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5.4 Auswirkungen auf Artengruppen und Arten (Sippen)

5.4.2 Auswirkungen auf Hydrophyten (Wasserpflanzen)

Die ökologische Gruppe 2 umfasst 12 Sippen (Tabelle 5-8), die im Naturraum entlang der unteren Tideelbe vorkommen. Konkrete Vorkommen in Gewässern, die in das Vorland eingelagert sind, sind jedoch teils zweifelhaft.

Zunächst ist festzuhalten, dass in dieser Gruppe zwei Sippen, für die „unter biogeografischen Aspek-ten eine besondere Schutzverantwortung besteht“, enthalAspek-ten sind. Dies sind Oenanthe conioides und Potamogeton trichoides, die in Kap. 5.5 behandelt werden.

Tabelle 5-8 enthält überwiegend salztolerante Sippen. Lediglich Hottonia palustris und Sagittaria sagittifolia sind ausschließlich dem limnischen Bereich zuzuordnen. Die Salzzahlen von Ellenberg &

Leuschner (2010) variieren von 0 - 5. Die Problematik empirisch unzureichend hinterlegter Salzzahlen wurde bereits oben behandelt. Sie ist bei den Wasserpflanzen besonders deutlich ausgeprägt. Auf die Ausführungen oben zu salztoleranten, genetisch fixierten Ökotypen sei hier nochmals verwiesen. Zu den Salzzahlen werden nachfolgend teils Korrekturhinweise gegeben.

Nicht aus dem Fokus geraten darf, dass die submersen Wasserpflanzen in der Tideelbe bis auf weni-ge Ausnahmen meist schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausweni-gestorben sind (Stiller 2005). Die Erhöhung des Tidehubs durch Deichbau- und Flussbaumaßnahmen hat dazu geführt, dass diese Photosynthese treibenden Unterwasserpflanzen bei Flut zu lange überstaut wurden und ange-sichts der Wassertrübung das Lichtklima zu pessimal ist, um dies zu kompensieren. Bei Ebbe ertra-gen die meisten Wasserpflanzen das lange Trockenfallen nicht. Die in der Tabelle 5-8 aufgeführten Sippen können allenfalls gelegentlich aus Zuflüssen eingeschwemmt werden (ohne sich zu etablie-ren), temporär in geschützten Bereichen vorkommen oder in das Vorland eingelagerte Kleingewässer besiedeln. Lediglich Zannichellia palustris wurde im Zuge der floristischen Kartierung regelmäßig auf Neßsand nachgewiesen, wo die Sippe dem Röhricht vorgelagerte Mulden im Watt besiedelt, die bei Ebbe nicht trockenfallen. Vorsorglich wurde unterstellt, dass die Mehrzahl der Sippen im UG vorkom-men könnte.

Sippen des Süßwassers

Hottonia palustris ist keine typische Sippe des UG, weil sie als Wasserpflanze eher nährstoffärmere Gewässer bevorzugt (Ellenberg & Leuschner 2010), die es im UG kaum gibt. Im Zuge der floristischen Kartierung wurde als einziger Fundort ein großer Bestand südlich Glückstadt in einem Deichgraben dokumentiert.

Sagittaria sagittifolia ist sehr häufig in limnischen Fließgewässern NW-Deutschlands. Tidebeeinflusste Marschgewässer werden von S. sagittifolia rezent regelmäßig besiedelt Wolf (1988) weist darauf weist, dass an der Tideelbe S. sagittifolia-Bestände früher in den „ruhigsten Bereichen von Prielen“ zu finden gewesen seien, infolge der „Deichbaumaßnahmen“ (gemeint sein dürften die der 1960er und

70er Jahre) aber eine „Seltenheit“ geworden sein. Die aktuellen floristischen Kartierungen erbrachten den Nachweis von Vorkommen etwa im Bereich Elbe-km 640 – 670 an Gräben und Prielen, an den Ufern der Schwarztonnensander und der Haseldorfer Nebenelbe und im Fährmannssander Watt auf dem Röhricht vorgelagerten Standorten. Große Vorkommen wurden darüber hinaus auf Neßsand gefunden. Alle kartierten Standorte befinden sich überwiegend unterhalb der MThw-Linie.

Salztolerante Sippen

Zu dieser Gruppe werden alle Sippen gestellt, die aufgrund der Salzzahlen bei Ellenberg & Leuschner (2010) sowie aufgrund der Angaben anderer Autoren eine gewisse Salztoleranz aufweisen (insbeson-dere die Gruppe der Hydrophyten ist bei Ellenberg & Leuschner (2010) empirisch schwach hinterlegt).

