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Ableitung der Aufgabenstellung

Campylobacter spp.-Kontaminationen von Geflügelfleischprodukten und die damit verbundene potentielle Exposition des Verbrauchers gegenüber C. jejuni ist eine wichtige Ursache humaner Campylobacteriosen und stellt damit eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Eine Reduktion dieser Prävalenz ist mit großen Herausforderungen an die Primärproduktion und die weiterverarbeitende Industrie verbunden (HERMANS 2012;

SAHIN et al. 2015; OYARZABAL u. BACKERT 2016).

Die in Kapitel 2.3 und 2.4.1 geschilderten Maßnahmen zur Reduktion der Prävalenz von Campylobacter spp. in der Primärproduktion haben nach Ansicht zahlreicher Autoren noch nicht das Potential, den Stellenwert von Geflügelfleischprodukten als ein Infektionsrisiko für den Verbraucher auf ein akzeptables Maß zu reduzieren (SVETOCH u. STERN 2010;

HERMANS et al. 2011; KAAKOUSH et al. 2015). Es besteht dementsprechend sowohl unter medizinischen Gesichtspunkten, als auch aus Sicht der Lebensmittelsicherheit ein erhebliches Interesse daran, der Eingrenzung von Campylobacter spp.-Infektionen von Broilern, insbesondere den Infektionen durch C. jejuni, weiterhin entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen.

Im vorliegenden Dissertationsvorhaben wurden potentielle Interdependenzen der Rohprotein-versorgung von Broilern und einer Infektion der Tiere mit Campylobacter jejuni untersucht.

Der Stoffwechsel von C. jejuni basiert auf der Umsetzung von Aminosäuren (GUCCIONE et al. 2008). Dabei sind die von C. jejuni präferierten Aminosäuren Serin, Asparaginsäure sowie Glutaminsäure und Prolin ein wichtiger Bestandteil der Muzin-Glykoproteine von Broilern und kommen damit in hohen Konzentrationen in der intestinalen Mukusschicht vor (HUGDAHL et al. 1988; LIEN et al. 2001; GUCCIONE et al. 2008). Für das Wachstum und das Überleben von C. jejuni bei einer Kolonisation in Broilern bildet die intestinale Mukusschicht optimale Bedingungen (VAN DEUN et al. 2008b). Dabei ist die Mukusschicht selbst auf eine kontinuierliche Neusynthese und Freisetzung von Muzinen angewiesen (ATUMA et al. 2001). Diese Neusynthese von Muzinen ist abhängig von dem Rohproteingehalt in der Ration, wobei ein verringerter Rohproteingehalt zu einer reduzierten Muzinproduktion und -freisetzung im Darmtrakt der Broiler führt (HORN et al. 2009;

RAVINDRAN et al. 2009; ABBASI et al. 2014). Neben der Muzinsynthese sinkt auch die

Passage unverdauter Aminosäuren in den Dickdarm und damit in die Caeca bei einer geringeren Rohproteinaufnahme (LEMME et al. 2004).

Der Rohproteingehalt in der Ration von Broilern und damit die Rohproteinaufnahme der Tiere ist ein wichtiger Aspekt in Bezug auf die bedarfsgerechte Versorgung von Broilern mit Nährstoffen (BAKER u. HAN 1994). Dabei kommt den essentiellen Aminosäuren eine entscheidende Bedeutung zu. Durch gezielte Zugabe dieser wachstumslimitierenden Aminosäuren kann der Rohproteingehalt im Mischfutter von Broilern gesenkt werden, ohne dass das Wachstum der Tiere beeinträchtigt wird (MACK et al. 1999b; DEAN et al. 2006).

Indirekt wird dabei der Gehalt der Aminosäuren in der Ration reduziert, die für den Stoffwechsel von C. jejuni eine wesentliche Bedeutung besitzen. Durch eine geringere Passage dieser Aminosäuren in den Dickdarm wird auch die Konzentration diese Aminosäuren in den Caeca vermindert (LEMME et al. 2004).

