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WELcHE ROLLE SPIELT ERDGAS BEI DER ENERGIEVERSORGUNG DEUTScHLANDS UND WIE KANN KOMMUNALES ENGAGEMENT ZUM ERFOLG AUF EINEM GLOBALISIERTEN ERDGASMARKT BEITRAGEN?

Die künftige Entwicklung

der Erdgasmärkte

Von Dr. Klaus-Dieter Barbknecht, Mitglied des Vorstandes der VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft

D

Die Energiemärkte befinden sich in einer Phase des Umbruchs. Von dieser dynamischen Entwicklung ist auch die Gaswirtschaft in Deutschland betroffen. Auf allen Handelsstufen herrscht ein intensiver Wettbewerb. Die Strukturen der Beschaffungs- und Absatzmärkte für Erdgas haben sich grundlegend verändert und verlangen nach mehr Flexibilität und Optimierung. Diese veränderten Rahmenbedingungen bringen für einen international agierenden Erdgasimporteur und -großhändler wie die VNG – Verbundnetz Gas AG neue Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich und eröffnen Möglichkeiten zu einer intensiven Kooperation mit kommunalen Versorgungsunternehmen auf dem in Bewegung geratenen Gasmarkt.

Dr. Klaus-Dieter Barbknecht

Energie

Aktuelle Situation der Gaswirtschaft

Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 haben sich grundlegende Para-meter des Erdgasmarktes nicht nur in Deutsch-land und Europa, sondern weltweit verändert.

Infolge der wirtschaftlichen Rezession sah sich die Gaswirtschaft mit einer plötzlich drastisch sinkenden Nachfrage insbesondere auf Grund der einbrechenden Industrie-produktion konfrontiert. Zusätzlich hat der Bedarf vor allem im Wärmemarkt durch den effizienten Einsatz von Erdgas abgenommen.

Während das Erdgas auf die Märkte drang, sank der Bedarf erheblich; allein in Deutsch-land reduzierte sich der Verbrauch im Jahr 2009 um 5,3 Prozent. Gleichzeitig waren in den vergangenen beiden Jahren die Handels-märkte für Erdgas durch eine Überversorgung geprägt. Diese Entwicklung wurde zeitgleich durch eine Ausweitung der Gasproduktion in den Vereinigten Staaten forciert. Dort konnte die Produktion auf Grund der raschen Erschließung so genannter „unkon-ventioneller“ Erdgasvorkommen – Lager-stätten, aus denen aufgrund des erhöhten technischen und finanziellen Aufwandes bis-lang aus Rentabilitätsgründen nicht gefördert wurde – erheblich gesteigert werden. Die USA überholten nicht nur Russland als weltgrößter Produzent von Erdgas, sondern wurden auch unabhängiger von den bis dahin unerläss-lichen Importen von verflüssigtem Erdgas (LNG), das nun vermehrt auf die europäischen Absatzmärkte für Erdgas drängt. Das Über-angebot von Erdgas in Europa bewirkte einen spürbaren Preisdruck seitens der immer liquider werdenden Spot- und Terminmärkte.

Die Entkopplung des Preisniveaus für Erd-gaslieferungen von den Handelspreisen für Ölprodukte ist inzwischen Realität im Markt.

Statt den früher vorherrschenden Langfrist-verträgen werden vielfach nur noch Verträge mit mittel- und kurzfristigeren Laufzeiten und einem Preisniveau, das sich am Kurzfrist-markt orientiert, abgeschlossen. Die volatilen Preise für die verschiedenen Energiehandels-produkte und andere dynamische globale Einflüsse führten zu erhöhten Anforderungen an das Portfolio- und Risikomanagement im Erdgashandel und erhöhen sowohl die Zahl als auch die Komplexität der angebotenen

Produkte. Dies erfordert eine verstärkte Ana-lyse der Märkte, da sich diese zunehmend von den fundamentalen Zusammenhängen ent-fernen und von spekulativem Handel geprägt sind. So führte die Erdbebenkatastrophe in Japan kurzfristig zu einem Preissprung an den europäischen Spot- und Terminmärkten für Erdgas. Grund hierfür war allein die Erwartung vieler Händler, dass der Ausfall eines Großteils der japanischen

Kernkraft-werke zu einem erhöhten Bedarf an Erd-gas in der Stromerzeugung führen werde, ungeachtet der sonstigen Auswirkungen der Erdbebenkatastrophe auf die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Kurzum: Der Wettbewerb im Erdgas-markt ist in vollem Gange und nimmt immer mehr an Fahrt auf. Flexibilität und ein optimiertes Portfolio sind ausschlag-gebend für die Wettbewerbsfähigkeit.

