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Auswirkungen auf weitere Sippen feuchter bis nasser Standorte

5.4 Auswirkungen auf Artengruppen und Arten (Sippen)

5.4.3 Auswirkungen auf weitere Sippen feuchter bis nasser Standorte

Die Gruppe feuchter bis nasser Standorte umfasst 11 Sippen (s. Tabelle 5-9). Zunächst ist festzuhal-ten, dass Sippen, für die „unter biogeografischen Aspekten eine besondere Schutzverantwortung be-steht“ in dieser Gruppe nicht enthalten sind. Es geht nur um Sippen mit allgemeiner Schutzverantwor-tung Deutschlands. Die Gruppe umfasst Sippen mit Feuchtezahlen von 7 (Feuchtezeiger) bis 9

(Näs-sezeiger, Schwerpunkt auf oft durchnässten, luftarmen Böden). Am häufigsten ist die Feuchtezahl 7 in Verbindung mit dem Symbol „=“ (Überschwemmungszeiger, auf mehr oder minder regelmäßig über-schwemmten Böden).

Der Schnittlauch (Allium schoenoprasum) ist nur eingeschränkt eine typische Sippe des Vorlandes der Tideelbe. Er strahlt, von seinen Vorkommen in Mitteldeutschland, über die Mittelelbe ins UG aus.

Poppendieck et al. (2011, S. 142) weisen jedoch darauf hin, dass es sich bei den meisten Meldungen um verwilderte Gartenpflanzen handeln dürfte. Cordes et al. (2006, S. 301) stufen alle Vorkommen im Weser-Elbe-Gebiet als unbeständig und synanthrop22 ein (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr311&PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&resetsession=allGro ups).

Barbarea stricta ist eine Stromtalpflanze, die gestörte Ufer, Ruderalflächen etc. sowie unspezifisch Feuchtbiotope verschiedener Art besiedelt. Sie ist nur eingeschränkt eine typische Sippe des Vorlan-des der Tideelbe (Quelle: http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=

taxnr802&PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&resetsession=allGroups). Die floristische Kartierung erbrachte Nachweise weniger Exemplare zwischen km 670 - 690 im Bereich von Ufersicherungen des schles-wig-holsteinischen Elbeufers und von Neßsand und Pagensand.

Brassica nigra ist nur eingeschränkt eine typische Sippe des Vorlandes der Tideelbe. Die Sippe be-siedelt ähnliche Biotope wie Barbarea stricta und kann als Ruderalart eingestuft werden (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr875&PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&resetsession=allGro ups). Im Zuge der floristischen Kartierung konnten allerdings keine Vorkommen im UG nachgewiesen werden.

Cardamine amara ist nur eingeschränkt eine typische Sippe des Vorlandes der Tideelbe. Es handelt sich um eine Sippe, die in Nordwestdeutschland in Quellfluren und Auwäldern der Geestgebiete auf-tritt (Quelle: http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr1095&PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&

resetsession=allGroups). Während der Kartierung 2015 wurden große Vorkommen im Tideröhricht festge-stellt, seltener in Auengehölzen, an Gräben oder im Grünland.

Chaerophyllum bulbosum ist nur eingeschränkt eine typische Sippe des Vorlandes der Tideelbe. Der Kälberkropf kommt in den Marschgebieten und im Küstenraum Nordwestdeutschlands vor (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr1488&

PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&resetsession=allGroups), wächst jedoch überwiegend an Flussufern und in Staudenfluren und wenig genutzten Saumgesellschaften des Auenbereichs und besiedelt un-terschiedliche Ruderalflächen und gestörte Plätze im Siedlungsraum des Menschen. Die Sippe ist teilweise auch aus Gärten verwildert (früher als Wurzelgemüse genutzt). Der Knollige Kälberkropf ist nach den Ergebnissen der floristischen Kartierung regelmäßig mit teils großen Beständen in Hoch-staudenfluren, Säumen, Auengehölzen, auf Brachen und an Gräben (Stromtalpflanze) oberhalb der MThw-Linie anzutreffen.

Corrigiola litoralis ist eine Pionierart auf offenen Sandflächen, die nach Poppendieck et al. (2011, S.

