264 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Syrers, seinen einheimischen Libanondialekt in einer humoristischen
Skizze literarisch zu verwerten, der 1902 zu St. Paul im Druck
erschien, macht Nurse*) in einem Neudruck mit Übersetzung und
Kommentar , leider ohne auf die genaue Aussprache des nur in
6 arabischen Typen überlieferten Textes näher einzugehen , neu zu¬
gänglich. Kahle ist es gelungen, ein ca. 200 Jahre altes Ms.
von Schattenspielpoesien in echtem ägyptischen Vulgärdialekt, das
daher für dessen Geschichte von fast noch größerer Bedeutung ist
als der Hezz al-Quhüf, aufzufinden, und er teilt zunächst umfang-
10 reiche Proben daraus mit ^). Beduinenlieder der libyschen Wüste
hat Falls 8) gesammelt. Neue Proben maltesischer Volkspoesie
verdanken wir IIg und Stumme *).
Die abessinischen Dialekte und das Sabäo-Minäische.
Von Franz Praetorius.
Indem ich vorausschicke, daß im Jahre 1909 zusammenfassende
Werke m. W. auf äthiopischem Gebiete nicht erschienen sind,
15 glaube ich doch , aus der nicht gerade erheblichen Anzahl der zu
meiner Kenntnis gelangten Arbeiten, einige herausheben zu können,
die sich nicht in den gewöhnlichen Gleisen bewegen.
Nachdem die äthiopische Literatur in ihren äußeren Umrissen
bereits mehrmals geschildert worden, kann es nur erwünscht sein,
80 wenn nunmehr einzelne Teile und einzelne Werke derselben schärfer
ins Auge gefaßt werden. So hat G u i d i ^) das Mashafa Genzat
näher untersucht und , wie schon früher bei anderen Werken der
äthiopischen Übersetzungsliteratur , die ursprüngliche Gestalt des
Buches von der späteren, erweiterten gesondert. Boyd's*) Ausgabe
9) H. H. Spoer nnd E. Nasrallah Haddad, Manual of Palestinian
Arabic. Jerusalem, 1909. XII, 226 S. Mk. 6,50.
1) Frank E. Nurse, The pitiful Pilgrimage of Phinyanus, a new Arabic Text, an English Translation and a critical Commentary. (Diss. Heidelberg,
1908.) 40. (f, 32 S.
2) Paul Kahle, Neuarabische Volksdichtung aus Egypten, Heft 1. Zur Geschichte des Schattentheaters in Egypten. Leipzig. 1909. 47 S. Mk. 3,20.
3) , J. C. E. Falls, Beduinenlieder der libyschen Wüste, gesammelt, herausg. und übers. Cairo, 1908. 4". Mit 46 Abb. (Kaufmann, Ausgrabung der Menasheiligtümer, IV.) Mk. 9,—.
4) Maltesische Volkslieder im Urtext mit deutscher Übersetzung, hrsg. von B. Ilg und H. Stumme. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1903. (Leipziger semit.
Studien, III, 6.) 77 S. Mk. 4,—.
5) J. Guidi, II Mashafa Genzat (Miscellanea Ceriani Raccolta di scritti originali per onorare la memoria di Mr. A. M. Ceriani. Milano 1910). S. 633—639.
6) Dr. J. Oscar Boyd, The Octateuch in Ethiopic , according to the Text of the Paris Codex, with the Variants of five other Manuscripts. Part I.
Genesis (Bibliotheca Abessinica . . . ed. by Dr. E. Littmaun. III. XXII, 158 S.
Mk. 8.—.
Praetorius, Die abessinischen Dialekte und das Sabäo-Minäische. 265
der äthiopischen Genesis erstrebt keine Rekonstruktion der alten
Übersetzung an, sonden. gibt den Text der alten Pariser Handschrift,
die freilich nicht so a'h ist, wie man bisher glaubte. Boyd hält
es nämlich für ausgesct lessen, daß diese Handschrift noch aus der
Zeit Yekünö-Amläk's tamme , und beraubt uns hierdurch einer 5
bescheidenen Illusion, rjntersuchungen über die äthiopische Zauber- literatur , die vor füi.f Jahren mit bewußtem Ernst langjähriger, aber begreiflicher Zurii ksetzung entrissen worden ist (diese Zeitschr.,
Bd. 59, 197), sind voi Worrell*) wieder aufgenommen, in ihrer
Berechtigung begründ t und zu Ergebnissen geführt worden; so 10
seien die abessinischeü Zauberrollen Überbleibsel aus der byzan¬
tinischen Zeit.
