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9 S OZIALISATIONSHINTERGRÜNDE : G ESCHLECHTERARRANGEMENTS IN DER DDR

10.3 Berufsausbildung im Dualen System

Die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt der neuen Bundesländer geht seit den 1990er Jahren mit einer Knappheit an Ausbildungsplätzen im Dualen System der Berufsausbil-dung einher (Bundesministerium für BilBerufsausbil-dung und Forschung 2006). In den neuen Bundes-ländern lag die Angebots-Nachfrage-Relation bei den Berufsausbildungsplätzen letztmalig im Jahr 1992 über 100 (d.h. jedem Nachfrager stand mindestens ein angebotener Be-rufsausbildungsplatz zur Verfügung). Seit 1996 schwankt die Angebots-Nachfrage-Relation in den neuen Bundesländern um den Wert von 90 – was bedeutet, dass etwa zehn Prozent aller Interessenten schon rein rechnerisch (d.h. ganz unabhängig von Berufswün-schen) keinen Ausbildungsvertrag erhalten können. In den alten Bundesländern lag diese Relation nur in drei Jahren seit 1992 knapp unter 100 (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2006: 7). Die Lehrstellensituation in den neuen Bundesländern wird von den Berufsbildungsberichten der Bundesregierung regelmäßig als ungünstig bis sehr ungünstig eingeschätzt (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2006, 2007).

Nach Geschlecht werden die Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung zu Ausbil-dungsanfängern erst seit dem Jahr 2002 erhoben, über den Zeitraum davor lassen sich somit keine Aussagen über die Realisierung von Berufsausbildungswünschen im dualen Ausbildungssystem nach Geschlecht treffen. Die vorliegenden Daten für die Jahre 2002 bis 2004 zeigen, dass Frauen auf dem Ausbildungsmarkt im Dualen System tendenziell eine schwierigere Situation vorfinden als Männer. Die Vermittlungsquote in Berufsausbildung36 lag in den neuen wie in den alten Bundesländern bei den Frauen unter den Werten der Männer. Bei einer für beide Geschlechter ungünstigeren Vermittlungsquote in Ostdeutsch-land, ist der Abstand der Vermittlungsquote der Frauen zu jener der Männer deutlich grö-ßer als in den alten Bundesländern. Im Mittel der Jahre 2002 bis 2004 lag die Vermitt-lungsquote in den alten Bundesländern bei 96,1 Prozent für Männer und bei 92 Prozent für Frauen, während in den neuen Bundesländern nur 94,9 Prozent der Männer und 89,6 Pro-zent der Frauen, die einen Ausbildungsplatz nachfragten, einen Ausbildungsvertrag ab-schließen konnten. Frauen scheinen also bei der Ausbildungsplatzsuche in den neuen Bun-desländern stärker benachteiligt als Männer. Allerdings liegt der Frauenanteil an sämtli-chen Bewerbern um einen Ausbildungsplatz im Dualen System in den neuen Bundeslän-dern dauerhaft um etwa ein bis zwei Prozentpunkte unter den Werten in Westdeutschland.

36 Anteil der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge an der Summe aus neu abgeschlossenen Ausbil-dungsverträgen und nicht vermittelten Bewerbern.

Im Mittel der Jahre 2002 bis 2004 betrug der Frauenanteil bei Bewerbungen in den alten Bundesländern 43 Prozent, in den neuen Bundesländern jedoch nur 41,7 Prozent. Mögli-cherweise, dies lässt der geringere Frauenanteil an allen Ausbildungsplatznachfragern vermuten, bewirbt sich ein Teil der Frauen in Ostdeutschland gar nicht erst auf einen Aus-bildungsplatz in der Region, sondern bewirbt sich entweder gleich in den alten Bundeslän-dern oder weicht auf Ausbildungszweige außerhalb des Dualen Systems aus.

unter -2,50 -2,50 bis unter -0,50 -0,50 bis unter 0,00

0,00 und mehr

Abb. 23: Differenz der Vermittlungsquoten in eine Berufsausbildung37, Frauen minus Männer, 2002-2004 (Prozentpunkte)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

Die Vermittlungsquoten in Berufsausbildung sind für Frauen in vielen ostdeutschen Regionen gering und liegen teilweise deutlich unter jenen der Männer. Weibliche Jugendliche scheinen hier gegenüber männlichen benachteiligt.

37 Eigene Berechnungen; Daten zu neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen und nicht vermittelten Be-werbern nach Geschlecht sind derzeit nur für Arbeitsagenturbezirke (AAB), nicht für Kreise verfügbar.

Die Grenzen von AAB sind mit Kreisgrenzen nicht immer identisch. Es gibt sowohl AAB, die mehrere Kreise beinhalten, als auch Kreise, die zu mehreren AAB gehören. Im ersten Fall wurde für die vorlie-gende Analyse jedem Kreis der Wert des jeweiligen AAB zugewiesen. Im zweiten Fall wurde dem Kreis der Mittelwert aller angehörigen AAB zugeordnet.

unter 91,0 91,0 bis unter 94,0 94,0 bis unter 97,0 97,0 und mehr

Abb. 24: Vermittlungsquoten in Berufsausbildung, Frauen, 2002-2004 (Prozent) Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

Die Vermittlungsquoten in Berufsausbildung sind für Frauen in vielen ostdeutschen Regionen gering und liegen teilweise deutlich unter jenen der Männer. Weibliche Jugendliche scheinen hier gegenüber männlichen benachteiligt.

Die Karte in Abb. 23 stellt die regionale Verteilung der Vermittlungsquoten in Berufsaus-bildung der Frauen im Vergleich zu Männern auf Kreisebene dar. Sichtbar wird, dass es trotz geringerer Vermittlungsquoten von Frauen gegenüber Männern in den neuen Bundes-ländern auf Kreisebene eine erhebliche Uneinheitlichkeit gibt. In weiten Teilen der neuen Bundesländer lag im Mittel der Jahre 2002 bis 2004 die Vermittlungsquote für Frauen deutlich (mehr als zwei Prozentpunkte) unter jener der Männer. Davon betroffen sind vor allem periphere Landkreise und das gesamte Bundesland Thüringen. In weiten Teilen Sachsen-Anhalts, im westlichen Brandenburg und an der mecklenburgischen Ostseeküste sind die Vermittlungsquoten in Berufsausbildung hingegen ausgeglichen. In Dresden wie-derum, im sächsischen Erzgebirge und im östlichen Brandenburg wurden Frauen besser in Berufsausbildung vermittelt als Männer. Wie Abb. 24 zeigt, ist in diesen Regionen die Vermittlungsquote von Frauen in Berufsausbildung generell günstiger als in den übrigen Regionen der neuen Länder. Dennoch ist die Quote neu abgeschlossener Ausbildungsver-träge für Frauen im Osten insgesamt geringer als im Westen.: Im Mittel der Jahre

2002-2004 lag die Quote in den neuen Bundesländern bei 9,4 vermittelten Bewerberinnen je 100 Einwohner von 15 bis 19 Jahre, in den alten Bundesländern bei 10,8 (für die Männer im Osten 12,9; im Westen 13,7). Diese gegenüber den Männern relativ geringe Ausbildungs-platzquote kann darauf hindeuten, dass junge Frauen diese Benachteiligung antizipieren und in andere Bildungsgänge ausweichen. Häufiger arbeitslos als Männer sind sie, wie unter Punkt 10.1 beschrieben wurde, nicht.