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5.2.1 Wikis

„Wiki“ kommt aus dem Hawaiischen und bedeutet „schnell“ oder auch „informell“ bzw.

„zwanglos“ [137, S. 14]. Ward Cunngingham hat das Wiki-Konzept entwickelt und folgen-dermaßen definiert17:

„A wiki is a freely expandable collection of interlinked Web ‚pages‘, a hyper-text System for storing and modifying information – a database, where each page is easily editable by any user with a forms-capable Web browser client.“

[137, S. 14]

Eine pointiertere Definition von ihm lautet: „the simplest online database that could possible work“ [137, S. 15]. Die häufig verwendete Dopplung18 „WikiWiki“ – z.B.

„WikiWikiWeb“ – ist im Hawaiischen für Betonungen gebräuchlich19.

17Einen kurzen Überblick zu Wikis geben Anja Ebersbach und Markus Glaser [55]. Ausführlicher auf Wikis im Allgemeinen, Wikis im Projektmanagement im Speziellen und die Wiki-Engines MediaWiki, TWiki und Confluence gehen Ebersbach et al. ein [57] und [58].

18Dopplungen werden in der „WikiWikiWeb“-Software auch für Formatierungen verwendet, z.B. doppelte einfache Anführungszeichen als Auszeichnung für kursive Zeichen.

19Mit dem Wort „wiki“ befasst sich auch die Etymologie. Wie Ward Cunningham dazu kam, dieses Wort für seine Software und für sein Komzept zu verwenden, beschreibt er folgendermaßen: „Wiki wiki is the first Hawai’ian term I learned on my first visit to the islands. The airport counter agent directed me to take the wiki wiki bus between terminals. I said what? He explained that wiki wiki meant quick. I was to find the quick bus.“ Die sog. „CamelCase“-Schreibweise – Großbuchstaben innerhalb von Worten – diente da-zu, automatisch Links in den Wiki-Artikeln zu erzeugen. Vgl. http://c2.com/doc/etymology.html, letzter Abruf: 15. November 2010

Geschichte

Wikis sind keine neue Idee – der als Begründer des World Wide Web geadelte20 Tim Berners-Lee hatte von Anfang an die Idee, dass der Browser zugleich auch Editor sein sollte21.

Den „Anyone can edit“-Grundsatz in Wiki-Umgebungen hat Stevan Harnad im Ansatz bereits 1990 beschrieben [86]22. Im „Scholarly skywriting“ – ohne Vermittlungsunter-stützung direkt in den „Himmel des Internet“ schreiben zu können – stellte er sich vor,

„sämtliche Prozesse des Entstehens, Bewertens, Publizierens, Verteilens und Nutzens von Wissen bzw. Wissensobjekten“ interaktiv und kollaborativ ablaufen lassen zu können [125, S. 426]. Harnad hatte allerdings auch ein zweidimensionales Peer-Reviewing im Blick: „The idea is to have a vertical (peer expertise) and a horizontal (temporal-archival) dimension of quality control“ [86]. Als eine Umsetzung von Harnads Vision kann die Nupedia23 [160, S. 169] – ein Vorgängerprojekt der Wikipedia – gesehen werden, die allerdings am bürokratischen Peer-Review-Prozess scheiterte. Unternehmen, die Wikis mit zu starker Rechtestruktur einführen möchten, sollten diese Erfahrung bedenken und sich genau überlegen, wie partizipativ sie bestimmte Inhalte entwickeln wollen. Allerdings ist auch die Wikipedia weniger egalitär, als man vermuten würde. Im August 2006 gab es in der deutschen Wikipedia 221 Administratoren mit besonderen Schreib- und Löschrechten, über 27.000 Wikipedianer, die mehr als zehn Beiträge geliefert haben, und schon im Oktober 2004 über zwei Mio. Seitenanfragen pro Tag24.

