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Archiv "Medizingeschichte(n): Ärztliche Standespolitik – Marburger Bund" (09.09.2005)

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M E D I Z I N

Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005 AA2403

davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Personen, die sich jährlich mit STD in Deutschland infizieren, um ein Vielfaches höher ist.

Eine Infektion kommt selten allein

Besorgniserregend ist, dass es für viele Betroffene, insbesondere Männer, nicht das erste Mal ist, dass eine STD bei ihnen diagnostiziert wird. Damit steigt die Ge- fahr für Folgeerkrankungen, insbesonde- re bei Chlamydien und Gonorrhoe (6).

Gleichzeitig wurde bei mehr als elf Pro- zent der Patienten das gleichzeitige Vor- liegen von mehr als einer sexuell über- tragbaren Infektion festgestellt. Hiermit wird klar, dass immer die Möglichkeit ei- ner Doppel- oder Mehrfachinfektion be- steht und labordiagnostisch ausgeschlos- sen werden sollte. Auffällig war auch, dass ein hoher Anteil von Syphilis-Pati- enten bereits als HIV-positiv bekannt war. Mit dem gleichzeitigen Vorliegen ei- ner Syphilis steigt jedoch die Gefahr ei- ner HIV-Transmission erheblich, weil ho- he Konzentrationen von HI-Viren in sy- philitischen Primäraffekten vorhanden sein können (4).

Sexuelles Verhalten

Insgesamt war die Häufigkeit des Kon- domgebrauchs bei den untersuchten STD-Patienten sehr unbefriedigend. Ins- besondere Männer benutzten Kondome auch bei Sexualkontakten mit anderen als dem festen Partner nur selten. Abge- sehen von der Impfung gegen Hepatitis B ist der konsequente Gebrauch von Kondomen jedoch die wichtigste Maß- nahme zur Vorbeugung von STD.Gleich- zeitig zeugt der höhere Gebrauch von Freizeitdrogen bei Männern, der zu ei- nem Kontrollverlust und riskanten, sexu- ellen Verhalten führen kann, von einer Sorglosigkeit angesichts einer möglichen Ansteckung mit Gonorrhoe und Chla- mydien, aber auch anderen STD wie HIV und Syphilis (5).

MSM, heterosexuelle Männer und Prostituierte nichtdeutscher Herkunft sind am meisten von STD betroffen. Ob- wohl diese Daten aus dem STD-Sentinel nicht repräsentativ für die Situation in

ganz Deutschland sein können, sind die- se Gruppen als besonders gefährdet an- zusehen und sollten ein Ziel spezifischer Präventionsmaßnahmen sein. Hier hat sich jedoch gezeigt, dass die Ressourcen insbesondere auf regionaler oder lokaler Ebene nicht ausreichen, um bereits vor- handene Konzepte umzusetzen.

Um Folgekomplikationen und weitere Transmissionen zu verringern, empfehlen die Autoren daher, verstärkter als bisher im ärztlichen Praxis- und Klinikalltag auf sexuell übertragbare Infektionen zu ach- ten und bei jeglichem Verdacht eine La- bordiagnose durchzuführen. Dies gilt ins- besondere für Chlamydieninfektionen, weil diese mit schweren Folgeerkrankun- gen wie Infertilität einhergehen können.

Zusätzlich sollte Personen mit häufig wechselnden Partnern eine Hepatitis-B- Impfung angeraten werden. Die frühzei- tige Diagnose und Therapie von STD ver- hindert nicht nur schwere Folgeerkran- kungen der Betroffenen, sondern verrin- gert auch das Infektionsrisiko ihrer Se- xualpartner und ist daher eine wichtige Präventionsmaßnahme,um die Prävalenz und die weitere Verbreitung von STD in der Bevölkerung zu verringern.

Manuskript eingereicht: 9. 12. 2004, revidierte Fassung angenommen: 23. 2. 2005

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sin- ne der Richtlinien des International Committee of Medi- cal Journal Editors besteht.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2005; 102: A 2400–2403 [Heft 36]

Literatur

1. Berglund T, Fredlund H, Giesecke J: Epidemiology of the reemergence of gonorrhea in Sweden. Sex Transm Dis 2001; 28: 111–114.

2. Bremer V: Das STD-Sentinel des RKI – erste Ergebnisse.

Epidemiologisches Bulletin 2004; 1: 1–4.

3. BZgA-Studie „AIDS im öffentlichen Bewußtsein 2003“.

Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2003.

4. Fleming DT, Wasserheit JN: From epidemiological syn- ergy to public health policy and practice: the contribu- tion of other sexually transmitted diseases to sexual transmission of HIV infection. Sex Transm Infect 1999;

75: 3–17.

5. Koblin BA, Chesney MA, Husnik MJ et al.: High-risk be- haviors among men who have sex with men in 6 US ci- ties: baseline data from the EXPLORE Study. Am J Pu- blic Health 2003; 93: 926–932.

6. Land AJ, Evers JL: Chlamydia infection and subfertility.

Best Practice & Research Obstetrics and Gynaecology 2002; 16: 901–912.

7. Nicoll A, Hamers FF: Are trends in HIV, gonorrhoea, and syphilis worsening in Western Europe? BMJ 2002; 324:

1324–1327.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Viviane Bremer, MPH Abteilung Infektionsepidemiologie Robert Koch-Institut Berlin Seestraße 10, 13353 Berlin E-Mail: BremerV@rki.de

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