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Variante 2: Erhalt beider Widerlager

4 BESCHREIBEN UND BEWERTEN DER UMWELT UND IHRER BESTANDTEILE (SCHUTZGÜTER)

4.1 Schutzgut Menschen

4.2.4 Biologische Vielfalt Grundlagen und Werthintergrund

Zur Darstellung des Schutzgutes ist die Erfassung von Schutzgebietssystemen, Biotopkom-plexen, Biotopverbundflächen und Funktionsräumen als Instrument zur Sicherung der biolo-gi-schen Vielfalt notwendig. Diese Vorgehensweise folgt der Empfehlung der RUVS, Entwurf 2008 im Merkblatt 8.2 (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2008).

Dort wird unterstellt, dass insbesondere das kohärente Netz Natura 2000, aber auch die nach deutschem Recht ausgewiesenen Schutzgebiete (Naturschutzgebiete etc.), Biotopver-bundsysteme sowie die (vernetzten) gesetzlich geschützten Kleinstrukturen (gesetzlich ge-schützte Biotope, Naturdenkmale etc.) dazu dienen, die biologische Vielfalt im Sinne der Ökosystemvielfalt, Artenvielfalt und genetischen Vielfalt zu schützen: „Die Ausweisung aus-reichend großer Schutzgebiete und deren Vernetzung zu funktional zusammenhängenden Biotopverbundsystemen ist für die Erhaltung der biologischen Vielfalt von zentraler Bedeu-tung“ (Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt, Bundeskabinettsbeschluss vom 7. Nov.

2007, Hrsg. BMU, S. 62).

Folgende Lebensräume lassen sich im Untersuchungsgebiet als besondere Räume für die biologische Vielfalt im Sinne der oben dargestellten Ausführungen definieren:

1. Aufgrund des gesetzlichen Schutzstatus, der im Wesentlichen auf Grundlage der Schutz-ziele von Pflanzen und Tiere besteht (vgl. Kapitel 2.3.3):

Im engeren Untersuchungsraum des Vorhabens bestehen keine Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, geschützte Landschaftsbestandteile, Naturdenkmale bzw.

Vogelschutzgebiete des Netzes Natura 2000 als Kernräume der biologischen Vielfalt.

Ei-ne Ausnahme bildet dabei das östlich liegende FFH-Gebiet DE 1626-352 „Kalkquelle am Nord-Ostsee-Kanal in Kiel“.

2. In Bezug auf die Vernetzungsfunktion, d.h. Biotopverbundflächen des Biotopverbundsys-tems Schleswig-Holstein (Schwerpunktbereiche, Haupt- und Nebenverbundachsen) be-stehen (vgl. Kapitel 2.3.3):

Die Uferbereiche des Nord-Ostsee-Kanals zwischen Kiel und Rendsburg bilden einen wichti-gen Achsenraum im Biotopverbundsystem von Schleswig-Holstein. (Entwicklungsziel: Ent-wicklung und Erhalt von halbnatürlichen und naturnahen Lebensräumen auf unterschiedli-chen Standorten; Herstellung eines räumliunterschiedli-chen Verbundes zwisunterschiedli-chen den Biotoptypen; natur-nahe Entwicklung von Niederungen und Talräumen).

Bedeutung und Empfindlichkeit

Für die Schutzgebietssysteme, Biotopkomplexe und Biotopverbundflächen als Funktions-elemente der biologischen Vielfalt wird die Empfindlichkeit über die betroffenen Biotope und Arten und deren Austauschbeziehungen innerhalb des Komplexlebensraums definiert. Sie wird damit bei den Schutzgütern Tiere und Pflanzen behandelt. Es ist daher nicht zielfüh-rend, für das Schutzgut Biologische Vielfalt eine eigene Empfindlichkeitseinstufung gegen-über den Wirkungen des Vorhabens zu benennen.

4.3 Schutzgut Boden

4.3.1 Grundlagen und Werthintergrund

Boden stellt einen zentralen Bestandteil des Naturhaushaltes und der menschlichen Nutzung dar und bedarf daher eines besonderen Schutzes. Die Funktionen des Bodens sind zu schützen, zu bewahren und wiederherzustellen. Beeinträchtigungen der natürlichen Funktio-nen des Bodens und seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte sollen so-weit wie möglich vermieden und die Inanspruchnahme von Flächen auf das notwendige Maß beschränkt werden. (§ 1 BNatSchG, §§ 1 und 2 BBodSchG; § 1 LBodSchG). Im Rahmen der UVU wird dabei vor allem auf den Schutz der folgenden ökologischen Bodenfunktionen ab-gestellt:

natürliche Bodenfunktion,

Speicher-/Reglerfunktion (Filter-, Speicher-, Transformations- / Regenerationsfunktion), natürliche Ertragsfunktion (Produktionsfunktion),

biotische Lebensraumfunktion und Archivfunktion.