Ceratophyllum demersum ist in Nordwestdeutschland eine häufige Sippe in langsam strömenden, teils grabenartigen Marschgewässern und Niederungsgewässern der Geest, nicht jedoch in tidebeeinfluss-ten Gewässern. Deutchlandflora.de vermittelt ein entsprechendes Verbreitungsbild und gibt Nachwei-se bis etwa Elbe-km 695 an. (Quelle: http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr1468&PHPSESSID=

qjicg0kb08s7i73jt8dl4fqs23&resetsession=allGroups).

Die Angaben können nicht eindeutig dem Vorland bzw. in das Vorland eingelagerten Gewässern zu-geordnet werden und sind vermutlich Gewässern im Binnenland zuzuordnen. Die webflora der Nieder-lande und Belgiens (Quelle: http://wilde-planten.nl/grof%20hoornblad.htm) gibt als Biotop Süßwasser bis schwach brackiges Wasser an („zoet of zwak brak water“). In der Abfolge „fresh – slightly brackish – moderately brackish – brackish- subsaline – saline“ ordnen Stewart & Kantrud (1972) Ceratophyllum demersum der Salinitätsstufe „moderately brackish“ (charakteristische ELF20 ca. 2.200 µS (ca. 1,1 PSU), Maxima bis ca. 4.700 µS (ca. 2,8 PSU)) zu. Aktuell gibt es Nachweise aus der floristischen Kartierung 2015 zwischen der Krückaumündung und Glückstadt (Elbe-km 660-675) in Deich- und Marschengräben.

Zu Myriophyllum spicatum geben Ellenberg & Leuschner (2010) keine Salzzahl an, sondern „?“ (un-geklärtes Verhalten). Das ist unzutreffend, denn es liegt eine gute empirische Basis vor. Bereits den Verbreitungskarten bei Pedersen (1976) ist, ebenso wie Deutschlandflora.de (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr3811&PHPSESSID=pvdi9pi7vtr13lt6t6bc8nomb6&resetsession=allGrou ps) zu entnehmen, dass Myriophyllum spicatum in der Ostsee im brackigen Milieu vorkommt. Die Webflora der Niederlande und Belgiens (Quelle: http://wilde-planten.nl/witte%20waterkers.htm) gibt als Biotop Süßwasser bis leicht brackiges Wasser an („zoet of licht brak“). Beisel et al. (2011) geben die Salzto-leranz mit „mittel“ an und referieren die Ergebnisse verschiedener Autoren: Myriophyllum spicatum hat die versalzene Werra besiedelt und tritt in salzhaltigen Flachgewässern der Camargue teils dort domi-nant auf, wo Zannichellia pedunculata (Zannichellia pedunculata ist ein invalides Synonym von Zannichellia palustris) bereits zurück tritt. Ellenberg & Leuschner (2010) stufen Z. palustris mit Salzzahl 5 (α–mesohalin (III), meist auf Böden mit mäßigem Chloridgehalt (0,7–0,9 % Cl–)) ein. M.

spicatum tritt in Nord-Amerika als invasiver Neophyt auf. Nach Dept. of Ecology (State of Washington) toleriert Myriophyllum spicatum Salinitäten bis 15 ‰ (~15 PSU) (Quelle:

http://www.ecy.wa.gov/programs/wq/plants/weeds/aqua004.html). Myriophyllum spicatum ist in den Marschgebie-ten NW-Deutschlands in Gräben und grabenartigen Gewässern häufig und mag gelegentlich in Ne-bengewässern des Vorlandes im UG vorkommen. Im Zuge der floristischen Kartierung wurde die Art lediglich in zwei nicht tidebeeinflussten Gewässern auf Pagensand nachgewiesen.

Oenanthe conioides und Potamogeton trichoides werden in Kapitel 5.5 gesondert behandelt.