Cunninghams Wiki-Server ist seit 1995 online25, die Wikipedia wurde erst 2001 von Jimmy Wales und Larry Sanger gegründet26. Auch wenn die Wikipedia27 den höchsten Bekanntheitsgrad genießt, es gibt aber offenbar größere und ältere Wikis28. Sie

20„For services to the global development of the Internet “ wurde Tim Berners-Lee 2004 in den britischen Ritterorden „Order of the British Empire“ in der zweithöchsten Stufe eines „Knight Commander“ aufge-nommen. Vgl. http://www.fco.gov.uk/resources/en/news/2003/12/fco_not_311203_nyhonourslist, letzter Abruf: 15. November 2010– sowie http://www.w3.org/People/Berners-Lee/Longer.html, letzter Abruf:

15. November 2010.

21So blickte Berners-Lee in einem Interview mit dem „Technology Review“ im Oktober 2004 zurück: „I have always wanted the Web to be a more creative, flexible medium, with annotation systems and group editors and so on.“, vgl. http://www.technologyreview.com/Infotech/13784/page2/, letzter Abruf: 15. November 2010.

22Dieser Abschnitt wurde in ähnlicher Form bereits in [252, S. 43] veröffentlicht.

23Nupedia gilt als Vorgänger der Wikipedia und wurde im März 2000 von Jimmy Wales und Larry Sanger initiiert. Im Unterschied zur heutigen Wikipedia sollten die Artikel nur von einem kleinen Kreis von Fachautoren erarbeitet werden. Die Wikipedia war als Vorstufe für Nupedia gedacht und entwickelte eine große Eigendynamik. Das Nupedia-Projekt wurde im September 2003 schließlich beendet. Vgl.

http://web.archive.org/web/20030730063941/www.nupedia.com (Archivierte Version der Nupedia) und http://de.wikipedia.org/wiki/Nupedia (Zusätzliche Informationen zur Nupedia), 15. November 2010.

24Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Listusers/sysop, 15. November 2010.

25Vgl. http://c2.com/cgi/wiki?WikiHistory, letzter Abruf: 15. November 2010.

26Vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia, letzter Abruf: 15. November 2010.

27Vgl. http://wikipedia.org/, letzter Abruf: 15. November 2010.

28Eines der – nach Seitenzahl – größten (Media)Wikis scheint momentan ein chinesisches zu sein. Als Vergleichsbasis dienen hier die englische, deutsche und andere Sprachversionen der Wikipedia, vgl.:

war auch nicht das erste kollaborative, elektronische Enzyklopädieprojekt. Noch 2004 beschreibt Volker Grassmuck die Wikipedia als „Begleitprojekt“ zur Nupedia29.

Die Idee hinter dem Wiki-Prinzip ist eng verwandt mit der Entwicklung von Open Source Software (OSS). 1999 veröffentlichte Eric S. Raymond sein Buch „The Cathedral and the Bazaar“ [186], in dem er zwei grundlegende Arten der Zusammenarbeit in der Software-Entwicklung unterschied. In der konventionellen Entwicklung werden nach Raymond Programme wie Kathedralen konstruiert: „carefully crafted by individual wizards or small bands of mages working in splendid isolation, with no beta to be released before its time“30. Bei der Entwicklung des Open-Source-Betriebssystems Linux dagegen arbeitete die Community wie auf einem Basar zusammen: „the Linux community seemed to resemble a great babbling bazaar of differing agendas and approaches [...] out of which a coherent and stable system could seemingly emerge only by a succession of miracles.“ Die Tatsache, dass das Basar-Modell – sehr gut – zu funktionieren schien, war für Raymond ein Schock. Die Erfolgsfaktoren der Open-Source-Software-Entwicklung [186]31 werden in folgender Auflistung größtenteils auf die Wiki-Kollaboration übertragen – auch wenn es hierbei vorrangig um das gemeinschaftliche Schreiben natürlichsprachlicher Texte geht (in Klammern jeweils das originale Pendant von Raymond):

• Jeder gute Artikel beginnt mit den persönlichen Sehnsüchten eines Autoren. („Every good work of software starts by scratching a developer’s personal itch.“)

• Gute Autoren wissen, welchen Artikel sie schreiben sollen. Großartige Autoren wissen, welchen Artikel sie umschreiben (und recyclen) können. („Good programmers know what to write. Great ones know what to rewrite (and reuse).“)

• Plane einen [Prototyp] für den Papierkorb; auf die eine oder andere Art machst du das sowieso. („‚Plan to throw one away; you will, anyhow.‘“ [26, S. 116])

• Mit der richtigen Einstellung werden interessante Probleme dich finden. („If you have the right attitude, interesting problems will find you.“)

• Sobald man das Interesse an seinem Artikel verliert, ist es die letzte Pflicht, ihn einem kompetenten Nachfolger zu überlassen. („When you lose interest in a program, your last duty to it is to hand it off to a competent successor.“)

• Die Leser als Mit-Autoren zu sehen ist der Weg zu schnellen Verbesserungen und Fehler-behebungen, der die geringsten Umstände macht.(„Treating your users as co-developers is your least-hassle route to rapid code improvement and effective debugging.“)

http://s23.org/wiki/List_of_largest_Mediawikis, letzter Abruf: 15. November 2010. Als „Urwiki“ gilt das

„WikiWikiWeb“ bzw. „Portland Pattern Repository“ von Ward Cunningham [137, S. 14].

