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5 D ISKUSSION

5.2 Charakterisierung der positiven MRSA-Isolate

Um Aussagen zum Resistenzverhalten der nachgewiesenen Isolate machen zu können, wurde die Auswertung analog zu der BfT-GermVet-Studie für koagulasepositive und koagulasevariable Staphylokokken vorgenommenen (SCHWARZ et al. 2007). Idaelerweise sollte man veterinärspezifische Grenzwerte für die Tierart/Wirkstoff-Kombination verwenden. Diese sind für S. aureus vom Geflügel im CLSI-Dokument M31-A3 lediglich für Enrofloxacin bei E. coli und Pasteurella multocida angegeben. Daher wurde hier die Klassifizierung der gemessenen MHK-Werte anhand von Grenzwerten für Staphylokokken aus dem CLSI-Dokument M31-A3 aus der Humanmedizin oder definierten Krankheitsprozessen anderer Tierarten (siehe Tabelle 20) vorgenommen.

Es können nur Werte miteinander verglichen werden, die durch die Anwendung des gleichen Untersuchungsverfahrens, z. B. nach CLSI, ermittelt wurden. Daraus ergibt sich ein möglicher Vergleich mit MHK-Werten, die für MRSA ST398 beim Rind und Schwein in Deutschland ermittelt wurden (KADLEC et al. 2009; FEßLER et al. 2010).

Vereinzelt berichteten andere Autoren über Resistenzraten (%) von MRSA beim Geflügel (NEMATI et al. 2008; FETSCH et al. 2009 a; MEVIUS et al. 2009), diese wurden aber entweder mit anderen oder nicht näher definierten Methoden ermittelt, weshalb ein Vergleich mit den in dieser Arbeit ermittelten MHK-Werten nicht vorgenommen wurde.

Der Vollständigkeit halber sei nur angemerkt, dass in den Untersuchungen von MEVIUS et al. (2009) der Anteil an gegen Ciprofloxacin resistenten MRSA-Isolaten aus Rachentupfern vom Geflügel bei 45 % und gegen Trimethoprim-Sulfonamid-Kombination bei 9 % lag. In

der Studie von FETSCH et al. (2009 a) betrug die Resistenzrate für Ciprofloxacin 30 % aus Proben vom Huhn (Fleischproben). Damit soll lediglich darauf hingewiesen werden, dass andere Autoren Resistenzen gegenüber mehr Antibiotikaklassen als auschließlich den β-Laktamen und Tetracyclinen ermittelt haben.

Vergleicht man die Resistenzraten von MRSA ST398 aus Isolaten vom Geflügel mit anderen lebensmittelliefernden Tierarten wie z. B. dem Rind (FEßLER et al. 2010) oder Schwein (KADLEC et al. 2009), so lässt sich feststellen, dass alle Isolate zu 100 % resistent gegen β-Laktam-Antibiotika und gegen Tetracyclin waren. Die MRSA ST398-Isolate variieren hingegen in den Resistenzen gegenüber anderen Antibiotikaklassen. Gegen die Trimethoprim/

Sulfonamid-Kombination lagen die MRSA-Isolate vom Geflügel mit 22 % resistenten Isolaten deutlich höher als die MRSA-Isolate vom Rind (12,5 %) (FEßLER et al. 2010). Die Resistenzrate von je 89 % gegenüber dem Makrolid Erythromycin und dem Lincosamid Clindamycin beim Geflügel ist im Vergleich zu den Resistenzraten von 56 % beim Rind (FEßLER et al. 2010) deutlich höher. Inwiefern es sich bei den MRSA-Isolaten vom Geflügel um multiresistente MRSA handelt, wäre durch weiterführende molekulargenetische Untersuchungen zu klären.

Da neben den spa-Typen t011 und t034 auch t1430 typisiert wurde, ist davon auszugehen, dass die in der Tabelle 22 aufgeführten Isolate nicht ausschließlich mit dem MLST-Typ 398 assoziiert sind (FETSCH et al. 2009 d).

DANCER (2008) konnte in seiner Studie, die im humanmedizinischen Bereich durchgeführt wurde, darstellen, dass die aus der Umgebung der MRSA-positiven Patienten isolierten MRSA-Stämme sich nicht von den direkt von Patienten stammenden Isolaten unterschieden.

Diese Beobachtung kann auch für Geflügelmastbestände angenommen werden, da insbesondere im Betrieb C festgestellt wurde, dass der spa-Typ t1430 aus der Trachealpoolprobe und dreimal aus der Tierumgebung isoliert werden konnte.

SCCmec

Bei den Isolaten aus Masthähnchenbeständen in dieser Studie wurden die SCCmec-Typen V und II nachgewiesen. Die Isolate des spa-Typs t1430 hatten ausschließlich die

SCCmec-Hinsichtlich der nachgewiesen SCCmec-Kassetten stimmen die Ergebnisse dieser Arbeit für die Isolate vom spa-Typ t011 (alle t011-Isolate trugen die SCCmec-V-Kassette) mit Ergebnissen von NEMATI (2008) überein, der in einer von zwei Proben ebenfalls den spa-Typ t011 SCCmec V beim Geflügel nachwies. Die spa-spa-Typen t011 und t034 mit der SCCmec- V-Kassette dominierten ebenfalls bei neueren Untersuchungen von MRSA-Isolaten vom Schwein und Rind aus Deutschland (KADLEC et al. 2009; FEßLER et al. 2010). Es lässt sich keine Übereinstimmung für die Isolate vom spa-Typ t1430 SCCmec II mit Ergebnissen von FETSCH et al. (2009 d) finden, da FETSCH et al. (2009 d) zwar für 80 % der untersuchten Geflügelfleischproben (Huhn und Pute) ebenfalls den MRSA spa-Typ t1430 nachweisen konnten, allerdings mit der SCCmec-IVa-Kassette und nicht mit SCCmec II wie in dieser Arbeit. Daten zu MRSA vom spa-Typ t1430 aus Tierbeständen sind in der zum Zeitpunkt dieser Untersuchungen verfügbaren Literatur nicht zu finden.