Potamogeton crispus kommt ggf. im Vorland der Tideelbe bei etwa Elbe-km 660 vor (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr4462&resetsession=allGroups). Im Zuge der floristischen

20 Elektrische Leitfähigkeit

tierung 2015 konnten allerdings keine Vorkommen im UG nachgewiesen werden. Die Sippe ist recht häufig in Stillgewässern und langsam strömenden Fließgewässern Nordwestdeutschlands, jedoch im tidebeeinflussten Bereich kaum vertreten. Die Sippe (Salzzahl 1) wurde in die Gruppe der „salztole-ranten Sippen“ aus folgenden Gründen eingeordnet: Die webflora der Niederlande und Belgiens ( Quel-le: http://wilde-planten.nl/gekroesd%20fonteinkruid.htm) gibt als Biotop Süßwasser, selten schwach brackiges Wasser an („zoet, zelden zwak brak“). In N-Amerika tritt Potamogeton crispus als invasiver Neophyt auf. Die Webseite „Invasive Plant Atlas of New England“ (Quelle:

www.eddmaps.org/ipane/ipanespecies/aquatics/Potamogeton_crispus.htm) gibt als von Potamogeton crispus besiedelte Biotope u.a. „Salt Marsh“ an und formuliert: „Potamogeton crispus is tolerant of slightly brackish as well as fresh water”.

Ranunculus aquatilis agg. (siehe hierzu Ranunculus trichophyllus und Ranunculus peltatus ssp.

baudotii.)

Ranunculus circinatus ist eine Sippe, die in Nordwestdeutschland vor allem in Stillgewässern und langsam strömenden Gewässern der Marsch vorkommt. An der Unterelbe gibt Deutschlandflora.de rezente Vorkommen von etwa Elbe-km 675 bis 700 an. Ähnlich auch Cordes et al. (2006, S. 371) und Garve (2007, S. 378). Die Vorkommen können teils in Gewässern des Vorlandes verortet sein. R.

circinatus ist eine salztolerante Sippe, einen Überblick gibt Spink (1992). Die webflora der Niederlande und Belgiens (Quelle:http://wilde-planten.nl/stijve%20waterranonkel.htm) gibt als Biotop Süßwasser bis schwach brackiges Wasser an („zoet tot zwak brak water“). Cañedo-Argüelles et al. (2013) weisen auf die Un-empfindlichkeit von R. circinatus gegenüber erhöhten Salzkonzentrationen hin. Van den Brink & van der Velde (1993) haben drei Großlaichkräuter sowie Ranunculus circinatus erhöhten Salzkonzentrati-onen ausgesetzt und festgestellt, dass Biomasse und Wachstumsrate von Ranunculus circinatus kei-nen Rückgang zeigten. Auch Raabe (1987, S. 146) weist auf Vorkommen in „schwach brackigen Ge-wässern“ hin.

Ranunculus peltatus ssp. baudotii (“Salz-Wasserhahnenfuß”) ist eine Sippe mit Schwerpunkt im Brackwasser. Besiedelt werden z. B. große Teile der Ostseeküsten sowie die Küsten der Britischen Inseln, der Niederlande, Belgiens und Frankreichs. Die Sippe kommt vermutlich rezent nicht an der Tideelbe vor (Quelle: http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr4699&resetsession=allGroups). Die nächs-ten bekannnächs-ten Vorkommen befinden sich nach Deutschlandflora.de im Bereich der Inseln des Wat-tenmeeres. Garve (2007, S. 379) und Cordes et al. (2006, S. 373) geben jedoch Vorkommen etwa im Bereich Elbe-km 705 bis 720 unterhalb der Oste-Mündung an, die von Cordes et al. (2006) auch dem Außendeichsbereich zugeordnet werden. Ranunculus peltatus ssp. baudotii ist, von diesen Unklarhei-ten die Vorkommen im UG betreffend, in jedem Fall eine salztolerante Sippe, die im Kulturversuch in reinem Seewasser wachsen kann. Einen Überblick gibt Spink (1992).

Nach Deutschlandflora.de weist Ranunculus trichophyllus s. str. keine Vorkommen im UG auf (Quelle:

http://www.deutschlandflora.de/map.phtml?config=taxnr10837&resetsession=allGroups). Für Ranunculus trichophyllus s.l. werden jedoch zwei Einzelnachweise bei etwa Elbe-km 685 und 720 angegeben. Diese sind ggf.

dem UG zuzuordnen. Der Nachweis bei etwa Elbe-km 685 findet sich auch bei Cordes et al. (2006, S.

374); bei Garve (2007, S. 379) finden sich beide o.g. Nachweise. Im Zuge der floristischen Kartierung konnten allerdings keine Vorkommen im UG nachgewiesen werden.

