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diejenige, die TarSiS mit der Iberischen Halbinsel verbindet und es für einen Eigennamen hält

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ZUM GEGENWÄRTIGEN STAND DER TARSiSFORSCHUNG

von Michael Koch, Konstanz

Die Aufdeckung eines dichten phönikischen Siedlungshorizontes an der Südküste

der Iberischen Halbinsel und anderswo im südwestlichen Mittelmeerraum während

der letzten 20 Jahre hat der Erforschung der TarSiSproblematik kräftigen Auftrieb gegeben. Bei TarSiSforschung handelt es sich über die historisch-archäologische

Untersuchung der phönikisch penetrierten Zonen der Iberischen Halbinsel hinaus

um die Analyse der ostmediterranen Rezeption der Aktivitäten der Phöniker im

mittelmeerischen Westen, verbunden mit textkritischen und chronologischen Stu¬

dien zum AT und philologischen Forschungen zur Etymologie der Bezeichnung

TarSiS und ihrer Tradition.

In der TarSiSforschung lassen sich heute drei Hauptrichtungen erkennen:

1. Die P.Haupt-W.F. Albright-Gmppe, welche TarSiS für ein Appellativum hält, das

eine Vielzahl von TarSiS (= Verhüttungs-)Zonen im westlichen Mittelmeer be¬

zeichne;

2. eine Gmppe von Gelehrten, die, wie bereits Josephus, TarSiS im Osten der mittel¬

meerischen Welt sucht;

3. diejenige, die TarSiS mit der Iberischen Halbinsel verbindet und es für einen

Eigennamen hält.

These 1 ist etymologisch nicht haltbar und bereits 1933 von W. Sieglin erledigt worden. These 2 bemht auf unvollständiger und unrichtiger Quelleninterpretation.

Tatsächlich sprechen sowohl die altorientalischen Quellen wie die späteren AT-

Texte eindeutig für eine westmediterrane Lokalisiemng von TarSiS; der durch Poly¬

bios nach dem lateinischen Original überlieferte 2. röm.-karthag. Vertrag (III 24)

enthält das letzte Glied der Beweiskette dafür, daß TarSiS im wesentlichen den Sü¬

den der Iberischen Halbinsel bezeichnet. Es ist zu folgern, daßU/ D

die phönikisch-semitische Adaptation eines einheünisch-iberiscnen Lautstandes

trtjtrs ist, der griechisch TapTriaadf;, Qepalrai etc. adaptiert wird und noch in

römischer Zeit m Turta, Turdetani etc. greifbar bleibt. Gleichwohl ist These 3 nie¬

mals m einem umfassenden interdisziplinär erarbeiteten Beweisgang entwickelt

worden. Meine Tübinger Dissertation von 1973 soll hier Abhilfe schaffen.

Problembelastet ist vor allem die chronologische Ordnung der einschlägigen AT-

Stellen. Ausgehend von M. Noths Erkenntnis, daß die Königsbücher vielfach gutes

historisches Material („Erzählgeröll") verarbeiten, habe ich versucht nachzuweisen,

daß der im Textzusammenhang gewiß sekundäre TarSiShinweis I Kön 10.22 ebenso

wie I Kön 9.26 ff. und lO.l 1 einen konkreten zeitgenössischen Hintergmnd besitzt

und emen terminus ante quem für phönücische Westkontakte bezeichnet. Gleich¬

zeitig schließt er durch die äußerst präzise Bezeichnung des Operationsgebietes der

phönUcischen TarSiSflotte (^ ^) eine andere als die mittelmeerische Lokalisie-

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

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288 Michael Koch

rung von TarSiS vollständig aus. Dabei stellen die vieldiskutierten exotischen Mit¬

bringsel der TarSiSfahrten für die TarSiSverortung um so weniger ein Problem dar, als heute die komplizierte (Zwischen-)Handelspraxis der Phöniker ausreichend bekannt

ist, und zudem neuere Forschungen die Möglichkeit des Elfenbeineinkaufs in Nord¬

afrika nachgewiesen haben. Für die historisch außerordentlich aussagekräftigen Stel¬

len Jes 23.1—14 und Ez 27 gehen wir von hohen Datierungsansätzen aus, wie sie

W. Rudolph und W. Zimmerli begründet haben. Es sind vor allem diese Quellen, die

über Entwicklung und Qualität der phönikischen TarSiSkontakte Auskunft geben;

auch die Motivation ihres Engagements, in erster Linie der außerordentliche Mine¬

ralreichtum der Iberischen Halbinsel, wird in den genannten AT-SteUen zweifelsfrei geklärt. Schließlich ist auch der auf einer Bauinschrift aus Assur epigraphisch fest¬

gehaltene TarSiShinweis Assarhaddons aus der Zeit nach 671 im Hinblick auf die

phönikischen Westbeziehungen einerseits und das Verständnis altorientalischen Herrschaftsanspruchs andererseits zu würdigen.