Diese Funktionen sind je nach Bodentyp unterschiedlich ausgeprägt und in vielfältiger Weise miteinander verknüpft.

4.3.2 Beurteilungsgrundlage

Das Untersuchungsgebiet für das Schutzgut Boden reicht von der Weiche Schwartenbek (Kkm 92,7) bis hinter die Levensauer Hochbrücken (Kkm 95,2) (vgl. Abbildung 1-8). Nördlich und südlich des Kanals werden die Böden in einem großflächigen Bereich berücksichtigt, der alle potenziellen Verbringungsflächen sowie die Straßendämme der Levensauer

Hochbrü-cken umfasst. Auf der südlichen Seite des Kanals erfolgen Bestandserfassung und Bewer-tung westlich der Levensauer Hochbrücken in einem etwa 45 m breiten Streifen, östlich in einem großflächigen Bereich.

Die Bearbeitung des Schutzgutes Boden erfolgt auf Grundlage der in Tabelle 4-29 aufgeliste-ten Basisdaaufgeliste-ten.

Tabelle 4-29: Übersicht der Datengrundlagen Schutzgut Boden

Thema Quelle / Grundlage

Bodendaten

Bodenschätzungsdaten (LLUR-SH,FLINTBEK) Landschaftspläne der Gemeinden Neuwittenbek, Altenholz und der Stadt Kiel

Stadtbodenkarte Kiel im Maßstab 1:20.000 des Lan-des Schleswig-Holstein (LANDESAMT FÜR

LANDWIRTSCHAFT,UMWELT UND LÄNDLICHE RÄUME DES

LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN)

Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum III (MLURSH2000)

Baugrundgutachten (PHW 2008; INSTITUT DR.NOWAK

2011;IGBINGENIEURGESELLSCHAFT MBH 2011) Topographische Karten

Altlasten/ Schadstoffe

Landschaftspläne der Gemeinden Neuwittenbek, Altenholz und der Stadt Kiel

Altlastenkataster Kreis Rendsburg-Eckernförde (UNTERE BODENSCHUTZBEHÖRDE KREIS RENDSBURG -ECKERNFÖRDE,Stand 2012)

Schadstoffuntersuchung (INSTITUT DR. NOWAK 2011;

AGUA GMBH 2010)

Verbringungskonzept (HPI GMBH &C&ECONSULTING UND ENGINEERING GMBH 2012)

Aus den in Tabelle 4-29 aufgeführten verschiedenen Datengrundlagen wurde ein Mosaik vorhandener Bodendaten zusammengesetzt, welches dennoch kleinräumige Lücken auf-wies. Diese wurden wie folgt arrondiert. Flächen mit Datenlücken wurden gemäß Analogien des Reliefs (natürliches Relief vs. künstliche Aufschüttungen) und/oder der vorherrschenden Bodennutzung mit benachbarten Bodentypen auf Standorten mit vergleichbaren pedogeneti-schen Bedingungen zusammengefasst. Diese Vorgehensweise ist für die Zielstellung der UVU zweckmäßig und zulässig, da die betreffenden Flächen nicht im Verdacht stehen, be-sonders wertvolle oder schützenswerte Böden wie bspw. Hoch- oder Niedermoore aufzuwei-sen. Des Weiteren sind die Böden innerhalb des Untersuchungsgebiets i.d.R. entsprechend der Relief- und Feuchtebedingungen sowie der aktuellen und historischen Landnutzung ver-gesellschaftet, so dass sich die bestehenden Datenlücken mit einer für den Maßstab der UVU hinreichenden Genauigkeit füllen lassen. Eine eigenständige Datenerhebung ist im Rahmen der UVU nicht als zielführend anzusehen, da Zeit- und Kostenaufwand in keinem Verhältnis zum fachlichen Mehrwert der Erhebungen stehen. Hierbei ist zu beachten, dass es sich insbesondere im Eingriffsbereich entlang des NOK sowie im Umfeld der Levensauer Hochbrücken um stark vorbelastete, im Zuge der jeweiligen Baumaßnahmen teilweise be-reits mehrfach anthropogen überprägte Böden handelt. Eine zusätzliche Erhebung weiterer Bodeninformationen würde keinen planungsrelevanten Erkenntnisgewinn mit sich bringen.

Eine weitergehende Erläuterung der verwendeten Methodik ist Kapitel 1.2 der UVU zu ent-nehmen.

