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Benennungen in Web-Interfaces

4.4 Benennungen in User Interfaces

4.4.2 Benennungen in Web-Interfaces

ƒ Die Benutzerführung sollte eine Terminologie verwenden, die den Nutzern bei der Erledi-gung der Arbeitsaufgabe sowie der Kontrolle der Anwendung und des Systems geläufig ist.

ƒ Das Ergebnis einer Aktion sollte angegeben werden, bevor beschrieben wird, wie die Aktion ausgeführt wird. Also statt: Drücken Sie OK, um alle Daten zu löschen besser: Wollen Sie wirklich alle Daten löschen?

ƒ Texte in Frageform sollten positiv bestätigend formuliert sein. Also statt: Wollen Sie die Daten nicht sichern? besser: Wollen Sie die Daten sichern?

ƒ Meldungen in der Benutzerführung sollten grammatisch einheitlich formuliert werden.

Statt Datei zeigen, Datei drucken, Löschung einer Datei untereinander anzuzeigen, besser:

Zeige Datei, Drucke Datei, Lösche Datei.

develop appropriate labels. Labeling is performed in conjunction with grouping and is part of the process of organizing.“ (Hagedorn 2000).

Nutzungsprobleme auf Websites resultieren oft daraus, dass die äußere Darstellung von Sachverhalten (durch Text oder Abbild) nicht mit der inneren Repräsentation der Nutzer übereinstimmt. Was als Benennung oder Abbildung auf einem Label (dies kann eine Schaltfläche, aber auch eine Verknüp-fung sein) steht, stellt nicht das dar, was der Designer/Textautor damit gemeint hat und/oder der Leser darunter versteht. Warum das so ist, erklären Rosenfeld und Morville für Text-Labels so: „... spoken language is essentially a labeling system for concepts and things. Perhaps we constantly label, we take the act of labeling for granted. That's why the labeling on web sites is often poor“ (Rosenfeld/

Morville 2002, S.76).

Rosenfeld/Morville geben fünf Arten von Labels an: Kontextbezüge (Links), Überschriften, Optionen in Navigationssystemen, Indextermini und Ikonogramme. Die Indexierungsfunktion stammt aus dem traditionellen Dokumentationswesen. Im Web können Indextermini dazu dienen, das Browsen zu erleichtern. Als Ergänzung der Navigationsstruktur kann durch ein Verzeichnis der wichtigsten Begriffe eine bessere Orientierung über den Inhalt erreicht und eine präzisere Suche ermöglicht werden als durch Volltextsuche. Zu Icons sagt Rosenfeld, dass es kaum ikonografische Labelsysteme gibt, in denen jedes einzelne Ikonogramm ohne Kontext und ohne Erklärung für jedermann sofort und in gleicher Weise verständlich ist. Die auszudrückenden Sachverhalte sind entweder zu komplex oder zu zahlreich. Die einzelnen Ikonogramme sind meist mehrdeutig oder schwer verständlich. Der Einsatz von Ikonogrammen kann nur empfohlen werden, wenn sie von Textlabels begleitet werden und ihre Gesamtzahl gering bleibt (vgl. Rosenfeld/Morville 2002, S.91).

Kern der Gestaltung von Web-Interfaces ist die Trennung von Inhalt, Struktur und Darstellung (vgl.

DIN EN ISO 9241-151, Entwurf 2006). So ist eine Bereitstellung der Informationen z.B. auf unterschiedlichen mobilen Endgeräten möglich. Bei gleichzeitigem Erhalt von Inhalt und Funktiona-lität kann die Strukturierung der Inhalte unabhängig von deren Darstellung erfolgen. Es gibt ver-schiedene Methoden, um diese Unabhängigkeit zu erreichen. Dazu gehören beispielsweise Cascading Style Sheets (CSS), semantische Auszeichnungssprachen wie XML oder die Funktionen eines Content-Management-Systems (vgl. DIN EN ISO 9241-151, Entwurf 2006). Diese Innensicht auf die Software ermöglicht es, aus der Nutzerperspektive zwischen Inhalt und Navigation zu unterschieden.

