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Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung

Im Dokument Nukleare Entsorgung in der Schweiz (Seite 126-129)

Phase 4: 2046 – 2049: Bau des Lagers

5.8 Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung

Erwartungen von Bevölkerung und Unternehmen der Region

Die Angst, dass ein Endlager die Attraktivität der Region als Wohnstandort negativ beeinflussen könnte, steht im Vergleich zu anderen genannten Ängsten nicht im Vordergrund. In der offenen Frage nennen nur gerade 6% der Weinländer/innen derartige Befürchtungen. Mit einer Antwortvorgabe auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, ist jedoch je ein Viertel der Befragten der Ansicht, dass sehr oder ziem-lich mit einem Attraktivitätsverlust der Region als Wohnstandort zu rechnen sein wird.

Die Befragung ergibt weiter, dass 13% der im nördlichen Zürcher Weinland wohn-haften Personen beim Bau eines Endlagers in ihrer Region in Erwägung ziehen würden, aus der Region wegzuziehen; 82% würden dies nicht tun (Teilbericht I, Abb.47,49,40).

Demgegenüber erwartet die Mehrheit der befragten Unternehmen einen negativen Einfluss auf das Bevölkerungswachstum infolge eines Endlagers (Teilbericht II, Abb.10).

Resultate der Fallstudien in den Vergleichsregionen

Statistische Analysen

In den ausländischen Vergleichsregionen, die jedoch im Gegensatz zum nördli-chen Zürcher Weinland ursprünglich Entvölkerungsregionen waren, haben die Entsorgungsanlagen zu keinem nachweisbaren Bevölkerungsrückgang geführt. In Frankreich ist es im Gegenteil zu einem Bevölkerungswachstum gekommen: Der Canton de Soulaines, Standort des Centre de l’Aube, wies in den letzten 10 Jahren ein Bevölkerungswachstum auf, während die Nachbarkantone bis heute mit einem Bevölkerungsrückgang zu kämpfen haben. In Gorleben sind die Effekte anhand der Bevölkerungszahlen nicht nachweisbar, da eine starke Zuwanderung infolge

der Öffnung Deutschlands nach Osten alle anderen möglichen Effekte überdeckte.

In Eurajoki, der Standortgemeinde des sich im Bau befindlichen Lagers, ist die Bevölkerungszahl angestiegen, was auf die zusätzlichen Arbeitsplätze in der dort etablierten Kernenergie insgesamt zurückzuführen ist. In den Kerngemeinden der Region Würenlingen wächst die Bevölkerung nach wie vor in ähnlichem Masse wie im Aargauer Kantonsdurchschnitt; im äusseren Kreis dieser Region nimmt sie zu wie im schweizerischen Durchschnitt.

Wahrnehmung von Experten, Bevölkerung und Unternehmen

In allen Vergleichsregionen geben die befragten Experten übereinstimmend an, dass die Entsorgungsanlagen zu keinem Bevölkerungsrückgang geführt haben. In Aube habe die Wohnattraktivität und damit auch die Bevölkerung durch das Lager sogar zugenommen, da die Gemeinden finanziell in die Lage versetzt wurden, Gebäude zu sanieren und neuen Wohnraum zu schaffen. In den übrigen Regionen wird die Wirkung des Lagers auf die Bevölkerungsentwicklung als minim beschrie-ben.

Dieser Befund stimmt mit der Wahrnehmung der Bevölkerung mehrheitlich über-ein: In Aube geben rund 40% der Befragten an, dass die Bevölkerung infolge des Lagers gewachsen sei; in Gorleben und Würenlingen sind dies weniger als 10%

(Teilbericht I, Abb.60). Weiter kennt die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in den Vergleichsregionen niemanden, der aufgrund der Entsorgungseinrichtungen die Region verlassen hat. In Gorleben ist der Prozentsatz derjenigen Personen, die jemanden kennen, der weggezogen ist, höher. Dieses Resultat ist vor dem Hinter-grund der Konflikte in Gorleben und der damit verbundenen Polarisierung in der Bevölkerung zu sehen (Abb.46).

