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Die Ansänge deutschen Lebens in Livland

Im Dokument Wolter Plettenberg. (Seite 33-43)

Nicht viele Läuder können sich rühmen für ihr Heldenzeitalter einen so vortrefflichen Chronisten zu besitzen, wie Livland ihn in Heinrich dem Lettenpriester hat. Ein günstiges Geschick hat uns das Werk dieses Mannes erhalten, der als ein aufmerksam und gerecht beobachtender Zeitgenosse und begeisterter Verehrer des großen Bischofs Albert sorgsam aufzeichnete, „wie das Christentum uud die deutsche Herrschaft steh im Lande der Liven, Letten und Esten Bahn gebrochen hat". Man hat Heinrich lange für einen Letten gehalten, doch scheint diese An-nähme heute aufgegeben; fest steht nur, daß er vom Bischof Albert zum Predigtamt herangezogen wurde, seine Erziehung in Riga genoß und später als Verkundiger des göttlichen Wortes unter den Letten erst am Burtneekfee, dann im Papendorffchen und in Wohlfahrt segensreich wirkte. Seinem hohen Gönner ist er Zeit seines Lebens ein treuer An­

hänger geblieben, dessen Leben und Thaten bilden den eigentlichsten Inhalt seiner Chronik. Er ist es auch, dem wir bei der Darstellung

der Heroenzeit Inländischer Geschichte willig folgen1). —

Die Kunde von den Handelsfahrten nach dem Lande der „götzeu-dienerischen" und „gottvergessenen" Liven sand überaus rasch in Nord­

deutschland Verbreitung. Einer der Lübecks Hafen verlassenden Kauf-fahrteislotten schloß sich, wie das bei größern Seereisen üblich zu sein pflegte, ein Geistlicher an, um unterwegs und in der unwirtlichen Ferne

1) Vergl. die lebendige Schilderung in Kurd von Schloezer: Livland und d i e A n f ä n g e deutschen L e b e n s i m b a l t i s c h e n N o r d e n p a g . 1 ff . , s o w i e K o n s t a n t i n Höhlbaum: „Die Gründung der deutschen Kolonie an der Düna".

den Reisenden die Predigt zu halten. Dieser Mann war Meinhard, ein Kanonikus des Augustiner-Chorherrnstifts zu Segeberg in Holsteiu. Meh­

rere Jahre zog er im Frühjahr mit den Kaufleuten über die See und kehrte mit ihnen, wenn die Herbststürme zur Heimkehr mahnten, in sein Stift zurück. Hierbei faßte er „lediglich um Christi Willen" den Ent-schlnß den Rest seines Lebens der Mission der Liven zu weihen und in ihrer Mitte zu bleiben. Fürwahr ein großer Entschluß, deckte doch schon, wie der Chronist sagt, silbernes Haar seinen Scheitel, als ihn der Geist des Herrn erfaßte und ihn ausziehen hieß, um unter den Heiden in Livland die Saat des Wortes auszustreuen.

Wohl 1184 schritt Meinhard, der über reiche Mittel verfügt haben muß und offenbar edler Herkunft gewesen ist, zur Ausführung seiner Aufgabe. Er wandte sich zuerst an den Fürsten Wladimir von Polozk, der die Oberhoheit über das Dünaland in Anspruch nahm, und bat ihn um die Erlaubnis dauernden Aufenthalts und der Predigt unter den Heiden. Wladimir gewährte das Gesuch, wenn nur der Tribut uicht geschmälert würde. War doch seine Kirche, um mit Heinrich zu reden,