Im ersten Teil der vorliegenden Studie sollte getestet werden, ob durch den Einsatz kristalliner Aminosäuren der Rohproteingehalt in der Ration von Broilern soweit gesenkt werden kann, dass die intestinale Muzinproduktion im Darm reduziert wird. Weiterhin wurde untersucht, ob durch diese Reduktion der Muzinproduktion in Kombination mit dem reduzierten Gehalt der für C. jejuni bedeutsamen Aminosäuren in der Ration ein Einfluss auf die Kolonisation und Ausscheidung von C. jejuni unter einer experimentellen Infektion besteht.

Im zweiten Teil der Studie wurde untersucht, ob eine Infektion von Broilern mit C. jejuni einen Einfluss auf das Futteraufnahmeverhalten der Tiere bei einer Auswahlmöglichkeit zwischen einem proteinreichen und einem proteinarmen Mischfuttermittel hat und ob durch diese Auswahlmöglichkeit ein Einfluss auf die Kolonisation und Ausscheidung von C. jejuni unter einer experimentellen Infektion besteht.

Zusätzlich wurde in beiden Teilen der Studie untersucht, ob ein Einfluss der verschiedenen Fütterungskonzepte bzw. einer C. jejuni-Infektion unter diesen Fütterungsbedingungen auf das intestinale Mikrobiom der Broiler besteht.

Die Erkenntnisse dieses Dissertationsvorhabens über

(1) den Einfluss des Rohproteingehalts in der Ration von Broilern auf eine experimentelle Infektion der Tiere mit C. jejuni,

(2) den Einfluss einer experimentellen Infektion von Broilern mit C. jejuni auf das Proteinaufnahmeverhalten der Tiere sowie

(3) den Einfluss verschiedener Rohproteingehalte in der Ration von Broilern sowie einer experimentellen Infektion von Broilern mit C. jejuni auf das intestinale Mikrobiom der Tiere

können dazu beitragen, die Interaktionen zwischen einer C. jejuni-Infektion von Broilern und der Aminosäurenaufnahme der Tiere genauer zu verstehen. Dieses Verständnis kann potentiell dazu dienen, auf diätetischem Wege einen Einfluss auf C. jejuni-Infektionen von Broilern zu nehmen und damit zu einer Reduktion der Prävalenz von C. jejuni-Infektionen in der Broilermast beizutragen. Eine solche Reduktion der C. jejuni-Prävalenz in der Broilermast kann letztlich die mit Geflügelfleischprodukten assoziierte Exposition des Verbrauchers gegenüber C. jejuni reduzieren.

3 Material und Methoden 3.1 Aufbau der Studie

3.1.1 Übersicht über die Versuche

Die vorliegenden Untersuchungen wurden im Institut für Tierernährung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover durchgeführt. Dabei gliederten sich diese auf in einen Vorversuch und zwei Hauptversuche. In dem Vorversuch wurde die Proteinaufnahme von Broilern im Wahlversuch ohne eine Infektion mit Campylobacter (C.) jejuni getestet. Auf dieser Grundlage wurde im ersten Hauptversuch die Auswirkung verschiedener Proteingehalte im Alleinfuttermittel auf eine Infektion mit C. jejuni untersucht. Im zweiten Hauptversuch standen den Tieren zwei verschiedene Mischfuttermittel mit unterschiedlichen Proteingehalten zur freien Auswahl zur Verfügung. Auch hier wurde zum einen die Auswirkung der Fütterung auf die Tiere unter Infektionsbedingungen und zudem die Konsequenzen einer Infektion mit C. jejuni auf das Futteraufnahmeverhalten der Broiler untersucht.

3.1.1.1 Überblick Vorversuch

In einem Vorversuch wurde anhand von einer Kontroll- und drei Versuchsgruppen untersucht, wie sich das Futteraufnahmeverhalten bei Wahlmöglichkeit zwischen einer proteinarmen Weizenkomponente und einem separat davon angebotenen proteinreichen Ergänzungsfuttermittel verhielt.