Abbildung 46: Bevölkerungsbefragung: Kennen Sie Personen, die wegen des Lagerprojekts aus der betroffenen Region weggezogen sind?

Quelle: Rütter + Partner, Bevölkerungsbefragung (Teilbericht I, Abb.42).

In Würenlingen bestätigt auch die Unternehmensbefragung, dass kein wahrnehm-barer Einfluss vom ZWILAG auf die Bevölkerungsentwicklung ausging.

Die Integration der Angestellten der Betreiberfirmen wird in Würenlingen und in Aube als unproblematisch beschrieben. In Gorleben hingegen wird die Integration unterschiedlich dargestellt: Die einen sprechen von einer problemlosen Integration, andere hingegen von einem starken Druck, dem die Angestellten der Entsor-gungsanlagen infolge des anhaltenden Konflikts ausgesetzt sind.

Würenlingen Gorleben Aube

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

2 98

12 88 1

1 97 2

ja nein keine Angabe

in %

Beurteilung im Hinblick auf das nördliche Zürcher Weinland

Mit den heute gegebenen Rahmenbedingungen ist im nördlichen Zürcher Wein-land infolge eines Endlagers nicht mit einem Bevölkerungsschwund zu rechnen.

Nur ein geringer Teil der Bevölkerung erwägt einen Wegzug, und wie die Verglei-che mit schon bestehenden Lagerstandorten zeigen, ist die Zahl derjenigen, die dann wirklich wegziehen, sehr gering.

Die erwartete Zunahme an Arbeitsplätzen in der Region sowie eine allfällig mögli-che Steuersenkung infolge von Steuern und Abgeltungen des Endlagerbetreibers spricht eher für eine positive Wirkung des Lagers auf die Bevölkerungszahl. Die Entwicklung ist jedoch begrenzt durch das Angebot an Wohnungen bzw. an Bau-land.

Die Region ist klein und zentrumsnah, die Verkehrserschliessung zudem so gut, dass eine Wohnsitznahme der Angestellten des Lagers auch ausserhalb der Regi-on möglich und wahrscheinlich ist.

Das Endlager wird im Durchschnitt direkt und indirekt rund 70 Arbeitsplätze schaf-fen, zusammen mit den Wirkungen der Abgeltungen sogar 90 bis 100. Von den beschäftigten Personen dürfte mehr als die Hälfte im nördlichen Zürcher Weinland Wohnsitz nehmen oder bereits Wohnsitz haben. Die Integration der Neuzuzüger dürfte nach Gemeinde unterschiedlich sein, jedoch im Rahmen des Üblichen lie-gen.

Fazit zur Bevölkerungsentwicklung

 In keiner der Fallstudien hat eine Entsorgungsanlage zu einem Rückgang der Bevölkerung geführt. Die Entsorgungsanlagen führten zu einem Bevöl-kerungsanstieg (Aube) oder hatten keinen messbaren Einfluss auf die Ein-wohnerzahl.

 Ein Endlager im nördlichen Zürcher Weinland wird unter heutigen Rahmen-bedingungen ebenfalls nicht zu einer Reduktion der Bevölkerung führen.

 Der Zuwachs an Arbeitsplätzen in der Region wird sich eher positiv auf die Bevölkerungsentwicklung auswirken.

 Mit Abgeltungen und Steuerzahlungen durch die Betreibergesellschaft eines Endlagers verfügen die Gemeinden über mehr Mittel und können steuerliche Belastungen für die privaten Haushalte reduzieren, was sich positiv auf die Wohnortattraktivität auswirkt.

 Das Endlager wird im Durchschnitt direkt und indirekt rund 70 Arbeitsplätze schaffen, zusammen mit den Wirkungen der Abgeltungen sogar 90 bis 100.

Von den beschäftigten Personen dürfte mehr als die Hälfte im nördlichen Zürcher Weinland Wohnsitz nehmen oder bereits Wohnsitz haben.

 Die Integration der Neuzuzüger dürfte je nach Gemeinde unterschiedlich sein, sich jedoch im Rahmen der heutigen Erfahrungen mit Neuzuzügern bewegen .

Im Dokument Nukleare Entsorgung in der Schweiz (Seite 126-129)