29„Während die Artikel, die in ‚Nupedia‘ aufgenommen werden, einen ausführlichen Peer-Review hinter sich haben, ist das Begleitprojekt ‚Wikipedia‘ eher mit einem kollektiven Brainstorming zu vergleichen.

An dem Beispiel wird der Unterschied zwischen den beiden ersten Wissenskategorien deutlich. ‚Wiki-pedia‘ ist eine Sammlung ungefilterter Einträge von sehr unterschiedlicher Durchdachtheit. ‚Nu‚Wiki-pedia‘

dagegen strebt die Systematik und Qualität einer klassischen Enzyklopädie an.“ [77, S. 397]

30Eine elektronische Version von „The Cathedral and the Bazaar“ findet sich unter http://www.catb.org/~esr/writings/cathedral-bazaar/cathedral-bazaar/, letzter Abruf: 15. November 2010.

31Die deutsche Übersetzung wurde folgender Website entnommen:

http://gnuwin.epfl.ch/articles/de/Kathedrale/, letzter Abruf: 15. November 2010.

• Früh freigeben. Oft freigeben. Seinen Lesern zuhören. („Release early. Release often.

And listen to your customers.“)

• Wenn man einen ausreichend großen Stamm an Lesern und Mit-Autoren hat, wird jedes Problem schnell identifiziert und die Lösung jedem offensichtlich sein. („Given a large enough beta-tester and co-developer base, almost every problem will be characterized quickly and the fix obvious to someone.“ bzw. „Given enough eyeballs, all bugs are shallow.“)

• Smarte Strukturen und dummer Text funktionieren viel besser als umgekehrt. („Smart data structures and dumb code works a lot better than the other way around.“)

• Wenn man seine Leser wie die wertvollste Ressource behandelt, werden sie als Reaktion darauf zur wertvollsten Ressource werden. („If you treat your beta-testers as if they’re your most valuable resource, they will respond by becoming your most valuable resour-ce.“)

• Das zweitbeste nach eigenen guten Ideen ist das Erkennen von guten Ideen von Lesern.

Manchmal ist letzteres sogar das bessere. („The next best thing to having good ideas is recognizing good ideas from your users. Sometimes the latter is better.“)

• Oft stammen die hervorragendsten und innovativsten Lösungen aus der Erkenntnis, dass die ganze Vorstellung vom Problem falsch war. („Often, the most striking and innovative solutions come from realizing that your concept of the problem was wrong.“)

• „Perfektion ist nicht erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn es nichts mehr wegzunehmen gibt.“ („Perfection [in design] is achieved not when there is nothing more to add, but rather when there is nothing more to take away.“ [203, S. 60])

• Jeder Artikel sollte in der erwarteten Weise nützlich sein, aber wirklich großartige Ar-tikel bieten darüber hinaus unerwarteten Nutzen. („Any tool should be useful in the expected way, but a truly great tool lends itself to uses you never expected.“)

• Um eine interessante Fragestellung zu beantworten, fängt man mit einer Fragestellung an, die einen selbst interessiert. („To solve an interesting problem, start by finding a problem that is interesting to you.“)

• Unter der Vorraussetzung, dass der Koordinator ein Medium zur Verfügung hat, dass we-nigstens so gut ist wie das Internet, und dieser Koordinator weiß, wie man ohne Zwang führt, werden viele Köpfe zwangsläufig besser arbeiten als nur einer. („Provided the de-velopment coordinator has a communications medium at least as good as the Internet, and knows how to lead without coercion, many heads are inevitably better than one.“)

Gestaltungsprinzipien für Wikis

Schon bald nach „Ward’s Wiki“ – wie das erste Wiki nach dem Pattern- und Wiki-Pionier Ward Cunningham genannt wird32 – tauchten erste sog. „Wiki Clones“ auf33. Dabei handelt es sich um verschiedene Umsetzungen des Wiki-Konzepts in unterschiedlicher Software. Bereits 2001 führen Leuf und Cunnigham sieben verschiedene Wiki-Typen