Der Erdgasmarkt ist wesentlich globaler geworden als er es noch vor drei Jahren war und hält in seiner zukünftigen Entwicklung für alle Marktteilnehmer neue Chancen und Risiken bereit.

Marktprognosen

In Deutschland hat die Wirtschaft nach dem Krisenjahr 2009 im Jahr 2010 einen deut-lichen Erholungskurs eingeschlagen. Zwar stieg das Bruttoinlandsprodukt 2010 gegen-über dem Vorjahr um 3 Prozent an, befand sich zum Jahresende 2010 jedoch lediglich auf dem Niveau des Jahreswechsels 2006/2007.

Hinsichtlich des Erdgasverbrauchs sind in Deutschland die krisenbedingt entstandenen Rückgänge zum Ende des Jahres 2010 in absoluten Zahlen vollständig ausgeglichen worden. Vor allem in den energieintensiven Industriebranchen wurde wieder mehr gas verbraucht. Die Stromerzeugung aus Erd-gas stieg ebenfalls. Doch war 2010 das kälteste Jahr seit 1996. Temperaturbereinigt lag somit der Erdgasverbrauch in Deutschland im ver-gangenen Jahr noch immer um rund 3 Pro-zent unter dem Wert des Jahres 2009. Obwohl Deutschland im Jahr 2010 das EU-weit größte BIP-Wachstum zu verzeichnen hatte, legte der Erdgasverbrauch mit 4,2 Prozent weniger signifikant zu als im EU-Durchschnitt (7,2 Prozent).

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UNTERNEHMERIN KOMMUNE

UNTERNEHMERIN KOMMUNE + FORUM NEUE LÄNDER • MÄRZ 2011

Primärenergieverbrauch in Deutschland. Veränderungen 2010 gegenüber 2009

Brutto-Stromerzeugung in Deutschland 2010

Energie

In den kommenden Jahren ist mit einem stagnierenden bzw. moderat rückläufigen Energieverbrauch in Deutschland zu rechnen.

Unter der Annahme langjähriger Durch-schnittstemperaturen ist davon auszugehen, dass sich der Erdgasverbrauch in Deutsch-land in den kommenden Jahren etwa auf dem Niveau des vergangenen Jahres ein-stellen wird. Denn die zu erwartende weitere konjunkturelle Erholung und der daraus resultierende Bedarfszuwachs werden durch Effizienzgewinne insbesondere im Wärme-markt kompensiert werden.

Zunehmenden Einfluss auf den Erdgas-verbrauch in Deutschland hat die Fahrweise der auf Kernenergie und Kohle basierenden Kraftwerke. In Abhängigkeit von deren Ver-fügbarkeit werden Erdgaskraftwerke zum Ausgleich von Angebotsschwankungen der Energieerzeugung genutzt. Es bleibt abzu-warten, welche Auswirkungen die erneute Diskussion um Kernenergie auf den auch ökologisch sinnvollen Ausbau von Gaskraft-werken haben wird. Im Wohnungsneubau hingegen war ein historischer Tiefststand beim Einsatz von Erdgas zu verzeichnen. Neu installierte Erdgasheizungen haben einen höheren Wirkungsgrad, so dass der spezifische Verbrauch je Abnehmer stetig sinkt. Daher wird es eine wesentliche Herausforderung der Zukunft sein, Erdgas im Wärmemarkt weiter als einen attraktiven und zukunftsträchtigen Energieträger zu positionieren, der mit modernsten Heizsystemen dem Verbraucher zur Verfügung steht. Darüber hinaus ist Erdgas der ideale Partner für erneuerbare Energien. Erdgas und Bioerdgas können durch ihren vermehrten Einsatz zum Aus-tausch anderer fossiler Energieträger einen erheblich positiven Beitrag zur CO2-Bilanz leisten.

