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Auswahl der Proben und Technik der Kotuntersuchung

5. DISKUSSION

5.1.1. Auswahl der Proben und Technik der Kotuntersuchung

Bei der Stichprobenauswahl für die Prävalenzstudie handelte es sich nicht um eine zufällige Auswahl. Es wurde vorrangig in solchen Betrieben Proben gesammelt, in denen ein Großteil der Pferde im Sommer Weidegang hatten. Außerdem war die Kooperationsbereitschaft der Tierärzte und der Besitzer notwendig, so daß auch in diese Richtung eine Selektion der Stichproben stattfand. Im Idealfall einer Prävalenzstudie (=Querschnittsstudie) erfolgt die Auswahl der Probanden aus der Zielpopulation zu einem festen Zeitpunkt (Stichtag) (KREIENBROCK und SCHACH 2000). Der Untersuchungszeitraum für die hier erhobene Prävalenzsstudie beträgt jedoch 9 Monate (Oktober 1998 bis Juni 1999), ein kürzerer Zeitraum war technisch nicht möglich. Die Entnahme spielte sich zwar hauptsächlich in der Stallsaison ab, dennoch wurden die Proben zu verschiedenen Jahreszeiten entnommen und innerhalb der verschiedenen Jahreszeiten gibt es Unterschiede in den Prävalenzen bzw. der Infektionsintensität (BAIN und KELLY 1977, LYONS et al. 1984, BUCKNELL et al. 1995, IHLER et al. 1995, NILSSON et al. 1995). Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang auch, daß die Präpatenz von A. perfoliata 6 - 8 Wochen (SOULSBY 1965) oder sogar noch länger (SANADA und TSUKADA 1985, NILSSON et al. 1995) beträgt. Wenn sich Pferde z. B. erst zum Ende der Weideperiode infiziert haben und kurz danach die Kotuntersuchung durchgeführt wurde, sind diese Tiere trotz des Bandwurmbefalls koproskopisch negativ.

Der Idealfall einer Prävalenzstudie, in der zu einem festen Zeitpunkt zufällig ausgewählte Stichproben aus der Zielpopulation gewählt werden, liegt hier also nicht vor. Jedoch wurde versucht, den Zeitraum der Probenbeschaffung möglichst kurz zu halten. In der Hinsicht hat diese Prävalenzstudie Vorteile gegenüber solchen, die über einen noch viel längeren Zeitraum liefen, wie z. B. die von BREM und WOJTEK (1972) über 15 Jahre, von TOLLIVER et. al.

(1987) über 28 Jahre, von EPE et al. (1993, 1998) über 8 bzw. über 5 Jahre und von BELLO

und ABELL (1999) über 23 Jahre. Auch wurden für diese Arbeit die Proben aus insgesamt 54 verschiedenen Betrieben aus unterschiedlichen Gegenden gesammelt, wobei versucht wurde, möglichst viele verschiedene Betriebsformen zu berücksichtigen. Die Aussagekraft ist damit höher als bei solchen Studien, in denen die Proben aus nur wenigen Betrieben (BEELITZ et al. 1996a, 1997 und

Ç

IRAK et al. 1996) oder sogar aus nur einem einzigen Betrieb stammten (JONAS et al. 1972).

Die Methode, mit der hier die Kotproben untersucht wurden (Sedimentation/Flotation mit Zinksulfat) ist als sehr sensitiv anzusehen. Bereits ab einer Eizahl von etwa 30 Eiern pro Gramm Kot konnten die Bandwurmeier sicher in jeder mit Eiern versehenen Probe nachgewiesen werden, wobei pro Deckglas jeweils mehr Eier gefunden wurden, je höher die Zahl war, mit der die Kotprobe präpariert worden war. Da es sich jedoch um eine semiquantitative Methode handelt, konnte die Sensitivität nicht in Prozentwerten angegeben werden. Um trotzdem einen Anhaltspunkt für die Höhe der Sensitivität zu erhalten, wurde eine Eizählung mittels McMaster-Zählkammer durchgeführt. Dort ergaben sich Sensitivitäten von etwa 30 bis 50 %, wobei die höheren Werte erreicht wurden, wenn die Kotproben mit mehr als 1.000 Eiern pro Gramm Kot präpariert worden waren. Beide Methoden wiesen höhere Wiederfindungszahlen auf, je höher die Zahl der hinzugefügten Eier war.

WILLIAMSON et al. (1998) stellten bei der Untersuchung von präpariertem Kot fest, daß sich die Wiederfindungsrate mit abnehmender Eikonzentration erhöhte. Eine Erklärung hierfür geben die Autoren nicht. Bei der dort durchgeführten Untersuchung ist jedoch auch zu erkennen, daß die Sicherheit, ein positives Ergebnis der Kotprobe zu erhalten, mit ansteigender Eikonzentration zunimmt.