Dabei wurden nach einer Aufzuchtphase von 14 Tagen die Tiere der Kontrollgruppe mit einem pelletierten Alleinfuttermittel für Broiler gefüttert, während den Versuchsgruppen neben dem proteinreichen Ergänzungsfuttermittel als proteinarme Komponente Weizen in verschiedener Konfektionierung angeboten wurde (ganze Weizenkörner, geschrotetes Getreide und pelletiertes Getreideschrot). Eine Übersicht über die Gruppen im Vorversuch findet sich in Tabelle 2.

Tabelle 2: Übersicht über die Kontroll- und Versuchsgruppen im Vorversuch

Gruppe Fütterung

Kontrollgruppe Konventionelles Alleinfuttermittel

Versuchsgruppe 1 Ergänzungs-Komponente + Ganze Weizenkörner Versuchsgruppe 2 Ergänzungs-Komponente + Weizen-Schrot Versuchsgruppe 3 Ergänzungs-Komponente + Weizen-Pellets

3.1.1.2 Überblick Hauptversuche

Die beiden Hauptversuche wurden mit jeweils einer Kontrollgruppe und drei Versuchsgruppen durchgeführt. Jede Gruppe bestand dabei aus 5 Wiederholungen (Untergruppen) zu je 15 Tieren, die gemeinsam in einer abgegrenzten Stalleinheit gehalten wurden. Nach einer vierzehntägigen, gemeinsamen Aufzuchtphase wurde jeweils zwei Gruppen ein konventionelles Broilermastfutter (Kontrollration I [KR1] bzw. Kontrollration II [KR2]) gefüttert, während die beiden anderen Gruppen ein versuchsspezifisches Futter erhielten. Als versuchsspezifisches Futter wurde eine proteinreduzierte Ration (PRR) im ersten Hauptversuch bzw. eine Wahlration (WR) in Form einer proteinreichen und einer proteinarmen Komponente im zweiten Hauptversuch eingesetzt (siehe Kapitel 3.3.3).

Nach der Aufzuchtphase und weiteren sieben Tagen Adaptation an die im Versuch eingesetzten Rationen und die Haltungsbedingungen des Versuches begann an Lebenstag 21 der Infektionsversuch. Eine Gruppe eines jeden Fütterungskonzeptes wurde experimentell mit C. jejuni infiziert (siehe Kapitel 3.5).

Den Abschluss der Versuche stellte der Versuchstag 42 mit anschließender Sektion dar. Eine Übersicht über den zeitlichen Verlauf der Hauptversuche ist in Abbildung 3 zu finden.

Abbildung 3: Zeitliche Übersicht über die Hauptversuche

In Tabelle 3 ist eine Übersicht über die Gruppen des ersten Hauptversuchs dargestellt. Die nicht experimentell mit C. jejuni infizierte Gruppe mit Fütterung der Kontrollration I erhielt die Bezeichnung Kontrollgruppe. Alle anderen Gruppen wurden als Versuchsgruppen bezeichnet, da sie je nach Fragestellung nicht die Kriterien einer Kontrollgruppe erfüllten. So erhielten diese Gruppen entweder ein modifiziertes Futter oder wurden experimentell mit C. jejuni infiziert.

Tabelle 3: Übersicht über die Kontroll- und Versuchsgruppen im ersten Hauptversuch Kontrollration I

(KR1)

Proteinreduzierte Ration (PRR) Ohne experimentelle Infektion

mit Campylobacter jejuni (-) KR1- (=Kontrollgruppe) PRR-

Experimentelle Infektion mit

Campylobacter jejuni (+) KR1+ PRR+

In Tabelle 4 ist eine Übersicht über die Gruppenaufteilung des zweiten Hauptversuchs dargestellt. Die Unterscheidung in Kontroll- und Versuchsgruppen wurde analog zum ersten Hauptversuch durchgeführt.

