DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
DISKUSSION
SPALA
Sicherheitsprofil von Antirheumatika bei
Langzeitanwendung
Kausalzusammenhang
Als Prodrug gilt ein Arzneistoff, der, als Vorstufe beziehungsweise Derivat appliziert, erst allmählich, meist enzymatisch zur Wirkform um- gewandelt (aktiviert) wird (siehe Pschyrembel, Klinisches Wörter- buch, 255. Auflage).Acemetacin ist bereits eine ei- genständige, therapeutisch wirksame Substanz, und zwar sowohl bei allen klassischen Tierversuchen in sämtli- chen Parametern als auch klinisch bei sämtlichen einschlägigen Indika- tionen (siehe unter anderem Arznm.
Forschg./Drug Res.Bd/Vol. 30 (II) (1980) 1313-1468). Obwohl Aceme- tacin zu etwa fünfzig Prozent im Or- ganismus in Indometacin umgewan- delt wird, ergaben und ergeben ver- gleichende therapeutische Doppel- blind-Studien mindestens eine gleichstarke Wirkung wie Indometa- cin bei besserer Verträglichkeit.
Dr. med. Hans-Joachim Tepe Finkengrund 7
W-3118 Bad Bevensen-Medingen
Schlußwort
Zunächst erscheint an dieser Stelle der Hinweis notwendig, daß bei dem Projekt SPALA uner- wünschte Ereignisse (UE) während der Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika erfaßt wurden und keine Kausalzusammenhänge mit ei- ner bestimmten Arzneimittelthera- pie dargestellt sind. Die Beurteilung eines Kausalzusammenhanges hängt von zahlreichen Faktoren, wie dem
Zu dem Beitrag von Privatdozent Dr. rer. nat.
Dr. med. habil,
Michael Kurowski et al.
in Heft 37/1990
Kenntnisstand des Arztes, den Be- gleiterkrankungen, der Komedikati- on usw. ab. Da diese Faktoren (ins- besondere der zuerst genannte) star- ke Unregelmäßigkeiten aufweisen, ist die Vergleichbarkeit selbst bei ei- ner so großen Patientengruppe nur bedingt gegeben.
Der angesprochene Vergleich der Häufigkeiten unerwünschter Er- eignisse während der Behandlung mit Indometacin und Acemetacin re- flektiert die Unsicherheit bei der Be-
wertung solcher Daten und die Ge- fahr einer Interpretation. Hierbei ist die Frage, ob Acemetacin ein Pro- drug von Indometacin ist, im Labor längst geklärt (es ist!). Dies beein- trächtigt jedoch nicht die Bedeutung der Frage, ob sich die Präparate hin- sichtlich der Häufigkeit beobachte- ter unerwünschter Ereignisse (UE) beim klinischen Gebrauch unter- scheiden.
Zu einem objektiven Vergleich zweier Präparate sind eine Reihe weiterer Faktoren von Bedeutung, die bei der summarischen Publikati- on der Zwischenresultate nicht be- rücksichtigt wurden. Hierzu zählt die Selektion eines Patientengutes für ein bestimmtes Präparat. So kann et- wa die Propagierung einer besseren gastrointestinalen Verträglichkeit dazu führen, daß ein Präparat beson- ders häufig bei Risikopatienten, die andere Antirheumatika nicht vertru- gen oder eine Ulkusanamnese auf- weisen, eingesetzt wird. Dies kann zu einer Verzerrung der Ergebnisse und zu falschen Schlußfolgerungen hinsichtlich der gastrointestinalen Verträglichkeit führen.
Die Daten einer Anwendungs- beobachtung bedürfen daher einer besonders behutsamen Interpretati- on und beim Vergleich von Präpara- ten der Berücksichtigung klinischer Randbedingungen. Der eigentliche Wert der Untersuchung liegt in der umfangreichen und vollständigen Dokumentation des Anwendungsri- sikos unter klinisch relevanten Be- dingungen, die dem Patienten und dem behandelnden Arzt Fakten für den täglichen Umgang mit Antirheu- matika in die Hand geben.
Privatdozent Dr. rer. nat.
Dr. med. habil. Michael Kurowski
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Sektion Pharmazie Postfach, 0-4010 Halle
Dt. Ärztebl. 88, Heft 41, 10. Oktober 1991 (89) A-3437