„eine unfruchtbare Mutter, welche nicht in Hoffnung auf die Wieder-geburt durch den Glauben an Jesus Christus, sondern in Hoffnung auf Schätzung und Beute die Heiden zu unterwerfen trachtet". Sechs Meilen landeinwärts, bei dem Livendorf Uexküll (Ikeskola), hat Mein-hard noch im selben Jahr auf hohem schroffem Felfen an der Düna das erste Kirchlein auf livläudifchem Boden, dem bald auch die ersten Bekenner nicht fehlten, erbaut. Als später Meinhard andere Geistliche folgten, vereinigte er sie nach der Regel seines Ordens zu einem Kon-vent, von dem die Sendboten zu den Eingeborenen gingen. Als aber der Herbst kam und die Kaufleute heimwärts zogen, als die Düna sich mit Eis bedeckte und wilde Stürme das Meer aufwühlten, da entlud sich das Ungewitter auch über die kleine christliche Gemeinde. Über die gefrorenen Sümpfe brachen lettische Scharen raubend ins Liven-gebiet und vor ihnen entflohen die Liven in die Wälder, mit ihnen entwich Meinhard. Als man zurückkehrte und die Hütten in Afche lagen, „rügte Meinhard der Liven Thorheit, darum, daß sie keine Befestigungen hätten". Er erzählte ihnen von den mächtigen Burgen Deutschlands und erklärte sich bereit auch ihnen eine steinerne Feste zu errichten, wenn sie sich entschlössen „Gottes Kinder zu werden und zu sein". Die Liven versprachen alles mit feierlichem Eidschwur und

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erfüllten zum Teil wenigstens ihr Versprechen, als im Sommer 1185 ans Gothland herübergekommene Steinmetzen den Burgbau von Uex-küll begannen. Meinhard hatte aus seinem Vermögen nicht nur den Grund erkauft, auf dem die Mauern emporwuchsen, auch deu fünften Teil der Burg ließ er auf seine Kosten errichten, wodurch er auch im selben Verhältnis Miteigentümer derselben wurde. Aber eine neue Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten: kaum war der Bau fertig, so wurden die Getauften rückfällig und die andern, die das Christentum anzunehmen gelobt, weigerten die Annahme des neuen Glaubens. Auch kriegerische Vorgänge blieben nicht aus: die Sem-galler erschienen vor der Burg von Uexküll, von der sie gehört, und versuchten mit großen Schiffstauen, unkundig der Stärke des Mörtels, die Mauern in die Düna zu reißen. Erst als die Armbrustschützen von den Zinnen ihre wohlgezielten Pfeile herabsandten, flüchteten die Heiden.

War auch die Missionsarbeit Meinhards bisher so gut wie ohne Erfolg, so verdient doch, wie mit Recht betont worden ist, das Jahr 1185, in dem jenes erste steinerne Gebäude auf livländischem Boden errichtet wurde, in nnserm Gedächtnis zu haften: „So unscheinbar der Anfang auch war, die deutsche Herrschaft im Lande ist durch die-selbe gleichsam snndamentiert worden." Freilich wiederholte sich der Vorgang, der die Erbauung von Uexküll begleitet, bei dem zweiten Burgbau, den Meinhard auf die Bitten eines anderen Livenstammes ans einem Dünaholm ins Werk setzen ließ1): „wieder vergaßen, schreibt Heinrich, die Argen des Eides' und logen sich selber und war auch nicht einer, der den Glauben annahm." Ja noch Schlimmeres geschah:

die Holmischen plünderten Meinhards Habe und mißhandelten das Gesinde, dann aber zogen die, welche die Taufe früher genommen, zum Fluß und „meinten sie durch Abwaschung in der Düna wieder wegzuschaffen und heimzuschicken gen Deutschland".

Schon aber hatte die unerschrockene Thätigkeit des greisen Mis­

sionars dort lebhafte Aufmerksamkeit hervorgerufen, wo man seit den Tagen Heinrich IV. sich mit phantastischen Plänen eines Patriarchats des Nordens trug, im Erzstist Bremen. Hier konnte man jene

glän-') Der Holm lag zwischen Uexküll und Riga und hieß später der Martins-holm. Kirchholm liegt am nördlichen Dünaufer gegenüber dem Martinsholm, vergl. Eduard Pabsts Ausgabe von Heinrichs Chronik pag. 6. Anmerkung.