Tabelle 4: Übersicht über die Kontroll- und Versuchsgruppen im zweiten Hauptversuch Kontrollration II

(KR2)

Proteinreduzierte Ration (WR) Ohne experimentelle Infektion

mit Campylobacter jejuni (-) KR2- (=Kontrollgruppe) WR-

Experimentelle Infektion mit

Campylobacter jejuni (+) KR2+ WR+

3.2 Tiere und Haltung

3.2.1 Herkunft und Anzahl der Tiere

Die Untersuchungen wurden an männlichen und weiblichen Broilern der Zuchtlinie Ross 308 durchgeführt. Diese wurden als Eintagsküken von der BWE-Brüterei Weser-Ems (PHW-Gruppe / LOHMANN & Co. AG, Visbek) bezogen. Während im Vorversuch 48 Tiere eingesetzt wurden, wurden die Untersuchungen der Hauptversuche an jeweils 300 Broilern durchgeführt.

3.2.2 Aufzucht der Tiere

Die Eintagsküken wurden bis zum 14. Lebenstag im Aufzuchtstall des Tierhauses im Institut für Tierernährung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover aufgezogen. Die Aufzucht wurde in Großgruppen in Bodenhaltung auf einer Einstreu aus regelmäßig erneuerten Hobelspänen durchgeführt. Über höhenverstellbare Rotlichtlampen konnten optimale, altersgerechte Temperaturbedingungen geschaffen werden. Nach einer Dauerbeleuchtung in den ersten drei Lebenstagen wurde ein Lichtrhythmus mit einer achtstündigen Dunkelphase von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr etabliert.

Alle Tiere wurden über das Tränkwasser gegen das Newcastle Disease Virus PMV-1 geimpft (Impfstoff: Nobilis® ND Clone 30, Fa. Intervet Deutschland GmbH, Unterschleißheim).

Zur tierindividuellen Identifikation wurden die Tiere an Tag 7 mit einer Flügelmarke markiert. Hierzu wurde eine Marke mit fortlaufender Nummer durch die Spannhaut des rechten Flügels gezogen.

3.2.3 Haltung unter Versuchsbedingungen

Im Anschluss an die Aufzuchtphase folgte an Tag 14 die Umstellung der Tiere auf die Bedingungen, unter denen die experimentellen Untersuchungen durchgeführt wurden. Diese Bedingungen variierten zwischen dem Vorversuch und den Hauptversuchen, sowie unter diesen. Im Folgenden sollen daher die Bedingungen der verschiedenen Versuche einzeln dargestellt werden.

3.2.3.1 Haltungsbedingungen im Vorversuch

Die 48 Tiere des Vorversuchs verblieben nach Abschluss der Aufzuchtphase weiterhin im Aufzuchtstall. Dort wurden sie an Tag 14 aufgeteilt in die entsprechenden Kontroll- bzw.

Versuchsgruppen (siehe Kapitel 3.3.2) und an die im Vorversuch eingesetzten Futtermittel adaptiert. Die Einstreu wurde an Tag 14 durch neue Hobelspäne ersetzt und der Lichtrhythmus der Aufzuchtphase mit einer Dunkelphase von 22:00 bis 6:00 Uhr beibehalten.

3.2.3.2 Haltungsbedingungen in den Hauptversuchen

Nach der vierzehntägigen Aufzuchtphase erfolgte in den Hauptversuchen eine Umstallung der Tiere vom Aufzuchtstall in den Infektionsstall bzw. Variationsstall des Tierhauses im Institut für Tierernährung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Mit dieser Umstallung erfolgte die Aufteilung der Tiere in die Untergruppen der jeweiligen Kontroll- und Versuchsgruppen (siehe Kapitel 3.1.1.2). Der Lichtrhythmus aus der Aufzuchtphase mit einer Dunkelphase von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr wurde im Laufe der Versuche beibehalten.