Bleibt die Versorgungssicherheit auf der Strecke?

Die Internationale Energieagentur (IEA) warnt in ihrem jährlich publizierten „World Energy Outlook“ davor, dass infolge der sich radikal verändernden Marktbedingungen ausbleibende Investitionen in die Erdgasinfrastruktur die Versorgungssicherheit in zahlreichen Industrie-nationen langfristig gefährden könnten.1 Ver-sorgungssicherheit galt über Jahrzehnte als Grundfeste der Erdgasbranche und wird durch den deutschen Gesetzgeber nach wie vor von den Gasversorgungsunternehmen eingefordert.

Dabei ist die Sicherung der Erdgasversorgung für den hoch entwickelten Industriestandort Deutschland elementar. Der Großteil des Gas-bedarfs wird über Importe gedeckt. Daher muss es das Ziel der Versorgungsunternehmen sein, innovative Konzepte zu entwickeln, um den

Erdgasbedarf auch künftig decken zu können und damit die Versorgung Deutschlands und Europas weiterhin langfristig zu sichern.

Hierfür steht z.B. die Politik der VNG, Importe von Erdgas nach Deutschland durch lang-fristige Partnerschaften mit den wesentlichen Produzenten auf der Basis langfristiger Verträge zu vereinbaren.

Die Mitgliedstaaten der EU haben im Oktober 2010 den Kompromiss für eine „Ver-ordnung über Maßnahmen zur Gewährleistung der sicheren Erdgasversorgung“2 angenommen.

Die Verordnung hat die Verbesserung der Erd-gasversorgungssicherheit zum Ziel und sieht eine verstärkte Krisenprävention vor. Zwar wurden dabei wesentliche Kernforderungen der Gaswirtschaft berücksichtigt, insbesondere eine stärkere Betonung des Vorrangs marktbasierter Maßnahmen. Brüssel muss jedoch auch sicher-stellen, dass ein stabiler, vorhersehbarer und verlässlicher Politik- und Regulierungsrahmen für ein gesundes, die Versorgungssicher-heit beförderndes und vor allem nachhaltiges Investitionsklima existiert.

Die europäische Energiepolitik wird die zukünftige Entwicklung der Erdgasbranche in Deutschland weiterhin maßgeblich beein-flussen. Das 2009 verabschiedete dritte Energie-binnenmarktpaket formuliert ambitionierte Zielsetzungen zur Förderung regenerativer Energien und für einen effizienteren Ein-satz von Energie. Schwerpunkte des von der Europäischen Kommission im November 2010

vorgelegten Strategiepapiers „Energie 2020“

sind die Steigerung der Energieeffizienz, die Durchsetzung des EU-Energiebinnenmarktes, die Weiterentwicklung von Energietechno-logien sowie die Stärkung der energiepolitischen Außenbeziehungen mit dem Ziel, die

energie-1 International Energy Agency (IEA), World Energy Outlook 2009, Zusammenfassung, S. 5ff

2 Verordnung (EU) Nr. 994/2010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Oktober 2010 über Maßnahmen zur Gewährleistung der sicheren Erdgasversorgung und zur Aufhebung der Richtlinie 2004/67/EG des Rates

Entwicklung des Erdgasverbrauchs in Deutschland

Energie

politischen Herausforderungen zu bewältigen.

Erdgas soll dabei auch in den nächsten Jahr-zehnten eine Schlüsselrolle im Energiemix spielen.