Der überwiegende Teil der typisierten MRSA-Isolate (75 %) gehörte den spa-Typen t011 und t034 an, welche mit dem MRSA ST398-Komplex assoziiert sind. Die Zuordnung von MRSA-Isolaten zu ST398 anhand der spa-Typen wird durch VAN WAMEL et al. (2010) als problematisch angesehen. Hierzu sind mittlerweile zwei PCRs für ST398 vorhanden, um die MRSA-Isolate gesichert zu ST398 zuordnen zu können, wenn keine MLST durchgeführt werden kann oder aus kostengründen nicht durchgeführt werden soll.

Der MRSA ST398 dominiert in anderen Nutztierbeständen (Schwein und Rind) in Deutschland (MEEMKEN et al. 2008; FEßLER et al. 2010) und den Niederlanden (DE BOER et al. 2009), wurde aber auch schon beim Geflügel (NEMATI et al. 2008) nachgewiesen. In Bezug auf Schweinebestände wird angenommen, dass die dort zirkulierenden MRSA-Stämme ausschließlich dem ST398-Komplex zuzuordnen sind (NATHAUS et al. 2010). Das konnte für die Masthähnchenbestände nicht bestätigt werden, da ein erheblicher Anteil der nachgewiesenen Isolate vermutlich nicht mit dem ST398-Komplex assoziiert ist. In der vorliegenden Arbeit waren 25 % der spa-typisierten Proben (8 von 32) vom spa-Typ t1430, welcher anhand von Untersuchungen von FETSCH et al. (2009 d) dem ST9-Komplex zugeordnet wird.

Dies stimmt weitgehend mit den Untersuchungen von MEVIUS et al. (2009) überein, die in 20 % der untersuchten Geflügelproben (Rachentupfer) MRSA ST9 nachwiesen.

Der dem ST9-Komplex zugehörige spa-Typ t1430 wurde von FETSCH et al. (2009 d) in

22 % und von DE BOER et al. (2009) in 11 % der untersuchten Hähnchenfleischproben nachgewiesen. Diese Ergebnisse geben weitere Hinweise auf die Frage von FETSCH et al.

(2009 a) nach einem für Geflügel spezifischen Klon. Bisher tritt ST9 offensichtlich (noch) sehr selten bei Infektionen des Menschen auf (KEHRENBERG et al. 2009).

Die Frage nach dem Festsetzen von bestimmten Klonen in einer Tierpopulation kann durch diese Studie nicht geklärt werden. Aus Kostengründen wurden nicht alle in einem Betrieb nachgewiesenen MRSA-Isolate typisiert (Tabelle 19), die Befunde weisen aber darauf hin, dass sich pro Bestand jeweils bestimmte Klone etablierten. So konnte für Betrieb C in verschiedenen Untersuchungsreihen für vier von sechs typisierten MRSA-Isolaten ausschließlich der spa-Typ t1430 bestimmt werden. Es wurden aber auch Betriebe identifiziert, die zwei verschiedene MRSA-Klone hatten: Für Betrieb F wurde der spa-Typ t011 (ST398-assoziiert) und gleichzeitig der spa-Typ t1430 (ST9-zugehörig) in derselben Untersuchungsreihe (der 4.) aus verschiedenen Proben nachgewiesen. Betrieb H wies die gleiche Kombination (t011 und t1430) auf, allerdings in zwei verschiedenen Untersuchungsreihen (2. und 3.). Im Betrieb G wurden zwei unterschiedliche spa-Typen (t011 und t034) desselben Komplexes (ST398) in verschiedenen Untersuchungsreihen gefunden.

Für weitere Untersuchungen ergibt sich die Frage nach einem Vergleich von im Stall (aus der Tierpopulation) isolierten MRSA und solchen, die am Schlachthof im Fleisch (Lebensmittel) von Tieren aus der gleichen Herde gefunden werden. In den Untersuchungen von MEVIUS et al. (2009) an im Schlachthof entnommenen Proben ist nichts über den MRSA-Status des Herkunftsbetriebes der Herde bekannt.

Es stellt sich die Frage, ob es sich bei den im Stall nachgewiesenen MRSA um dieselben Klone wie in Fleischproben handelt und welche Rolle einer möglichen Kotamination von Fleisch im Schlachthof zukommt. PU et al. (2009) lenkte in diesem Zusammenhang die Aufmerksamkeit auf das möglicherweise MRSA-positive Schlachthofpersonal, welches mit rohem Fleisch in Kontakt kommt. Eine Kontamination des Fleisches mit S. aureus im Verlauf des Schlachtprozesses konnte NOTERMANS et al. (1981) bereits in den 1980er Jahren aufzeigen, dieser Weg ist für MRSA nicht auszuschließen.

Eine phänotypische Resistenzprüfung gegen Oxacillin (1 µ g) wurde mittels Agardiffusion durchgeführt. Dieser Test erwies sich in den eigenen Untersuchungen als wenig sensitiv

erhebliche Diskrepanzen zwischen dem phänotypischen und genotypischen Erscheinungsbild der untersuchten Isolate gab, sollten zusätzliche Test wie z. B. eine MHK-Bestimmung für Oxacillin, Cefoxitin Disk Test oder eine PBP2a-Agglutination durchgeführt werden, um gesicherte Angaben machen zu können.

Die verwendete molekularbiologische Methode (mecA-Nachweis mittels PCR) erwies sich hingegen als zuverlässige MRSA-Bestätigungsmethode.