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Einleitung: Die Grammatik von Eigennamen

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Einleitung: Die Grammatik von Eigennamen

PETER GALLMANN & MARTIN NEEF

Die Forschung zu Eigennamen hat eine lange Tradition. Schwerpunkt dieser Forschung ist eine Rekonstruktion der Bedeutungsgeschichte von Eigennamen. Die Masse der hierzu erschienenen Abhandlungen ist schier unüberschaubar. Ein eindrucksvolles Zeugnis dieser Forschungslage bie- tet der HSK-BandNamenforschung(Eichler et al. 1995). Daneben dienen Eigennamen bevorzugt als Material zur Erforschung von Sprachgeogra- phie und Sprachverwandtschaft. Weitaus weniger intensiv hat sich die Linguistik mit grammatischen Besonderheiten von Eigennamen beschäf- tigt. Die vorliegende Sammlung von Aufsätzen verfolgt das Ziel, die grammatisch orientierte Forschung zur Eigennamenthematik zu bündeln und Anstöße zur weiteren Intensivierung dieser Forschungsbemühungen zu geben. Dabei dient der Gegenstand “Eigennamen” vorrangig dazu, auf Appellativa zugeschnittene Analysen zu prüfen und gegebenenfalls zu modifizieren, um auch diesen Datenbereich abzudecken.

Die Textsammlung ist hervorgegangen aus der Kurz-AG “Die Gram- matik von Eigennamen”, die wir im Rahmen der 25. Jahrestagung der DGfS im Februar 2003 in München veranstaltet haben. Das Ziel dieser AG war es, zwei unterschiedliche Stränge zur grammatikbezogenen Ei- gennamenforschung zusammenzuführen, zu denen wir aufgrund unserer eigenen Arbeiten eine enge Verbindung hatten (vgl. Gallmann 1997; Neef 1998: 55⫺72; 2004). Dies ist einmal die Untersuchung von Eigenheiten der syntaktischen Distribution von Eigennamen, die insbesondere in- folge der DP-Hypothese (Abney 1987) einen großen Aufschwung genom- men hat. Hierfür sind in entschiedenem Maße Arbeiten von Longobardi (zum Beispiel Longobardi 1994) ausschlaggebend. Auffällig an Eigenna- men gegenüber Appellativa ist, dass sie in vielen Sprachen häufig ohne Artikel auftreten. Auf der anderen Seite zeichnen sich Eigennamen durch morphologische Besonderheiten aus, die sowohl ihre Eigenschaften in der Flexion als auch in der Lexembildung betreffen. Gerade bei der Fle- xion stoßen morphologische und syntaktische Eigenschaften zusammen und verlangen nach einer gemeinsamen Behandlung. So bedarf etwa der

Zeitschrift für Sprachwissenschaft 24 (2005), 13 07219067/2005/0240001Walter de Gruyter

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2 Peter Gallmann & Martin Neef

kategoriale Status von Eigennamen und von aus Eigennamen abgeleite- ten Lexemen einer gründlichen Klärung (vgl. zum Beispiel Fuhrhop 2003).

Die ersten drei Beiträge befassen sich mit syntaktischen Eigenschaften von Eigennamen sowie mit damit verbundenen semantischen Eigen- schaften. In seinem Beitrag Toward a Unified Grammar of Reference kommt Giuseppe Longobardi, auf der Basis einer Zusammenfassung sei- ner Forschungsergebnisse der letzten 15 Jahre zur Syntax der Eigenna- men, zu einer vereinheitlichenden Analyse von Referenzeigenschaften sprachlicher Ausdrücke. Die Beiträge von Pawel Karnowski & Jürgen Pafel (Wie anders sind Eigennamen?) sowie von Afra Sturm (Eigennamen als kontextabhängige und inhärent definite Ausdrücke) nehmen unmittel- bar auf die Arbeiten von Longobardi Bezug und überlegen, inwieweit diese primär an romanischen Sprachen entwickelte Analyse für das Deutsche tragfähig ist bzw. modifiziert werden sollte. Hierfür werden in kritischer Distanz zu Longobardis Annahmen auch grundsätzliche theo- retische Erwägungen angeführt, die über die behandelten Daten des Deutschen hinausgehen. Während Longobardi eine asymmetrische Theorie zum Syntax-Semantik-Verhältnis bei Eigennamen formuliert in dem Sinne, dass sich Eigennamen signifikant anders als Appellativa ver- halten, verfolgen Karnowski & Pafel das Ziel, eine symmetrische Theorie zu formulieren, die Eigennamen und Appellativa gleichermaßen als prä- dizierende Ausdrücke ausweist. In eine ähnliche Richtung zielend kommt Sturm auf der Basis standarddeutscher und schweizerdeutscher Daten zu dem Ergebnis, dass DPs mit Eigennamen wie alle definiten DPs refe- rierende und kontextabhängige Ausdrücke darstellen. Die Besonderheit von Eigennamen liegt danach in erster Linie darin, dass sie vorzugsweise inhärent definit sind.

