A K T U E L L
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A610 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 105. März 2004
Hausärzte
Qualität durch
„Praxistest“
Die Bertelsmann Stiftung fördert Qualitätsmanage- ment in Arztpraxen.
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er Verein „Praxistext“ will Ärzte dabei unterstützen, in ihren Praxen ein Qua- litätsmanagement einzufüh- ren und dies durch ein Güte- siegel zu dokumentieren. Ver- einsgründer sind die Bertels- mann Stiftung und Topas Ger- many, deutscher Ableger eines gleichnamigen europäischen Vereins. Dessen Mitglieder wollen wissenschaftlich abge- sicherte, kostengünstige und praktikable Modelle zur Qua- litätssicherung in Arztpraxen fördern.Vorbild ist das hollän- dische Visitatie-System, bei dem erfahrene Hausärzte ihreKollegen in Sachen Qualitäts- sicherung beraten. Im Jahr 2000 zeichnete die Bertels- mann Stiftung den niederlän- dischen Hausärzteverband für seine Beiträge zur Versor- gungsqualität aus.
Derzeit sind 50 Arztpraxen in Deutschland an einer Pilot- studie beteiligt, um das von
„Praxistest“ favorisierte Ver- fahren zu testen. Konkret werden Praxisinhaber, Mitar- beiter und Patienten umfang- reich befragt, beispielsweise nach der Ausstattung der Pra- xis, Sicherheitsstandards oder ihrer Zufriedenheit. Danach
kommt ein Visitor zur Praxis- begehung, zum Interview mit dem Arzt und zur Teambe- sprechung. Am Ende stehen ein Feedback-Bericht und ei- ne Nachbefragung nach ei- nem halben Jahr. Auf Dauer will „Praxistest“ geeignete Qualitätsmanagementsyste- me, besonders geschulte Visi- toren und gegebenenfalls an- dere Dienstleister akkreditie- ren. Praxen können im An- schluss an ein erfolgreiches Verfahren ein drei Jahre gül- tiges Zertifikat erwerben.
„Wir wollen damit keine Ge- schäfte machen“, betonte
Prof. Dr. med. Ferdinand Ger- lach, Vorsitzender von Topas Germany. Die Kosten inklusi- ve Zertifikat sollen bei rund 2 000 Euro liegen.
„Praxistest“ will unabhän- gig von Körperschaften und Verbänden agieren. Gleich- wohl wird sich der Deutsche Hausärzteverband im Fach- beirat engagieren. Auch die Kassenärztliche Bundesver- einigung (KBV) ist von dem Projekt angetan. „Wir halten es für einen sehr soliden An- satz“, sagt KBV-Dezernent Dr. med. Bernhard Gibis. Die KBV erwäge eine Kooperati- on im Rahmen ihrer eigenen Bemühungen um Qualitäts- managementverfahren (siehe Beitrag „Mehrwert für die Arztpraxis“). Einschränkun- gen ergäben sich aber da- durch, dass das Praxistest- Projekt sich in erster Linie an Hausärzte richte. Informatio- nen: Sigrid Tzyschakoff, Ber- telsmann Stiftung, Telefon:
0 52 41/81 81 463. Rie
Kassenvorstände
Gehälter offen gelegt
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Angestellten- Krankenkasse verdient am meisten.
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ie Gesundheitsreform verpflichtet die Vorstände der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigun- gen, ihre Gehälter offen zu legen. Am 24. Februar wurden im Bundesanzeiger zunächst die Bezüge der Kassenchefs veröffentlicht.Den Angaben zufolge verdient der Vorstandsvorsitzen- de der Deutschen Angestellten-Krankenkasse Hansjoa- chim Fruschki mit 221 000 Euro (inklusive Aufwandsent- schädigungen) am meisten. Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse, Norbert Klusen, erhält 216 730 Euro im Jahr. Der Vorstandschef des AOK-Bundesverban- des, Hans Jürgen Ahrens, verdiente im vergangenen Jahr 165 000 Euro (plus maximal 33 000 Euro Erfolgshonorar) brutto. Seine Kollegen der größten Ersatzkassen verdien- ten zwischen 221 000 und 165 000 Euro. So erhielt der Vor- sitzende der Barmer Ersatzkasse Eckart Fiedler 185 422 Euro (Nebenleistungen inklusive). Der Chef der fünft- größten Krankenkasse, Dieter Hebel von der Gmünder Ersatzkasse, verdiente 165 184 Euro. Der Vorstandsvorsit- zende der Securvita BKK mit 120 000 Versicherten, Elis Huber, Ex-Präsident der Berliner Ärztekammer, gab sein Bruttojahresgehalt 2003 mit 104 814 Euro an. JF
Arzthelferinnen
Keine voreiligen Entlassungen
Berufsverband warnt vor Panikmache.
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er Berufsverband der Arzt-, Zahnarzt- und Tier- arzthelferinnen (BdA) ist nach Medienberich- ten zu bevorstehenden Entlassungen von bis zu 100 000 Arzthelferinnen besorgt. Die auf einer Umfrage bei 1 578 Fach- ärzten basierende Hoch- rechnung ließe sich zwar nicht auf alle Vertrags- ärzte übertragen, erklär- te BdA-Präsidentin Sa- bine Rothe, dennoch sei- en die Daten besorgnis- erregend.Rothe äußerte Verständnis für die Probleme derjenigen Fachärzte, die seit In-Kraft- Treten der Gesundheitsre- form besonders stark vom Rückgang der Patientenzah-
len betroffen waren, verwies aber gleichzeitig auf das En- gagement vieler Arzthelferin- nen, etwa in Form unbezahlter Überstunden, in den vergan- genen Jahren. Besser als eine vorschnelle Kündigung sei es, im Team nach Lösungen zu suchen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung appellier- te ebenfalls an die Ärzte, sich nicht zu Hauruck-Aktionen
hinreißen zu lassen. Erst im April lägen genaue Daten zur Entwicklung der Patienten- zahlen vor. Aus den Januar- Zahlen lasse sich wegen der Vorzieheffekte im Dezember kein Jahrestrend herleiten.TG Teambespre-
chung während einer Visitation:
Stärken und Schwächen wer- den analysiert.
Stehen bis zu 100 000 Stellen für Arzt- helferinnen auf dem Spiel?
Foto:Aqua Foto:Eberhard Hahne