220) früher in Hamburg häufiger war. Die Verbreitungskarte bei Garve (2007, S. 225) zeigt, dass es sich um eine typische Sippe des Stromtales der Mittelelbe handelt, die in Hamburg die Westgrenze ihres Vorkommens erreicht (Quelle: http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr1665&

PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&resetsession=allGroups). Die aktuelle floristische Kartierung erbrachte keinen Nachweis von Corrigola litoralis im UG.

Cuscuta europaea ist eine oft auf Urtica dioica (Brennnessel) schmarotzende Art, die Stromtäler in Nordwestdeutschland besiedelt, teils im Uferbereich in feuchten bis nassen und zeitweilig überfluteten

22 mehr oder weniger fest an den engeren Siedlungsbereich des Menschen gebundenes Auftreten

Staudenfluren. Die Verbreitungskarte bei Garve (2007, S. 230) zeigt auch bei dieser Sippe, dass es sich um eine typische Sippe des Stromtales der Mittelelbe handelt, die in Hamburg die Westgrenze ihres Vorkommens erreicht, wenngleich gelegentliche Vorkommen an der Tideelbe unterhalb

Ham-burgs bis Elbe-km 690 auftreten (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr1786&PHPSESSID=l4aponnq155v4r3310qlhmst72&resetsession=allGr oup). Im Zuge der Kartierung wurde Cuscuta europaea auf der schleswig-holsteinischen Seite des Untersuchungsgebietes von Elbe-km 650 - 690 nachgewiesen, in der Regel auf Standorten deutlich oberhalb MThw. In Niedersachsen und Hamburg ist die Sippe nicht gefährdet und wurde somit in den dortigen Deichvorländern nicht kartiert. Dieses spielt für die Auswirkungsprognose keine Rolle.

Galium uliginosum ist im UG keine typische Sippe des Vorlandes der Tideelbe, sondern in Nordwest-deutschland eine Art der Geestgebiete, die dort in Nass- und Feuchtwiesen vorkommt (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr2596&PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&resetsession=allGr oups). Die Sippe wurde während der aktuellen floristischen Kartierung 2015 nicht nachgewiesen.

Myosurus minimus ist allenfalls unterhalb der Oste-Mündung als typische Sippe des Vorlandes der Tideelbe einzustufen. Es handelt sich um eine Sippe der Küstenmarschen, die gestörte Plätze mit Offenboden besiedelt (z. B. an Weidegattern). Kennzeichnend ist das stark fluktuierende Vorkommen (Quelle: http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr3806&PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&

resetsession=allGroups). Die Sippe wurde während der aktuellen floristischen Kartierung 2015 nicht nach-gewiesen.

Stellaria palustris ist im UG keine typische Sippe des Vorlandes der Tideelbe. Es handelt sich um eine Sippe, die in den Geestgebieten Nordwestdeutschlands an quelligen Orten bevorzugt unter mesotrophen Bedingungen vorkommt. Küsten- und Flussmarschen werden gemieden (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr11573&PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&resetsession=allG roups). Das Vorkommen im UG ist zweifelhaft, im Zuge der aktuellen floristischen Kartierung wurden keine Fundorte nachgewiesen.

Tephroseris palustris ist eine Pionierpflanze auf offenem Schlamm, Torf und ähnlichen Substraten.

Poppendieck et al. (2011, S. 461) nennen frühere „massenhafte“ Vorkommen auf Spülfeldern, werten die Sippe in Hamburg jedoch – mangels Spülfeldern – als ausgestorben (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr23943&PHPSESSID=gtd88gofdehq8fp97um5ar8ai5&resetsession

=allGroups). Im Zuge der floristischen Kartierung konnte für Tephroseris palustris kein Nachweis aus dem UG erbracht werden.

Tabelle 5-9 zeigt die Sippen der ökologischen Gruppe 3 in der Übersicht.

Tabelle 5-9: Ökologische Gruppe 3: Weitere Sippen feuchter bis nasser Standorte Steck

brief Nr.