Senden Zeiten nicht vergessen, da Erzbischos Adalbert, gestützt auf die Freundschaft des kaiserlichen Jünglings, den Gedanken eifrig er-wogen hatte, die norddeutsche Kirche selbständig von Rom zu machen und eine eigene kirchliche Machtstellung zu begründen. Was jenem hochstrebenden und klugen Kirchenfürsten nicht gelungen war, versuchten seine schwachen Nachfolger immer wieder von neuem. Erzbischos Hartwich II., der damals auf dem erzstistischen Stuhl saß, war schwer-lich der Mann diesen hochfliegenden Plänen Gestalt zu geben, wenn er auch glaubte gerade in Livland einen günstigen Boden für seinen Ehrgeiz zu finden. Trotzdem der Papst heftig abriet, that Hartwich doch den, wie er glauben mochte, entscheidenden Schritt und weihte Meinhard 1186 zum Bischof von Uexküll.

Im Livenlande machte diese Erhebung den entgegengesetzten Ein-druck, statt Meinhards Stellung zu stärken, erhöhte sie das Mißtrauen der Eingeborenen, die eben damals in Holm die Taufe iu buchstüb-lichem Sinne abwuschen, ja darauf saunen, wie sie den Bischof aus dem Lande treiben könnten.

Nicht bequemer hatte es ein zweiter Glaubensbote, der Cister-eiensermönch Theoderich, der im Gebiet der Thoreider snr Christi Lehre wirkte. Wie schwer es war, die störrige Herde zu weiden, sollte ge-rade er, obgleich er ein warmherziger Mann war, der das Livenvolk liebte und nicht Predigt noch Krankenbesuche versäumte, erfahren, gedach-ten doch die Thoreider ihn den Göttern zu opfern, weil auf seineu Feldern die Saat schon ausgegangen war, während ihre Äcker durch Über-schwemmung vernichtet worden waren: „Das Volk," schildert der Chro-nist, „wird versammelt, der Wille der Götter über die Opferung er­

forscht, die Lanze wird gelegt, das Pferd schreitet zu, setzt den fürs Leben bestimmten Fuß nach Gottes Fügung voran. Der Bruder betet mit dem Munde, mit der Hand erteilt er den Segen. Der Wahr­

sager behauptet, der Gott der Christen sitze ans des Pferdes Rücken und bewege den Fuß des Pferdes, daß es deu voransetze und deshalb müsse des Pferdes Rücken abgewischt werden, damit der Gott herunter-falle. Wie man dies nun gethan und das Pferd den Fuß des Lebens voransetzte, wie zuvor, ward der Bruder Theoderich am Leben er-halten." Ähnliche harte Gefahren mußte Theoderich im Lande der Esten ausstehen, zu denen ihn sein heiliger Eifer getrieben. Nur durch eine Sonnenfinsternis, die unvermutet eintrat, rettete er hier sein Leben.

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Die Mißerfolge, die sich stets häuften, die Verstocktheit der gott-vergessenen Heiden ließen schließlich Meinhards Kräfte erlahmen: er rief die Brüder des Konvents und die im Lande missionierenden Mönche zusammen und beschloß mit ihnen auf einem nach Gothland gehenden Kauffahrer heimznfegeln. Wollte er mit neuen Kräften, einem Kreuzheer wiederkommen? Die Liven fürchteten dies offenbar und beratschlagten, wie sie den alten Bischof von den Übrigen isolieren könnten. Mit verstellten Geberden und heuchlerischen Thränen be-stürmten sie ihn, die Taufe Aller versprechend, bei ihnen zu bleiben und Meinhard gab um so eher nach, als die heimwärts segelnden Kaufleute, unter denen sich Deutsche, Dänen und Norweger befanden, ihm versprachen, mit gerüsteten Mannen wieder zu kommen. Doch kaum waren die Segel der Schisse am Horizont verschwunden, so warfen die Eingeborenen die Maske ab, mit spöttischen Reden stichelten sie auf die Leichtgläubigkeit des Greises und als dieser eine Versamm-lnng nach Uexküll anberaumte, um sie an das Taufversprechen zu mahnen, stellte sich keiner ein. Meinhard begann ernstlich für fein Leben zu fürchten und um dem Äußersten zu entgehen, faßte er den Entschluß nach Estland zu entweichen, um mit deutschen Kaufleuten, die dort überwintert hatten, nach Gothland abzureisen. Doch der Plan war kein Geheimnis geblieben und den Liven eine willkommene Ge-legenheit im Dunkel der Wälder den Unbequemen verschwinden zu lassen. Schon hatte Meinhard die Reise angetreten, als ihm durch einen Thoreider, Anno, offenbar einen Christen, der Anschlag ver-raten wurde: „Also wandte er sich in vielfacher Bestürzung nach Meskola heim, da er das Land zu verlassen nicht int stände war."