Die taxonomische Gliederung von R. trichophyllus s.l. ist uneinheitlich, bedingt durch den Umstand, dass es sich um einen Formenschwarm handelt; u.a. hybridisiert Ranunculus trichophyllus mit Ranun-culus baudotii. In der Abfolge „fresh – slightly brackish – moderately brackish – brackish-subsaline – saline“ ordnen Stewart & Kandrut (1972) R. trichophyllus der Salinitätsstufe „moderately brackish“

(charakteristische ELF ca. 2200 µS, Maxima bis ca. 4.700 µS) zu. Die Verbreitungskarte bei Garve

(s.o.) zeigt eine in NW-Deutschland bipolare Verbreitung mit Schwerpunkt im Berg- u. Hügelland so-wie den teils salzbeeinflussten küstennahen Gewässern Ostfrieslands.

Zannichellia palustris ist eine Sippe der Marschen und brackigen Küstengewässer.

Deutschlandflora.de gibt rezente Vorkommen bei etwa Elbe-km 705 bis 710 an. Eine dortige Angabe bei Elbe-km 645 kann Kleingewässern im Vorland zugeordnet werden, wobei Stiller (2005, Tab. 3) als letzten Nachweis aus der „Tideelbe von Geesthacht bis Wedel bzw. Pinnaumündung“ das Jahr 1920 nennt. Im Zuge der aktuellen Kartierung 2015 wurde diese Sippe, die nur in Hamburg auf der Roten Liste steht, auf Neßsand nachgewiesen. Sie kommt dort im Watt und im Röhricht in Mulden vor, die bei Ebbe noch wassergefüllt sind. Es wird demnach davon ausgegangen, dass diese Sippe in v.a.

jungen Vorlandgewässern der Brackmarsch vorkommen kann.

Stegen et al. (2000) weisen auf die Fähigkeit von Z. palustris hin, rasche und starke Veränderungen der Salinität zu tolerieren („can survive very sudden and large fluctuation in salinity“). Ellenberg & Leu-schner (2010) ordnen die Salzzahl 5 zu, dies fügt sich in die Ergebnisse anderer Autoren (z. B.

6-14 PSU als „optimum“) bei Garner et al. (2010) ein.

Tabelle 5-8 zeigt die Sippen der ökologische Gruppe 2 in der Übersicht.

Tabelle 5-8: Ökologische Gruppe 2: Hydrophyten (Wasserpflanzen) Steck

brief Nr.

Wissenschaftlicher

Na-me Deutscher Name Vorkommen im UG

(Elbe-km, ungefähre Angaben) 4)

Feuchtezahl und Salzzahl (Ellenberg &

Leuschner 2010)

35 Ceratophyllum demersum Raues Hornblatt 620-700 12~ 0 (1)

69 Hottonia palustris Europäische

Wasserfe-der oberhalb km 675 12 0

83 Myriophyllum spicatum Ähriges Tausendblatt 620-725 12 ? (3) 85 Oenanthe conioides

Schierlings-Wasserfenchel 620-685 10 2

92 Potamogeton crispus Krauses Laichkraut Vorkommen im UG

fraglich 12 1 (2)

93 Potamogeton trichoides Haarförmiges Laichkraut 620-690 (ob im UG?) 11 0 (1) 95 Ranunculus aquatilis agg. Artengruppe

Wasser-hahnenfuß - -2) -2)

97 Ranunculus circinatus Spreizender

Wasser-hahnenfuß 675-700 -3) -3)(1)

98 Ranunculus peltatus ssp.

baudotii Salz-Wasserhahnenfuß 705-720 (?) -3) -3) (4)

99 Ranunculus trichophyllus Haarblättriger

Wasser-hahnenfuß bei 685 und 720 (?) 12 0 (2)

104 Sagittaria sagittifolia Gewöhnliches Pfeilkraut 640-670 10 0 134 Zannichellia palustris Sumpf-Teichfaden 635 – 640 und 705 -

710 12 5

Erläuterung: 1) Die Art kann längere Zeit auch ohne Wasserbedeckung des Bodens überleben, angemessen ist F10

2) Dem Aggregat sind keine Zeigerwerte zugeordnet. Vorkommen siehe bei Ranunculus trichophyllus und Ranunculus peltatus ssp. baudotii.

3) Nicht bei Ellenberg & Leuschner (2010, Nomenklatur der Artengruppe Wasserhahnenfüße dort veraltet)

4) Angaben gemäß der Verbreitungskarten in den Artensteckbriefen

-- Die in Klammern stehenden Angaben zur Salzzahl basieren auf den Angaben in „Wilde planten in Nederland en Belgie, Download April 2015 (http://wilde-planten.nl/)

Detaillierte Erläuterungen der Feuchte- und Salzzahl nach Ellenberg & Leuschner (2010) sind in Kapi-tel 5.1 dargelegt (u.a. zu „~“ = Zeiger für starken Wechsel und „=“ = Überschwemmungszeiger, auf mehr oder minder regelmäßig überschwemmten Böden.