Wissenschaftlicher

Na-me Deutscher Name Vorkommen im UG

(Elbe-km, ungefähre Angaben) 1)

Feuchtezahl und Salzzahl (Ellenberg &

Leuschner 2010)

7 Allium schoenoprasum Schnitt-Lauch 620-645 x~ 0

12 Barbarea stricta Steifes Barbarakraut 620-690 7= 0

13 Brassica nigra Schwarzer Senf 620-675 8= 0

19 Cardamine amara Bitteres Schaumkraut 620-690 9= 0

36 Chaerophyllum bulbosum Knolliger Kälberkropf 620-705 7 0

39 Corrigiola litoralis Gewöhnlicher

Hirsch-sprung 620-630 7 0

42 Cuscuta europaea Nessel-Seide 620-690 7 0

58 Galium uliginosum Moor-Labkraut 620-640 8~ 0

82 Myosurus minimus Kleines

Mäuseschwänz-chen 620 - unteres Ende

des UG 7= 0

122 Stellaria palustris Sumpf-Sternmiere 620-650 9~ 0

123 Tephroseris palustris Moor-Greiskraut 620-700 9= 0

Erläuterung: 1) Angaben gemäß der Verbreitungskarten in den Artensteckbriefen

Detaillierte Erläuterungen der Feuchte- und Salzzahl nach Ellenberg & Leuschner (2010) sind in Kapi-tel 5.1 dargelegt (u.a. zu „~“ = Zeiger für starken Wechsel und „=“ = Überschwemmungszeiger, auf mehr oder minder regelmäßig überschwemmten Böden.

Prognose bei Durchführung des Vorhabens (Gruppe 3: Weitere Sippen feuchter bis nasser Standorte)

Die weitergehende Befassung mit den in Tabelle 5-9 gelisteten 11 Sippen hat ergeben, dass diese im UG überwiegend keine typischen Sippen des Vorlandes der Tideelbe sind. Es handelt sich, mit weni-gen Ausnahmen wie z. B. Myosurus minimus, um Sippen der Geestgebiete und des Stromtales der Mittelelbe. Myosurus minimus ist überflutungstolerant („=“) und salztolerant (ungeachtet der Salzzahl

„0“ bei Ellenberg & Leuschner 2010): Die webflora der Niederlande und Belgiens weist als Biotop z. B.

„op aanspoelsel aan de zeekust“ aus. Eine – von Myosurus minimus offenbar tolerierte – Salzbelas-tung ist zwingend anzunehmen. United States Dept. of Agriculture nennt eine niedrige („low“) Salztole-ranz (Quelle: http://plants.usda.gov/java/charProfile?symbol=MYMI2). Von Sengbusch (Quelle:

https://s10.lite.msu.edu/res/msu/botonl/b_online/e56/56d.htm) ordnet Myosurus minimus den gegen-über Salz indifferenten Sippen zu, „able to cope with salty soils in nature“.

Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass im Vorland vorkommende Sippen feuchter bis nasser Standorte an die dort gegebene Variabilität der Standortbedingungen hinreichend angepasst sind.

Von vorhabensbedingten Auswirkungen gleich welcher Art können ihre Vorkommen nur sehr einge-schränkt erreicht werden.

Fazit zur Auswirkungsprognose für die Gruppe der weiteren Sippen feuchter bis nasser Standorte Wie auch die Ergebnisse der aktuellen floristischen Kartierung zeigen, kommt die Mehrzahl der Sip-pen im UG gar nicht oder allenfalls ephemer (vorübergehend) vor. Aufgrund der geringen Auswirkun-gen des Vorhabens einerseits und der dargestellten AnpassunAuswirkun-gen der vorkommenden Pflanzensippen andererseits, sind über den Wasserpfad keine den Bestandswert verändernden Auswirkungen auf die in Tabelle 5-9 aufgeführten Sippen zu erwarten. Das bedeutet für alle in der Tabelle 5-9 gelisteten Sippen feuchter bis nasser Standorte sind die Auswirkungen gleichermaßen neutral. Der Bestand (Vorkommen und Anzahl) wird sich im UG vorhabensbedingt langfristig nicht deutlich verändern. Die lokalen Populationen bleiben sicher erhalten, sofern die betreffenden Sippen überhaupt im UG vor-kommen.

Insgesamt sind erheblich negative Auswirkungen sicher auszuschließen.

5.4.4 Auswirkungen auf weitere Sippen extensiv genutzter, mesophiler Wiesen