32Vgl. dazu das Portland Pattern Repository, das als das erste Wiki gilt, http://c2.com/cgi/wiki, letzter Abruf:

15. November 2010.

33Teile dieses Abschnitts wurden bereits veröffentlicht [255, S. 203-208].

auf, denen sie jeweils einen oder mehrere Klone zuordnen34. In der Folgezeit wurden in jeder gängigen Programmiersprache – kommerziell und open source – zahlreiche

„Klone“ entwickelt35 und auch Websites entworfen, auf denen man die Eigenschaften verschiedener Wiki-Software vergleichen kann36.

Auch wenn der Begriff „Klon“ Anderes suggeriert: Die verschiedenen Wiki-Engines haben sich längst weiter- und auseinander entwickelt. Wenn man bei Metaphern aus der Biologie bleiben möchte, haben sie längst nicht mehr identisches, sondern nur noch ähnliches „Erbgut“ und sind im Laufe ihrer „Evolution“ „mutiert“. Das fängt bereits beim ersten des von Cunningham vorgeschlagenen Gestaltungsprinzips „open“ an (siehe Tabelle 2). Selbst in der Wikipedia gibt es Seiten, die nicht von jedem Leser bearbei-tet werden können, sondern nur von registrierten Benutzern oder Administratoren. In Unternehmenswikis kann die Offenheit meist noch weniger konsequent durchgehalten werden. Das hat zu einem gewissen Teil mit der jeweiligen Unternehmenskultur und Transparenz allgemein zu tun – allerdings auch mit rechtlichen Einschränkungen. Die kollaborative Erstellung von Inhalten macht nicht vor Vertraulichem halt: So ist es oft üblich, dass Projektinhalte – z.B. Kundeninformationen – aus vertraglichen Gründen nicht jedem Mitarbeiter im Unternehmen zugänglich gemacht werden dürfen. Innerhalb des Projektteams kann ein Wiki selbstverständlich trotzdem sinnvoll sein – Kollaboration spielt sich lediglich zwischen – potentiell – weniger Nutzern ab.

Kernfunktionen

Als die „Essenz“ eines Wikis auf funktionaler Ebene bezeichnen Bo Leuf und Ward Cun-ningham [137, S. 15] die folgenden Merkmale:

• Ein Wiki lädt alle Benutzer ein, jede Seite zu editieren oder neue Seiten innerhalb des Wikis anzulegen. Dabei reicht ein Standard-Browser ohne zusätzliche Erweiterungen („Add-ons“) aus.

• Wiki fördert sinnvolle thematische Beziehungen zwischen verschiedenen Seiten, indem es die Erstellung von Links beinahe intuitiv einfach macht und durch Anzeige, ob eine gewünschte Zielseite existiert oder nicht.

• Ein Wiki ist keine sorgfältig gestaltete Website für zufällige Besucher. Stattdessen ver-sucht es, den Besucher in einen laufenden Prozess der Erstellung und Zusammenarbeit einzubeziehen, der ständig die Landschaft der Website verändert.

Neben diesen drei Kernfunktionen, welche man mit „Bearbeitungsmodus“, „Verlinkung“

und „Community Building“ zusammenfassen könnte, ergänzen Anja Ebersbach und Markus Glaser noch die Aspekte „Änderungshistorie“, „Übungsfeld“, „Suchfunktion“ und

„Nutzerverwaltung“ [55, S. 131f.].

34Als Programmiersprachen kamen damals z.B. Perl, Python, Squeak Smalltalk und Java zum Einsatz [137, S. 26].

35Vgl. http://c2.com/cgi/wiki?WikiEngines, letzter Abruf: 15. November 2010.

36Vgl. http://www.wikimatrix.org/, letzter Abruf: 15. November 2010.

Tabelle 2: Gestaltungsprinzipien für Wikis nach Cunningham Prinzip Beschreibung

Open Should a page be found to be incomplete or poorly organized, any reader can edit it as they see fit.

Incremental Pages can cite other pages, including pages that have not been written yet.

Organic The structure and text content of the site are open to editing and evolution.

Mundane A small number of (irregular) text conventions will provide access to the most useful page markup.

Universal The mechanisms of editing and organizing are the same as those of writing, so that any writer is automatically an editor and organizer.

