstum der Rumpflänge / Woche

137

5.1.2. Einfluss des Geschlechtes

Anhand der vorliegenden Ergebnisse kann von einem Geschlechtsdimorphismus hinsichtlich der Körpermaße und des Gewichtes gesprochen werden, wobei Hengstfohlen höhere Werte zeigen als Stutfohlen. Diese Ergebnisse entsprechen denen der an Vollblütern durchgeführten Studien von HINTZ et al. (1979), THOMPSON (1995) und PAGAN et al. (1996).

In Zusammenhang mit dem Geschlechtsdimorphismus erlauben die gebildeten Quotienten von Gewicht und Größe bzw. Gewicht und Röhrbeinumfang den Schluss, dass Hengstfohlen zwar vom Kaliber her schwerer sind als Stutfohlen (größerer Quotient von Größe und Gewicht), jedoch im Hinblick auf die Gewichtsbelastung des Fundaments gleiche Bedingungen für Stut- und Hengstfohlen gelten (keine Geschlechtsunterschiede beim Quotient von Gewicht und Röhrbeinumfang).

Obwohl der Quotient aus Gewicht und der angenommenen Röhrbeinquerschnittsfläche in einigen, nicht durchgängig aufeinander folgenden Analysen bei den Stutfohlen signifikant höher lag als bei den Hengstfohlen, war auch die umgekehrte Tendenz (Quotient der Hengstfohlen höher als der der Stutfohlen) als signifikantes Ergebnis zu beobachten. Die biologische Signifikanz dieser Ergebnisse ist aufgrund der wechselnden Aussagen fragwürdig. Dies mag damit zusammenhängen, dass die Röhrbeinquerschnittsfläche nicht exakt aus dem Umfang des Metakarpalknochens, sondern aus dem Umfang der gesamten Extremität (inklusive Griffelbeinen, Beugesehnen etc.) im Bereich des Röhrbeins berechnet wurde. Ferner erscheinen die Berechnungen zur Röhrbeinquerschnittsfläche aufgrund der Tatsache, dass das Röhrbein der Vordergliedmaßen einen querovalen und nicht – wie angenommen – kreisrunden Querschnitt aufweist, als problematisch (Abb. 19).

Weiterhin besteht das Mittelstück des Röhrbeins aus einem knöchernen Schaft Abb. 19: Querschnitt durch die Mitte des linken

Metakarpalknochens, Blick von proximal auf die Schnittfläche (nach ZIETSCHMANN, 1943) a Röhrbein; b mediales bzw. c laterales Griffelbein

138

(Substantia compacta, in Abb. 19 gepunktet dargestellt) der die Markhöhle umschließt. Die Kompakta ist, der funktionellen Beanspruchung der Gliedmaße entsprechend, dorsal und medial stärker ausgebildet (NICKEL et al., 1984). Es gibt folglich keine durchgehende Kreisfläche, der ein gleichmäßiges Tragen des Gewichtes zugeordnet werden kann.

5.1.3. Saisoneffekt

Die Fohlen, die nach dem 1. April 2001 geboren wurden, sind bis zum sechsten Lebensmonat größer, schwerer und haben einer größeren Röhrbeinumfang als ihre früh geborenen Artgenossen; allerdings ist diese Tendenz nicht durchgängig signifikant. Dieser Effekt wurde in Studien zu Größe und Gewicht von HINTZ et al. (1979) und PAGAN et al. (1996) ebenfalls beschrieben. Dabei erscheint besonders interessant, dass die von HINTZ et al. (1979) untersuchten Fohlen bis Juni ausschließlich im Stall gehalten wurden, so dass ein unterschiedliches Fütterungsmanagement der früh- und spätabgefohlten Gruppe in dieser Phase als ursächlicher Faktor kaum wahrscheinlich ist. Die Autoren führen als mögliche Ursache dieses Phänomens vielmehr die unterschiedliche Trächtigkeitsdauer und den Einfluss der Tageslichtlänge auf die Produktion verschiedener Hormone an. Auch PAGAN et al. (1996) sehen in dem von ihnen beschriebenen Wachstumsschub (s. Abb. 1, S. 30) weniger eine Abhängigkeit zum Alter der Fohlen als vielmehr einen Saisoneffekt.

Nach CYMBALUK (1990) reicht die Temperatur als Ursache allein nicht aus, um das Wachstum der Fohlen zu beeinflussen. In einem standardisierten Versuch mit 12 Fohlen, die über Winter in einem beheizten (10°C) bzw. ungeheizten Stall gehalten wurden, konnte wohl ein Gewichtsunterschied festgestellt werden, der auf den erhöhten Energiebedarf bei niedrigeren Temperaturen zurückgeführt wurde, die weitere Entwicklung der Fohlen hinsichtlich der Größe und des Röhrbeinumfangs war jedoch bei beiden Gruppen identisch.

Ferner kann auch die Bewegung der Fohlen ihre Entwicklung beeinflussen. RAUB et al. (1989) wiesen nach, dass standardisierte Bewegung auf dem Laufband, bei gleichem Gewicht bzw.

gleicher Widerristhöhe von Versuchs- und Kontrollgruppe, den Röhrbeinumfang signifikant erhöht. Auch BELL et al. (2001) zeigen auf, dass permanenter oder zeitweiser (12 Stunden

139

täglich) Weidegang den Röhrbeinumfang der Fohlen im Vergleich zu einer im Stall gehaltenen Kontrollgruppe signifikant erhöht. Hinsichtlich Gewicht und Größe wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt.

