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3. ERGEBNISSE UND DISKUSSION

3.3.3 Clearancestudien

Während der letzten 60 min der Dauerinfusionen wurden bei allen Tieren Clearancestudien vorgenommen. Aus Tab. 3.6. sind die Pi-Konzentrationen im Plasma, die GFR, die GFP, die Pi-Ausscheidungsrate im Harn und die TRP , die bei jedem der drei Infusionsversuche er-mittelt wurden, ersichtlich.

a) Pi-Konzentrationen im Plasma

In Kap. 3.2.1 wurde bereits die Abhängigkeit der Plasma-Pi-Konzentrationen von Infusionsrate und -lösung dargelegt. In der letzten Stunde der Pi-Dauerinfusionen wiesen die Konzentrationen ein konstantes Niveau auf (siehe Abb. 3.135, Abb. 3.136 und Abb. 3.137).

Dies ist eine Voraussetzung, um den Zusammenhang zwischen Plasma-Pi-Konzentration und Harn-Pi-Exkretion bzw. tubulärer Pi-Resorption in der Niere mittels Clearance-Studien exakt beurteilen zu können (GLADTKE und VON HATTINGBERG 1977). Für die Berechnung der GFP und der TRP wurde der Mittelwert der in der letzten Stunde gemessenen Plasma-Pi -Werte herangezogen.

b) Glomeruläre Filtrationsrate (GFR)

Die GFR wurde über die endogene Clearance berechnet. Die Kreatinin-Konzentrationen in Harn und Plasma der Tiere sind in Tab. 3.5. dargestellt. Sie sind nicht signifikant voneinander verschieden und stimmen mit den in der Literatur bekannten Kon-zentrationen überein (WIDIYONO 1995).

Beim ersten Infusionsversuch betrug die GFR bei den vier Tieren im Mittel 25,6 ± 10,0 ml·min-1 bei der NaCl-, bzw. 36,5 ± 23,2 ml·min-1 bei der Pi-Infusion.

Beim zweiten Infusionsdurchgang ergaben sich für die GFR durchschnittliche Werte von 33,1

± 20,5 ml·min-1 bei der Infusion mit NaCl-Lösung und 42,7 ± 15,3 ml·min-1 bei der Infusion

Der dritte Infusionsversuch lieferte bei der NaCl-Infusion durchschnittliche GFR-Werte von 37,8 ± 28,2 ml·min-1, bei der Pi-Infusion betrugen diese im Mittel 25,2 ± 18,4 ml·min-1.

Die GFR bei den NaCl-Infusionen unterschied sich nicht signifikant von der der Pi -Infusionen. Diese Beobachtung machte auch WIDIYONO (1995) bei seinen Clearance-Versuchen an erwachsenen Ziegen. Allerdings wies in dieser Untersuchung die GFR im Mittel 3-4mal höhere Werte auf als in der vorliegenden Arbeit. Das lag vermutlich zum einen daran, dass die adulten Ziegen im Mittel die 3fache LM aufwiesen, zum anderen infundierte WIDIYONO ein größeres Volumen an Infusionslösung.

c) Glomeruläre Filtrationsrate des Phosphates (GFP)

Bei den NaCl-Infusionen betrug die GFP 58,3 ± 23,2 µmol·min-1 (1. Infusionsversuch), bzw.

75,8 ± 61,3 µmol·min-1 (2. Infusionsversuch) und 58,6 ± 36,0 µmol·min-1 (3.

Infusionsversuch). Diese Werte waren nicht signifikant voneinander verschieden. Bei den Pi -infundierten Tieren stieg mit der Erhöhung der Plasma-Pi-Konzentrationen die GFP auf 108,0

± 60,9 µmol·min-1 (1. Infusionsversuch), bzw. 160,1 ± 51,4 µmol·min-1 (2. Infusionsversuch) und 114,8 ± 82,0 µmol·min-1 (3. Infusionsversuch) an. Allerdings war diese Zunahme der GFP aufgrund der hohen Streuung nicht signifikant.

Bei WIDIYONO (1995) wies die GFP insgesamt höhere Werte auf, was direkt auf die höhere GFR zurückzuführen ist; zudem war in diesen Untersuchungen die Erhöhung der GFP bei den Pi-infundierten Tieren signifikant.

Tabelle 3.5.: Kreatinin-Konzentrationen in Harn und Plasma (Mittelwerte ± SD, n = 4)

1. Infusionsversuch 2. Infusionsversuch 3. Infusionsversuch

d) Pi-Ausscheidung im Harn

Bei allen drei Infusionsversuchen führte die Pi-Infusion zu einer signifikanten Steigerung der Pi-Ausscheidung im Harn (p<0,05). Diese betrug während der NaCl-Infusionen im Mittel 0,4

± 0,2 µmol·min-1 (1. Infusionsversuch), bzw. 1,0 ± 1,2 µmol·min-1 (2. Infusionsversuch) und 0,6 ± 0,3 µmol·min-1 (3. Infusionsversuch). Somit entsprach sie etwa der in der Literatur beschriebenen täglichen physiologischen Ausscheidungsrate von erwachsenen Schafen und Ziegen (SCOTT und MCLEAN 1981, FIELD 1981, SCHÖNESEIFFEN 1993). Verglichen mit der renalen Pi-Ausscheidung von Schweinen oder mit der des Menschen ist diese Ausscheidungsrate sehr gering (MCINTOSH und SCOTT 1975, WILKINSON 1976).