Overt The formatted (and printed) output will suggest the input required to reproduce it

Unified Page names will be drawn from a flat space so that no additional context is required to interpret them.

Precise Pages will be titled with sufficient precision to avoid most name clashes, typically by forming noun phrases.

Tolerant Interpretable (even if undesirable) behavior is preferred to error messages.

Observable Activity within the site can be watched and reviewed by any other visitor to the site.

Convergent Duplication can be discouraged or removed by finding and citing similar or related content.

Ward Cunningham hatte sich für die Verlinkung ursprünglich ein Schema namens

„CamelCase“ überlegt: Begriffe, die mit einem Großbuchstaben beginnen und in der Zeichenfolge einen weiteren Großbuchstaben – einen „Kamelbuckel“ – enthielten, wurden automatisch als – möglicherweise noch toter – Link interpretiert. Die Nachteile liegen auf der Hand. Neben mangelnder Lesbarkeit ist ein großes Problem die fehlende Konvention für solche Links: Soll z.B: „Demokratie“ als „DemoKratie“ oder „DeMokratie“ verlinkt werden? Inkonsistenzen wären unweigerlich die Folge [159].

Einen alternativen Ansatz, kollaboratives Schreiben zu unterstützen, bietet der Google-Dienst „Knol“37. Während bei öffentlichen Wiki-Projekten wie der Wikipedia Artikel grundsätzlich frei editierbar sind, hat bei Knol nur einer das sagen: der Autor [155].

Unternehmen mit Wikis

Es gibt inzwischen zahlreiche Unternehmen, die ihren Wiki-Einsatz auch veröffentlichen.

Zu ihnen gehören z.B. Bayer [22, S. 54], BMW [90, S. 55], Deutsche Bahn [156, S. 173], Cablecom38[232, S. 224], Cogneon [254, S. 27], Continental [22, S. 74], Elektrobit [254, S.

27], Fraport [249, S. 28f.], Helios [22, S. 51], Hewlett-Packard [22, S. 43], IBM [7], Nokia [226, S. 218], PSI [43, S. 178], Rohde & Schwarz [90, S. 45], Salzgitter Mannesmann [254, S. 27], SAP [35, S. 183], Sun Microsystems [92, S. 213], Vodafone [13, S. 196] und Volkswagen [105, S. 3].

5.2.2 Blogs

In diesem Abschnitt sollen Blogs kurz vorgestellt werden. Ausführlichere Darstellungen finden sich z.B. bei Erik Möller [160, S. 115ff.], Michael Koch und Alexander Richter [194, S. 23ff.] sowie bei Anja Ebersbach und Markus Glaser [56, S. 56ff.]. Der Begriff

„Weblog“ wurde erstmals 1997 von Jørn Bager verwendet [160, S. 115] und folgenderma-ßen definiert „A weblog (sometimes called a blog or a newspage or a filter) is a webpage where a weblogger (sometimes called a blogger, or a pre-surfer) ‚logs‘ all the other web-pages she finds interesting“39. Eine neuere Definition von Jan Schmidt, Klaus Schönberger und Christian Stegbauer lautet:

„Weblogs (oder kurz Blogs)40sind regelmäßig aktualisierte Webseiten, die be-stimmte Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge darstellen und üb-licherweise durch Verweise und Kommentare untereinander sowie mit anderen

37Vgl. http://knol.google.com, letzter Abruf: 15. November 2010. Bei dem Begriff „Knol“ soll es sich um eine „Maßeinheit für Wissen“ handeln.

38Bei Cablecom wurden Wiki- und Blog-Funktionalitäten verschmolzen [232, S. 224].

39Vgl.: http://www.robotwisdom.com/weblogs/, letzter Abruf: 15. November 2010.

40Mario Sixtus erläutert, dass „Weblog“ aus „Web“ und „Log(buch)“ zusammengesetzt wurde und erklärt die Verkürzung auf „Blog“ wie folgt: „[...] Später alberte der Web-Designer Peter Merholz ein wenig mit der Vokabel herum und schrieb: ‚Ich habe beschlossen, das Wort ‚Weblog‘ wee-blog auszusprechen.

Oder kurz: ‚Blog‘‘“ [222].

Online-Quellen verbunden sind. Dabei kombiniert ihre spezifische Kommuni-kationsarchitektur Elemente der persönlichen Homepage und des Diskussions-forums, was ein dicht gespanntes Netzwerk von hypertextuellen und sozialen Verknüpfungen ermöglicht, die man auch als ‚Blogosphäre‘ bezeichnet“ [209, S. 1].