Neben einer diesem Anspruch genügenden Infrastruktur ist eine diversifizierte Beschaf-fungspolitik essentiell. Flexibilität bei der Erdgasbeschaffung – also die Möglichkeit, Erdgaslieferungen und Erdgasströme sowohl in ihrer Menge als auch Richtung variieren zu können – und gute partnerschaftliche Geschäfts-beziehungen in der Lieferkette erwiesen sich in der Vergangenheit stets als wesentliche Voraus-setzungen für die sichere Erdgasversorgung, so auch während der insbesondere durch die Medien beobachteten, so genannten Gas-krisen im Januar 2006 und 2009. Neben einem flexiblen Agieren auf dem Erdgasbeschaffungs-markt trägt bisher die ohne staatliche Vorgaben errichtete Erdgasinfrastruktur der in Deutsch-land privat organisierten Gaswirtschaft ent-scheidend dazu bei, Lieferausfälle zu vermeiden oder zu kompensieren. An dieser Stelle sei betont, dass aus unternehmerischer Perspektive die Versorgungssicherheit kein Selbstzweck ist, sondern als Argument im Wettbewerb der Energieträger untereinander dient. Es ist der Verbraucher, der von der Attraktivität von Erd-gas als Energieträger stets aufs neue überzeugt werden muss.

Das Vertrauen in die Attraktivität von Erd-gas als Energieträger kann beim Kunden nur erreicht werden, wenn dieser sicher sein kann, dass das Produkt Erdgas, das auch im Wett-bewerb zum beim Kunden lagerfähigen Erdöl steht, uneingeschränkt verfügbar ist. Gashändler sind somit angehalten, eine entsprechende Ver-fügbarkeitsvorsorge des Energieträgers Erdgas zu treffen, um die Attraktivität von Erdgas für den Verbraucher zu wahren. Das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Verbraucher in die Leistungskraft und Innovationsfähigkeit von Erdgas zu erhalten und zu stärken, ist folglich eine Schlüsselaufgabe der Unternehmen der Gaswirtschaft für ihre Zukunftsfähigkeit.

Erdgas als zukunftsweisender Energieträger

Erdgas wird in der EU weiterhin eine große Rolle bei der zukünftigen Energieversorgung spielen. Das größte Wachstumspotenzial für den Energierohstoff Erdgas liegt im Wärmemarkt und Kraftwerksbereich zur Stromgewinnung.

Mit Erdgas befeuerte Kraftwerke können schnell aktiviert und auch schnell wieder vom Netz genommen werden. Sie lassen sich flexibel zur Abdeckung von Nachfragespitzen einsetzen und stellen deshalb eine ideale Ergänzung zu den erneuerbaren Energien wie Windkraft und

Photovoltaik dar, deren Energieproduktion von externen Faktoren – Wind oder Sonnenschein-dauer – abhängig ist und die zur Sicherung der kontinuierlichen Versorgung flexible und zuver-lässige Energiequellen als Ergänzung benötigen.

Erdgas ist für diese Rolle dank seiner Speicher-fähigkeit und seiner hervorragenden Umwelt-eigenschaften prädestiniert. Aber Erdgas hat zukünftig auch ein bedeutsames Anwendungs-potenzial in der dezentralen Energieerzeugung in Einfamilienhäusern. Es kann besonders effizient in Mini- und Mikro-Blockheizkraftwerken ein-gesetzt werden, zum Beispiel in Kombination mit Anlagen zur Nutzung von Sonnenenergie für die Warmwassergewinnung.

Erdgas hat alle Voraussetzungen, sich im Ver-brauchermarkt weiter erfolgreich zu positionieren.

Es bietet sich als besonders effizienter Energie-träger für den Übergang zu einer noch schadstoff-ärmeren Energienutzung an. Der CO2-Ausstoß bei der Energiegewinnung aus Erdgas erreicht im Vergleich zur Energiegewinnung aus Kohle bei gleicher Energieleistung nur einen

Bruch-teil der Schadstoffemissionen und liegt auch deutlich unter denen der Energieerzeugung aus Erdöl. Erdgas ist in seiner Nutzung und Weiter-verarbeitung der mit Abstand sauberste der traditionellen, fossilen Rohstoffe, was dem Ein-satz als Energieträger auch in der politischen Debatte zugute kommt.