Prognose bei Durchführung des Vorhabens (Gruppe 2: Hydrophyten (Wasserpflanzen))

In Unterlage H.4a (vgl. Ausführungen zu den Helophyten) wurde bereits festgestellt, dass mess- und beobachtbare Auswirkungen auf Hydrophyten aufgrund der prognostizierten vorhabensbedingten Auswirkungen nicht zu erwarten sind. Diese Prognose gilt im Grundsatz nach wie vor und auch im konkreten Hinblick auf die in Tabelle 5-8 gelisteten Sippen. Der Hinweisbeschluss weist jedoch darauf hin (Rn. 17), dass „vorhabenbedingte erhebliche Auswirkungen auf die terrestrischen Biotoptypen über die Wirkpfade „Tidewasserstände“, „Strömungsgeschwindigkeiten“, „Schwebstoffregime und Geschiebetransport“ und „Salinität“ verneint“ würden; es jedoch „hinsichtlich der gefährdeten Pflan-zenarten … an der erforderlichen Tatsachengrundlage“ fehlen würde.

Hier geht es nunmehr um aquatische Biotoptypen, denn die in Tabelle 5-8 gelisteten Sippen besiedeln keine terrestrische Biotoptypen. Nachfolgend wird ein Kollektiv überwiegend seltener und gefährdeter Wasserpflanzen (Hydrophyten) betrachtet. Mögliche vorhabensbedingte Veränderungen über die o.g.

Wirkpfade „Tidewasserstände“, „Strömungsgeschwindigkeiten“, „Schwebstoffregime und Geschiebe-transport“ sowie „Salinität“ können Wasserpflanzen im UG direkt erreichen, sofern diese in einem tideoffenen Gewässer wachsen. Eben dieses ist nach allem Wissen über die Vorkommen im UG je-doch unwahrscheinlich.

Vorhabensbedingte Veränderungen der Tidewasserstände

Die theoretisch zu erwartenden Veränderungen sind, vor dem Hintergrund der Zeigerwerte und der beschriebenen Standortansprüche der in Tabelle 5-8 aufgeführten Hydrophytensippen, nicht erheblich negativ. Denn die Variabilität der Standortbedingungen, denen die im Wasser wachsenden 12 Sippen im Ist-Zustand unterliegen, übersteigt die vorhabensbedingt zu erwartenden Veränderungen um ein Vielfaches (vgl. Gruppe 1 – Helophyten). Die Auswirkungen sind neutral und können sich für einzelne Sippen allenfalls wegen der langfristigen aber geringen Änderungen mittlerer Parameter gering nega-tiv wie auch gering posinega-tiv auswirken und sind danach ohne Änderung des Bestandswerts und damit nicht erheblich (s. ausführliche Begründungen dazu in Kap. 5.4.1).

Vorhabensbedingte Veränderungen der Strömungsgeschwindigkeiten

Die Bandbreite der im Ist-Zustand auftretenden Strömungsgeschwindigkeiten wird durch die zu erwar-tenden Änderungen infolge der Fahrrinnenanpassung nicht verlassen21. In ufernahen Bereichen sind nach Unterlage H.1a (Anlage 4) überwiegend Abnahmen der mittleren Tideströmungsgeschwindigkei-ten zu erwarTideströmungsgeschwindigkei-ten, sodass hier theoretisch überwiegend mit einer verstärkTideströmungsgeschwindigkei-ten Sedimentation und weni-ger mit erosiven Tendenzen zu rechnen ist bzw. die mechanische Belastung von Röhrichtsippen ge-ringer wird.

Die in Rede stehenden Hydrophyten wachsen nicht am Rande des Hauptstroms. Im UG können die wenigen rezenten Hydrophytensippen an fahrrinnenfernen Ufern oder ggf. in Kleingewässern des Deichvorlandes vorkommen. Für diese Bereiche sind vorhabensbedingt veränderte Strömungsge-schwindigkeiten ohne Belang, denn sie werden sich dort nur sehr geringfügig verändern (abnehmen) oder gar nicht auftreten.

