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Was bringt uns das Jahr 2009?

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Was bringt uns das Jahr 2009?

Rückschau und Vorschau!

Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle- gen, die rhetorische Frage in der Überschrift ist nicht leicht zu beant- worten. Gesundheitsfonds, Fallpau- schalen, elektronische Gesundheits- karte und nicht zu vergessen Gen- diagnostikgesetz sowie Patientenver- fügung sind nur einige Themen auf der Agenda für das Jahr 2009.

Anhand dieser Aufzählung merken Sie, dass im engeren Sinne ärztliche Themen gegenüber den in erster Linie politischen Themen nach hinten rutschten. Leider, denn Fragen zur Früherkennung und Vorsorge, zur Diagnostik und auch Fragen am Lebensende liegen uns Ärzten näher als Fragen der Krankenversicherung oder der Krankenhausfinanzierung.

Dazu kommt der politische Wille des Gesetzgebers, unsere Strukturen der gemeinsamen Selbstverwaltung wei- ter zu unterminieren und die dezen- trale Steuerung des Gesundheitswe- sens zu zerstören. Unter der Devise

„divide et impera“ wurde durch drei Gesundheitsreformen in den letzten fünf Jahren eine einheitliche Patien- tenversorgung in Deutschland abge- schafft und damit die grundsätzliche Einigkeit der Ärzteschaft erschüttert.

Mit der Stärkung der Hausarztmedi- zin, der Öffnung der Krankenhäuser, der sogenannten integrierten Medi- zin, den DMP und dem Prinzip „Wett- bewerb“ werden zwar Partikularinte- ressen bedient, jedoch die notwen- dige Gruppen-Koordination bei der Versorgung chronisch Kranker ver- fehlt, wie das jüngst ein europäischer Acht-Länder-Vergleich belegt hat.

Die Umstellung der Krankenhäuser auf Fallpauschalen wird die finanzi- elle Belastung der Kliniken nicht nur in Sachsen weiter erhöhen. Es ist davon auszugehen, dass nicht alle öffentlichen Einrichtungen dem Druck standhalten können und pri- vatisiert oder insolvent werden. Be - reits heute erwirtschaften 30 Prozent der Kliniken in Deutschland Verluste.

Das ist in der jetzigen Finanzkrise besonders prekär, denn die Krise führt auch zu Engpässen bei der Bereitstellung von Krediten. Und pri- vate Investoren stehen bereits vor der Tür. Dabei gilt für mich die Maxime, Monopolbildungen im Kliniksektor zu vermeiden. Denn Krankenhausmo- nopole führen zwangs läufig zu Preis- dumping und Preis diktaten mit ent- sprechenden Auswirkungen auf die ärztliche Tätigkeit und die Qualität der Versorgung. Die Entscheidungen treffen dann Krankenhausverwaltun- gen. Die Sächsische Landesärztekam- mer muss aus diesen Gründen an der Forderung einer ausreichenden Finan- zierung der Kliniken durch Bund und Land festhalten. Inbegriffen sind dabei die Tarifsteigerungen für das Perso- nal sowie eine angemessene Abbil- dung der Weiterbildungskosten.

Im ambulanten Sektor erwarten wir dagegen eine längst überfällige ca.

10-prozentige Honorarsteigerung für sächsische Ärzte sowie die Umstel- lung auf eine Euro-Gebührenord- nung. Hoffentlich haben die nieder- gelassenen Kollegen dann endlich mehr Klarheit bei der Vergütung der medizinischen Behandlung.

Gegen alle Bedenken der Fachleute hat der Gesetzgeber dagegen ab 2009 die Einführung eines Gesund- heitsfonds beschlossen. Der einheit- liche Beitragssatz wurde auf 15,5 Prozent festgelegt und ein rechtlicher Rahmen zur Insolvenz von Kranken- kassen geschaffen. Damit ist mit einem Wettbewerb unter den Kran- kenkassen vor allem um Preise und (Mindest-)Leistungen zu rechnen. Die Anzahl der Krankenkassen wird sich weiter reduzieren und, so das unaus- gesprochene Ziel der Bundesgesund- heitsministerin, vermutlich eine Ein- heitskrankenkasse herausbilden.

Die Versorgung der Patienten hängt künftig vom Spardiktat der Finanz- politiker ab, wobei der tatsächliche Versorgungsbedarf völlig aus dem Blick gerät. Und sollte es schon im nächsten Jahr eine Erosion bei den Einnahmen der Krankenkassen geben, wird das zwangsläufig den Rationie- rungsdruck im Gesundheitswesen weiter erhöhen.

Für 2009, Insider sprechen von 2012, ist auch die flächendeckende Einfüh- rung der elektronischen Gesundheits- karte in Deutschland vorgesehen.

Dieses Prestigeprojekt der Bundesre- gierung ist mittlerweile um mindes- tens drei Jahre hinter dem ursprüng- lichen Zeitplan zurück. Sachsen hat sich von Anfang an konstruktiv an den Tests der neuen Kartengenera- tion beteiligt, aber den Basisrollout für 2008 abgelehnt. Auf den tat- sächlichen medizinischen Nutzen der elektronischen Systeme werden wir also noch eine Weile warten müssen, denn Sachsen wird jetzt als letztes Bundesland mit den elektronischen Gesundheitskarten und der Technik ausgestattet – und das ist gut so!

Alles in allem erwartet uns ein turbu- lentes und interessantes Jahr 2009.

Und mit Blick auf die Bundes- und Landtagswahl können wir schon fast von einem heißen Herbst sprechen.

Im Vorfeld werden die Sächsische Lan- desärztekammer und das Bündnis Gesundheit im Freistaat Sachsen die Gesundheitspolitiker auf Herz und Nieren, sowie auf ihre Versprechun- gen hin, prüfen. Zu einem Logbuch eines solidarischen und selbstverwal- teten Gesundheitswesens muss dabei das „Ulmer Papier“ werden, in dem im vergangenen Jahr die Grundwerte ärztlich-ethischen Anspruchs der Ärz- te im Zusammenwirken mit den medizinischen Assistenzberufen fixiert wurden!

Im neuen Jahr bedarf es also umso mehr einer einigen Ärzteschaft, die mit den anderen Heilberufen und den Patienten eine Macht darstellt, an der die Politik nicht vorübergehen kann!

Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze Präsident

Editorial

4 Ärzteblatt Sachsen 1 / 2009

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