Die Spezifität der hier verwendeten Methode kann aufgrund des fehlenden Gold-Standards nicht errechnet werden. Aufgrund der Unverwechselbarkeit der Eier und der immer deutlich zu erkennenden Onkosphäre ist jedoch nicht damit zu rechnen, daß eine Probe als positiv erklärt wird, die keine Bandwurm-Eier enthält. Die Spezifität beträgt somit nahezu 100%.

Einige Autoren haben verschiedene Untersuchungsverfahren mit unterschiedlichen Lösungen getestet, jedoch nur geringe Sensitivitäten ermittelt (NEBEL 1976, PATRICK et al. 1995, MEANA et al. 1998, WILLIAMSON et al. 1998). Die Verfahren waren zum Teil sehr kompliziert und zeitaufwendig. Williamson et al. (1998) kritisierten grundsätzlich die Methoden, bei denen in vielen verschiedenen Schritten (z. B. häufiges Umschütten) Eier

„verloren“ gehen können und solche Methoden, bei denen lediglich sedimentiert wird, da man aufgrund der vielen Pflanzenfasern die Eier schlechter erkennen kann. Ebenfalls zeitaufwendig ist das Verfahren von PROUDMAN und EDWARDS (1992), mit dem aber immerhin eine Sensitivität von 61 % erreicht wurde. Im Gegensatz dazu ist das hier verwendete Sedimentations/Flotationsverfahren mit Zinksulfat wenig arbeitsaufwendig und es läßt sich gut eine größere Menge von Proben untersuchen. Die in Versuchen mit präpariertem Kot ermittelte Nachweisgrenze von 30 Eiern pro Gramm Kot ist sehr niedrig und läßt auf eine hohe Sensitivität des Testes selbst schließen, vorausgesetzt, die Eier liegen in der untersuchten Probe gut verteilt vor. Die allgemein bekannte hohe Anzahl von falsch-negativen Testergebnissen bei der Untersuchung von Kotproben auf Bandwurmeier ist damit wohl vielmehr ein Problem, welches in der Biologie des Wurmes (sporadische Absonderung der Proglottiden, ungenügende Durchmischung im Kot, hoher Anteil an sterilen Exemplaren) und weniger in der Untersuchungsmethode selbst begründet ist. Deshalb wurde in dieser Arbeit bewußt darauf verzichtet, weitere Methoden zu überprüfen. Ein weiterer Grund für die Verwendung dieser Kotuntersuchungsmethode ist der, daß diese Methode in der Routinediagnostik verwendet wird und man dadurch eine interne Vergleichbarkeit erhält.

Trotz der angesprochenen Probleme ist die Kotprobe für die Einzeltierdiagnostik ein wertvolles diagnostisches Mittel. Mehrere Autoren haben den Zusammenhang zwischen steigenden Wurmzahlen und der Zunahme der pathologischen Läsionen bzw. der Zunahme des Risikos einer spastischen Kolik bestätigt (PEARSON et al. 1993, FOGARTY et al. 1994, NILSSON et al. 1995, WILLIAMSON et al. 1997, PROUDMAN et al. 1998, RODRIGUEZ-BERTOS 1999). Weiterhin wurden Zusammenhänge zwischen der Infektionsintensität und der Sensitivität des Tests beobachtet, d. h. je mehr Würmer ein Pferd beherbergt, desto sensitiver wird eine geeignete Kotuntersuchung (PROUDMAN und EDWARDS 1992,

NILSSON et al. 1995, MEANA et al. 1998, WILLIAMSON et al. 1998) und desto eher kann ein Bandwurm-positives Pferd auch als solches erkannt werden.

Um die biologischen Hindernisse trotzdem soweit wie möglich zu minimieren, sollte bei der Untersuchung eines Einzeltieres der Kot von mehreren Tage untersucht werden (FRENCH und CHAPMAN 1992). Bei einer Bestandsuntersuchung, bei der lediglich geklärt werden soll, ob der Bestand Bandwurm-positiv ist, kann ab einer gewissen Größe des Bestandes auf die mehrtägigen Kotproben verzichtet werden. Hierbei muß dann aber eine bestimmte Mindestanzahl von Pferden des Bestandes beprobt werden (siehe Kapitel 5.3.). In jedem Fall ist bei der Untersuchung darauf zu achten, daß die Kotprobe gut durchmischt wird oder zumindest einzelne Mengen aus verschiedenen Teilen der Kotprobe entnommen werden.