4.3.3 Bestand

Der Untersuchungsraum befindet sich im Schleswig-Holsteinischen Hügelland - Dänischer Wohld und dem Westensee-Endmoränengebiet. Die wellige Landschaft entstand während der Weichseleiszeit und weist alle Merkmale einer Jungmoränenlandschaft auf.

Ausgangs-material der Bodenbildung sind Geschiebelehm, -mergel und –sande der Grund- und End-moränen sowie Schmelzwassersande. Zum Teil treten auch Torfe und Mudden auf. Sie sind durch die Verlandung von Seen entstanden und weisen die als „holozäne Schluffe„ bezeich-nete Schichtfolge Schluff und/oder Ton unter Mudde und Torf auf.

Als Ausgangssubstrat für die Bodenbildung finden sich durch Wasser erodierte und in Sen-ken akkumulierte Sedimente (Kolluvien). Großräumig vorkommende und damit prägende Bodentypen sind die stauwassergeprägten Pseudogleye und Parabraunerde-Pseudogleye aus lehmig-sandigen bis lehmigen Geschiebemergeln oder –lehmen, während sich auf grundwassergeprägten Standorten Gleye ausgebildet haben. Bei Auftreten periglazialer Decksande finden sich kleinflächig auch Übergänge zu Braunerde-Parabraunerden oder bei größeren Mächtigkeiten der Deckschichten auch Braunerden.

In Senken und Mulden entwickelten sich Niedermoore, die jedoch alle entwässert wurden. In Gebieten mit kalkfreiem Bodenauf- oder -abtrag bildeten sich als Pionierböden mit einer Pro-fildifferenzierung in lediglich A- und C-Horizont Regosole aus. Diese treten sehr verbreitet durch anthropogene Tätigkeiten und Nutzungen umgelagerten Bodensubstraten (z.B. Sied-lungsgebiete, Kanalböschung, Kippländer) innerhalb des Untersuchungsraumes auf. Insbe-sondere im Bereich der heutigen Nord-Ostsee-Kanalböschungen sowie der Straßendämme der Levensauer Hochbrücken befinden sich diese anthropogen stark beeinflussten Böden.

Es handelt sich weitestgehend um Umlagerungsböden aus Geschiebemergel / -lehm, die beim Kanalbau bzw. den Erweiterungen sowie dem Brückenbau entstanden sind. Sie wer-den unterlagert durch Geschiebemergel / -lehm mit sandigen Einschlüssen, zum Teil finwer-den sich auch torfige Schichten oder es fand eine Durchmischung mit holozänen Schluffen statt.

Eine eher untergeordnete Rolle spielt der Hortisol, der kleinflächig im Süden des Untersu-chungsgebietes auftritt.

Sowohl bei stau- als auch bei grundwassergeprägten Standorten können im Böschungsbe-reich des NOK Kalkquellen auftreten (vgl. Kapitel 4.2.5). Auf den künstlich angelegten Bö-schungen haben sich infolge von Wasseraustritten kleinräumig Kalktuffquellen gebildet, in deren Umfeld spezielle Bodenbildungen mit Quellhorizonten anzunehmen sind. Die Entste-hung der als Sonderstandorte anzusprechenden Kalktuffquellen geht im Bereich des NOK ausschließlich auf den menschlichen Eingriff in den Naturhaushalt im Zuge des Kanalbaus zurück. Natürliche Vorkommen solcher Quellen sind auszuschließen.

Die Böden im Untersuchungsraum sind insgesamt von einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung geprägt, eine natürliche, gänzlich ungestörte Bodenentwicklung tritt daher nur klein-räumig im Einzelfall auf.

Im Plan 2-2.106 zum Schutzgut Boden werden sowohl die Bodentypen als auch ihre Beurtei-lung dargestellt.

Ausbaubereiche

Der größte Teil des Eingriffsbereiches entfällt auf Auf- und Abtragsböden (Regosol, Locker-syrosem) der Kanalböschung und der Straßendämme der Levensauer Hochbrücken. In die-sen Bereichen befinden sich die geplanten Abtrags- und Arbeitsflächen des Vorhabens. Es handelt sich um stark sandig ausgeprägte Schluffe mit schwach tonigen und schwach kiesi-gen Nebenbestandteilen bzw. um schluffige Sande; die von Auffüllunkiesi-gen aus bindikiesi-gen Ge-schiebeböden und Beckensedimenten unterlagert werden. Teilweise treten unregelmäßige Einlagerungen von Sanden (in Lagen, Linsen und Schichten) auf. In den angrenzenden Be-reichen finden sich Pararendzinen.