Im Energiekonzept der Bundesregierung, das im September 2010 verabschiedet wurde, wird die wichtige Rolle des Erdgases, aber vor allem auch die Rolle von Erdgas als Begleiter und Partner der erneuerbaren Energien, nicht vordergründig thematisiert und im Hinblick auf die vorteilhaften ökologischen Charakteristika zu wenig gewürdigt. Deutliche Schwerpunkte

werden hingegen im Bereich Energieeffizienz und beim Ausbau der erneuerbaren Energien gesehen. In diesem Zusammenhang wird positiv die Kombinierbarkeit von Erdgas mit Bioerd-gas, seine Verwendung als Kraftstoff und die Nutzbarkeit von Erdgas in effizienten Gas-kraftwerken hervorgehoben. Trotz der äußerst ambitionierten, im Energiekonzept formulierten Ziele, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf 18% – bis 2050 sogar auf 60% – am sich parallel zu verringernden Bruttoendenergiever-brauch zu erhöhen und trotz der dem Erdgas und anderen fossilen Energieträgern von der Bundes-regierung beigemessenen geringen Bedeutung, wird Erdgas die einzige, verlässliche Konstante im Energiemix sein. Auch im Hinblick auf das EU-Klimaziel des „20-20-20-Pakets“, wonach die EU – basierend auf den Ausgangs-werten von 1990 – die Schadstoffemissionen bis 2020 um 20 Prozent gesenkt haben will und die regenerativen Energien 20 Prozent des Energiemixes ausmachen sollen, erweist sich der Einsatz von Erdgas als unumgänglich.

Herausforderungen des sich wandelnden Erdgasmarktes Eine sichere Erdgasbeschaffung fußt im Wesent-lichen auf einem geografisch diversifizierten Bezugsportfolio mit einer Vielzahl an Lieferanten und alternativen Transportrouten. VNG hat ihr Erdgasbeschaffungsportfolio breit gefächert und baut diese Diversifizierung konsequent aus. Die Möglichkeit des Zugriffs auf eigene Erdgas-reserven durch den Aufbau der Explorations- und Produktionstätigkeiten in Norwegen und Dänemark und ein konzentriertes Agieren an den Spot- und Terminmärkten tragen zur Bezugsdiversifizierung bei.

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UNTERNEHMERIN KOMMUNE

UNTERNEHMERIN KOMMUNE + FORUM NEUE LÄNDER • MÄRZ 2011

CO2-Bildung bei der Verbrennung fossiler Energieträger

Energie

Mit dem konsequenten Aufbau eines langfristigen Bioerdgasportfolios, also der Zumischung ein-heimischen Biogases zu Erdgas, kommt VNG der steigenden Nachfrage nach Bioerdgasprodukten bzw. deren Beimischung zu konventionellen Gaslieferverträgen nach. Der Handel mit Bio-erdgas ist nicht nur ein weiterer Baustein zur strategischen handelsseitigen Diversifizierung, er trägt auch dem politisch forcierten Einsatz erneuerbarer Energien Rechnung.

Kommunales Engagement als Erfolgsfaktor für einen international agierenden Konzern Angesichts der turbulenten Entwicklung am Erdgasmarkt kann jedoch nur bestehen, wer seine Produkte auch entsprechend den Wünschen seiner Kunden am Markt positioniert.

VNG arbeitet eng im Dialog mit den Kunden zusammen, um optimale Dienstleistungen, Systeme und Produkte anbieten zu können.

Vor allem kommunale Versorgungsunter-nehmen haben besondere Bedürfnisse hinsichtlich der Struktur ihrer Erdgasbeschaffung. Auch wenn sich VNG – den strukturellen Veränderungen im Erdgasmarkt Rechnung tragend – in den ver-gangenen Jahren zu einem international agierenden Unternehmen entwickelt hat, hilft die regionale Verankerung, den Anforderungen der von VNG belieferten kommunalen Versorgungsunternehmen gerecht zu werden und maßgeschneiderte Produkte für ihre Kunden anzubieten. VNG kombiniert erfolgreich ihre internationale Ausrichtung mit der kommunalen Bindung. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die in der Verbundnetz Gas Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft (VuB) organisierten kommunalen Unternehmen ein vertrauensvolles Ver-hältnis zu VNG pflegen. Die kommunalen Aktionäre unterstützen über den Aufsichtsrat nachhaltig die erfolgreiche Entwicklung von VNG. Investitions-entscheidungen, die dazu beitragen, VNG auch zukünftig wettbewerbsfähig im deutschen und europäischen Gasmarkt aufzustellen, werden von den kommunalen Anteilseignern gestützt.