Die Inhaltsstruktur ordnet Themen, die Navigationsstruktur zeigt mögliche Bewegungen zwischen Teilen dieser Inhalte. Neben einem Inhaltskonzept ist also ein Navigationskonzept erforderlich.

Gerade im E-Commerce kommt dem Inhalt, dem Content, eine große Bedeutung zu. Strukturelle Schwächen, wie die Aus- und Kennzeichnungs-Problematik von Waren, sind eine häufig unter-schätzte Fehlerquelle sowohl im E-Business als auch im E-Government. Wenn ein Nutzer nicht weiß, wie etwa genannt wird, wird er die entsprechende Ware auch nicht finden.

Zur Frage, welche Strategie Nutzer anwenden, um eine Information zu finden, auch wenn sie diese vielleicht gar nicht gezielt suchen, legten Pirolli und Card eine interessante Studie vor (vgl. Pirolli/

Card 1995). Ihre Feststellungen lauten: Informationsjäger im Netz verhalten sich genauso wie Tiere auf der Nahrungssuche und setzen Kosten-Nutzen-Rechnungen zur Entscheidungsfindung an (vgl.

auch Nielsen 2003a). Nach dieser Information-Foraging-Theorie werden Informationssuchende so lange weiter klicken, bis sie das Gefühl haben, dass es „wärmer“ wird (wenn man bei der Metapher bleibt); die Fährte muss stärker und stärker werden oder die Nutzer geben auf. Es ist also sicherzustellen, dass Links und die Beschreibungen von Kategorien explizit angeben, was Nutzer an den Bestimmungsorten finden werden. Am erfolgreichsten ist es, wenn die Nutzer den Weg zur

„Beute“ klar erkennen können und sehen, dass andere Wege „nichts Genießbares“ enthalten. Die Verwendung neu ausgedachter Wörter ist demnach kontraproduktiv. Der hohe Nutzungsgrad von Suchmaschinen, die eine Verbindung zwischen Worten des Nutzers und Inhalten herstellen, unterstützt diese These.

Gelegentlich wird mit der Begründung, dass Nutzer auf Webseiten nicht lesen, sondern scannen (vgl.

Nielsen 2008a; Weinreich/Obendorf et al. 2008), empfohlen, textliche Anteile auf Webseiten zu redu-zieren. Dies bezieht sich auf Fließtext und sollte nicht dazu verleiten, die Wortwahl für Navigations-elemente oder Feldbezeichner zu unterschätzen. Eine gut scannbare Website zeichnet sich, wie bereits dargelegt, dadurch aus, dass der Gesamttext, besser gesagt die Textfragmente als Ganzes leicht überschaubar sind und die Nutzer schnell den inhaltlichen und formalen Aufbau erfassen können.

Blickverlaufsstudien des Poynter Instituts haben gezeigt, dass fast alle Nutzer zuerst auf den Text schauen, bevor sie Bilder und Grafiken näher betrachten. Von den ersten drei Augenfixierungen kon-zentrierten sich dreiviertel auf die Texte. Dies zeigt, dass der textuelle Inhalt weit wichtiger ist als Fotos und Grafiken (vgl. Stanfort Poynter Project 2006).

Studien über Content Usability25 besagen, dass beim Entfernen der Hälfte der Worte auf einer Webseite sich der Informationsgehalt, den die Nutzer erhalten, um das Doppelte steigert (vgl. Nielsen 2003b). „Relevante Inhalte sind das erste und nicht selten das einzige, worauf 78% der Website-Besucher achten“ (Stanfort Poynter Project 2006). Dazu müssen die Inhalte aber gefunden werden.

Hier ist ein immer wieder festzustellender Fehler das Verwenden von Marketing-Begriffen. Sind diese gut eingeführt, kann man sie verwenden, aber Nutzer bevorzugen überwiegend einfache Worte.

