23. Mai 2017
Erkenntnisse aus wahlhilfe.li
Berno Büchel und Christian Frommelt
LIECHTENSTEIN-INSTITUT
Übersicht
▪ Ergebnis der Landtagswahlen
▪ Hintergründe zu Wahlhilfen
▪ Profil des Landtags
▪ Diskussion
Rückblick auf den 5. Februar 2017
Wahlbeteiligung LAND seit 1945
Quelle: Amtliche Wahlergebnisse/Darstellung W. Marxer
93.8%
92.3%
90.7%
93.3% 93.4%
96.4%
94.7% 95.6% 94.8% 95.6% 95.7% 95.4%
93.3%
90.9%
87.5%
85.3%
86.9%
86.7%
86.5%
84.6%
79.8%
77.8%
70%
75%
80%
85%
90%
95%
100%
45 49 53 53 57 58 62 66 70 74 78 82 86 89 93 93 97 1 5 9 13 17
Landtag Wahlresultat LAND seit 1945
Quelle: Amtliche Wahlergebnisse/Darstellung W. Marxer
Anteil veränderter Stimmzettel bei Landtagswahlen seit 1974 (in %)
0 10 20 30 40 50 60 70
74 78 82 86 89 93 93 97 1 5 9 13 17
VU FBP FL DU Total:
59.2 % (2017) 56.1 % (2013)
Wahlen und Wahlhilfe
Zweck von Wahlen
▪ Bestellung von politischer Herrschaft
▪ Auswahl und Wahlfreiheit zwischen konkurrierenden Sach- und Personenalternativen
▪ Volksvertreter mit Mandat, in Sachfragen für die Wählerin- nen und Wähler bindende Entscheidungen zu treffen
▪ inhaltliche Schnittmengen zwischen Kandidierenden und Wählerinnen und Wähler als Grundlage politischer Repräsentation
▪ inhaltliche Schnittmengen zwischen Parteien als Grundlage
von Koalitionsbildung
Ziel einer Wahlhilfe
▪ als Wahlhilfe
Vergleich politischer Positionen und Präferenzen
Mobilisierung und Partizipation
politische Bildung
▪ als politikwissenschaftliches Werkzeug
Objektivität von Fragen, Argumenten etc.
Austausch mit Parteivertretern und smartvote.ch
Transparenz für Methodik
Grenzen einer Wahlhilfe
▪ Positionen sind Momentaufnahme – machen politischen Diskurs nicht obsolet
▪ keine Auskunft über politische Fähigkeiten und Erfahrung der Kandidierenden (z. B. rhetorische Fähigkeiten, Verhandlungsgeschick,
Hintergrundwissen, Kompromissbereitschaft, Vernetzung etc.)
▪ Fragenkatalog nur eine Auswahl – jede Aggregation
nur eine Annäherung
Entstehung der Wahlhilfe.li
▪ März 2015: Projekt von Robin Schädler wird vom Ideenkanal prämiert
▪ September 2015: Testlauf mit Landtags-
abgeordneten der Mandatsperiode 2013–2017
▪ Dezember 2016: wahlhilfe.li geht online
Teilnahmequote bei Kandidierenden
▪ 94% der Kandidierenden, nämlich 67 von 71.
FBP: 22 von 22 Kandidierenden
VU: 24 von 25 Kandidierenden
DU: 13 von 16 Kandidierenden
FL: 8 von 8 Kandidierenden
▪ 96% der Gewählten, nämlich 24 von 25.
▪ 43% der Wählerinnen und Wähler
(Nachwahlbefragung).
Fragebogen
Fragebogen
▪ 45 Fragen
▪ 10 Themenbereiche
▪ 45 Erläuterungen
▪ Jeweils 3 bis 4 Pro-/ und Contra-Argumente
Welche bzw. wie viele Antwortkategorien wurden gewählt?
38
32 30
25
4 0
6 5
9 9
0 0 3 4
17
0 0 0 0
8 0
5 10 15 20 25 30 35 40
Gesamt FBP VU DU FL
Kandidierende
ALLE Antwortmöglichkeiten genutzt nur 3 von 4 genutzt nur 2 von 4 genutzt nur 1 von 4 genutzt
Anmerkung: ohne Fragen zu Staatshaushalt
Wie klare Positionen wurden vertreten?
