A 1348 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 24|
17. Juni 2011 Der Nutzen der Koloskopie in der Vorsorge desDickdarmkrebses gilt in der medizinischen Fachwelt mithin als gesichert. Weniger klar ist, in welchem Alter die erste Darmspiegelung er- folgen sollte. Derzeit empfehlen medizinische Fachgesellschaften Menschen ohne familiäre Vorbelastung für Dickdarmkrebs, sich ab dem 55. Lebensjahr alle zehn Jahre per Koloskopie untersuchen zu lassen. Im Sinne einer bevöl- kerungsweiten Vorsorge erstatten die gesetzli- chen Krankenkassen die Untersuchung ab die- sem Alter. Zwischen Männern und Frauen wird allerdings nicht unterschieden, ein für Prof. Dr.
med. Frank Kolligs, Medizinische Klinik und Poliklinik II des Klinikums der Ludwig-Maximili- ans-Universität München, im Lichte einer neu- en Studie „unbefriedigender Zustand“.
Kolligs und Autoren haben die Daten von 625 000 Koloskopien ausgewertet, die in Bay-
ern bei Erwachsenen zwischen 2006 und 2008 ab dem 18. bis zum 79. Lebensjahr vor- genommen wurden (PLoS ONE, 24.5.2011, online: http://dx.plos.org/10.1371/journal.po ne.0020076) und von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern dokumentiert worden sind.
Eindeutiges Resultat: „Männer haben in jedem Alter ein deutlich höheres Risiko als Frauen, dass im Rahmen einer Darmspiegelung ein fortgeschrittenes Adenom oder Darmkrebs ge- funden wird“, sagte Kolligs. Konsequenterwei- se sollten Männer früher mit der Dickdarm- krebsvorsorge beginnen als Frauen.
Seit einiger Zeit mehren sich Hinweise, wo- nach die Vorstufen bei Männern grundsätzlich früher entstehen als bei Frauen. Bisherige Un- tersuchungen überblickten aber meist nur klei- nere Fallzahlen oder verwendeten Daten aus Krebsregistern und Sterblichkeitsstatistiken.
„Die jetzigen Daten bilden die Realität in den Praxen sehr gut ab“, betont Kolligs. Denn sie umfassen erstens die Vorsorgekoloskopien, zweitens Darmspiegelungen, die in allen Al- tersgruppen wegen Beschwerden veranlasst wurden, und drittens Darmspiegelungen nach einem positiven Hämocculttest.
In allen drei Gruppen entdeckten die Medi- ziner in jeder Altersgruppe bei Männern etwa doppelt so viele Vorstufen und Dickdarmtumo- ren wie bei Frauen. Um ein fortgeschrittenes Adenom zu entdecken, müssen beispielsweise im Alter von 55 Jahren gemäß der Studie durchschnittlich 24,9 Frauen, aber nur 13,5 Männer koloskopiert werden. „Diese neu- en Ergebnisse müssen wir jetzt in der Fachwelt diskutieren“, erklärt Kolligs. Ziel sollte es sein, die Screeningkoloskopie für Männer schon ab
50 Jahren anzubieten. EB
MÄNNER HABEN HÖHERES DARMKREBSRISIKO
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat in einer Stellungnahme für das Bundesministerium für Gesundheit erklärt, dass die zugelassenen Lese- geräte für die elektronische Ge- sundheitskarte (eGK) im Rahmen des Basisrollouts sicher sind. Das Sicherheitsrisiko einer abgefange- nen PIN-Eingabe bestehe nicht, weil die Eingabe einer PIN in der Basisanwendung nicht vorge - sehen sei.
Ein Restrisiko besteht dem BSI zufolge dann, wenn ein für den Ba- sisrollout zugelassenes Kartenter- minal für qualifizierte elektronische Signaturen verwendet wird und der Praxisrechner infolge fehlender Schutzmaßnahmen, wie zum Bei- spiel Virenschutz oder Firewall, durch Schadsoftware korrumpiert ist. Selbst dann könne das Restrisi- ko bereits heute vermieden werden, wenn bei den für eine qualifizierte Signatur zugelassenen Geräten die entsprechenden Anzeigen beachtet würden, dass sich das Gerät in ei- nem sicheren PIN-Eingabemodus befinde, heißt es. Ungeachtet des- sen begrüßt das Bundesamt für Si- cherheit in der Informationstechnik ELEKTRONISCHE GESUNDHEITSKARTE
Amt sieht kein Sicherheitsrisiko bei Lesegeräten
die Einrichtung einer Steuerungs- gruppe bei der Gematik, die Emp- fehlungen zum Ausschluss des Restrisikos erarbeiten soll. Als Fol- ge der Sicherheitsdiskussion ver- zeichnen die Hersteller von Karten- lesegeräten derzeit viele Auftrags-
stornierungen. KBr
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Die Stellungnahme des BSI im Inter- net: www.aerzteblatt.de/111348aFoto: dpa
Die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen soll umfas- send und mit einem nationalen Ak- tionsplan als Leitlinie umgesetzt werden. Das sieht der Beschluss des Ausschusses für Arbeit und So- ziales des Deutschen Bundestages vor, der einem entsprechenden An- trag der Koalitionsfraktionen zu- stimmte. Künftig soll über den na- tionalen Aktionsplan der Bundes - regierung hinaus der intensivierte gesellschaftliche und politische Aus- tausch mit behinderten Menschen und deren Verbänden fortgeführt BEHINDERTE
Nationaler Aktionsplan kommt im Juni
werden. Kritik kommt vonseiten der SPD-Fraktion. Sie bezeichnete den Antrag der Koalitionsfraktio- nen als „völlig unzureichend“. Die dort enthaltenen Punkte seien alle schon bekannt, ein eigenes Budget fehle nach wie vor.
Auch die Fraktion Die Linke zeigte sich unzufrieden. Es bestehe in der Diskussion des Themas
„kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“. Der natio- nale Aktionsplan der Bundesregie- rung soll noch im Juni vorgestellt
werden. ER