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Archiv "Thrombose und arterielle Gefäßkrankheiten" (06.04.1989)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

K NGRESSBERICHT

Thromboembolien im periphe- ren Gefäßsystem, der Koronar- und Zerebralarterien zählen zu den Haupttodesursachen in der Bundes- republik Deutschland. Daher wur- den auf dem Internationalen Throm- bose-Symposion in Düsseldorf im Oktober 1988 unter der Leitung von Professor J. van de Loo, Münster, Pathophysiologie, Risikofaktoren, Diagnostik, Therapieansätze und.

Prävention thromboembolischer Er- eignisse dargestellt und diskutiert.

Über 450 Teilnehmer aus 23 Län- dern vertraten überwiegend klini- sche Disziplinen. Ein Schwerpunkt lag auf dem Gebiet der Risikofakto- ren arterieller Gefäßerkrankungen.

Die Ergebnisse wurden als Supple- ment IX der Zeitschrift Thrombosis Research publiziert.

Im Mittelpunkt der Diskussion über Risikofaktoren für atheroskle- rotische Veränderungen stehen Hy- perlipidämie, Hypertonus und Niko- tinabusus. Mitchell (Nottingham) warnte vor unkritischem Einsatz von Antihypertonika und lipidsenkenden Pharmaka beziehungsweise diäte- tischen Restriktionen allein auf- grund von epidemiologischen Daten.

Hinsichtlich eines milden Hyperto- nus mit diastolischen Werten zwi- schen 90 und 109 mmHg konnte die Britische MRC-Studie keinen signifikanten Unterschied in der Häufigkeit von Koronararterienver- schlüssen zwischen unbehandelten und medikamentös eingestellten Hy- pertonikern aufzeigen. Bezogen auf zerebrale Okklusionen ließ sich zwar eine signifikante Reduktion nach- weisen, aber auf Kosten der medika- mentös induzierten Nebenwirkun- gen. Statistisch betrachtet mußten 850 Probanden mit milder Hyperto- nie die Therapie für ein Jahr in Kauf nehmen, um einen Schlaganfall zu verhindern. Die Senkung der Lipide mittels Placebo oder Cholestyramin

(LRC-CPPT-Studie) nach erfolglo- ser diätetischer Therapie konnte kei- ne signifikante Reduktion der Mor- talitätsrate nach sieben Jahren erzie- len. Aus diesen Ergebnissen ist zu folgern, daß mehrere Faktoren ge- geneinander abzuwägen sind, bevor eine mit Nebenwirkungen einher- gehende medikamentöse Therapie eingesetzt wird. Es muß bedacht werden, daß die Lebensqualität durch ein Overtreatment vermindert wird.

Unzweifelhaft blieb, daß Niko- tinabusus mit vermehrtem Auftreten von Schlaganfällen und/oder Koro- nararterienverschlüssen einhergeht.

Diese Korrelation wird noch deut- licher, falls gleichzeitig eine Hyper- tonie vorliegt. Offen bleibt, ob Rau- chen Atherosklerose- und/oder Thrombose-fördernd wirkt.

Schwierige Voraussage

Hämostaseologische Parameter standen im Mittelpunkt des Beitra- ges von Prentice (Leeds). Sie sind möglicherweise geeignet, Hochrisi- kopatienten zu identifizieren. Hier- bei lassen sich drei Mechanismen nennen, die eine Rolle spielen: Plätt- chenaktivierung, Gerinnungsaktivie- rung und Hemmung der Fibrinolyse.

Vermehrte Plättchenaggregation, Freisetzung der Plättchenfaktoren 3 und 4 und Beta-Thromboglobulin so- wie Aktivierung der Koagulation im- plizieren einen präthrombotischen Status. Erhöhte Spiegel der Plätt- chenfaktoren wurden bei unter- schiedlichen Gefäßerkrankungen ge- funden, zum Beispiel bei Venenth- rombosen oder zerebrovaskulären Erkrankungen. Diese Hypothese wird jedoch kontrovers diskutiert, da in anderen Studien eine solche Be- ziehung nicht nachgewiesen wurde, so daß es bisher keinen Ex-vivo-Test

gibt, der Voraussagekraft besitzt.

