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2008 keine elek tro­ nische Gesundheits ­ karte in Sachsen

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2008 keine elek tro­

nische Gesundheits ­ karte in Sachsen

Im Rollout-Konzept zur elektroni- schen Gesundheitskarte der gematik, der Gesellschaft zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte, ist vorgesehen, dass in Sachsen als sogenannter „begrenzter Region“

oder „Durchstichregion“ als erstem Land in Deutschland alle Versicher- ten mit der elektronischen Gesund- heitskarte ausgestattet werden sol- len. Damit verbunden ist die vorhe- rige Ausstattung aller Ärzte, Zahn- ärzte, Krankenhäuser und Psycho- therapeuten in Sachsen mit neuen Lesegeräten und der erforderlichen Anpassung der Primärsysteme. Pro- jektbeginn soll der 1. Oktober 2008 sein.

Die Sächsische Landesärztekammer hat sich bereits Anfang Januar 2008 mit Schreiben an Frau Orosz, Sächsi- sche Staatsministerin für Soziales, an Herrn Professor Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und an Herrn Striebel, Vorsitzender der ARGE

„SaxMediCard“ (Projektregion Löbau/

Zittau) ausdrücklich gegen das Vor- haben positioniert, einen vorgezoge- nen Rollout der elektronischen Ge - sundheitskarte in Sachsen durchzu- führen.

Der Deutsche Ärztetag in Münster 2007 hat sich entschieden gegen das Projekt „Elektronische Gesundheits- karte“ in der damaligen Form ausge- sprochen. Diese in einem Land ge - plante vorgezogene Ausgabe von elektronischen Gesundheitskarten ist keine Änderung des Projekts im Sinne der Ärzteschaft und des Pati- entenwohls, sondern ist ein politisch motiviertes Vorhaben ohne Einbezie- hung der in erster Linie Betroffenen.

Die sächsischen Ärzte in der Testre- gion Löbau-Zittau haben sich konst- ruktiv an der Testung der elektroni- schen Gesundheitskarte und des elektronischen Heilberufeausweises beteiligt. Dieses Engagement ist mit zusätzlichen Belastungen verbunden und den Kollegen gilt unser Dank.

Von dieser von der Sächsischen Lan- desärztekammer unterstützten Be - reitschaft ausgehend einen Gesamt- rollout der elektronischen Gesund- heitskarte in Sachsen zu planen, konterkariert diese Bemühungen und wird sich möglicherweise bis in die Testregion negativ auswirken.

Alle in Sachsen Versicherten benöti- gen zukünftig zwei Karten, da die elektronische Gesundheitskarte aus- schließlich von Ärzten und Zahnärz- ten in Sachsen eingelesen werden kann. Sobald sich ein Versicherter außerhalb Sachsens behandeln lässt, benötigt er die alte Krankenversi- chertenkarte. Das bedeutet:

■ Aufwand für die Versicherten selbst (Vorhalten von zwei Kar- ten),

■ Doppelaufwand für die Kranken- kassen bei notwendigen Aktuali- sierungen und bei Verlust,

■ für die sächsischen Ärzte und Zahnärzte hohen Erklärungsbe- darf gegenüber ihren Patienten,

■ Verwechslung der Karten durch Patienten und massive Störungen im Praxisablauf und

■ Mehraufwand für Ärzte und Zahnärzte in Grenz- und Touris- musregionen, wenn sächsische Versicherte keine alte Kranken- versichertenkarte mehr vorlegen.

Die Durchführung eines reinen Rollouts der elektronischen Gesund- heitskarte („neue Karte, neuer Schlitz“) ohne weitere Anwendun- gen bringt keinerlei medizinischen Nutzen.

Die elektronischen Gesundheitskar- ten sind bis heute nicht durch alle Testregionen vollumfänglich erprobt und vorliegende Ergebnisse wurden bis heute nicht evaluiert. Es ist strikt abzulehnen, dass Sachsen für dieses schlecht vorbereitete Experiment die Kulisse abgeben soll, auf Kosten von Ärzten und Patienten.

Als Begründung für die Auswahl Sachsens sind im Konzept folgende Faktoren benannt:

■ kein Stadtstaat,

■ wenig regionsübergreifende Ver- sorgung,

■ Erfahrungen in der Testregion Löbau-Zittau.

Dagegen sprechen Faktoren wie die demographische Struktur der nieder- gelassenen Ärzte in Sachsen mit dem höchsten Anteil an über 60-Jäh- rigen und die älteste Bevölkerungs- struktur deutschlandweit. Die Ankün- digung vieler älterer niedergelasse- ner Ärzte, sich elektronischen Um - strukturierungsprozessen nicht mehr unterwerfen zu wollen, muss ernst genommen werden. Der Arztmangel in ländlichen Regionen Sachsens wird sich bei Durchsetzung des vor- liegenden Rollout-Konzepts massiv verschärfen und die medizinische Versorgung gefährden.

Im Konzept ist keine Aussage zur Finanzierung der neuen Lesegeräte, der Anpassung der Praxisverwal- tungssoftware und vor allem des zusätzlichen Beratungsaufwandes in den Praxen zu finden. Das derzeit geplante Projekt hätte verheerende Folgen für die tägliche Praxis. Mögli- cherweise wäre damit sogar die Ein- führung der medizinischen Telemati- kinfrastruktur insgesamt gefährdet, da aufgrund der nur unzureichend praxistauglichen Lösungen Akzep- tanz durch Ärzte und Patienten nicht zu erwarten ist und die potentiellen Chancen des Projektes ungenutzt bleiben.

Die Positionierung von Sächsischer Landesärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung Sachsen und Landes- zahnärztekammer Sachsen in einer gemeinsamen Presseerklärung gegen dieses Vorhaben ist ein deutliches Signal an die Politik. Dem Lenkungs- gremium der ARGE „SaxMediCard“

liegt eine Anfrage der gematik zur Bereitschaft der Durchführung eines in Sachsen vorgezogenen Rollouts der elektronischen Gesundheitskarte vor. Die fundamentalen Bedenken der Ärzte sollten bei der Entschei- dung darüber ernst genommen wer- den.

Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze Präsident

Berufspolitik

Ärzteblatt Sachsen 2 / 2008 71

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