Von den Königsbüchern des AT bis zum 2. röm.-karthag. Vertrag ergeben die

literarischen Quellen einen nicht gleichmäßig aussagekräftigen, aber durchaus

Schwerpunkte setzenden zeitlichen Rahmen für die historisch-politische, wirtschaft¬

liche und soziale Entwicklung der phönikischen TarSiSbeziehungen. Dabei ist frei¬

lich unverkennbar, daß die TarSiSkenntnis des AT mit dem Exil ihre Aktualität

einbüßt und sich in topischen Reminiszenzen erschöpft, wofür die Gründe leicht

ersichtlich sind.

Die historische Auswertung der inzwischen vorliegenden einschlägigen archäolo¬

gischen Daten von der Iberischen Halbinsel bestätigt im wesentlichen das durch die literarischen Quellen vermittelte Bild. So wird nach dem gegenwärtigen Forschungs¬

stand aller beteUigten Disziplinen folgende Arbeitshypothese zur Entwicklung der

phönikischen TarSiSbeziehungen formulierbar:

Auf eine längere Anlaufphase der phönikischen Handelsbeziehungen zu den trti

<rs-Leuten, die spätestens im 10. Jh. begonnen hat und in der mit der Anlage fester Stützpunkte noch kaum zu rechnen ist, die aber nach Strabo III 5.5 durch intensive

Informations- und Prospektionstätigkeit gekennzeichnet wird, folgte spätestens im

frühen 8. Jh. die Anlage von Magazinen und Faktoreien in sicherer Lage mit günsti¬

gen Standortbedingungen. Dabei sind keine kolonialen Zielsetzungen erkennbar,

wohl aber Tendenzen zur Entwicklung eines Netzes von Anlaufpositionen in ange¬

messener Entfernung voneinander. Die Aufblähung solcher Stützpunkte während

einer dritten Phase (spätes 8.-6. Jh.) zu kolonialem Rang erweist sich als Folge

mnenpohtisch/geseUschaftlicher KonflUcte in den phönikischen Mutterstädten

(typisch die Gründung Karthagos nach Justin, ein keineswegs isolierter Vorgang),

sodann als Konsequenz des wachsenden politischen Drucks von Osten, der mit den

inneren Krisen der Mutterstädte vielleicht in Wechselwirkung steht. Das hispanische

Hinterland des engeren phönUcischen Siedlungsraumes erscheint in dieser Phase als

ostmediterrane Kulturprovinz, in welcher sich die Funde phönikisch vermittelter

Importe und diejenigen einheimisch weiterentwickelter fremdangeregter Objekte

häufen.

Sei es unter dem Druck sinkender wirtschaftlicher RentabUität, sei es als Folge

des sich mUitärisch zuspitzenden Handelskriegs mit den Griechen, vielleicht auch

infolge emer Kombmation beider Umstände, verdünnt sich seit dem 6. Jh. der phö-

(3)

Zum gegenwärtigen Stand der TarSiSforschung 289

nikische Siedlungsgürtel an der spanischen Südküste. Es hat den Anschein, als zögen

sich die Westphöniker auf einige wenige besonders günstige Siedlungs- und Hafen¬

positionen zurück, vielleicht mit karthagischer Unterstützung. Zu diesen Plätzen

gehören Gadir, Sexs, Abdera und Malaka, deren phönikischer Charakter nach Aus¬

sage zeitgenössischer Quellen noch am Ende der römischen Republik evident ist.

Die Beziehungen der Eirüieimischen zu den Fremden dürften wie im frühen Kar¬

thago nach Ausweis des archäologischen Materials durchweg gut gewesen sein; alles

spricht dafür, daß zwischen Phönikern und Iberern außer commercium auch con-

nubium bestand. Die Verbindung mit dem Mutterland - direkt oder über Kartha¬

ge — muß im Prinzip weiterbestanden haben. Das politische und soziale Gesicht des

einheimischen W/rrs-Raumes wird durch monarchische Herrschaften und feudale

Abhängigkeiten bestimmt, wie sowohl für das 7. Jh. aus Herodot und für das 3. Jh.

aus den hellenistisch-römischen Berichten über den zweiten punischen Krieg erkenn¬

bar wird. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Phöniker bei der Ausbildung und

Stärkung dieser einheimischen Herrschaften eine ähnliche Rolle gepsielt haben wie

die griechischen Kolonisten am Golf du Lion gegenüber den keltischen Fürsten im

Hinterland und möglicherweise bis in den nordalpinen Raum: nämhch Vermittler

einer exklusiven Kultur an und Katalysatoren ökonomischer Präponderanz für die

einheimischen Potentaten.