Gleiches gilt für die aus Thrombozy- ten freigesetzten Prostacyclin- und Thromboxan-Metaboliten, wenn- gleich sich eine vermehrte Thrombo- xanfreisetzung bei instabiler Angina pectoris findet und als Indikator für Koronarspasmen möglich erscheint.

Bei Hochrisikopatienten wurden Substanzen erhöht gemessen, die für eine Aktivierung des Gerinnungssy- stems sprechen, wie Fibrinopeptid A oder Fibrinogenspaltprodukte. So- wohl diese Parameter als auch Inhi- bitorbestimmungen sind für ein Screening ungeeignet.

Als hämostaseologische „Vor- aussagefaktoren" wurden in der bri- tischen Northwick Park Heart Study und in der PROCAM-Studie (Mün- ster) Faktor VII, Faktor VIII und Fibrinogen identifiziert. Die Bedeu- tung erhöhten Fibrinogens läßt sich jedoch schwer interpretieren, da es als unspezifisches Akut-Phasen-Pro- tein bekannt ist. Wegen gleichzeiti- ger verschiedener Abhängigkeiten dieser Gerinnungsfaktoren von Hy- pertonus, Glukose, Gesamtcholeste- rin und Triglyceriden stellt sich die Frage, ob Faktor VII, VIII oder Fi- brinogen als unabhängige Risikofak- toren oder kumulativ in Verbindung mit Hyperlipidämien wirksam wer- den und inwieweit sie unabhängig von prädiktiver Bedeutung für die Entwicklung einer Ischämie sind. Ei- ne multiple Regressionsanalyse konnte die unabhängige Assoziation der genannten Gerinnungsfaktoren zur Häufigkeit ischämischer Ereig- nisse aufzeigen.

Fibrinolyseparameter, wie ver- minderte Plasminogenaktivator- Konzentrationen oder erhöhte Inhi- bitor-Spiegel sowie verlängerte Fi- brinolysezeiten wurden zum Beispiel bei Patienten nach einem Myokard- infarkt bestimmt. Sie sind jedoch auch durch begleitende Faktoren wie Alter, Diabetes, orale Antikonzep- tion beeinflußbar, so daß sie nur als ein interagierender Teilmechanis- mus im komplexen Geschehen der arteriellen Verschlußkrankheit wirk- sam werden.

Noch also fällt es schwer, mit Hilfe von Bestimmungen des fibrino- lytischen Systems klare Risikofakto- ren aufzuzeigen. Als ein Weg zur

Thrombose und

arterielle Gefäßkrankheiten

Ein internationales Symposion

Dt. Ärztebl. 86, Heft 14, 6. April 1989 (65) A-967

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Klärung dieser wichtigen Fragen wurde die European Concerted Ac- tion an Thrombosis and Disabilities (ECAT) konzipiert. Eine Reihe von Hämostaseparametern werden bei Patienten mit Angina pectoris im Anschluß an die Koronarangiogra- phie bestimmt. Die prädiktive Be- deutung dieser Parameter wird pro- spektiv durch die Assoziation mit dem koronaren Schicksal dieser Pa- tienten in den folgenden zwei Jahren getestet. Es ist in Kürze eine Aussa- ge zur prädiktiven Wertigkeit von.

Faktoren des hämostatischen Sy-

stems für den Progreß der koronaren Herzkrankheit zu erwarten.

Ansatzpunkt für die Prävention eines Rezidivs von thromboemboli- schen Verschlüssen im arteriellen Gefäßsystem ist die Hemmung der Thrombozytenaggregation durch Acetylsalicylsäure (ASS), die über die Inaktivierung der Plättchen-Cyc- lo-Oxygenase zur Herabsetzung der Thromboxan-A 2-Freisetzung führt.

Empfehlungen zur Dosierung lassen sich jedoch nicht daraus ableiten.

Zusammenfassend läßt sich so- mit sagen, daß eine Reihe von Ri-

sikofaktoren mit pathophysiologi- schen Zusammenhängen identifi- ziert werden konnten. Gleichzeitig bleiben viele Fragen offen, die sich aus der Komplexität der Interrelatio- nen ergeben.