Im Bereich der neuanzulegenden potenziellen Baustraßen, wird die Vorhabensfläche im Norden des Untersuchungsgebietes durch eine kleinflächige mosaikartige Verzahnung überwiegend stau- und grundwasserbeeinflusster Böden geprägt. Die Pseudogleye treten

teilweise auch als Pseudogley-Parabraunerde auf. Des Weiteren sind kleinräumig Brauner-den und Kolluvisole anzutreffen. Ein Teil der potenziellen Baustraßen führt darüber hinaus über bereits vorhandene, asphaltierte Wege. Südlich des NOK verlaufen die potenziellen Baustraßen auf Auf- und Abtragsböden (Regosol, Lockersyrosem) und zum Teil über bereits bestehende, asphaltierte Wege.

Die Böden im Böschungsbereich des Nord-Ostsee-Kanals weisen i.d.R. eine bindige, von Feinmaterial (Schluffe und Tone) geprägte Bodenart auf. Lokal ist das Material mit Sandlin-sen bzw. Torf-/Muddeneinlagerungen durchsetzt. In Abschnitten mit Auftragsböden kann eine erhöhte Grundbruchgefährdung bestehen. Entsprechende Untersuchungen wurden im Zusammenhang mit der technischen Planung vorgenommen, so dass sich eine vertiefende Betrachtung im Rahmen der UVS erübrigt. Eine kurze Übersicht der jeweiligen Substrate im geologischen Untergrund der anstehenden Böden gibt die folgende Tabelle.

Tabelle 4-30: Bodenmaterial und Untergrund im Vorhabenbereich

Auffüllung Holozän Pleistozän

Überwiegend bindige, teils auch nichtbindige Auffüllungen (hauptsächlich Geschiebe-mergel), Steine (einzeln, Lagen oder Nester)

Lokal Torfe, Mudden und ho-lozäne Schluffe

Schmelzwassersand;

Beckensedimente (Schluff/Ton);

Geschiebemergel (mit Sandlin-sen);

Steine (einzeln, Lagen oder Nester) in den Sanden und im Mergel

Verbringungsflächen B 76 I

Die Verbringungsfläche ist geprägt durch Lockersyroseme. Im nördlichen Randbereich treten Pseudogley-Parabraunerden und ein kleiner Bereich Niedermoor auf.

B 76 II

Auf der Verbringungsfläche dominieren Pseudogleye, daneben finden sich Pseudogley-Parabraunerden sowie Braunerden. Im Osten der Verbringungsfläche tritt ein kleiner Bereich mit Pararendzinen auf.

4.3.4 Bewertung

Anthropogen überprägte Böden

Im Bereich der Kanalböschung, der Dämme der Levensauer Hochbrücken sowie der Kipp-länder wird von einer allgemeinen (mittleren) Bedeutung ausgegangen, da es sich um anth-ropogen stark überprägte bzw. veränderte Böden handelt, die keine natürliche Genese und keine besonderen Wertmerkmale aufweisen, aber dennoch hinsichtlich ihrer natürlichen Bo-denfunktionen als intakt zu bewerten sind.

Natürliche Böden Biotopentwicklungspotenzial

Ein sehr hohes Biotopentwicklungspotenzial kann den Niedermoorböden zugewiesen wer-den. Einem Teilbereich der Lockersyrosem-Böden östlich der Hochbrücke auf der Nordseite

des NOKs kommt aufgrund der wechselfeuchten Bedingungen ebenfalls ein sehr hohes Bio-topentwicklungspotenzial zu. Ein hohes BioBio-topentwicklungspotenzial besitzen die häufig mit den Moorböden vergesellschafteten Gleye und Pseudogleye.

Ertragspotenzial

Im Untersuchungsgebiet kommt in dieser Hinsicht den Parabraunerden, die große Flächen im Bereich der kuppigen Grundmoräne einnehmen, eine sehr hohe und den in stärker wech-selfeuchten Bereichen ausgeprägten Pseudogleyen eine hohe Bedeutung zu.

Bindungsvermögen für Schadstoffe

Die Niedermoore besitzen aufgrund ihres Humusanteils ein sehr hohes Bindungsvermögen für Schadstoffe. Die weiteren chemischen Eigenschaften, bspw. der pH-Wert, die das Bin-dungsvermögen beeinflussen, sind bei den Niedermooren stark von der Beschaffenheit des Grundwassers abhängig. Der pH-Wert liegt hier i.d.R. zwischen 4,0 und 7,0, aber auch bei niedrigen pH-Werten weist die organische Substanz, verglichen mit anderen Substraten, ein relativ hohes Bindungsvermögen für Schadstoffe auf (vgl. SCHEFFER / SCHACHTSCHABEL, 1998). Ein hohes Bindungsvermögen kann den Parabraunerden und Pseudogleyen zuge-wiesen werden.

4.3.5 Vorbelastungen