Anmerkung: ohne Fragen zu Staatshaushalt
54% 53%
46%
60%
67%
52%
46% 44%
75%
65%
54% 59%
46%
54%
68%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
Gesamt FBP VU DU FL
Kandidierende Gewählte Nicht-Gewählte
Profil des neu gewählten Landtages
Ausgewählte Fragen
Frage: In Liechtenstein werden die Schüler/innen nach fünf Jahren an der Primarschule der Oberschule, Realschule oder dem Gymnasium zugeteilt. Würden Sie eine spätere Schulselektion begrüssen?
Uneinigkeit
22%
63%
75%
100%
54%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
FBP VU DU FL Total
Schulselektion
Uneinigkeit
Frage: Soll der bisher mögliche unbezahlte Elternurlaub von maximal vier Monaten aufgewertet werden?
56%
38%
0%
100%
46%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
FBP VU DU FL Total
Elternurlaub
Frage: Würden Sie es begrüssen, wenn weniger Schüler/innen nach der Primarschule dem Gymnasium zugeteilt werden, damit den Lehrbetrieben mehr Lehrlinge zur Verfügung stehen und das duale Berufsbildungssystem gestärkt wird?
Uneinigkeit
11%
75% 75%
33%
46%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
FBP VU DU FL Total
Dual
Frage: Soll die Finanzierung von Parteien sowie von Wahl- und Abstimmungskampagnen vollständig offengelegt werden müssen?
Uneinigkeit
33%
13%
50%
100%
38%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
FBP VU DU FL Total
Transparenz
Frage: Soll die 30-Jahres-Frist für eine erleichterte Einbürgerung von alteingesessenen Ausländer/innen gekürzt werden?
Uneinigkeit
56%
25%
50%
100%
50%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
FBP VU DU FL Total
Erleichterte Einbürgerung
Einigkeit Ja und eher Ja:
▪ aktive Weissgeldstrategie
▪ Einführung TARMED
Nein und eher Nein:
▪ Zuwanderungsbeschränkungen für EWR- und Schweizer Staatsangehörige lockern
▪ Schule-Dispense aus religiösen Gründen
Staatshaushalt
Frage: Welche Prioritäten würden Sie im Staatshaushalt setzen?
Einigkeit Staatshaushalt
Mindestens 20/24 Gewählte sagen gleich viel bei:
▪ Öffentliche Sicherheit
▪ Kultur und Freizeit
▪ Soziale Wohlfahrt
▪ Umwelt und Raumordnung
Uneinigkeit Staatshaushalt
-33%
0%
-50%
0%
-21%
0% 0% 0%
67%
8%
-60%
-40%
-20%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
FBP VU DU FL Total
Hilfsaktionen im Ausland
positive Balken:
deutlich mehr
negative Balken:
deutlich weniger
Uneinigkeit Staatshaushalt
-11%
0%
-25%
0%
-8%
22%
38%
0%
100%
33%
-40%
-20%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
FBP VU DU FL Total
Öffentlicher Verkehr
positive Balken:
deutlich mehr
negative Balken:
deutlich weniger
Uneinigkeit Staatshaushalt
0% 0%
-25%
0%
-4%
22%
38%
25%
67%
33%
-40%
-20%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
FBP VU DU FL Total
Bildungswesen
positive Balken:
deutlich mehr
negative Balken:
deutlich weniger
Smartspider und Politische Landkarte
Fragebogen
45 Fragen, 10 Themenbereiche:
▪ Sozialstaat, Familie & Gesundheitswesen (6)
▪ Bildung & Sport (3)
▪ Migration & Integration (5)
▪ Gesellschaft, Kultur & Ethik (4)
▪ Finanzen & Steuern (3)
▪ Wirtschaft & Arbeit (4)
▪ Umwelt, Verkehr & Energie (5)
▪ Politisches System & Aussenbeziehungen (5)
▪ Justiz & Polizei (3)
▪ Staatshaushalt (7)
Achse
Frage Restriktive
Migrationspoli tik
Beispiel
Finden Sie es richtig, dass Personen, die sich in Liechtenstein einbürgern lassen, auf ihre bisherige Staatsbürgerschaft verzichtenmüssen?
