Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 20⏐⏐18. Mai 2007 A1391
M E D I E N
BIOFEEDBACK
Faszinierende Einblicke
Mit Unterstützung durch Biofeed- back können Patienten lernen, eige- ne, früher auch als unwillkürlich be- zeichnete körperliche Prozesse zu beeinflussen. Für den Rezensenten war dies zum Beispiel Anlass, vor mehr als 30 Jahren Geräte mitzu- entwickeln, die etwa den Hautwider- stand und die Hauttemperatur beim autogenen Training zurückmelde- ten. Damit gelang es, die Abbrecher- quote bei diesem weltweit verbrei- teten Selbstentspannungsverfahren nahe null zu senken, und die Metho- de schneller und effektiver zu reali- sieren. Die technische Entwicklung verläuft äußerst rasant. So liegt bei der zweiten Auflage ein deutlicher neuer Akzent auf dem Bereich Neu- rofeedback, was eine Selbstkontrol- le von Hirnsignalen bedeutet. Mitt- lerweile ist es möglich, neben der Beeinflussung von entsprechenden EEG-Wellen auch die Selbststeue- rung subkortikaler Hirnareale, wie zum Beispiel der Amygdala oder des Gyrus cinguli, zu beeinflussen.
In der klinischen Praxis können Biofeedbackmethoden bereits sehr hilfreich bei der Behandlung von Kopf- und Rückenschmerzen, Blut-
hochdruck, Inkontinenz, Tinni- tus, psychosomatischen Störungen, Schlafstörungen, ADHS und beim Locked-in-Syndrom eingesetzt wer- den. Die Neuauflage ist weiterhin sehr praxisorientiert, indem sie die neuesten wissenschaftlichen Er- gebnisse und Indikationen mit dem Schwerpunkt auf das praktische Vor- gehen darstellt.
Das Buch ist so konzipiert, dass es als ideales Praxisbuch nicht nur für Ärzte aus den verschiedenen Fachge- bieten, sondern auch für Psycholo- gen und Physiotherapeuten dienen kann. Gerade für diese unterschiedli- chen Berufsgruppen ist ein gut ver- ständliches Glossar angegliedert. Es bleibt faszinierend, wie durch Lern- prozesse und willentliche Einfluss- nahme die verschiedensten Körper-
funktionen in vorgegebener Rich- tung zu beeinflussen sind. Der Ein- satz entsprechender Techniken ist nicht nur zur Heilung der oben aufge- führten Krankheiten und Störungen gedacht, sondern auch zur Prophyla- xe. Mittels Neurofeedback sind zum Beispiel Patienten mit fortgeschritte- ner amyotropher Lateralsklerose noch in der Lage, ihren Willen zu be- kunden und sogar wissenschaftliche Beiträge zu konzipieren.
Die zu etwa 80 Prozent englisch- sprachige Literatur wurde aktuell für den deutschen Leser aufgearbeitet.
Vergleichbare Grundlagenwerke, das älteste davon ist 1989 erschienen, wer- den kritisch wohlwollend kommen- tiert. Didaktisch gut aufgearbeitete Tabellen und Abbildungen sowie der zweispaltige Druck gestalten das Ar- beiten mit dem Werk angenehm. Ne- ben der wissenschaftlichen Begrün- dung des Vorgehens wird immer wie- der auf praktische Hilfen einschließ- lich Diagnostik und Therapieleitfä- den eingegangen. Der vergleichs- weise moderate Preis dürfte durch die im Anhang befindlichen Inserate der Biofeedbackgerätehersteller er- reicht worden sein. Das Buch ist das umfassendste und aktuellste Werk zum Thema Biofeedback im deut- schen Sprachraum. Wolf-Rainer Krause Winfried Rief, Niels
Birbaumer (Hrsg.):
Biofeedback.Grund- lagen, Indikationen, Kommunikation, prak- tisches Vorgehen in der Therapie.2. Auflage, Schattauer, Stuttgart, 2006, 330 Seiten, gebunden, 49,95 Euro