Die Bezeichnung Tar§i5 für die südiberische Interessensphäre haben die Kartha¬

ger logischerweise weiterverwendet; die Römer haben sie offiziell sowenig über¬

nommen wie den griechischen Namen. Eine Maüänder Inschrift in lateinischer

Sprache aus der hohen Kaiserzeit (CIL V 6134) beweist jedoch, daß der Name zu¬

mindest im semitisierten Süden der Iberischen Halbinsel weiterlebte.

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DER VORGESCHICHTLICHE LICHTBRINGERMYTHUS

IN DER ALT ARABISCHEN POESIE ODER THEODOR NÖLDEKE

UND DIE VEREHRUNG SCHWARZER KAMELE

von Günter Lüling, Erlangen

In Vers 12 der Mu'-allaqa des '-Antara werden ,,42 Milchkamele" beschrieben als

„schwarz wie das verborgene (Federkleid) des schwarzen Raben", südun k a -

häfiyat il-guräb il-'ashami. Auch die altarabischen PhUologen haben

unter diesen aus der wahrscheirüich zu tausenden zählenden Gesamtherde heraus¬

gehobenen 42 Kamelen die „Heihge Herde" des Stammes verstanden, wie sie nach

uralter Tradition noch unter den Beduinen des 19. und 20. Jahrhunderts gehalten

wird'. Kamele dieser Herde sind von jeghcher profan-wirtschaftlicher Verwendung ausgenommen^, und üir heUiger Charakter zeigt sich am deutlichsten darin, daß eine

Kamelin dieser Herde die heüige Lade (unter den verschiedenen Namen „markab,

mahmal, qubba, 'mtfa" bekannt) bei Ortswechseln oder Kriegszügen des Stammes

zu tragen hat^. Diese heUigen Kamele sind jedoch in der Regel von der auch sonst

allgemein höher eingeschätzten möglichst hellen Farbe".

1 Siehe dazu Th. Nöldeke, Fünf Mo'^allaqät, Sitzungsberichte d. Kais. Ak. d. W. in Wien, Phil.- hist. Cl. Bd. CXLII, V. Abhdlg, Wien 1900, S. 25 f.

2 Siehe die Literaturangaben bei Joseph Henninger, Die unblutige Tierweihe der vorislami- schen Araber in ethnologischer Sicht, Paideuma 4 (1950), S. 179-190, insbes. Anm. 39-49.

3 Zur HeUigen Sänfte siehe die Literaturangaben bei Joseph Henninger, Die FamUie bei den heutigen Beduinen Arabiens und seiner Randgebiete, Intern. Archiv f. Ethnologie 42 (1943), S. 24-26 mit Anm. 116. Femer H. Torczyner, Die Bundeslade und die Anfänge der Reli¬

gion Israels, Berlin 1930, S. 48f. Torczyner identifiziert mit Recht das Institut der altisraeli¬

tischen Bundeslade mit dieser arabischen ,Jieiligen Kamelsänfte". Siehe auch Julian Morgen¬

stern, The Ark, the Ephod and the Tent of Meeting, Cincinnaty 1945 (= HUCA 17+18/

1942-43+1943-44, S. 153-265 + S. 1-52).

4 Zu den Farben der Kamele siehe G. Dalman, Arbeit und Sitte in Palästina, Gütersloh 1928- 1942, Bd. 6, S. 148; A. Jaussen, Coutumes des Arabes au pays de Moab, Paris 1908, S. 272;

A. Musil, The Manners and Customs of the Rwala Bedouins, New York 1928, S. 165, 261, 263f., 298, 334f., 343. Ich meine, daß schon die vor anderen ausgezeichnete ,,rote Kuh"

(färäh 'adummä) des Alten Testaments (Num. 19,2) ein Vorläufer der hier behandelten beduinischen Farbpräferenz ist. Diese hebräische Bezeichnung f ä r ä h 'a dummä ist rich¬

tiger mit ,, erdfarbene, (menschen-)hautfarbene Kuh" wiederzugeben. Das altarabische ent¬

sprechende Wort 'a d m a ^ „rötlich", bezeichnet bei Kamelen eben die „weiße" Farbe, die ja kein „Schneeweiß" ist (siehe A. Wahrmund, Hwb, s.v. 'ädam). Joseph Henninger verwies in der Diskussion dieses Referats auf H.R.P. Dickson, The Arab of the Desert, London 1949,

= 2. Aufl. 1951, der im April 1939 die „heilige Herde" des Mutair-Stammes sah, „a very dark, almost black herd" (S. 584). Dies scheint ein Ausnahmefall, wie auch Joseph Hennin¬

ger meinte, dem ich hier für die umgehende Zusendung der entsprechenden Textstellen danke. Im übrigen löst die Existenz dieser „dunklen, fast schwarzen" Kamele nicht das Pro¬

blem, welche Farbe die Metapher häfiyat al-guräb meint.

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

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