Vorhabensbedingte Veränderungen des Schwebstoffregimes und des Geschiebetransports

Auch hier gilt, dass die Veränderungen in das Vorland eingelagerte Kleingewässer nicht erreichen. Im Weiteren sind fahrrinnenfern und im Bereich der strömungsarmen Nebenelben sowohl geringe Zu- als

21 Strömungsgeschwindigkeiten im Ist-Zustand sowie die zu erwartenden vorhabensbedingten Änderungen können anhand der flächenhaften Darstellungen der tiefenintegrierten Strömungsgeschwindigkeiten nachvollzogen werden: Unterlage H.1a, An-lage 4, bringt Abbildungen zu den mittleren und maximalen Flut- und Ebbestromgeschwindigkeiten für die betrachtetenTeilgebiete.

auch Abnahmen der mittleren Schwebstoffkonzentrationen zu erwarten. Diese sind für die vorkom-menden Hydrophytensippen unkritisch, weil in diesen tidegeprägten Lebensräumen ständig unterge-taucht (submers) lebende Hydrophyten aus den oben dargestellten Gründen – mit Ausnahme von Zannichellia palustris - nicht vorkommen. Diese Sippe ist in ihren Vorkommen auf Neßsand auf ein Wattrelief mit kleinen Mulden angewiesen, das hochdynamisch sein dürfte und sich – zum Beispiel durch Erosion um kleine Röhrichtbestände – immer neu bildet. Die geringen Veränderungen der Schwebstoffkonzentration mit Zu- und Abnahmen beeinflussen diese Prozesse nicht.

Allenfalls Sagittaria sagittifolia und Oenanthe conioides ragen mit ihren Blättern über das MThw-Niveau hinaus. In der Überflutungsphase sind sie bereits im Ist-Zustand stark schwankenden Schwebstoffkonzentrationen ausgesetzt. Vorhabensbedingte Veränderungen sind gegenüber dieser starken Schwankungsbreite, die innerhalb und zwischen Tideereignissen auftritt, vergleichsweise ge-ring und beeinträchtigen die beiden Sippen nicht.

Vorhabensbedingte Veränderungen der Salinität

Es wurde mehrfach dargelegt, dass die sog. „Salzzahlen“ teils empirisch schwach hinterlegt sind und (auch im UG) offensichtlich angepasste Ökotypen auftreten, bei denen die Zuordnung einer höheren Salzzahl angezeigt ist, soweit die Sippen nicht ohnehin deutlich salztolerant sind. Dies betrifft insbe-sondere die Hydrophyten in Tabelle 5-8. Bei diesen handelt es sich entweder um Sippen, die nicht im Bereich vorhabensbedingter Auswirkungen auf die Salinität vorkommen oder um an starke Salinitätsschwankungen angepasste Sippen bzw. Ökotypen.

Auch für Salinitätsveränderungen gilt, dass diese nur auf in der Tideelbe vorkommende Hydrophyten und auf die über Gräben und Grüppen mit dem Tidegeschehen ggf. verbundenen Vorkommen wirken können. Denn die übrigen in der Tabelle aufgeführten Sippen wachsen ggf. in Kleingewässern des Vorlandes und werden von vorhabensbedingten Veränderungen unter mittleren Tidebedingungen gar nicht erreicht.

Fazit zur Auswirkungsprognose für die Gruppe der Hydrophyten

Die geringen Auswirkungen des Vorhabens über den Wasserpfad und die ökologische standörtliche Anpassungsfähigkeit der Hydrophytensippen begründen auch nach vorsorglichem Maßstab keine Veränderungen z.B. mit einem vorhabensbedingten Ausfall (Verlust) einzelner Sippen. Im UG wird sich der Bestand (Vorkommen und Anzahl) der verschiedenen gefährdeten Hydrophyten und damit der Bestandswert vorhabensbedingt langfristig nicht verändern.

Das bedeutet, dass für alle in Tabelle 5-8 gelisteten Hydrophyten die Auswirkungen gleichermaßen neutral sind (keine Veränderung des Bestandswerts). Selbst wenn einzelne Sippen an einem konkre-ten Standort gering gefördert oder gering negativ beeinflusst werden, so gilt dieses nicht durchweg für jedes Vorkommen einer Hydrophytensippe im UG gleichermaßen. Daher können die Auswirkungen auf Ebene einer Sippe oder einer diese vertretenden ökologischen Gruppe ggf. für den einen Standort tendenziell positiv (förderlich) oder tendenziell negativ sein, jedoch bleiben die lokalen Populationen im UG erhalten, so dass keine Bestandswertänderung eintreten wird. Insgesamt sind erheblich nega-tive Auswirkungen sicher auszuschließen.