ersten europäischen Comics in lustig- pädagogischen Magazinen für Jugendli- che. Die franko-belgischen Bandes Des- sinées entwickeln unabhängig vom ame- rikanischen Comic eigene Erzählweisen und Themen.
Besondere Beachtung verdienen heute die Comics des Autorenverlages L’Association, zu dem sich 1990 eini- ge der interessantesten französischen Zeichner zusammenschließen, um ihre eigenen Comics zu verlegen. Der Verlag ist trotz seines unkommerziellen Pro- gramms überaus erfolgreich.
Bei L’Association ist „Persepolis“
von der iranischen Zeichnerin Marjane Satrapi erschienen, das in Frankreich
Rekordauflagen erreicht hat und gerade auf Deutsch bei der Edition Moderne er- schienen ist. Marjane Satrapi schildert ihre Kindheit und Jugend im Iran. Sie be- schreibt die islamische Revolution, den Irak-Krieg, das Wüten sowohl des Schah-Regimes als auch der religiösen Führer. Auf die häufig gestellte Frage, warum sie einen Comic daraus gemacht habe (wird je eine Filmemacherin etwas Vergleichbares gefragt?), antwortet sie, dass sie es nur in diesem Medium habe vermeiden können, dramatisch und pa- thetisch zu werden. Tatsächlich ist es ihr gelungen, ihre teilweise erschütternden Erlebnisse eindringlich, aber ohne Pa- thos zu erzählen, allerdings auch ohne zu bagatellisieren. Manchmal sagt sie auch, sie habe einen Comic gemacht, weil sie die Geschichte nicht tanzen könne.
Nicht unerwähnt bleiben darf hier
„Rendsburg Prinzessinstraße“ von Elke
Steiner, erschienen 2001 bei Edition Panel. Steiner hat ein Stipendium der Jüdischen Gemeinde zu Rendsburg ge- nutzt, um nach ausgiebiger Recherche im Archiv und mit Unterstützung einer Historikerin die Geschichte der Jüdi- schen Gemeinde zu Rendsburg zu er- zählen. Dieser historisch genaue, über- aus interessante Comic wäre auch als begleitendes Material im Geschichtsun- terricht bestens geeignet.Vieles wird an- schaulicher im Comic als durch reines Zahlen-Faktenlernen.
Comiclesen müsse man lernen, heißt es häufig. Der ungeübte Leser sei kaum imstande, Text und Bild zusammenzu- bringen, es entstünde kein Lesevergnü- gen. Aber es lohnt sich, und ganz so mühevoll ist es auch wieder nicht. Es gibt erheiternde, philosophische, poetische, spannende und einfach wunderschöne Comics. Noch sind sie im Buchhandel schwer zu finden, auch deswegen sind sie so wenig bekannt. Comics in Zeitungen und Zeitschriften und die Diskussionen, die sie anregen, können das ändern. Des- halb an dieser Stelle ein Dank dem Deutschen Ärzteblatt und den geneig- ten Lesern viel Freude beim Entdecken und Comiclesen! Jutta Harms,Berlin T H E M E N D E R Z E I T
A
A698 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1112. März 2004
Literaturliste
Krazy Kat, George Herriman, Carlsen Comics (vergriffen) Fritz the Cat, Robert Crumb, Reprodukt
Maus, Art Spiegelman, Rowohlt
Konstellationen, Debbie Drechsler, Reprodukt Persepolis, Marjane Satrapi, Edition Moderne Rendsburg Prinzessinstraße, Elke Steiner, Edition Panel
Weitere Empfehlungen
Die Macht des Volkes 1 und 2, Vautrin/Tardi, Edition Mo- derne
Salut Deleuze!, Jens Balzer, Martin tom Dieck, Arrache Cœur
L´Ascension du Haut Mal, David B., L´Association Schreibheft, Zeitschrift für Literatur 51, Sprechende Bil- der. Blickstörung – vom Eigensinn der Comics, Rigodon Verlag
Comics richtig lesen, Scott McCloud, Carlsen Comics Elke Steiner erzählt
die Geschichte der Juden der Gemeinde in Rendsburg.
Die Biografie von Herbert Lewin,erzählt in einem Comic und in zweiwöchentlicher Folge seit Heft 40/2003 im Deutschen Ärzteblatt er- scheinend, bewegt viele Leser – positiv wie nega- tiv. Kritiker bemängeln, dass ein so ernstes Thema nicht als Comic behandelt werden könne, Comics seien doch Witzzeichnungen. Gewiss, das waren sie ursprünglich, doch sie haben sich weiterent- wickelt, wie Jutta Harms, eine Expertin auf diesem
Gebiet, darlegt. NJ
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