VNG ist sich ihrer regionalen Verantwortung bewusst und setzt über ihr gesellschaft-liches Engagement bewusst Akzente für eine Zusammenarbeit mit den Kommunen. Mit den so genannten Verbundnetzen – dem Verbund-netz der Wärme, dem VerbundVerbund-netz für den Sport und dem Verbundnetz für Demokratie und Toleranz – widmet sich VNG auf regionaler und lokaler Ebene gesellschaftlichen Schwerpunkt-themen. So unterstützt VNG auch den Dialog und die Forschung zu Fragen der kommunal-wirtschaftlichen Betätigung u. a. über das über-parteiliche Diskussionsforum Verbundnetz für kommunale Energie und die interdisziplinäre Forschungsstelle Kommunale Energiewirtschaft an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakul-tät der UniversiFakul-tät Leipzig. Die Förderung von Forschung und gesellschaftliches Engagement in den Kommunen generieren wiederum Impulse für VNG, um das Angebot energienaher Dienst-leistungen optimal gestalten zu können.

Fazit und Ausblick

Die Erdgaswirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Immer stärker rücken die regionalen Märkte zu einem globalen Markt zusammen. Das verändert die Spiel-regeln beachtlich. Der Bedarf an Flexibilität wird zukünftig bezugs- wie absatzseitig weiter steigen. Flexibilität wird zudem auf Grund kleinteiligerer Versorgungsstrukturen und eines höheren Anteils der Stromerzeugung aus Erd-gaskraftwerken nachgefragt werden. Mittel- und langfristig gilt: Erdgas bleibt dauerhaft ein fester Bestandteil des Energiemixes. Es ist der zukunftsgerichtete Energieträger und eine lang-fristig tragfähige Brücke für die erneuerbaren Energien. VNG wird als Erdgasspezialist den Marktbedingungen entsprechend wettbewerbs-fähige Angebote und Produkte entwickeln, die sowohl dem Erfolg des Energieträgers Erdgas als auch den Anforderungen und Bedürfnissen seiner Kunden Rechnung tragen. Erdgas hat die besten Voraussetzungen, sich als perfekte

„Partnerenergie“ auf dem Weg in eine CO2 -ärmere Welt zu positionieren. Der geringe Schadstoffausstoß bei der Energiegewinnung aus Erdgas, die hohe Energieeffizienz beim Ein-satz von Erdgas, die multiple Einsetzbarkeit zur Stromerzeugung, als Wärme generierender fossiler Energieträger oder als Rohstoff in der Industrieproduktion sowie die noch über Jahr-zehnte in ausreichenden Mengen gewährleistete Verfügbarkeit machen Erdgas als Energieträger besonders attraktiv. Die Grundlagen, die not-wendig sind, um dieser Entwicklung gerecht zu werden und an ihr zu partizipieren, schafft VNG u. a. durch einen engen Austausch mit der kommunalen Energiewirtschaft sowie durch Forschung und innovative Konzepte. n

www.vng.de UNSER AUTOR

Dr. Klaus-Dieter Barbknecht (53) ist seit dem 5. Dezember 2007 Mitglied des Vorstandes der VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft. Zudem ist er Ge-schäftsführer der VNG – Erdgascommerz GmbH (Beteiligungsholding), Leipzig. Er ist außerdem Mitglied des Präsidiums des Weltenergierates – Deutschland e.V. und Aufsichtsratsmitglied bei der Erdgastrans-portgesellschaft Thüringen-Sachsen mbh (ETG) sowie mehreren deutschen und aus-ländischen Beteiligungen der VNG.

Dr. Barbknecht war nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Volkswirt-schaftslehre an der Universität Göttingen mehrere Jahre als juristischer Berater im Be-reich der Erdöl- und Erdgaswirtschaft tätig.

Seit 1992 hat er bei VNG verschiedene Leitungsaufgaben in den Bereichen Recht, Gaseinkauf, Gastransport und Gas-speicherung sowie Portfoliomanagement und Strategische Koordinierung als Prokurist wahrgenommen.

Als Mitglied des Vorstandes der VNG ver-antwortet Dr. Barbknecht seit dem 1.