In dieser höchsten Gefahr hat sich der livische Bischof ait das geistliche Oberhaupt damaliger Christenheit, an Papst Coelestin III., nach Rom gewandt. Es ist charakteristisch, daß nicht nach dem weit leichter zu erreichenden Erzstist Bremen, sondern an den Statthalter Christi selbst das flehende Bittgesuch erging. Ein Zufall kann das Schwerlich sein, wir werden vielmehr nicht sehlgehen, wetttt wir an­

nehmen, daß schon Meinhard an eine direkte Unterstellung der juugeu Pflanzung unter Rom und att möglichste Freiheit von Bremen gedacht hat. Doch wie aus dem unwirtlichen Lattde entkommen? Theoderich von Thoreida erbot sich das gefährliche Wagnis durchzuführen und mit geschickter List glückte es zu entweichen: auf seinem Pferde ritt

er, angethan mit Stola, Gebetbuch uud Weihwasser, als wollte er einen Kranken besuchen, durch die dunklen Wälder und fragte jemand nach dem Ziel seiner Reise, so gab er vor, er müsse einem Sterben­

den die letzte Ölung spenden. So kam er wirklich nach Deutschland und eilte weiter nach Rom. Papst Coelestin nahm ihn freundlich auf und ließ sich von dem fernen Lande erzählen. Zugleich bewilligte er einen Ablaß für alle diejenigen, welche das Kreuz nähmen und gegen die Heiden in Livland zögen.

Praktische Erfolge zeitigte diese Kreuzzugsbulle nicht, nur wenige scheinen das Kreuz genommen zu haben, der Sturm verschlug die Flotte nach Wierland hinauf und ohne Waffenthat segelten die Ritter, unter ihnen auch Jarl Birger I., Herzog von Ostgothlaud, wieder von bannen. Immerhin wirkte die Furcht vor dem Erscheinen neuer christlicher Heere soweit auf die Liven, daß sie von dem Äußersten Abstand nahmen. Blieben sie auch fast alle Heiden, so wurde das Leben der Missionare doch nicht mehr bedroht.

In Not und Trübsal verbrachte Meinhard also seilte Tage in dem ungastlichen Lande, bis er hochbetagt und lebensmüde, wohl am 14. August 1195, seine Augen in Uexküll schloß*. In dem von ihm begründeten Kirch lein haben des „Bekenners" Gebeine die letzte Ruhe gesunden, bis man später den Leichnam nach Riga überführte und int Dom beisetzte, wo sich ein kümmerlicher Rest des Grabmals und dessen Inschrift durch die Flucht der Zeiten gerettet hat.

Nicht groß, hat man wohl gesagt, sind des ersten Livenbischoss Erfolge gewesen, nur seilt warmes, für die Lehre Christi erglühtes Herz, nicht feine Errungenschaften hätten ihm den Ehrennamen eines Apostels von Livland eingebracht.