Als wichtigste Merkmale eines Blogs zählen Ebersbach und Glaser auf [56, S. 57]:

• chronologisch umgekehrte Reihenfolge der Beiträge (der neueste Beitrag steht oben),

• ein Autor bzw. wenige Autoren und viele Kommentatoren (Schreiben können in einem Blog meistens nur berechtigte Personen, wohingegen die Kommentierfunktion allen Be-suchern offen steht),

• kurze Texte (Weblogs sind ein geeignetes Genre für kürzere Texte),

• hohe Aktualität der Beiträge,

• Authentizität durch Subjektivität (Weblogs belegen nicht nur über Verweise auf die Quellen, sondern berufen sich auch auf die Autorität der persönlichen Erfahrung),

• leichte Bedienbarkeit und

• schnelle Verbreitung durch Vernetzung.

Für Mario Sixtus ist gerade der letzte Punkt – die Verlinkung der Blogs untereinander –

„ein wichtiger Faktor“. Sog. „Trackbacks“ („Rücklinks“) verweisen auf andere Blogs, die sich thematisch auf den aktuellen Eintrag beziehen. Der Eintrag der Trackback-URL erfolgt entweder manuell oder automatisch. Wahlweise kann auch einfach die Kommen-tarfunktion eines Blogs genutzt werden. Schließlich können über RSS Inhalte von Blogs komfortabel in einem Reader-Programm bzw. Browser gelesen werden. „In der Summe entsteht aus diesen Zutaten ein einzigartiges dynamisches Informationsgeflecht, ein pulsierendes Netz im Netz, welches das einstige Niemandsland zwischen Kommunikation und Publikation urbar macht“ [222, S. 148-152]. Ein weiteres wichtiges Blog-Merkmal, auf welches Sixtus verweist, ist die Authentizität hinsichtlich des realen Autors: „[...] im Unterschied zu früher versteckt sich hier keiner mehr hinter Decknamen, niemand hantiert mehr folgenlos im luftleeren Raum, die virtuelle Welt ist realer geworden“ [221].

Auch in Unternehmen sind Blogs in der Zwischenzeit längst angekommen: David Weinberger räumt der Unternehmenskommunikation „kaum noch Bedeutung“ ein, „wenn Kunden und Mitarbeiter im Internet miteinander reden können. Oder Kunden mit Kunden [...]“41. Blogger trauen nach diesem Beitrag „ihresgleichen mit Abstand am meisten, wenn es um Produktinformationen geht“, „Blogs lebten [also] von der Natürlichkeit, und die werde gerade durch Fehler erreicht“ – wie sie das klassische Marketing in Unternehmen gerade zu vermeiden sucht. Von der Zensur kritischer Beiträge und Kommentare rät Weinberger daher ab, aber empfiehlt Moderation und einen Vertrauensvorschuss [257, S.

41In diesem Zusammenhang wird eine Erfahrung geschildert, welche das Unternehmen Kryptonite – ein Hersteller von Fahrradschlössern – mit der Blogosphäre sammeln musste. Die in einem Blog geschilderte Technik, eines dieser Schlösser zu knacken, entwickelte eine solche Eigendynamik – allein 1,8 Millionen negative Blogbeiträge über das Unternehmen, dass sich das Unternehmen gezwungen sah, sämtliche Schlösser dieses Typs auszutauschen. Eine Untersuchung von Peter-Julian Koller und Paul Alpar kommt allerdings zu dem Fazit, dass es sich bei dem Kryptonite-Beispiel um einen Einzelfall handelt [112, S.

48] – in privaten Blogs würde relativ selten über Unternehmen geschrieben.

21].

Martin Röll hat schon 2003 folgende Anwendungsszenarien für „Business Weblogs“

identifiziert: (1) als Content Management System, (2) als „Schwarzes Brett“, um Kommunikation und Dokumentenaustausch in Teams zu unterstützen, (3) als Marketing-Instrument, um mit Internet-Nutzern zu kommunizieren und (4) als Instrument im Wissensmanagement42 [199, S. 33].

Eine der ersten empirischen Untersuchungen zu Blogs haben Jan Schmidt und

Eine der ersten empirischen Untersuchungen zu Blogs haben Jan Schmidt und