Januar 2011 das Ressort Gasverkauf / Personal. Zuvor war er für die Ressorts Gasbeschaffung und Kaufmännisches / Personal zuständig.

Dr. Barbknecht war unter anderem als Präsident des europäischen Verbandes der Speicherbetreiber GSE (Gas Storage Europe) und als Vizepräsident des europäischen Verbandes der Gasinfra-strukturbetreiber GIE (Gas Infrastructure Europe) aktiv in die energiepolitische Dis-kussion auf europäischer Ebene involviert.

Initiiert wurde das Verbundnetz der Wärme im Herbst 2001. Mit einem in Deutsch-land bis dato einmaligen Netzwerk wollte die VNG gemeinnütziges Engagement in Ostdeutschland gezielt fördern. Als erste Schirmherrin agierte mit der zwischen-zeitlich verstorbenen Dr. Regine Hildebrandt die vielleicht populärste und anerkannteste Politikerin aus den Neuen Bundesländern.

Bis heute konnten über 200 ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger zu Mit-gliedern berufen werden. In Kooperation mit den kommunalen Verwaltungen ist so eine öffentliche Plattform für soziales Engagement entstanden, die dem „Dasein für Andere“

mehr Gehör, Unterstützung und Verständnis verschaffen soll.

Die Mitglieder des Verbundnetz der Wärme stehen seit längerem freiwillig, ehrenamtlich und uneigennützig anderen Menschen zur Seite, die bei der Bewältigung ihres Alltages der Zuwendung menschlicher Wärme in besonderem Maße bedürfen. Die Bandbreite der Projekte umfasst dabei alle denkbaren gesellschaftlichen Teilbereiche.

Mit dem Verbundnetz der Wärme haben sozial engagierte Menschen aus den fünf Neuen Bundesländern die Gelegenheit, ihre Initiativen und Veranstaltungen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen und damit Nach-ahmer oder Unterstützer zu inspirieren.

Zusätzlich besteht für jedes Verbundnetz-Mitglied die Möglichkeit, pro Quartal eine kleinere finanzielle Unterstützung zu beantragen.

Gesicht zeigen und Andere inspirieren

Mit falscher Bescheidenheit und Leisetreterei wird man andere Menschen nicht erreichen können. Und wenn man sie nicht erreicht,

dann kann man sie auch nicht überzeugen.

Genau in diese Richtung zielt auch der Titel des „Verbundnetz-Botschafters“. Einmal im Jahr werden zehn ehrenamtlich tätige Men-schen öffentlich für ihr Engagement geehrt.

Verbunden mit dieser Auszeichnung ist eine Prämie von 5.000 Euro. Für welchen Teil ihrer Projekte das Geld verwandt wird, bleibt den

„Verbundnetz-Botschaftern“ selbst überlassen.

Schließlich haben sie mit ihrem ehrenamtli-chen Engagement schon so viel Kreativität und Herzblut investiert, Kompetenzen aufgebaut und Nähe geschaffen, dass niemand besser wüsste, wie ein solcher finanzieller Segen am sinnvollsten genutzt werden könnte. Der Titel des „Verbundnetz-Botschafters“ ist Anerken-nung für jene, die leider viel zu oft im publizis-tischen Schatten agieren, deren Beispiele aber noch viel stärker Schule machen sollten.

Unter dem Motto „Engagement zeigt Gesicht“ sollen die beherzten Helfer des-halb ins Licht der Öffentlichkeit rücken und somit auch als Multiplikatoren für ihre gute Sache dienen. Ziel dieser Aktion ist es, mit großformatigen Fotografien und kurzen informativen Texten Bürgerinnen und Bürger für das Thema Ehrenamt und bürger-schaftliches Engagement zu sensibilisieren.

Die Chemnitzer Fotografin Ines Escherich begleitete die Verbundnetz-Botschafter einen Tag lang mit ihrer Kamera. Herausgekommen ist eine Foto-Ausstellung, die eindrucksvoll vom alltäglichen Wirken der vielen Helfer erzählt. Bestimmt werden die Botschafter jährlich durch eine eigens dafür geschaffene Sponsoring

SOZIALES ENGAGEMENT DER VERBUNDNETZ GAS AG (VNG)