Dr. med. Gerda Silling-Engelhardt Medizinische Klinik und Poliklinik Innere Medizin A

der Universität Münster Albert-Schweitzer-Straße 33 4400 Münster

Therapie

des Migräneanfalles

Zu dem Beitrag von Professor D. Soyka in Heft 18/1988

1 Kalte Kompressen

Herr Prof. Soyka ist, soweit mir bekannt, die Autorität auf dem Mi- gräne-Sektor. — Ich erlaube mir zu seinen Ausführungen „nicht medika- mentöse Therapie des Migräneanfal- les: Kälteanwendungen, Druck auf die A. temporalis" auch nur insofern eine Bemerkung, als ich damit über Erfahrungen am eigenen Leibe ver- füge. Ich handle beziehungsweise handelte bei meinen Migräneanfäl- len nach folgendem simplem Sche- ma: Etwa zehn Sekunden Aufpres- sen einer kalten Kompresse (Wasch- fleck) auf die Stirn, einschließlich des Auges und der vorderen Schläfe (A. temporalis) der betroffenen Schädelseite, dann ebenso lange Entfernung der Kompresse. Wieder- holung des Vorganges fünf- bis sechsmal. Ich glaube, daß das Aufle- gen-Abnehmen der Kompresse im Sinne eines Gefäßtrainings (Wech- selbad) als wesentliches Moment wirkt, und nicht die Kälte allein.

Diese Erfahrung erhebt nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit;

ich selbst bin aber seither wochen- und monatelang beschwerdefrei. Früher nahm ich Ergotaminpräparate, Dolvi- rankombinationen, Gelonida, Lona- rid u. a. Jetzt wenige Male im Jahr zu-

sätzlich eine halbe bis eine Tablette Aspirin (Boxazin®).

Dr. A. Kolb

Sachsenweg 3 • 7810 Neu-Ulm 4

2 Auch

Akupunktur hilft

Worüber ich erstaunt den Kopf schütteln kann: Mit keiner einzigen Silbe wird auf die Möglichkeit der Ohr- und Körperakupunktur hinge- wiesen, die gerade bei der Migräne eine bemerkenswert nebenwirkungs- arme und sichere Therapie darstellt.

Zwar fomuliert der Verfasser:

„. . Eine kalte Kompresse auf die Stirn oder in den Nacken wirkt schmerzlindernd. Manchem Patien- ten gelingt eine zumindest vorüber- gehende Schmerzdämpfung durch manuelle Kompression der Schläfen- arterien, . . .", greift aber diese Be- obachtung nicht auf. An diesen Stel- len gerade handelt es sich um wichti- ge Akupunkturpunkte der Migrä- netherapie wie: B10; G20; 3E17; B2.

Auch zur Behandlung von Nau- sea und Vomitus (cave: Paspertin in der Pädiatrie), bietet sich eine her- vorragende Alternative an: Aku- punktur oder Akupressur des Punk- tes KS 6 (Neiguan), der bei jeder Art

von Erbrechen, auch durch starke Pressur, sedierend wirkt. Der Wich- tigkeit halber sei dieser Punkt kurz lokalisiert: 4 cm bis 6 cm proximal der Handfalte, zwischen den Sehnen des M. palmaris longus und M. flexor carpi radialis. KS 6 ist leicht auffind- bar, da er immer drucksensibel ist.

Insgesamt bringt die Akupunktur der Migräne so leichte Erfolge, daß hiermit das Interesse zu einem tiefe- ren Akupunkturstudium geweckt werden kann.

Dr. Michael Holm-Hadulla Arzt für Kinderheilkunde Diplompsychologe

Geiersberg 10 • 6330 Wetzlar

3 Erfolge

der Chirotherapie

In dem Bericht Dieter Soykas fehlt jeder Hinweis auf die bei Mi- gräne sehr erfolgreiche gezielte (Rö.!) chirotherapeutische Behand- lung, Deblockierung der signifikant häufig vorliegenden Blockierungen der Kopf/C 1/C 2-Gelenke. Sicher sind sie oft nur Faktor, nicht Causa.

der Anfälle, jedoch zeigt die Kata- mnese nach Deblockierung viel sel- tenere, leichtere, kürzere Anfälle.

Jeder Arzt mit der Ausbildung „Chi- rotherapie" verfügt über zahlreiche derartige Erfolge!

Dr. med. Martin M. Schönberger Chirotherapie • Kirschenweg 5 8209 Stephanskirchen

A-968 (66) Dt. Ärztebl. 86, Heft 14, 6. April 1989

Referenzen

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