Haltungsbedingungen Hauptversuch 1

Im ersten Hauptversuch wurden alle Gruppen gemeinsam im Infektionsstall gehalten. Dieser Stall wurde zur Abschirmung der experimentell mit C. jejuni infizierten Versuchsgruppen von der nichtinfizierten Kontroll- und Versuchsgruppe mittels einer 2,14 m hohen massiven Kunststofffolie in zwei Bereiche getrennt, wobei die Verteilung der Gruppen im Raum so gewählt wurde, dass der Luftstrom zunächst den Bereich der nichtinfizierten Tiere passierte.

Neben einer optimalen Vergleichbarkeit der Gruppen untereinander sollte durch diesen Versuchsaufbau gleichzeitig gezeigt werden, dass C. jejuni nicht auf einem anderen Wege als der experimentellen Infektion in den Stall gelangte. Die nichtinfizierten Gruppen hatten entsprechend eine Sentinelfunktion. Eine Übersicht über die Verteilung der Gruppen im Infektionsstall findet sich in Abbildung 4.

Die Tiere wurden in Bodenhaltung zu je 15 Tieren (Untergruppe) gemeinsam in einer Tiegruppe gehalten. Pro Untergruppe stand eine nutzbare Fläche (Gesamtfläche abzgl. der Fläche unter dem Trog) von 1,45 m² zur Verfügung. Diese wurde so kalkuliert, dass eine Belegdichte von 35 kg/m² (gemäß Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung) möglichst nicht überschritten wurde. Zugrunde gelegt wurden dieser Berechnung die Körpermasse der Tiere

aus dem Vorversuch zzgl. eines Puffers von 10 %. Eingestreut wurden die Tiere am Tag der Umstallung (Tag 14) mit 1 kg Hobelspänen pro 1 m² nutzbarer Fläche.

Abbildung 4: Aufbau des Infektionsstalls im 1. Hauptversuch (mod. nach HANKEL (2016))

KR- Kontrollration ohne experimentelle Infektion; PRR- Proteinreduzierte Ration ohne experimentelle Infektion; KR+ Kontrollration mit experimenteller Infektion; PRR+

Proteinreduzierte Ration mit experimenteller Infektion

Abbildung 5:

Schematischer Aufbau einer Stalleinheit

1 Futtertrog;

2 Tränkelinie mit Tränkenippeln und Auffangschalen;

3 Vorratsbehälter für Tränkwasser;

4 Trennwand

Haltungsbedingungen Hauptversuch 2

Im zweiten Hauptversuch wurden zwölf Untergruppen im Infektionsstall gehalten. Die restlichen acht Untergruppen wurden im benachbarten Variationsstall untergebracht. Zweck dieser räumlichen Aufteilung war eine bessere Abschirmung der Tiere voneinander und somit eine sicherere Kontaktvermeidung des wesentlichen Teils der nichtinfizierten Untergruppen mit C. jejuni. Zwei Untergruppen ohne experimentelle Infektion wurden dennoch im Infektionsstall aufgestallt, um eine andere Eintragsquelle von C. jejuni als die experimentelle Infektion ausschließen zu können (Sentinelfunktion). Die Umgebungstemperatur wurde in beiden Ställen mittels eines Temperatur-Datenloggers (EBI 20-T1, Fa. ebro Electronic GmbH, Ingolstadt) erfasst. Eine Übersicht über die Verteilung der Gruppen im 2. Hauptversuch findet sich in Abbildung 6.

Die Haltung im 2. Hauptversuch erfolgte in Variationsboxen, die in Zusammenarbeit mit der Firma Big Dutchman (Fa. Big Dutchman AG (Holding), Vechta) konstruiert wurden. In diesen Variationsboxen wurden die Tiere etwa 55 cm über dem Boden gehalten. Über eine flexibel einsetzbare Abtrennung konnte die Grundfläche dieser Variationsboxen so eingestellt werden, dass den Tieren analog zum 1. Hauptversuch eine nutzbare Fläche von 1,45 m² zur Verfügung stand. Eine entsprechende Einstreu von 1 kg Hobelspänen pro 1 m² nutzbarer Fläche wurde an Tag 14 in die Box gegeben.

