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Archiv "Schmerzmedizin: Nationaler Aktionsplan gefordert" (17.01.2014)

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A 80 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 3

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17. Januar 2014

SCHMERZMEDIZIN

Nationaler Aktionsplan gefordert

In der Schmerzmedizin gibt es mehrheitlich noch eine Unterversorgung von Patienten, in einigen Bereichen aber auch eine Überversorgung.

W

ährend der letzten Jahre ist das Bewusstsein dafür ge- wachsen, dass starke akute Schmer- zen erhebliche negative Folgen für den Patienten haben: „Unabhängig von der stressinduzierten Belas- tung von Herz, Kreislauf, Stoff- wechsel und Immunsystem ist zu bedenken, dass unzureichend be- handelte akute Schmerzzustände chronifizieren und langfristig die

Lebensqualität der Patienten mas- siv beeinträchtigen können“, so Prof. Dr. med. Shahnaz Christina Azad aus München als Präsidentin des Deutschen Schmerzkongresses im Oktober 2013 in Hamburg.

Es wurden deshalb an vielen Kli- niken Akutschmerzdienste etabliert und damit vor allem die postopera- tive Schmerztherapie deutlich ver- bessert. Zudem wurden Standards für die Therapie von postoperativen Schmerzen formuliert, um die An- algesie auch unabhängig von Akut- schmerzdiensten zu gewährleisten.

Für viele Kliniken ist es laut Azad außerdem Routine, Ärzte und Pfle- gekräfte regelmäßig darin zu schu- len, Schmerzen frühzeitig zu erfas- sen und zu behandeln.

Problematisch aber ist nach wie vor die Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen – ob- wohl viele Zentren ein hochspezia- lisiertes Angebot zur Behandlung chronischer Schmerzen zur Verfü-

gung stellen. Laut Azad werden die Betroffenen jedoch viel zu spät an ein solches Zentrum überwiesen.

Eine der Ursachen hierfür dürfte sein, dass es oft nach wie vor an Be- wusstsein dafür mangelt, dass chro- nische Schmerzen ein komplexes Geschehen darstellen, das der indi- vidualisierten Behandlung bedarf.

Es gibt laut Azad ein ganzes Spektrum an effektiven schmerz-

therapeutischen Maßnahmen wie Arzneimittel, interventionelle Ver- fahren, Gegenirritationsmaßnahmen (TENS), Akupunktur oder Physio- therapie. „Allerdings müssen wir lernen, sehr genau zu differenzie- ren, was im individuellen Fall an Maßnahmen notwendig und sinn- voll ist“, betonte die Schmerzthera- peutin beim Hamburger Kongress.

Therapieauswahl muss die Lebensqualität berücksichtigen

Unterbleiben sollten selbstverständ- lich Maßnahmen, die nicht indiziert sind, forderte Priv.-Doz. Dr. Dr.

med. Eva Winkler aus Heidelberg.

Das betrifft nach ihrer Darstellung im engeren Sinne Behandlungsver- fahren ohne nachgewiesene Wirk- samkeit und auch Therapiemaßnah- men, mit denen das Behandlungs- ziel nicht erreichbar ist. Dazu gehö- ren Therapieoptionen, die mit einer inakzeptablen Lebensqualität ver- bunden sind oder die dem Patienten

voraussichtlich mehr schaden als nutzen werden.

Die Qualität der Versorgung von Patienten mit chronischen Schmer- zen ist dabei regional recht unter- schiedlich. „In ländlichen Regionen besteht häufig eine Unterversor- gung, weil die Patienten nicht oder erst sehr spät zu den spezialisierten Zentren überwiesen werden“, mo- nierte Azad. Andererseits ist in den Ballungsgebieten durchaus auch ei- ne Überversorgung realistisch, etwa wenn Patienten ein „Doktor-Hop- ping“ vornehmen oder aber einzel- ne Verfahren unkritisch zu Anwen- dung gebracht werden.

Gesamtstrategie statt

„Flickenteppich“

„Die Schmerzmedizin war in der studentischen Ausbildung bislang ein Stiefkind, das wurde jetzt glück- licherweise geändert“, so Azad. Das Gebiet ist seit dem Wintersemester 2013/14 als scheinpflichtiges Quer- schnittsfach Q14 im Medizinstu - dium etabliert. Damit dürfte sich künftig aus ihrer Sicht auch ein bes- seres Bewusstsein dafür ergeben, dass Schmerz nicht nur ein Begleit- symptom darstellt, sondern bei in- adäquater Therapie eigenen Krank- heitswert erlangen kann.

Einen „Nationalen Aktionsplan gegen den Schmerz“ hat Prof. Dr.

med. Dr. rer. nat. Thomas Tölle, München, als Präsident der Deut- schen Schmerzgesellschaft anläss- lich des Kongresses in Hamburg ge- fordert. Akute und auch chronische Schmerzen haben hinsichtlich der Belastung der Patienten wie auch der volkswirtschaftlichen Kosten aus seiner Sicht längst den Charak- ter einer Volkskrankheit erreicht.

Tölle: „Wir brauchen deshalb nun eine nationale Gesamtstrategie statt einen gewachsenen Flickenteppich, der weiter gestopft wird.“

Christine Vetter Schmerzreduzie-

rende Verfahren gibt es viele, eine individuelle Aus- wahl sollte jedoch stärker berücksich-

tigt werden.

Fotos: Fotolia/WavebreakmediaMicro, picture alliance, Fotolia/kreativwerden

M E D I Z I N R E P O R T

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