+ ja:
100
Würden Sie es begrüssen, wenn Liechtenstein mehrFlüchtlinge aufnehmen würde?
- eher nein:
75
Befürworten Sie auf Gemeindeebene die Einführung desStimm- und Wahlrechts für Ausländer/innen, die seit vielen Jahren in Liechtenstein leben?
- nein:
100
Soll die 30-Jahres-Frist für eine erleichterte Einbürgerungvon alteingesessenen Ausländer/innen gekürzt werden?
- eher nein:
75
Soll Liechtenstein die bestehendenZuwanderungsbeschränkungenfür EWR- und Schweizer Staatsangehörige lockern?
- eher ja:
25
Würden Sie es begrüssen, wenn wieder verstärktePersonenkontrollendirekt an der Grenze durchgeführt würden?
+ eher nein:
25
Durchschnitt 67
Beispiel: Zwei Kandidierende
Maximale und Minimale Werte des neu gewählten Landtages (N=24)
0 25 50 75 100
Offene Aussenpolitik
Liberale Wirtschaftspolitik
Restriktive Finanzpolitik
Law & Order Ausgebauter
Umweltschutz Ausgebauter
Sozialstaat Liberale Gesellschaft
Median maximaler Wert minimaler Wert
Smartspider der Kandidierenden
Smartspider des neu gewählten Landtages nach Parteien
0 25 50 75 100
Offene Aussenpolitik
Liberale Wirtschaftspolitik
Restriktive Finanzpolitik
Law & Order
Restriktive Migrationspolitik Ausgebauter
Umweltschutz Ausgebauter Sozialstaat
Liberale Gesellschaft
FL (N=3) FBP (N=9) VU (N=8) DU (N=4)
Politische Landkarte Eine Visualisierung
▪ Korrespondenzanalyse
▪ Reduktion des 45-dimensionalen Raumes auf 2 Dimensionen
▪ Je ähnlicher sich die Positionen von zwei Kandidaten sind, desto näher werden sie möglichst(!) in der politischen Landkarte gezeichnet.
Politische Landkarte Landtag
Politische Landkarte
▪ Aufpassen bei der Interpretation:
Achsen haben keine Interpretation!
▪ Nachträgliche Interpretationsversuche (in der Schweiz gängig) können irreführend sein.
▪ Sogenannte Korrespondenzanalyse
▪ „Principal inertias“ geben Wichtigkeit der Achsen an
Interpretation: Je ähnlicher sich die Positionen von zwei Kandidaten sind, desto näher werden sie möglichst(!) in der politischen Landkarte gezeichnet.
Es gibt keine perfekte Visualisierung.
Wahlempfehlungen sind viel präziser.
Differenz Abgeordnete vs. Kandidierende
Landtag
Gewählte und Nicht-Gewählte
Smartmap der VU
Anmerkung: Die Kandidierende U1 erhielt von allen VU- Kandidierenden am meisten Stimmen im Wahlkreis Unterland. U2 am zweitmeisten usw.
Smartspider der VU
Smartmap der FBP
Anmerkung: Der Kandidierende U1 erhielt von allen FBP- Kandidierenden am meisten Stimmen im Wahlkreis Unterland. U2 am zweitmeisten usw.
