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m Beispiel von Allergien hat der Arbeitskreis „Gesundheit und Umwelt“ der Ärztekam- mer Niedersachsen (ÄKN) unter der Leitung von Prof. Dr. med.Heyo Eckel auf seinem diesjährigen Gesundheitsforum in Hannover de- monstriert, wie hilfreich die neuen Medien in den Klinik- und Praxisall- tag integriert werden können.
Die Umweltmedizin als „das Fach mit der möglicherweise größten Prosperität und Dynamik“ wartet ständig mit neuesten Forschungs- ergebnissen auf, deren Vermittlung in Büchern und Zeitschriften nicht nur ein Zeit-, sondern auch ein Dar- stellungsproblem ist. Videoanimierte CD-ROM, abrufbare Videosequen- zen über das Internet, eine Vielzahl zumeist farbig ausgelegter grafi- scher Darstellungen und eine immer einfacher zu handhabende Suchrouti- ne sollen künftig die Alternative hier- zu sein.
Eine vorzügliche Informations- quelle im Verbundsystem stellte Dr.
med. Matthias Otto von der Doku- mentations- und Informationsstelle für Umweltfragen der Kinderärzte (DISU) in Osnabrück vor. Die Daten- bank UMINFO (Umweltmedizini- sches Informationsforum) ist ein In- formationsverbund, der nach einer dreieinhalbjährigen Aufbau- und Entwicklungsphase nun eine vierstel- lige Nutzerzahl hat. Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist „Umweltschadstoffe, ihre Wirkung auf den Menschen so- wie Möglichkeiten zur Diagnostik und Therapie“. Dafür interessieren sich umweltmedizinische Ambulanz- und Beratungsstellen, Bundesinstitu-
te, Gesundheitsämter, medizinische und ökologische Forschungseinrich- tungen, Kliniken und niedergelassene Ärzte in Form einer geschlossenen Benutzergruppe.
Derartige Kommunikations- und Informationsverbünde finden sich auch in den Netzstrukturen des IVDK (Informationsverbund Dermatologi- scher Kliniken). Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluß von 24 all- ergologischen Schwerpunktkliniken in Deutschland. Mit Hilfe dieser Strukturen ist es möglich, zum Bei- spiel beim Krankheitsbild des „aller- gischen Kontaktekzems“, flächen- deckend große Patientenkollektive zu erfassen, neu aufkommende Aller- gene schnell zu registrieren, diese publik zu machen und entsprechende Interventionen, vornehmlich durch Prävention, zu veranlassen.
DGN soll ärztliche Arbeit erleichtern
Große Hoffnungen setzte das Forum auf das Deutsche Gesund- heitsnetz (DGN). Der Leiter des Gesundheitsamts Hannover, Dr.
med. Hans Bernhard Behrends, be- richtete, das DGN könnte beispiels- weise bei der „Untererfassung mel- depflichtiger Infektionskrankheiten“
von Nutzen sein. Denn über das DGN könnte ein entsprechendes Erfassungsformular „gleichsam auf Knopfdruck“ verfügbar sein. Der in- terkollegiale Austausch von Arzt- briefen und Labordaten sei ein weite- rer Nutzungseffekt des Netzes. Zu- dem wäre die zeitnahe Bereitstellung
von Expositionsdaten, beispielsweise aus der Luftfernüberwachung, über die Trinkwasserqualität oder über Untersuchungen aus dem Bereich der Altlasten, ein Vorteil. In der um- weltmedizinischen Beratung könn- ten, so Behrends, Ergebnisse von Wohnungsbegehungen und Analysen mit entsprechenden Bildern und Meßergebnissen dem anfragenden Arzt auf den Bildschirm übermittelt werden.
Multimedia wird auch schon in den direkten Arzt-Patienten-Kontakt einbezogen. Der Ulmer Arzt Dr. med.
Michael Barczok präsentierte ein pra- xisrelevantes, PC-gestütztes multime- diales Schulungskonzept, das in der Einzel- und Gruppenberatung sowie als „Einstiegsinformation“ im Warte- zimmer genutzt werden kann.
Eine kürzlich abgeschlossene Umweltstudie des Göttinger Vereins zur Förderung der Pneumologie be- schäftigte sich mit der Frage: „Aller- gisches Asthma bronchiale bei Kin- dern – eine Umweltkrankheit?“ Der ehemalige Chefarzt der Lungenklinik Lenglern, Prof. Dr. med. Ulrich Hüttemann, stellte dazu die wichtig- sten Untersuchungsergebnisse einer Zweijahres-Beobachtung des Ge- sundheitszustandes von 350 Göttin- ger Schulkindern im Alter zwischen neun und zwölf Jahren vor:
1 Bei körperlicher Anstren- gung ist die Wirkung von Reizgasen (Ozon) und Schwebstäuben in den tieferen Atemwegsabschnitten ver- vierfacht.
1 Kinder müssen als die heraus- ragende Risikogruppe bezeichnet werden, da sie im Vergleich zu Er- wachsenen bei gleicher Expositions- dauer ein Vielfaches an Schadstoffen deponieren.
1 Die wichtigsten Risikofakto- ren sind die genetisch bedingte Ato- pie und die Passivrauch-Exposition in Innenräumen.
1 Unter diesen Bedingungen wird die Feinstaub-Emission schon bei geringen Belastungen in Innen- stadtbereichen zu einem Gesund- heitsrisiko.
Rolf Heyde
Ärztliche Pressestelle Niedersachsen Berliner Allee 20
30175 Hannover
A-2242 (26) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 36, 5. September 1997
T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE