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Statine können mehr als Lipide senken

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Statine zur Prävention von Demenz und Katarakt? Zwei im Rahmen des ESC-Kongresses 2013 präsentierte Studien legen das nahe. Für ent- sprechende Empfehlungen fehlen allerdings die prospektiven Daten.

RENO BARTH

Die heute in der Behandlung kardio- vaskulärer Risikopatienten vorgesehe- nen Grenzwerte für LDL-Cholesterin sind bei der deutlichen Mehrzahl der Patienten ohne Statintherapie nicht er- reichbar. Die extrem breite Anwen- dung dieser Substanzgruppe stellt höchste Anforderungen an die Sicher- heit. Anschuldigungen, Statine könn- ten das Katarakt- und Demenzrisiko erhöhen, müssen daher äusserst ernst genommen werden. Erfreulicherweise geben zwei im Rahmen des ESC-Kon- gresses 2013 präsentierte Studien in beiden Fällen Entwarnung.

Reduktion des Demenzrisikos Mehr als das: Statine dürften sogar vor Demenzerkrankungen schützen – wobei ein dosisabhängiger Effekt be- obachtet wurde. Das ist umso bedeut- samer, als gegenwärtig sogar die US Food and Drug Administration (FDA) vor einem «statin-associated cognitive impairment» warnt. Nun zeigt jedoch eine populationsbasierte Studie aus Taiwan mit fast 60 000 Teilnehmern nicht nur keine Erhöhung, sondern sogar eine signifikante Reduktion des Demenzrisikos unter Statintherapie.

Die Studie wurde anhand von Daten der staatlichen taiwanischen Kranken- versicherung durchgeführt. Eingeschlos - sen wurden 57 669 ältere Menschen,

die in den Jahren 1997 und 1998 unter keiner Demenzerkrankung litten. Im Verlauf des Follow-ups traten in dieser Gruppe bei 5516 Personen Demenz - erkrankungen im Sinne der Studienkri- terien auf. Das waren in der grossen Mehrzahl Fälle von Morbus Alzheimer, denn – und das ist eine der Besonder- heiten der Arbeit – vaskuläre Demen- zen waren ausgeschlossen. Damit schei - det die zu erwartende Verhinderung von Atherosklerose durch die Statine als Ursache für den beobachteten Ef- fekt aus.

Risikoreduktion abhängig von der Dosis

Die Reduktion des Demenzrisikos unter Statintherapie war ausgeprägt dosis - abhängig. Für die Patientengruppe, die die potentesten Statine in den höchsten Dosierungen am längsten einnahm, be- trug das relative Risiko im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe, die keine Statine nahm, schliesslich nur mehr rund ein Drittel. Dabei wurde eine Äquivalenzdosis herangezogen, die aus der täglich eingenommenen Menge und der Potenz des Statins er- rechnet wurde. In der Gruppe mit der höchsten täglichen Statindosis betrug die Erkrankungswahrscheinlichkeit im Vergleich zu Personen, die überhaupt keine Statine nahmen, 0,419 – also we- niger als die Hälfte. Berücksichtigt man auch, wie lange Statine genommen wurden, verkleinerte sich bei der höchs- ten Gesamtdosis das Demenzrisiko auf 0,332. Selbst für die Patienten mit der geringsten Statineinnahme wurde noch eine Risikoreduktion (RR = 0,662) ge- sehen. Die protektiven Effekte der Sta- tine wurden in allen Altersgruppen, bei beiden Geschlechtern und in allen kar- diovaskulären Risikogruppen gefunden.

Obwohl die Arbeit nur Patienten aus Taiwan berücksichtigt, Abweichungen in anderen Populationen also möglich sind, gehen die Experten der ESC doch davon aus, dass diese Daten auch für Europa Relevanz haben.

Metaanalyse zeigt reduziertes Kataraktrisiko

Das gilt auch für eine weitere Studie, die sogar den höheren Evidenzgrad einer Metaanalyse aufweist. Diese Ar- beit zeigte, dass die Einnahme von Sta- tinen das Risiko eines Kataraktes um 20 Prozent reduziert. Auch in diesem Fall geht es um eine klinisch äusserst relevante Entwarnung, zumal immer wieder Befürchtungen geäussert wur- den, Statine könnten kataraktogen sein.

Aus diesem Grund führte eine Gruppe am Robert Wood Johnson University Hospital in New Jersey, USA, eine Meta - analyse zu dieser Frage durch, in die Daten aus 14 Studien mit 2 399 200 Pa- tienten und 25 618 Katarakten ein - gingen. Das Durchschnittsalter der Pa- tienten betrug 61 Jahre, die mittlere Behandlungsdauer 54 Monate. Die be- obachtete Reduktion des Kataraktrisi- kos um 20 Prozent war signifikant (Quo - tenverhältnis [OR] 0,80; 95%-Konfi- denzinterval [KI] 0,77–0,83; p < 0,0001).

Auch in diesem Fall scheint die Wir- kung in gewisser Weise dosisabhängig zu sein. Wurde die Statinbehandlung nämlich schon im Alter ab 40 begon- nen und länger durchgeführt, redu- zierte sich das Risiko sogar um 50 Pro- zent. Dazu der Erstautor der Studie, Prof. Dr. John B. Kostis: «Unsere Aus- wertung zeigt, dass man 71 Personen mit Statinen behandeln muss, um einen grauen Star zu vermeiden. Man kann also bei aller Vorsicht sagen, dass wir uns keine Sorgen über ein vermehrtes Auftreten von Katarakten machen müs - sen.» Für Empfehlungen zum Einsatz von Statinen in der Prävention von Ka- tarakten ist es jedoch zu früh, zumal es sich bei dem aufgearbeiteten Material um retrospektive Daten handelt und keine prospektiven Studien vorliegen. Reno Barth

Quelle: Kostis JB, Dobrzynski JM: Statins prevent cataract:

A meta analysis, Abstract 833, sowie Wu T, Lin C: The statin use and the incidence of dementia, Abstract 1609, ESC-Kon- gress, 31. August bis 4. September 2013 in Amsterdam.

BERICHT

86

ARS MEDICI 2 2014

Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC)

Amsterdam, 31. August bis 4. September 2013

Statine können mehr als Lipide senken

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