Desinfektion der Haltungseinrichtungen

Vor der Einstallung der Tiere wurden die Haltungseinrichtungen desinfiziert. Dazu wurde zunächst eine Raumdesinfektion durch Verneblung von 3%igem Neopredisan 135-1 (Fa. Menno Chemie-Vertrieb GmbH, Norderstedt) mit einem Vernebler (Atomist Electric Sprayer, Fa. Schippers GmbH, Kerken) durchgeführt. Zusätzlich wurden die Laufwege sowie die Haltungseinrichtungen mit direktem Tierkontakt mit flüssigem 1%igem lysolvet®N (Fa. Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt) desinfiziert. Abschließend wurde eine Kontrolle der Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt (siehe Kapitel 3.7.2.1).

Abbildung 6: Aufbau des Infektionsstalls und Variationsstalls im 2. Hauptversuch

KR- Kontrollration ohne experimentelle Infektion; WR- Wahlration ohne experimentelle Infektion; KR+ Kontrollration mit experimenteller Infektion; WR+ Wahlration mit experimenteller Infektion

Abbildung 7:

Schematischer Aufbau einer Stalleinheit

1 Futtertrog;

2 Tränkelinie mit Tränkenippeln und Auffangschalen;

3 Vorratsbehälter für Tränkwasser;

4 Trennwand

3.3 Futtermittel und Fütterung

3.3.1 Fütterung in der Aufzuchtphase

Die Eintagsküken wurden bis zum 14. Lebenstag im Aufzuchtstall des Tierhauses im Institut für Tierernährung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover aufgezogen. Diese Aufzuchtphase gliederte sich in eine einwöchige Starterphase mit einem konventionellen Masthühnerstarterfutter (Starter) und eine darauffolgende Phase mit einem Masthühneraufzuchtfutter (Mast I). Diese Futter der Aufzuchtphase wurden von einem Futtermittelunternehmen für Mischfuttermittel (Best 3 Geflügelernährung GmbH, Twistringen) bezogen.

Neben der Adaptation an die Futterautomaten (Crown Poultry Feeders, Rundtröge, ø 30 cm, 5 cm Randhöhe), die auch im späteren Versuch eingesetzt wurden, wurde den Tieren in den ersten drei Lebenstagen zusätzlich Futter auf Plastiktellern auf dem Boden angeboten.

Über die gesamte Aufzuchtphase wurde den Tieren in Doppelzylinder-Kunststofftränken frisches Tränkwasser ad libitum angeboten. Dieses wurde versetzt mit Chlordioxid (Virbac Clean Pipe, Fa. VIRBAC Tierarzneimittel GmbH, Bad Oldesloe) in einer Konzentration von 0,3 mg ClO2/l, um einen Eintrag von C. jejuni durch das Tränkwasser auszuschließen.

3.3.2 Fütterung im Vorversuch

Im Vorversuch wurden verschiedene Fütterungskonzepte getestet. Nach der Aufzuchtphase folgte zunächst die Umstellung auf das Versuchsfutter mit dreitägiger Adaptationsphase.

Einer Kontrollgruppe wurde ein konventionelles Alleinfuttermittel für Broiler gefüttert, die anderen Vorversuchsgruppen hatten die Auswahl zwischen einer proteinarmen, auf Weizen basierenden Komponente (Weizen-Komponente) und einer Ergänzungs-Komponente, die ihnen jeweils in einem separaten Trog angeboten wurde.

Diese einzelnen Komponenten wurden so konzipiert, dass im Falle einer Futteraufnahme von 40 % der Weizen-Komponente und entsprechend 60 % der Ergänzungs-Komponente die Gesamtration so mit Sojaextraktionsschrot, Mineralstoffen, Vitaminen und synthetischen Aminosäuren ergänzt wurde, dass die aufgenommene Gesamtration mit dem Alleinfuttermittel der Kontrollgruppe vergleichbar war und damit den Bedarfsempfehlungen des Ausschusses für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GFE 1999) entsprach. Die Tiere hatten somit die Möglichkeit, exakt die Zusammensetzung des

Alleinfuttermittels oder aber eine davon abweichende, spezifische Ration aufzunehmen.

Als Getreide-Komponente wurden drei unterschiedliche Konfektionierungen von Weizen angeboten (Ganze Weizenkörner, Weizen-Schrot und Weizen-Pellets). Aus technologischen Gründen wurde für die Pellet-Herstellung etwas Fett benötigt. Dieses wurde zur Vergleichbarkeit allen drei Konfektionierungen zugesetzt. Alle Futtermittel des Vorversuchs wurden im Institut für Tierernährung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover hergestellt. Gemeinsam mit der Kontrollgruppe und den drei Versuchsgruppen wurde der Vorversuch mit vier Gruppen durchgeführt, die aus jeweils 12 Tieren bestanden. An Tag 31 wurden die Kontrollgruppe und die Versuchsgruppe 1 auf 6 Tiere pro Gruppe reduziert. Eine Übersicht über die Gruppen im Vorversuch findet sich in Tabelle 2 und die Zusammensetzung der verwendeten Futtermittel in Tabelle 5.

Das Futter und das Wasser wurden jeweils ad libitum angeboten, wobei die Rundtröge und Doppelzylinder-Kunststofftränken der Aufzuchtphase weiterhin eingesetzt wurden. Der Zusatz von Chlordioxid zum Tränkwasser im Sinne der Tränkwasserdesinfektion wurde ebenfalls beibehalten (vergleiche 3.3.1).

Tabelle 5: Zusammensetzung der Futtermittel im Vorversuch [%]

konventionelles

Sojaextraktionsschrot1 25,00 41,67 -

Futterfett 5,00 7,00 2,00 2

Kalziumbiphosphat 1,00 1,67 -

Kalziumkarbonat (CaCO3) 0,60 1,00 -

L-Lysin (78 %) 0,40 0,67 -

1 Rp-Gehalt: 48 %; 2Zugabe von Fett aus technologischen Gründen für die Pellet-Herstellung;

3 Vormischungen, Vormischungen, Zusammensetzung: siehe Tabelle 71

3.3.3 Fütterung in den Hauptversuchen

Die Tiere erhielten über den gesamten Versuchszeitraum uneingeschränkten Zugang zu Tränkwasser und Futter. Die im Versuch eingesetzten Futtermittel wurden in Zusammenarbeit mit Evonik Industries AG, Hanau und einem Hersteller für Versuchsfuttermittel (Fa. Research Diet Services BV, Wijk bij Duurstede, Niederlande) hergestellt. Dabei wurden die verschiedenen Futtermittel in Anlehnung an die Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Legehennen und Masthühner (Broiler) des Ausschusses für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GFE 1999) konzipiert.

Als Futtertröge wurden die Rundtröge (Crown Poultry Feeders, ø 30 cm, 5 cm Randhöhe) verwendet, die bereits in der Aufzuchtphase eingesetzt wurden und in ihrer Aufhänghöhe jeweils der Rückenlinie die Tiere angepasst werden konnten. Die Wasserversorgung wurde mit der Umstallung an Tag 14 auf Bodenstrangtränken (Fa. Big Dutchman AG (Holding), Vechta) umgestellt. Pro Untergruppe wurde eine eigene Kombination aus Vorratsbehälter und zwei, mit Auffangschalen versehene Nippeltränken eingesetzt. Der Vorratsbehälter wurde mindestens einmal täglich mit frischem Tränkwasser aufgefüllt. Wie auch in der Aufzuchtphase wurde das Tränkwasser mit 0,3 mg Chlordioxid pro Liter versetzt, um einen Eintrag von C. jejuni durch das Tränkwasser auszuschließen (vergleiche 3.3.1).