Stärker auf morphologische Eigenschaften von Eigennamen konzen- triert ist der Beitrag von Klaus Michael Köpcke & David A. Zubin (No- minalphrasen ohne lexikalischen Kopf – Zur Bedeutung des Genus für die Organisation des mentalen Lexikons am Beispiel der Autobezeichnungen im Deutschen). Anhand einer bestimmten Teilklasse der Eigennamen un- tersuchen sie das Zusammenspiel von Genus und syntaktischer Distribu- tion in der Nominalphrase. Daraus ergeben sich einerseits Konsequenzen für die syntaktische Struktur der Nominalphrase, andererseits aber auch solche für die Konzeption des mentalen Lexikons.

Aufgrund verschiedenster Umstände konnten wir leider keine anderen Beiträge zur Behandlung morphologischer Fragestellungen aufnehmen.

Zum Teil liegt dies daran, dass einige der in der AG vorgetragenen Un- tersuchungen mittlerweile an anderer Stelle publiziert wurden (Eisen- berg & Smith 2002, Weber 2004) oder anderweitig zur Publikation vorge- sehen sind.

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Einleitung: Die Grammatik von Eigennamen 3 Abschließend möchten wir als Herausgeber auch im Namen der betei- ligten Autoren den ZS-Redakteuren Georg Kaiser, Ingo Plag und Su- sanne Uhmann sowie einer Reihe anonymer Gutachter für ihre hilfreiche Unterstützung danken.

Peter Gallmann Martin Neef

Institut für Germanistische Seminar für deutsche Sprache

Sprachwissenschaft und Literatur

Friedrich-Schiller-Universität Jena Technische Universität Braunschweig

Literatur

Abney, Steven (1987). The English noun phrase in its sentential aspect. Unpublished Ph.D.

dissertation, MIT.

Eichler, Ernst, Gerold Hilty, Heinrich Löffler, Hugo Steger & Ladislav Zgusta (Hgg.) (1995).

Namenforschung / Name Studies / Les noms propres. Ein internationales Handbuch zur Onomastik / An International Handbook of Onomastics / Manuel international d’onomas- tiques.(HSK 11.1) Berlin, New York: de Gruyter.

Eisenberg, Peter & George Smith (2002). Der einfache Genitiv. Eigennamen als Attribut. In Grammatik und Grammatikvermittlung, Peter Peschel (Hg.), 113126. Frankfurt: Lang.

Fuhrhop, Nanna (2003). Berliner Luft und Potsdamer Bürgermeister: Zur Grammatik der Stadtadjektive.Linguistische Berichte193: 91⫺108.

Gallmann, Peter (1997). Zur Morphosyntax der Eigennamen im Deutschen. InLexikalische Kategorien und Merkmale. (Linguistische Arbeiten, 366) Elisabeth Löbel & Gisa Rauh (Hgg.), 7386. Tübingen: Niemeyer.

Longobardi, Giuseppe (1994). Reference and proper names: a theory of N-movement in syntax and logical form.Linguistic Inquiry25: 609⫺665.

Neef, Martin (1998). Elemente einer deklarativen Wortgrammatik. (KLAGE 32) Hürth:

Gabel.

Neef, Martin (2004). Die Flexionsklasse lexematischer Eigennamen und die Einheitlichkeit des Genitivs. Unveröffentlichtes Manuskript, Universität zu Köln.

Weber, Heinrich (2004). Kurzformen als Eigennamen. InWerte und Wertungen. Sprach-, literatur- und kulturwissenschaftliche Skizzen und Stellungnahmen. Festschrift für Euge- niusz Tomiczek zum 60. Geburtstag, Iwona Bartoszewicz, Marek Hałub & Alina Jurasz (Hgg.), 282289. Wrocław: Wrocławskie Wydawnictwo Os´wiatowe.

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