5.1.4. Einfluss des Betriebes

Der Einfluss des Betriebes auf die körperliche Entwicklung der Fohlen erwies sich als hochsignifikant. Indessen ist insbesondere hinsichtlich des Betriebseinflusses eine Trennung von umweltbedingten und genetischen Effekten schwierig oder gar unmöglich. Den Tieren ist zwar die weitgehend gleiche Umwelt innerhalb des Betriebes gemein, sie stammen jedoch zusätzlich oft aus verwandten Mutterlinien und / oder von denselben Hengsten ab und verfügen demnach über eine ähnliche Genetik.

Im Durchschnitt standen auf einem Betrieb acht Fohlen. Berücksichtigt man nur das Geschlecht und den Geburtszeitpunkt, so ergeben sich schon vier Untergruppen, die im Schnitt mit zwei Fohlen besetzt sind. Eine weitere Differenzierung der Umwelteffekte innerhalb eines Betriebes ist aufgrund der – aus statistischer Sicht – geringen Anzahl Fohlen eines Betriebes nicht möglich, eine isolierte Betrachtung einzelner Umwelteffekte innerhalb des Betriebes nicht sinnvoll.

5.1.5. Einfluss des Alters der Stute

Das Alter der Stute wurde schon von HINTZ et al. (1979) als wesentlicher Effekt auf das Wachstum der Fohlen herausgestellt. Bei der Betrachtung der Gesamtentwicklung fällt auf, dass die Fohlen der jungen Stuten in der Entwicklung deutlich hinter den Fohlen der anderen beiden Klassen zurückbleiben. Dies kann auf eine erhöhte Bereitstellung von Nährstoffen für den Fetus, sowie auf die höhere Milchleistung der älteren Stuten zurückgeführt werden. Betrachtet man die Klasseneinteilung des Stutenalters in Relation zum Generationsintervall, so kommt hinsichtlich

140

des weniger intensiven Wachstums von Fohlen jüngerer Stuten ursächlich auch eine veränderte Genetik (Zuchtfortschritt durch Zucht auf leichtere, edlere Pferde) in Betracht.

Abb. 20: Monatliche Zunahme des Gewichtes [kg] nach Altersklasse der Stuten und Lebensmonat

Betrachtet man die monatliche Gewichtszunahme der Fohlen in Abhängigkeit des Alters der Stute (Abb. 20), so sind erhebliche Unterschiede zwischen den Gruppen zu verzeichnen, die jedoch nicht signifikant sind.

5.1.6. Schlussfolgerungen

Die Entwicklung der Fohlen innerhalb der ersten Lebensmonate ist geprägt von einem sehr intensiven Wachstum. Dabei sind kurz nach der Geburt die größten Wachstumsraten zu verzeichnen, die anschließend bis zum sechsten Lebensmonat kontinuierlich abnehmen.

20 25 30 35 40 45

LM 2 LM 3 LM 4 LM 5 LM 6

< 6 Jahre 7 - 11 Jahre > 12 Jahre

Monatliche Gewichtszunahme

[kg]

141

Die Gewichtsentwicklung der Fohlen in Abhängigkeit ihres Alters kann durch eine lineare, besser noch eine quadratische Funktion (s.S. 78, Abb. 11) sehr genau beschrieben bzw. vorhergesagt werden.

Dabei wird das Wachstum der Fohlen hochsignifikant vom Betrieb und dem Alter der Stute sowie z.T. auch vom Geburtszeitpunkt beeinflusst, was darauf hinweist, dass individuelle Effekte einen bemerkenswerten Einfluss auf die Entwicklung der Fohlen haben. Daher ist davon auszugehen, dass – obwohl kein einheitlicher Wachstumsschub wie in der Studie von FINKLER-SCHADE (1997) festgestellt werden konnte – das individuelle Wachstum der Fohlen in verschiedenen Phasen durchaus unterschiedliche Intensität aufweist.

142

5.2. Haltung und Bewegung

Die anhand der Fragebögen erhobenen Daten zu Haltung und Bewegung werden im folgenden zusammengefasst und mit den von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und dem ehemaligen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten herausgegebenen Richtlinien verglichen.

5.2.1. Haltung und Bewegung der Zuchtstuten im Winter Haltung der Zuchtstuten

Die Einzelaufstallung dominiert mit einem Anteil von 87 % der Stuten bzw. 88 % der Betriebe als die favorisierte Haltungsform für Zuchtstuten. Die Gruppenhaltung spielt hingegen kaum eine Rolle. Ganzjährige Weidehaltung wurde lediglich in Einzelfällen praktiziert, wenn gesundheitliche Probleme der Stuten (z.B. chronisch obstruktive Bronchitis, chronische Phlegmone) eine Stallhaltung unmöglich machten. Die Betriebe, die Anbindehaltung praktizieren, sahen dies z.T. als Übergangslösung an und waren bemüht, die Situation zu verändern.

Berechnet man nach der Formel (Widerristhöhe [m] x 2)² die Mindestfläche einer Einzelbox, so ergibt sich für eine mittelgroße Warmblutstute mit 1,68 m Stockmaß ein Boxengröße von 11,3 m². Diese Maße wurden bei 22 % der Stuten unterschritten, bei weiteren 27 % lagen sie im nur knapp ausreichenden Bereich. Von den Stuten aus den Gruppenhaltung gab es mit 53 % einen

Berechnet man nach der Formel (Widerristhöhe [m] x 2)² die Mindestfläche einer Einzelbox, so ergibt sich für eine mittelgroße Warmblutstute mit 1,68 m Stockmaß ein Boxengröße von 11,3 m². Diese Maße wurden bei 22 % der Stuten unterschritten, bei weiteren 27 % lagen sie im nur knapp ausreichenden Bereich. Von den Stuten aus den Gruppenhaltung gab es mit 53 % einen