Nicht richtig dünkt uns dieses Urteil, das an der Oberfläche haftet, statt in die Tiefe zu bringen. In gerechterer Weise hat der letzte Darsteller livlättdischer Vergangenheit') die Summe der Thütig-keit Meinhards in folgenden Worten zusammengefaßt: „In seiner mühevollen Thätigkeit hat Meinhard den Grund zu dem gelegt, was später geworden ist. Er war der Pfadfinder, welcher den Mut hatte, in ganz neue und fremde Verhältnisse hineinzutreten. Daraus aber gerade kam es an. Nachbetet: finden sich stets und überall, aber wie

!) Nicht 1196, wie gewöhnlich zu lesen ist.

2) Th, Schiemann 1. c. pag. 10, 11.

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selten sind die Männer, die sich ihr Ziel selbst setzen und ihre Wege selbst bahnen? Und nicht in der frischen Begeisterung der Jugend ist er an sein Werk gegangen. Die Jahre rüstiger Mannkraft lagen hinter ihm, als er nach Livland zog, ohne eine andere Waffe als die seiner Überzeugungskraft uud ohne einen anderen Freund als seinen Gott. Und wie schwer mögen gerade einen Mann seines Charakters die zahlreichen Enttäuschungen getroffen haben, die er erlebte. Gleich zu Anfang scheinbar die glänzendsten Erfolge uud dann Mißerfolg auf Mißerfolg. Aber allmählich gelang es ihm doch Boden zu ge-Winnen, wenn auch die meisten abfielen, einige blieben getreu uud sein Beispiel hatte Männer wie Theoderich von Traden zur Nachfolge begeistert. Bei Uexküll und Holm hatten sich die Wälder gelichtet, der Ackerbau begann nach deutscher Weise getrieben zu werden, Kirchen-glocken riefen die kleine Gemeinde der Gläubigen zum Gebet und Steinmauern gewährten Schutz, wo immer das Kreuz sich segnend als das Wahrzeichen abendländischer Kultur erhob." —

Alles hing davon ab, ob die Nachfolger Meinhards das Geschick haben würden, die kaum über die ersten Anfänge gediehene Kolonie zu lebenskräftigem Dasein zn entwickeln. Der nächste Bischof ver-suchte andere Wege als Meinhard zu gehen.

Berthold, früher Abt des Cistereienserklosters Loccum, ist so recht das Spiegelbild jener hohenstansischen Bischöfe, die kämpf- und streit-lustig mit dem Schwert zum mindesten denselben Bescheid wußten wie in der Bibel, ein Typus jener feurigen Naturen, die der Lehre des Evangeliums mit der Schärfe ihres Schwertes Nachdruck zu geben für notwendig hielten. Ein abschließendes Urteil über ihn zu sälleu, ist im Übrigen nicht möglich, sein kurzbemessenes Leben läßt nicht erkennen, ob seine Methode die falsche war. Für sie spricht, daß der eigentliche Begründer Livlands, der große Bischof Albert, sie, wenn auch viel-leicht ein wenig gemildert, anzuwenden nicht verschmäht hat. Thöricht aber wäre es, vergangene Zeiten mit dem Maßstab heutiger, seiner empfindender Moral zu messen.

Nicht von feuriger Begeisterung beseelt, wie sein Vorgänger, sondern mehr dem Drängen Erzbischos Hartwichs nachgebend, entschloß sich Berthold, die schwere Bürde auf sich zu nehmen. Nachdem er vom Erzbischos die Weihe als Bischof der Liven erhalten, brach er ohne Heer nach Livland auf, in der Hoffnung, sein Erscheinen werde