Fütterung Hauptversuch 1

Im ersten Hauptversuch erhielten zwei Gruppen ein konventionelles Alleinfuttermittel (Kontrollration I [KR1]; 212g Rp/kg TS). Die beiden anderen Gruppen erhielten eine, durch einen geringeren Anteil an Sojaextraktionsschrot proteinreduzierte Ration (PRR;

190g Rp/kg TS), wobei sich dieses Proteinlevel an der niedrigsten beobachteten Rohproteinaufnahme im Vorversuch orientierte (siehe Kapitel 4.2). Die für das Wachstum der Broiler limitierenden Aminosäuren Lysin, Methionin, Threonin, L-Isoleucin, Valin und L-Arginin wurden der Test-Ration in höheren Anteilen zugesetzt als der Kontrollration, um den geringeren Anteil an Sojaextraktionsschrot zu kompensieren und so vergleichbare Gehalte dieser Aminosäuren in beiden Rationen zu gewährleisten. Als Resultat enthielt die Test-Ration damit auf der einen Seite einen reduzierten Anteil der Aminosäuren, die C. jejuni bevorzugt nutzt (siehe Kapitel 2.1.3), auf der anderen Seite jedoch ausreichend essentielle Aminosäuren, welche die Broiler für ihr Körperwachstum benötigen.

Tabelle 6: Zusammensetzung der Futtermittel im 1. Hauptversuch [%]

Kontrollration I (KR1) Proteinreduzierte-Ration (PRR)

Weizen 41,38 47,05

Mais 25,00 25,00

Sojaextraktionsschrot1 24,13 18,03

Sojaöl 5,16 4,43

Monokalziumphosphat 1,37 1,38

Kalziumkarbonat (CaCO3) 1,28 1,72

Vormischung „Blank Poultry“2 0,50 0,50

L-Lys-HCl3 0,26 0,45

Natriumbikarbonat NaHCO3 0,25 0,35

MetAMINO4 0,25 0,30

Salz (NaCl) 0,20 0,13

ThreAMINO5 0,10 0,18

L-Isoleucin 0,06 0,16

ValAMINO6 0,06 0,16

L-Arginin 0,00 0,17

1 Rp-Gehalt: 48 %; 2 siehe Tabelle 72; 3 78,0 % L-Lysin; 4 99,0 % DL-Methionin; 5 98,5 % L-Threonin;

6 98,0 % L-Valin

Fütterung Hauptversuch 2

Im zweiten Hauptversuch erhielten zwei Gruppen ebenfalls ein konventionelles Alleinfuttermittel (Kontrollration II [KR2]; 216g Rp/kg TS), welches mit der Kontrollration I des ersten Durchgangs vergleichbar war. Die beiden anderen Gruppen hatten, vergleichbar mit dem Fütterungskonzept des Vorversuchs, die Möglichkeit, frei zwischen zwei verschiedenen Futtermitteln zu wählen (Wahl-Ration [WR]). Anstelle einer Getreide-Komponente und einer Ergänzungskomponente wurden im Hauptversuch jedoch ein proteinreiches Mischfuttermittel („High-Protein-Ration“, HP-Ration; 286 g Rp/kg TS) und ein proteinarmes Mischfuttermittel („Low-Protein-Ration“, LP-Ration; 109 g Rp/kg TS) angeboten. Diese beiden Mischfuttermittel basierten auf der Kontrollration II, lediglich modifiziert in ihrem Gehalt an Weizen und Sojaextraktionsschrot. Diese Modifikation wurde analog zum Vorversuch dahingehend konzipiert, dass bei einer Aufnahme von 60 % der HP-Ration und 40 % der LP-Ration die Gesamtfutteraufnahme der Zusammensetzung der

Kontrollration II entsprach. Eine zusätzliche Supplementierung eines Mischfuttermittels mit bestimmten Aminosäuren, wie im ersten Hauptversuch, wurde nicht durchgeführt.

Tabelle 7: Zusammensetzung der Futtermittel im 2. Hauptversuch [%]

Sojaextraktionsschrot1 24,13 40,22 0,00 24,13

Sojaextraktionsschrot1 24,13 40,22 0,00 24,13