Durch die Pi-Infusion erhöhte sich die Ausscheidungsrate signifikant auf 2,8 ± 1,7 µmol·min-1 (1. Infusionsversuch), bzw. 17,3 ± 12,9 µmol·min-1 (2. Infusionsversuch) und 32,4 ± 30,2 µmol·min-1 (3. Infusionsversuch). Die hohe Streuung in der renalen Pi-Ausscheidung ist zum einen auf die unterschiedlich hohen Plasma-Pi-Konzentrationen und zum anderen auf große individuelle Unterschiede zwischen den einzelnen Tieren zurückzuführen. In Abb. 3.144 ist zusammenfassend für alle drei Infusionsversuche die Beziehung zwischen Pi-Ausscheidung und Pi-Konzentration im Plasma dargestellt. Durch Anwendung der in Kapitel 2.9. angegebe-nen linearen Regressionsanalysen ergab sich für die frisch abgesetzten Ziegenlämmer (12. – 22. LW) eine durchschnittliche Schwellenkonzentration für die Pi-Ausscheidung von 2,35 mmol·l-1. Diese war deutlich niedriger als in der Literatur für adulte Ziegen beschrieben (WI-DIYONO 1995). Man kann folglich davon ausgehen, dass bei frisch abgesetzten Ziegen die Kapazität der Nieren für die Pi-Resorption noch nicht vollständig entwickelt war. In Anleh-nung an die These von BOEHNCKE (1981), die Höhe der renalen Pi-Ausscheidung sei beim Wiederkäuer negativ mir der endogenen Pi-Sekretionsrate korreliert, lässt sich schlussfolgern, dass die Ziegen in vorliegendem Versuch bereits die maximale Konzentrierungsfähigkeit ihrer Speicheldrüsen für Pi, nicht jedoch deren maximales Speichel-Sekretionsvermögen erreicht hatten. Somit war die endogene Pi-Sekretion trotz ruminierendem Status noch nicht voll ent-wickelt.

Abb. 3.144: Beziehung zwischen Pi-Ausscheidung im Harn und Pi-Konzentration im Plasma bei drei Infusionsversuchen; N = 4, n = 3 Messungen/Tier

e) Tubuläre Pi-Resorption (TRP)

Beim ersten Infusionsversuch betrug die durchschnittliche TRP für die NaCl-Infusion 57,9 ± 23,4 µmol·min-1 (99,1 % der GFP). Beim zweiten und dritten Versuch wies diese Werte von 74,8 ± 61,3 µmol·min-1 (98,4 % der GFP) bzw. 58,0 ± 35,9 µmol·min-1 (98,9 % der GFP) auf.

Bei Pi-Infusion steigerte sich die TRP auf Werte von 105,3 ± 62,6 µmol·min-1 (1. Infusions-versuch), bzw. 147,1 ± 54,1 µmol·min-1 (2. Infusionsversuch) und 82,4 ± 53,5 µmol·min-1 (3.

Infusionsversuch). Aufgrund der Streuung war dieser Effekt allerdings nicht signifikant.

Für die Pi-Ausscheidung im Harn ist das Verhältnis zwischen glomerulärer Filtration und tubulärer Resorption von Bedeutung. Unter physiologischen Bedingungen wird Pi ungehindert filtriert und im proximalen Tubulus nahezu vollständig resorbiert. Wenn die Filtrationsmenge allerdings durch Erhöhung der Plasma-Pi-Konzentrationen gesteigert wird, so kommt es zu einer Überschreitung der maximalen tubulären Pi-Resorption und folglich zu einer erhöhten P-Ausscheidung mit dem Harn. Gleichzeitig geht damit wahrscheinlich eine Reduktion der TRP aufgrund der Internalisierung von NaPi IIa-Kotransportern einher.

Mit der Erhöhung der Plasma-Pi-Konzentrationen auf 3,1 bzw. 3,8 mmol·l-1 im ersten bzw.

zweiten Infusionsversuch verminderte sich der prozentuale Anteil der TRP an der glomerulä-ren Filtrationsrate von Pi um 3,4 % auf 95,7 % (1. Infusionsversuch) bzw. um 7,4 % auf 91,5

% (2. Infusionsversuch). Auch bei Clearance-Studien an adulten Ziegen (WIDIYONO 1995)

0 1 2 3 4 5 6

0 15 30 45 60

75 Pi-Infusion

NaCl-Infusion

Pi-Konzentrationen im Plasma (mmol.l-1) renale Pi-Ausscheidungsrate mol. min-1 )

kam es bei einer durchschnittlichen Plasma-Pi-Konzentration von 4,6 mmol·l-1 nur zu einer geringfügigen Erniedrigung der Effizienz der TRP.

Im dritten Infusionsversuch reduzierte sich der prozentuale Anteil der TRP an der glomerulären Filtrationsrate von Pi um 24,6 % auf 74,3 % und war hochsignifikant (p<0,001).

Diese Verminderung der Effizienz der TRP lag im gleichen Bereich wie bei den Clearance-Studien von WIDIYONO (1995), wenn Plasma-Pi-Konzentrationen von durchschnittlich 7,2 mmol·l-1 erreicht wurden, und hing eng mit der gesteigerten GFP infolge der erhöhten Plasma-Pi-Konzentrationen zusammen.

3.3.4 Einfluss der Pi-Konzentrationen im Plasma auf die Pi-Konzentrationen im