ьte Eingeborenen zur Taufe bewegen. Scheinbar kanten ihm dieselben auch treuherzig entgegen, aber die Friedfertigkeit war nur ein Deck-mantel teuflischen Anschlages: nur darüber haderten sie noch, ob sie ihn verbrennen, ertränken oder erschlagen sollten. Berthold erkannte bald, daß die Mission, wenn sie nicht durch Aufwand von'Macht-Mitteln unterstützt würde, erfolglos bleibe. Milchte merit Blicks als Meinhard, zögerte er daher nicht nach Gothland zurückzukehren und mit Kriegsgewalt die Liven zur Unterwerfung zu zwingen. Er er-schien bei Hartwich und forderte Rat und Hilfe. Aber ein seltsamer Zufall wies auch diesmal wieder nach Rom. Trug sich doch der Erzbischos mit dem Gedanken, sich dem Kreuzheer anzuschließen, das der herrschgewaltige Kaiser Heinrich VI. in Unteritalien zusammenzog; so mußte sich auch Berthold an Coelestin III. wenden, der abermals reichen Ablaß verhieß und eine Kreuzbulle gegen die Heiden in Livland ans-gehen ließ. Mit dieser durchzog der Bischof predigend und zum Zuge aufrufend Friesland, Westfalen und Niedersachsen und ihm glückte es besser als Bischof Meinhard. In Lübecks Hafen bestiegen zahlreiche reisige Mannen, die das Kreuz genommen, die Schiffe und segelten im Juli 1198 in die Düna hinein. Nachdem Berthold die Kreuz-sahrer aus Land gesetzt, zog er, die Schiffe an der Mündung zurück­

lassend, landeinwärts bis zur Burg Holm. In diese entsandte er einen Botschafter und heischte von den Heiden strikte Antwort, ob sie die Tatise nehmen wollten oder nicht. Durch die Flucht des Bischofs im vergangenen Jahr ermutigt und ohne Kunde vou der Flotte, die ihn diesmal begleitet, gaben sie trotzig zur Erwiderung, sie wollten von feinem Glattben nichts wissen, noch auch daran halten. Berthold blieb nichts übrig, als zu deu Schissen zurückzukehren, ihm nach folgten in tollem Siegesrausch die bewaffneten Scharen der Liven und dort, wo später die Stadt Riga sich erhob, kam es, nachdem eine kurze Waffenruhe vou dem Feinde gebrochen worden war, zu kriegerischem Zusantmenstoß: wohl erhoben die Heiden furchtbaren Lärm und schlugen mit den Schwertern drohend an die Schilde, aber dem An-drang der gepanzerten Eisenritter waren sie nicht gewachsen und wandten sich itt jähem Schrecken zur Flucht. Der erste der vom Schlachteifer fortgerissen, ihnen nachstürmt, ist Bischof Berthold selbst: die Schnelligkeit seines Rosses, über das er die Herrschaft Oer-loren zu haben scheint, trägt ihn in die Mitte der zur Flucht

Ge-Seraphim, Geschichte I. 3

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wandten und während zwei ihn umfassen, durchstößt ihn ein dritter vom Rücken her mit der Lanze, noch andere zerreißen ihn Glied um Glied. Es war am 24. Juli 1198, als der Bischof mit seinem Blute den Boden Livlands weihte. Gute Saat sollte daraus ersprießen!

Den Liven freilich folgte das Verhängnis: ihnen nach setzte, von Wut und Trauer ergriffen, das christliche Heer und ruhte nicht eher, als bis getötet dalag, was in seine Gewalt fiel, und die Saaten zer-treten und vernichtet waren. Von Schrecken gepackt, boten die Liven den Frieden: an einem Tage nahmen zu Holm 50 die Taufe, am folgenden thateu in Uexküll 100 das gleiche. In die Burgen aber mußten sie Priester aufnehmen, diesen einen Scheffel Korn von jedem Pflug und Gehorsam versprechen, dann erst verließ das Kreuzheer

Den Liven freilich folgte das Verhängnis: ihnen nach setzte, von Wut und Trauer ergriffen, das christliche Heer und ruhte nicht eher, als bis getötet dalag, was in seine Gewalt fiel, und die Saaten zer-treten und vernichtet waren. Von Schrecken gepackt, boten die Liven den Frieden: an einem Tage nahmen zu Holm 50 die Taufe, am folgenden thateu in Uexküll 100 das gleiche. In die Burgen aber mußten sie Priester aufnehmen, diesen einen Scheffel Korn von jedem Pflug und Gehorsam versprechen, dann erst verließ das Kreuzheer

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