Smartspider der FBP
Smartspider der DU
Smartspider Gewählte vs. Nicht-Gewählte
Diskussion
Nutzung der Wahlhilfe
Nutzung und Einfluss der Wahlhilfe [1]
59%
49%
28%
57%
39%
33%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
18 - 34 Jahre 35 - 54 Jahre 55 - 99 Jahre nach Alter
Nutzung der Wahlhilfe Einfluss auf Wahlentscheid
45% 40% 41%
48%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Mann Frau
nach Geschlecht
Nutzung der Wahlhilfe Einfluss auf Wahlentscheid
Total Nutzung: 43 % Total Beeinflussung: 19 %
Quelle: Nachwahlbefragung 2017 (Demoscope/ W. Marxer; N=501)
Nutzung und Einfluss der Wahlhilfe [2]
26%
39%
52%
82%
56%
29%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
Eher nicht politisch interessiert
eher interessiert
sehr interessiert nach politischem Interesse
Nutzung der Wahlhilfe Einfluss auf Wahlentscheid
63%
53%
37%
49%
34%
69%
51%
36% 43%
33%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
nach politischer Ausrichtung
Nutzung der Wahlhilfe Einfluss auf Wahlentscheid
Quelle: Nachwahlbefragung 2017 (Demoscope/ W. Marxer; N=501)
Nutzung und Einfluss der Wahlhilfe [3]
46% 37% 39% 37%
61%
50% 60% 68%
0%
20%
40%
60%
80%
Volksblatt Vaterland Radio L 1FLTV
wenn Medien NICHT genutzt
Nutzung der Wahlhilfe Einfluss auf Wahlentscheid
42% 45% 48% 52%
34%
43%
13%
25%
0%
20%
40%
60%
Volksblatt Vaterland Radio L (oft) 1FLTV (oft) wenn Medien genutzt
Nutzung der Wahlhilfe Einfluss auf Wahlentscheid
Quelle: Nachwahlbefragung 2017 (Demoscope/ W. Marxer; N=501)
Profil der Wahlhilfe-Nutzer (N=3729)
0 25 50 75 100
Offene Aussenpolitik
Liberale Wirtschaftspolitik
Restriktive Finanzpolitik
Law & Order
Restriktive Migrationspolitik Ausgebauter
Umweltschutz Ausgebauter Sozialstaat
Liberale Gesellschaft
Median aller Nutzer Median aller Abgeordneter Median aller Kandidierender
Alter Landtag vs. neuer Landtag
Smartspider des Landtags 2017–2021 (N=24)
0 25 50 75 100
Offene Aussenpolitik
Liberale Wirtschaftspolitik
Restriktive Finanzpolitik
Law & Order
Restriktive Migrationspolitik Ausgebauter
Umweltschutz Ausgebauter
Sozialstaat Liberale Gesellschaft
Median maximaler Wert minimaler Wert
Smartspider des Landtags 2013–2017 (N=24, inkl. Stellvertreter)
Offene Aussenpolitik
Liberale Wirtschaftspolitik
Restriktive Finanzpolitik
Law & Order
Restriktive Migrationspolitik Ausgebauter
Umweltschutz Ausgebauter
Sozialstaat Liberale Gesellschaft
Median maximaler Wert minimaler Wert
Smartspider des Landtags 2017–2021 (N=24)
Offene Aussenpolitik
Liberale Wirtschaftspolitik
Restriktive Finanzpolitik
Law & Order Ausgebauter
Umweltschutz Ausgebauter Sozialstaat
Liberale Gesellschaft
FL FBP VU DU
Smartspider des Landtags 2013–2017 (N=24, inkl. Stellvertreter)
Offene Aussenpolitik
Liberale Wirtschaftspolitik
Restriktive Finanzpolitik
Law & Order
Restriktive Migrationspolitik Ausgebauter
Umweltschutz Ausgebauter Sozialstaat
Liberale Gesellschaft
FL FBP VU DU
Was lässt sich über die künftige
Positionsfindung im Landtag sagen?
Übereinstimmung innerhalb der Fraktionen : LT 2013–
2015 (N=257) und wahlhilfe.li (N=38) im Vergleich
94.1% 95.1%
89.0%
97.9%
73.7% 78.0% 82.2%
96.5%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
FBP VU DU FL
Grad der Übereinstimmung innerhalb der Fraktionen
Landtag 2013-2017 Wahlhilfe
Anmerkung: wahlhilfe.li ohne Fragen zu Staatshaushalt;
Landtag nur Schlussabstimmungen
Unterschiede zwischen den Fraktionen: LT 2013–2015 (N=257) und wahlhilfe.li (N=38) im Vergleich
37.7%
31.1%
28.0%
20.2%
14.0%
10.9%
63.2%
39.5%
44.7% 47.4%
52.6%
36.8%
44.7%
39.5%
44.7%
31.6%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
zw. DU u. FL zw. DU u. VU zw. DU u. FBP zw. FBP u. FL zw. VU u. FL zw. FBP u. VU
Anteil Vorlagen/Fragen mit unterschiedlichen Fraktionsmehrheiten
Landtag 2013-15 Wahlhilfe 2017
FL gew. vs. VU/ FBP nicht gewählt DU gew. vs. VU/FB nicht gew.
Je höher der einzelne Balken, desto grösser der Unterschied zwischen den zwei Parteien ….