Aus Bund und Ländern
Chirurgen: Ambulante Operationen nur noch gegen Kostenerstattung
MÜNCHEN. Die Ar- beitsgemeinschaft niederge- lassener Chirurgen Mün- chens (ANC) will ambulante Operationen außer in Notfäl- len nur noch gegen Kostener- stattung erbringen. Aufgrund der gegenwärtigen Abrech- nungspraxis der KV Bayerns decke die Vergütung für am- bulante Operationen nicht einmal die Betriebskosten, sagte Vorstandsmitglied Dr.
med. Rudolf Sebastian.
Daher hat die ANC, der 57 Chirurgen angehören, ein
„Münchner Modell“ entwik- kelt: niedergelassene Chirur- gen erstellen jedem Patienten einen Kostenvoranschlag mit den Einzelschritten des Lei- stungskomplexes. Diese wer- den nach dem 1,3fachen Satz der GOÄ berechnet und in DM angegeben. Den Kosten- voranschlag soll der Patient bei seiner Krankenkasse ein- reichen und sich die Kosten- übernahme bestätigen las- sen. Vorgesehen ist, daß die Chirurgen dann direkt mit der Krankenkasse abrech- nen. Stimmt die Kasse der Kostenübernahme nicht zu,
„muß sie dem Patienten eine Einweisung in ein Kranken- haus bestätigen“.
Nach Ansicht des Vorsit- zenden der ANC, Dr. med.
Werner Ponton, hat das Modell für Patienten und Kassen Vorteile: Die Patien- ten müßten keine Zuzahlun- gen leisten und erhielten einen Einblick in die er- brachten Leistungen. Die Krankenkassen „zahlen nur tatsächlich erbrachte Leistun- gen und sparen sich ko- stenintensive Krankenhaus-
aufenthalte“. SG
VdAK: Verbesserung der Krankentransporte für Behinderte
HAMBURG. Behinder- te Ersatzkassen-Versicherte können ihren Arzt besser er-
reichen. Wie die Ersatzkas- sen-Verbände (VdAK/AEV) in Hamburg mitteilten, ha- ben sie einen entsprechen- den Vertrag mit dem Ver- band der privaten Kranken- beförderungsunternehmen e.V. abgeschlossen, der die Krankenbeförderung der be- hinderten Versicherten opti- mieren soll.
Voraussetzung für den Transport ist eine ärztliche Verordnung für die Kranken- beförderung. Die Behinder-
ten werden mit speziell aus- gestatteten Fahrzeugen be- fördert.
Die Kosten werden (abge- sehen vom Eigenanteil von derzeit 25 DM) direkt mit den Abrechnungsstellen der Ersatzkassen abgerechnet.
Dem Verband der privaten Krankentransportunterneh- men gehören sieben Firmen an. Anschriften und Telefon- nummern können in den Ge- schäftsstellen der Ersatzkas- sen erfragt werden. EB
A-576 (20) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 11, 13. März 1998
P O L I T I K NACHRICHTEN
Die Welt ist in der Frage der Todesstrafe gespalten: 94 Länder verhängen sie. 99 Län- der verzichten darauf; von ihnen haben 57 die Todesstrafe gesetzlich ausgeschlossen.
Amnesty International registrierte 1996 in 39 Ländern mehr als 4 000 Exekutionen, davon mindestens 3 500 in China. In Iran, Pakistan, Saudi-Arabien, Jemen und in den USA werden auch Jugendliche unter 18 Jahren hingerichtet; in den USA wurden seit 1990 sechs Jugendliche mit dem Tod bestraft. Dort war die Todesstrafe 1976 wieder- eingeführt worden: 38 Bundesstaaten nahmen sie wieder in die Gesetzbücher auf, zwölf verzichteten darauf. Mehr als 430 Amerikaner sind seitdem hingerichtet worden.
Malaria-Risiko in Kenia deutlich erhöht
BERLIN. In den ersten fünf Wochen dieses Jahres sind dem Robert Koch-Insti- tut (RKI) in Berlin doppelt soviele Malaria-Erkrankun- gen (143) gemeldet worden wie im Vorjahr (73). Eine wei- tere Auswertung zeigt, daß von 99 in jüngster Zeit an Ma- laria erkrankten Personen 53 nach einem Aufenthalt in Ke- nia erkrankt sind. In den ver- gangenen Jahren hatten sich nur 15 Prozent aller an Mala- ria Erkrankten in Kenia infi- ziert. Wie das RKI mitteilt, sind in diesem Jahr in Deutschland bereits sieben
Menschen an den Folgen der Malaria gestorben, davon waren sechs Rückkehrer aus
Kenia. zyl
Ausland
Für mehr Toleranz gegenüber
AIDS-Kranken
GENF. Das UN-Hoch- kommissariat für Menschen- rechte hat kürzlich einen „in- ternationalen Leitfaden ge- gen Intoleranz“ veröffent- licht. Er soll der Diskriminie- rung AIDS-kranker Men- schen entgegenwirken. Die Leitlinien sollen Staaten er-
mutigen, gesetzliche Vorkeh- rungen gegen die Benachteili- gung AIDS-Kranker zu tref- fen. Die Rechte AIDS-Kran- ker auf Bewegungsfreiheit, Ausbildung und auf Pflege sollten bei neuen Regelungen im Mittelpunkt stehen. Die Empfehlungen des Leitfa- dens wurden gemeinsam mit UN-AIDS erarbeitet. UN- AIDS ist das UN-Programm zur Bekämpfung der Immun- schwächekrankheit.
30 Millionen Menschen sind nach Angaben von UN- AIDS derzeit mit dem HI-Vi- rus infiziert. Täglich kommen etwa 16 000 Neuinfektionen hinzu. EN
Anti-Folter-Komitee beklagt Zustände in rumänischen Anstalten
STRASSBURG. Auf „ver- heerende und menschenun- würdige Zustände“ in rumäni- schen Polizeistationen und Gefängnissen ist das Anti-Fol- ter-Komitee des Europarats gestoßen. Dies geht aus dem Bericht des Gremiums hervor, der vor kurzem veröffentlicht wurde. Das Komitee, dem Ärzte, Juristen, Psychologen und Strafvollzugsexperten aus den 40 Europaratsländern an- gehören, hatte im Herbst 1995 das psychiatrische Kranken- haus Poiana Mare im Süden Rumäniens sowie mehrere Polizeistationen und Gefäng- nisse inspiziert. In dem psych- iatrischen Krankenhaus sei- en die Zustände besonders schlimm gewesen: Die rund 500 Patienten litten Hunger und seien unter katastropha- len hygienischen Bedingungen untergebracht. Auch habe es dort an Medikamenten gefehlt.
Dem Bericht zufolge strenge sich die rumänische Regierung an, die Situation zu verbessern. Erfolge zeich- neten sich aber nur sehr lang- sam ab. Für die Modernisie- rungsprogramme fehle das notwendige Geld. Das Exper- ten-Komitee des Europarats überwacht die Einhaltung der Anti-Folter-Konvention, die auch Rumänien unterzeich-
net hat. EN