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6 Wichtige Marmorlagerstätten, ihre Randbedingungen und Charakteristika

6.4 Mäandertalregion: Geomorphologie, Geologie, Lagerstätten, Eigenschaften und

6.4.11 Aphrodisias

Dağ verteilt (PONTI 1996; ROCKWELL 1996).

Sie liegen 2 km NE vom antiken Aphrodisias und waren dank ihrer leichten Zugänglichkeit, überdurchschnittlichen Blockgrößen, beträchtli-chen Vorräte und guter Qualität maßgeblich für die Entwicklung der antiken Stadt und parallel zu ihr einer berühmten Bildhauerschule. Die Bedeutung des von dieser Werkstatt geprägten Stils für das gesamte römische Reich und die Verbreitung aphrodisischer Marmore bis nach Afrika wurden seit den 1970er Jahren zuneh-mend besser verstanden (MONNA & PENSABENE

1977; JOUKOWSKY 1986; LAZZARINI et al.

2002). Der antike Abbauzeitraum erstreckte sich vom Späthellenismus bis in die Glanzepo-che von Byzanz im 5.- 6. Jh. u. Z. (ATTANASIO

2003).

Abbildung 199: Moderner Marmorabbau zwischen Aphrodisias und den antiken Brüchen. Erkennbar ist die Begrenzung des gewinnbaren Volumens durch Dolomiteinschaltungen

Abbildung 200: Abschlaghalden vor antiker Bruchga-lerie von Aphrodisias

Die Brüche sind noch weitgehend erhalten, da nur gelegentlich moderner Abbau vor den To-ren von Geyre oder in der weiteTo-ren Umgebung

stattfindet, der häufig durch Fe-haltige, rosage-färbte Dolomitlagen begrenzt wird (Abbildung 199). Überwiegend wurde ein mittel- bis grob-körniger weißer Marmor abgebaut, der auf-grund seiner Homogenität und Festigkeit ideal für die Ausarbeitung auch sehr feingliedriger detailreicher Skulpturen mit Girlanden geeignet ist, einem Kennzeichen der Aphrodisias-Bildhauerschulen. Daneben haben unterdessen auch graue und grau-gebänderte Marmore (s.

Säulen in Abbildung 198 unten) mit einem gro-ßen Verbreitungsgebiet Aufmerksamkeit gefun-den (z.B. TYKOT & HERRMANN JR. 2003).

Vor den in die Gebirgsketten eingeschnittenen Marmorbrüchen mit zahlreichen Schrämspu-ren58 befinden sich große Halden (Abbildung 200) aus kleinformatigen Abschlagfragmenten.

Liegengebliebene Kapitelle etc. sind allerdings kaum zu finden, was auf eine optimale Nutzung der Reserven hindeutet. Zunächst nachteilig für eine frühe Verbreitung dürfte der erforderliche Transport über lange Landstrecken gewesen sein. Ähnlich wie bei den Brüchen von Afyon-Dokimeia hat sich das allmählich vor dem Hin-tergrund des großen Marmorbedarfs in der rö-mischen Kaiserzeit und der Berühmtheit der aus Aphrodisias stammenden Bildhauer geändert, setzte aber ein komplexes Organisationssystem voraus (vgl. RÖDER 1971; FANT 1989).

Dieses heute sehr leicht erreichbare und gut erhaltene Bruchgebiet einschließlich seiner Produkte würde sich für eine exemplarische Untersuchung der geologischen Voraussetzun-gen für eine optimale Marmorgewinnung in antiker Zeit gut eignen.

58 Erwähnenswert ist auch ein möglicherweise von christli-chen Zwangsarbeitern in den Marmor eingeritztes Kreuz mit griechischer Inschrift.

Abbildung 201: Weißer, mittel- bis grobkörniger Aph-rodisias-Marmor mit heterogenem Korngefüge (Afr4), N+, Maßstabsbalken 2 mm

Abbildung 202: Weißer Aphrodisias-Marmor mit homogenem bis heterogenem Korngefüge und 2 unterschiedlichen Bereichen, die sich im Handstück nicht bemerkbar machen (Afr5), N+, Maßstabsbal-ken 2 mm

Abbildung 203: Mittelkörniger weißer Aphrodisias-Marmor mit homogenerem Korngefüge (Afr10), N+, Maßstabsbalken 2 mm

Abbildung 204: Feinkörniger weißgrauer Aphrodisi-as-Marmor mit nur wenigen Calcitkristallen bis 3 mm MGS (Afr3aCcwgr), N+, Maßstabsbalken 2 mm

Anders als der äußere Eindruck vermuten lässt, zeigt sich unter dem Mikroskop ein breitge-streutes Gefügespektrum mit sowohl eher ho-mogener als auch deutlich heterogener Korn-größenverteilung bei MGS von 2-4 mm (Abbildung 201 - Abbildung 204).

Jedoch sind meist nur schwach ausgeprägte postmetamorphose Deformationserscheinungen wie gebogene Zwillingslamellen erkennbar, bei kurvigen bis buchtigen Korngrenzen. Die klei-neren Körner sind folglich nicht Ergebnis nach-träglicher Kornzerkleinerung durch ein wech-selndes tektonisches Regime. Vielmehr dürften keine hinreichenden Metamorphosebedingun-gen für eine gleichmäßige Kornsprossung zu Lasten der kleineren Calcitkristalle bestanden haben, wozu sicherlich auch zahlreiche die Kornsprossung hemmenden akzessorischen Kristallisationskeime beitrugen.

Der Gehalt an akzessorischen Mineralien reicht von niedrig bis außerordentlich hoch. Der oft geringe Anteil an opaken Einschlüssen macht sich auch im weitgehenden Fehlen eines Ge-ruchs nach faulen Eiern beim Aufmahlen be-merkbar. GORGONI et al. (2002) und LAZZARINI

et al. (2002) geben generell höhere Gehalte an Graphit, daneben Quarz und Hellglimmern an, was für die graueren Varianten zutrifft, für die hellweißen nur teilweise. Hier fanden sich ne-ben Quarz und Glimmer auch Plagioklase und Epidot an korrodierten Calciträndern als Hin-weis für eine nachträgliche Veränderung des Mineralinhalts durch Fluide.

Abbildung 205: Die meisten Isotopiemesswerte lie-gen in den klassischen Aphrodisias-Feldern

Die Isotopie liegt in Übereinstimmung mit den Daten von HERZ (1987) weitgehend innerhalb der beiden in der Literatur beschriebenen Aphrodisias-Felder (Abbildung 205), wobei das obere stark mit anderen klassischen Marmorla-gerstätten überlappt (der δO-Wert bei -6 gehört zu einer dolomitreichen Probe). Beide Felder wurden unterdessen (GORGONI et al. 2002) zu einem Feld verschmolzen (δO -2,42 / -4,23, δC -1,43 / +2,55). Die leichten δC-Werte sind ins-gesamt ein häufiges Charakteristikum von Mar-moren der südlichen Menderes-Metasediment-hülle.

Abbildung 206: Bei niedrigen Fe-Gehalten aphrodi-sischer und prokonneaphrodi-sischer Marmore unterschei-den sich letztere durch höhere Sr-Gehalte

In den rein weißen antiken Marmorproben tre-ten nur sehr niedrige Gehalte an Spurenelemen-ten auf. Mn (2,5-8 ppm), Fe (13-54 ppm) und Mg (0,12-0,54 Gew%) liegen in der Größen-ordnung beispielsweise prokonnesischer Mar-more. Werden für letztere die Messwerte des Großen Frieses vom Pergamonaltar als Prototyp betrachtet, erlauben lediglich die niedrigeren Sr-Gehalte der Aphrodisias-Marmore eine geo-chemische Diskriminierung (Abbildung 206).

Die gemessenen geringen Spurenelementgehal-te sowie die MGS decken sich mit LiSpurenelementgehal-teraturan- Literaturan-gaben zu Aphrodisias-Marmoren (MOENS et al.

1992; ATTANASIO 2003). Wesentlich häufiger als z.B. bei den prokonnesischen Marmoren beobachtet, zeigen jedoch schon leicht grau gebänderte Partien aus Aphrodisias eine be-trächtliche Zunahme an Fe (400-1500 ppm), Mn (41-90 ppm) und auch Sr (210-326 ppm); nur bei einem dolomitreichen Fragment lag Mg mit 9 Gew% dabei deutlich über dem Höchstwert von 0,56 Gew% aller sonstigen Proben.

Abbildung 207: Unregelmäßiges SEE-Verteilungs-muster der Aphrodisiasmarmore mit gelegentlichen Ce- und Y-Peaks bei insgesamt flachem Kurvenver-lauf und niedrigen Gehalten

Die Gehalte an SEE (Abbildung 207) sind durchweg beträchtlich niedriger als bei vielen anderen weißen Marmoren und liegen oft un-terhalb der Nachweisgrenze, ihr Verteilungs-muster ist zugleich unregelmäßig und i.d.R.

nicht zur kollektiven Unterscheidung von ande-ren Marmorlagerstätten geeignet. Das weite Merkmalspektrum der untersuchten Aphrodisi-asmarmore ist auch dafür verantwortlich, dass die Diskriminanzanalyse (Kapitel 5.3) bei die-ser antiken Lagerstätte die meisten Fehlzuord-nungen ergab.

Dank der erst relativ spät einsetzenden überre-gionalen Verbreitung der Aphrodisias-Marmore kam ihre Verwendung für die untersuchten Mu-seumsobjekte kaum in Frage. Trotz der allge-mein starken Überlappung mit Einzelmerkma-len der südlichen Menderes-Marmore konnte aber durch sorgfältigen Vergleich der petro-graphischen, geochemischen und isotopischen Merkmale durchweg eine kohärente Zuordnung zu anderen Marmorlagerstätten erfolgen.