Studien (vgl. eResult GmbH) haben ergeben, dass auch erfahrene Internet-Nutzer eher herkömmliche Bezeichnung von Rubriken, Orientierungs- und Navigationselementen auf Websites bevorzugen, siehe Tabelle 5. Einfache Substantive werden bevorzugt, Bereiche, in denen der Nutzer selbst etwas machen kann, werden mit einer Verb-Substantiv-Bezeichnung am ehesten gefunden. Es wird also bestätigt, was bereits in entsprechenden Normen formuliert wurde.

25 Die Bezeichnung Content Usability impliziert einen engen Zusammenhang zwischen den Inhalten einer Website, im Sinne von Service für Nutzer und der Nutzungsqualität und ist in der Regel auf kommerzielle Angebote bezogen.

Suchen nach Bevorzugter

Begriff Nicht bevorzugte Begriffe

neuen Produkten Neuheiten Aktuell, New, Neu eingetroffen, Brandneu, Neu, Neu im Shop

besonders günstigen Angeboten Sonderangebote Sales, Preis Knaller, Angebote, Preis Hits, Special Offer, Schnäppchen, %, Prozente

Zusammenstellung der

meistverkauften Produkte Bestseller Unser Tipp, Meistverkaufte Produkt, Top 10, Top-Seller

Produkte/Dienstleistungen und nach eigenen Wünschen zusammenstellen

Produkt

zusammenstellen Konfigurator, Click & Mix, Produktkonfigurator Hinweis auf „reale“

Niederlassungen Filiale Läden, Stores, Niederlassungen, Standorte Filial-Finder

Tabelle 5: Ergebnisse einer „Wording-Studie“

(eResult GmbH)

Die genannten Untersuchungen beziehen sich überwiegend auf kommerzielle Angebote, bei denen das Auffinden von Produkten im Mittelpunkt des Interesses steht.26 Dennoch lassen sich einige Erkenntnisse auf arbeitsorientierte User Interfaces übertragen. So haben firmeninterne Intranets u.a.

das Ziel, unternehmensinterne Einsparungen durch „employee selfservice“ zu erzielen. Dies lässt sich jedoch nur durch Übersichtlichkeit und Orientierungsmöglichkeiten gewährleisten. Nur wenn die Urlaubsanträge oder Reisekostenabrechnungen über das Intranet schneller abgewickelt werden kön-nen als über herkömmliche Wege, wird dieses Medium von Beschäftigten eines Unternehmens ge-nutzt. Eine Struktur, die ein schnelles Auffinden von Informationen ermöglicht, knüpft an gewohnte Strukturen an und separiert Inhalte. Für das Finden angemessener Benennungen für Navigations-elemente ist es wenig zielführend die einzelnen Bezeichnungen zu betrachten, sondern das Bezeich-nungssystem als Ganzes sollte kritisch überprüft werden. Dabei sollte man sich an gängigen Systemen orientieren. Dies hat den entscheidenden Vorteil, dass Nutzer nicht jede Bezeichnung lernen müssen, sondern nur das System als Ganzes. Wenn Nutzer erkennen, dass ein System zielgruppenorientiert gegliedert ist, trägt dies zur leichteren Orientierung bei. Jedoch erwartet der Nutzer dann auch „seine“

Zielgruppe. Ähnlich verhält es sich bei einer Auflistung von Wissenschaftsbereichen. Hier wird er-wartet, dass alle Wissenschaftsbereiche aufgeführt sind. Auf kommerziellen Websites übliche Bezeichnungssysteme sind oft fachgebiets-, zielgruppen- oder aufgabenorientiert. Informationen, die nicht direkt einer Kategorie zugeordnet werden können, werden losgelöst davon positioniert.

Arbeitsorientierte Applikationen liegen auch zunehmend mit Browser Interface vor. In Abb.23 ist das Interface für Nutzer im Innendienst einer Versicherung als lokales und als Browser Interface abge-bildet, welches Kunden der Versicherung im Internet angeboten bekommen.

