Kostenstruktur der Praxis
Alle anderen, den einzelnen Ko- stenarten nicht direkt zu rechenba- ren Kosten wurden in Höhe von 14 091 DM je Praxisinhaber in die- ser Größenklasse ausgewiesen. - Da die Kostenstrukturanalysen des Statistischen Bundesamtes nur jeweils alle vier Jahre durch- geführt werden, wird oftmals ein Vergleich zu der Kostenstruktur- analyse des Jahres 1975 herge- stellt. Dies allerdings erfordert die Errechnung von Durchschnitts- werten, bezogen auf alle Ärzte, auf der Basis der angegebenen Beset- zungsklassen, gegen die das Stati- stische Bundesamt Bedenken er- hebt, weil die Repräsentativität nicht gesichert sei.
~ Tut man es dennoch, um einen Trend aufzuzeigen, so stellt man fest, daß die durchschnittlichen Umsätze vOn 1975 bis 1979 um 17,4 Prozent und die Betriebsaus- gaben um 34 Prozent gestiegen sind.
~ Die Betriebsausgaben sind da- mit fast doppelt so schnell ge- wachsen wie die Umsätze.
~ Dies führte dazu, daß die Ein- kommen vor Steuern der nieder- gelassenen. Kassenärzte im Zeit- raum 1975 bis 1979 nur um 5,1 Prozent gewachsen sind. Dies hat zur Folge, daß bei den Kassenärz- ten eine Realeinkommenssiche- rung nicht erreicht werden konnte.
~ Im Gegenteil, es mußten starke Realeinkommensverluste infolge von Kostendämpfung und Arztzu- wachs hingenommen werden.
Wenn man auch gegen diese rech- nerischen Vergleiche wegen der in den Vergleichsjahren unterschied- lich zusammengesetzten Stich- proben Bedenken haben kann, so wird jedoch eine Tendenz deutlich und nachprüfbar: Die jahres- durchschnittliche Wachstumsrate der ärztlichen Einkommen hat in den letzten Jahren erheblich unter dem Zuwachs der Arbeitnehmer- einkommen in der freien Wirt- schaft gelegen. Gerhard Brenner
Kuren:
Boom in der Rezession
Immer, wenn die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik ein Tief signalisiert, zeichnet sich bei den Kuranträgen ein Hoch ab: Die Zahl der von den Rentenversiche- rungsträgern genehmigten medi- zinischen Rehabilitationsmaßnah- men steigt dann sprunghaft an.
Während 1978 - in einer wirt- schaftlichen Wachstumsphase - rund 666 000 Kuren durchgeführt wurden, kletterte die Zahl1980 um fast 12 Prozent auf 747 000. Von den vorbeugenden medizinischen Maßnahmen haben im vergange- nen Jahrzehnt rund 8,2 Millionen Versicherte, das heißt jeder dritte Arbeitnehmer, Gebrauch gemacht.
Die aktuelle Statistik der Rech- nungsträger weist nach: ln drei von vier Fällen (76 Prozent) waren Erkrankungen der Anlaß zur Auf- nahme einer Kur. Arbeitsunfälle (acht Prozent), angeborene Behin- derungen (sieben Prozent) sowie Verkehrsunfälle (neun Prozent) machen den Rest aus.
Vor allem ältere Menschen ab 50 Jahren- rund 41 Prozent der klini- schen Rehabilitanden - leiden häufig unter gesundheitlichen Störungen. Entscheidend sind es
Die Information:
Bericht und Meinung NACHRICHTEN
vor allem verschleißbedingte Er- krankungen der Bewegungsorga- ne, die ausschlaggebend für die
"Kurbescheide" waren (31 ,4 Pro- zent). Daneben sind ,,Wohlstands- krankheiten" wie Herz- und Kreis- laufstörungen (15 Prozent) und seelische Störungen (13 Prozent) die häufigsten Auslöser von Ku- ren. Auffällig hoch ist die Zahl der Arbeitslosen unter den Kurteil- nehmern, die rund 14 Prozent des Kontingents stellen. Offenbar nut- zen viele Beschäftigungslose die
Möglichkeit, vor Antritt einer neu- en Stelle erst einmal zur Kur zu fahren. Sie verkürzen damit die Ar- beitslosenzeit.
~ Die Rentenversicherungsträ- ger gaben 1980 rund 3,8 Milliarden DM für Rehabilitationsmaßnah- men aus, 245 Prozent mehr als 1970 (1,1 Milliarden DM). DieZahl der Kuren dagegen nahm im glei- chen Zeitraum nur um 6,6 Prozent zu.
~ Damit entfielen auf "Kuren" im Jahr 1980 rund 2,5 Prozent (1970: zwei Prozent) aller Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung.
Bei der Krankenversicherung wa- ren es 0,5 Prozent (1 ,0 Prozent).
~ Zusammengerechnet kostete jeder Kurgast die Sozialversiche- rung 1980 im Schnitt 5000 DM. HC
Die Zahl der Kuren der Rentenversicherungsträger ist in Rezessionsjahren sprunghaft angestiegen.
Reales Wachstum des Bruttosozialprodukts gegenüber dem V01jahr
in Prozent
Ausgahen der Rentenversicherungs- träger fiir Kuren in Milliarden DM
(i)
0,3 .1960iliiO
1,1 1970Quelle: Verband Deul~cher Rentem·ersicherungs~
träger, Statistisches Bundesamt
Kuren in 1000
Ausgabe NB DEUTSCHES ARZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 2 vom 15. Januar 1982 21