ie Mitglieder der AOK Ba- den-Württemberg werden künftig ein „Gesicht“ haben.
Bis Ende 1999 sollen drei Millionen Versichertenkarten mit Foto ausgege- ben werden. Dies kündigte der Vor- standsvorsitzende der AOK Baden- Württemberg, Roland Sing, an. Es gibt sogar noch weitergehende Pläne in Baden-Württemberg: die Versi-
chertenkarte soll auch für Informati- onszwecke genutzt werden können.
Anlaß für die Gedankenspiele der AOK ist ein jetzt abgeschlossener Modellversuch in der Region Heil- bronn. Dort sind inzwischen knapp 50 Prozent der Kassenmitglieder im Be- sitz einer Versichertenkarte mit Bild, darunter 90 Prozent Berufsanfänger und 60 Prozent freiwillig Versicherte.
90 Prozent der Ärztinnen und Ärzte haben der AOK zufolge den Modell- versuch positiv begleitet.
Roland Sing sieht in dem Modell- versuch eine Verbindung zur Struktur- reformdebatte in Bonn, die er offensiv begleiten möchte. Mit der landeswei- ten flächendeckenden Fortsetzung des Pilotprojektes will die AOK Ba- den-Württemberg ein deutliches Si- gnal in Richtung Gesetzgeber senden, die Versichertenkarte bundesweit fäl-
schungssicher auszugestalten. Die Ausweitung des Modellversuchs auf ganz Baden-Württemberg soll, so Sing weiter, noch in diesem Jahr reali- siert werden. Dies biete sich für die AOK Baden-Württemberg schon aus Kostengründen an, denn bis zum Jah- resende 1999 würden etwa zwei Drit- tel der AOK-Versichertenkarten aus- laufen. Dies betrifft insgesamt etwa drei Millionen Mitglieder.
Eine Austauschaktion sei demnach auch ohne die Einführung der neuen Bildkarte notwendig.
Die Kasse wird den in Frage kommenden Versicherten die neue Bildkarte im Sommer 1999 anbieten. Meldet sich der Versicherte nicht oder lehnt er das Ange- bot ab, erhält er die Versi- chertenkarte wie bisher ohne Bild. Andererseits können AOK-Versicherte, deren Versicher- tenkarte bis Jahresende nicht ungültig wird, von sich aus eine Bildkarte an- fordern.
Vorstellbar ist für Roland Sing jetzt auch, auf die Versichertenkarte Patientendaten wie etwa die Ergeb- nisse bildgebender Verfahren oder Arzneimittelverordnungen aufzu- bringen. Der Schlüssel zur Öffnung der Daten müsse allerdings allein beim Patienten liegen. Sing verspricht sich letztlich von der Ausweitung der Karteninformationen eine Verbesse- rung der Gesundheitsberichterstat- tung. Mit Blick auf den Datenschutz sagt der AOK-Vorsitzende: „Wir wer- den der Politik verdeutlichen, daß künftig mehr geschehen dürfen muß.“
Nur so sei eine Stärkung des Verbrau- cherschutzes möglich. Jürgen Dreher A-600 (24) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 10, 12. März 1999
P O L I T I K AKTUELL