26 Siehe dazu Nielsen 1997, Alkan 2002.

Lokales User Interface

Browser User Interface Lokales User Interface

Browser User Interface

Abbildung 23: Lokales und Browser User Interface (Antragsystem einer Versicherung, Prototyp)

Mit diesem Wandel von lokalen zu globalen Anwendungen, mit der Verwendung der Internet-technologien nicht mehr nur für reine Webseiten sondern auch für Anwendungen, verwischt auch die Trennung der Gestaltungsrichtlinien für Webseiten und Anwendungen. Bisher gab es Richtlinien zur Gestaltung von Websites und Richtlinien zur Gestaltung von Anwendungen. Auf Websites wurde überwiegend navigiert (mit Links), in Anwendungen hingegen wurden Aktionen ausgelöst (durch Menüs und Schaltflächen). Inzwischen ist diese Trennung weitgehend aufgehoben. Zum einen auf der semantischen Ebene, da Websites immer mehr Features bieten (wie „Artikel in einen Einkaufswagen legen“) deren Auslösung über Schaltflächen erfolgt (auch wenn es nur ein Navigationsschritt ist), zum anderen auf der syntaktischen Ebene, erkennbar daran, dass der Unterschied zwischen Schaltfläche und Link verschwimmt, da inzwischen auch Aktionsbefehle als Link dargestellt werden. Glück-licherweise, so schreibt Nielsen, haben wir eine Regel: Schaltflächen sollten nicht zur Navigation verwendet werden (vgl. Nielsen 2007b). McGovern bezeichnet Links als „the grammar of the web“

(McGovern 2007).

Das Betriebssystem Windows Vista bietet bereits ein neues GUI-Element, den Command Link (Abb. 24). Nielsen warnt: Auch wenn Nutzer inzwischen wissen, dass Links auch Befehle sein

können, also Funktionen ausführen, kann es dennoch zu Verwirrungen kommen. Deshalb ist es umso wichtiger, anhand der Benennung des Links deutlich zu machen, dass es sich um einen Befehl han-delt. Command Links haben den Vorteil, dass auf ihnen längere Texte darstellbar sind. Auf Schalt-flächen sind maximal vier Wörter darstellbar, da die Schaltfläche sonst nicht mehr als Schaltfläche erkennbar ist (vgl. Nielsen 2007b).

Abbildung 24: Command Link (MS Vista 2007)

Die DIN EN ISO 9241-151 unterscheidet für Browser Interfaces in Informationsobjekte (inhaltliche Objekte, die in interaktiver oder nicht-interaktiver Form als Text, Video, Ton u.a. dargestellt werden) und Interaktionsobjekte, die Eingaben von Nutzern annehmen. Dazu gehören Verknüpfungen, Schalt-flächen, Eingabefelder, Optionsfelder, Kontrollkästchen oder Auswahllisten. Die bereits im vorheri-gen Abschnitt angesprochenen Verknüpfunvorheri-gen können auf verschiedene Art, z.B. als textbasierte Verknüpfung oder als Schaltfläche, dargestellt werden. Es wird empfohlen, zwischen Navigations- und Aktionsverknüpfungen (oft in Form von Schaltflächen realisiert) zu unterscheiden. Für die Bezeichnung von Navigationsverknüpfungen (Links) empfiehlt die Norm die Verwendung vertrauter Fachausdrücke. Besonders bei solchen Verknüpfungen, die für die Hauptnavigation einer Website verwendet werden, sollten Begriffe verwendet werden, die die Nutzer auf Grund ihres Allgemein-wissens, auf Grund von Erfahrungen in der Anwendungsdomäne oder auf Grund der Erfahrung mit anderen Systemen kennen. Die Verwendung geeigneter Fachbegriffe für Verknüpfungsbezeich-nungen, die spezifisch für die Aufgaben der Nutzer und deren Informationsbedürfnisse sind, ist wichtig, damit die Inhalte leicht verständlich sind. Bei einer Anwendung, die Schaltflächen verwen-det, werden solche Schaltflächen, die Navigationsverknüpfungen ausführen, durch das Substantiv angezeigt, das das Ziel verdeutlicht, z.B. Bestellungen. Schaltflächen, die hingegen eine Aktion aus-führen, werden als Verb-Sustantiv-Verbindung angezeigt. Eine neue Bestellung anlegen (vgl. DIN EN ISO 9241-151, 2006).