In der abessinisciüen Geschichte hat Conti Rossini 2) den
früher ebenfalls wenig beachteten Weg weiter beschritten, auf den
Guidi vor drei Jahrea nachdrücklich hingewiesen hat, die die leer is
gebliebenen Seiten mancher Handschriften füllenden Aufzeichnungen
zu sammeln (diese Zeitschr. Bd. 61, 255). Basset *), der uns einst
in ebenso verdienstvoller wie fleißiger Arbeit zum ersten Male eine
äthiopische Chronik erschlossen hat, hat jetzt ein noch viel umfang¬
reicheres arabisches Werk zur abessinischen Geschichte in ihrer 20
verhängnisvollsten Periode herausgegeben, übersetzt und abermals
mit unendlichem Fleiße erläutert. Die Schlußlieferung des seit
1897 erscheinenden Werkes liegt jetzt vor.
Auf dem Gebiete des Sabäo-Minäischen ist außer kleineren
Arbeiten (deren man eine ganze Anzahl in den Melanges Hartwig äs
Derenbourg vereinigt findet) der erste, 362 Inschriften umfassende
Band des französischen Corpus inscriptionum semiticarum zu nennen,
der endlich abgeschlossen vorliegt*).
1) William Hoyt Worrell, Studien zum abessinischen Zauberwesen.
Mit 2 Tafeln. (Z. Ass., Bd. 23, S. 149—183.)
2) K. Conti Rossini, Documenta ad iUustrandam historiam I. Liber Axumae. 86 S. (Corpus scriptorum christianorum orientalium . . . Scriptores aethiopici. Textus. Series altera. — Tomus VIII). Parisiis. Lipsiae 1909.
Mk. 8.40.
3) Reni Bas set, Histoire de la Conquete de l'Abyssinie (XVI e sifecle)
par Chihab eddin Alimed ben 'Abd el Qäder surnommi Arab-Paqih. Texte
arabe publie avec une traduction et des notes. (Publications de l'Ecole des Lettres d'Alger. Bullefin de Correspondance africaine XIX — XX.) Paris (1897—)
1909. 2 Bde. 505 a. XX, flv S. Mk. 43.—.
4) Corpus Inscriptionum Semiticarum ab Academia Inscriptionum et Litterarum humanorum conditum atque digestum. Pars quarta Inscriptiones Himyariticas et Sabaeas continens. Tomus I. Parisiis 1889( —1909). II, 458 S.
fol. Tabulae. 42 Tafeln fol.
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Verzeichnis der im letzten Vierteljah i- bei der Redaktion
zur Besprechung eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschluß der bereits in diesem Hefte angezeigt en Werke*). Die Redaktion beh< sich die Besprechung der eingegangenen Sciniften vor; Rücksendungen können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Fachge.iossen, das eine oder andre
wichtigere Werk einteilend besprechen zu wollen, werden mit Dank an¬
genommen. Die mit * bezeichneten Werke siad bereits vergeben.)
*C Broekelmann. - Pricis de linguistique s^mitique traduit de I'allemand par W. Margais et M. Cohen. Paris, Geuthner, 1910. 224 S.
*Dhorme, Paul. — La religion assyro babylonienne. Confdrences donndes k l'Institut catbolique de Paris. Paris, Victor Leeoffire, 1910. XI, 319 8.
Frcs. 3.50.
*Zeitlin, Maurice. - Le style administratif chez les Assyriens. Choix de lettres assyriennes et babyloniennes, transcrites, traduites et accompagnees de notes, avec 39 planches. (Etudes assyriologiques I.) Paris, Geuthner, 1910. 123 S.
* Wilhelm Gesenius' hebräisches nnd aramäisches Handwörterbuch über das
Alte Testament, in Verbindung mit H. Zimmern, W. Max Müller und
O. Weber heATheitet von Frants Buhl. 15. Auflage. Leipzig, C. W. Vogel,
1910. XVII, 1006 S. M. 18.—.
Isaias. Diligenter revisus juxta Massorah atque editiooes principes cum variis lectionibus e Mss. atque antiquis versionibus collecäs a C. £). Ginsburg.
Londinii, Sumptibus Societatis Bibliophilorum Britannicae et externae.
MCMIX. 93 S. (Auch hebr. Titel.)
* Maimer , Moritz. - Über Jagd , Fischfang und Bienenzucht bei den Juden in der tannäischen Zeit. Frankfurt a. M. , J. Ktuffmann, 1910. 78 S M. 3.—.
Der babylonische Talmud. Textkritische Ausgabe. (Mit einer Real¬
konkordanz.) Vokalisiert, übersetzt und erklärt von Dr. Jacob Fromer.
[Probeheft !) Charlottenburg 4, Verlag f. d. Wissenschaft des Judentums, 1910. XX, 38 S.
Poznanski, Samuel. - Die karäische Literatur der letzten dreißig Jahre 1878
—1908. Frankfurt a. M., Verkauf von J. Kauffmann, 1910. (Sonderabdruck aus Zeitschr. f. hebr. Bibliographie, Jahrg. XUI [1900], nr. 4—6). 27 S.
1) Sowie im allgemeinen aller nicht selbständig erschienenen Schriften, also aller bloßen Abdrucke von Aufsätzen, Vorträgen, Anzeig-m, Artikeln in Sammel¬
werken etc. Diese gehen als ungeeignet zu einer Besprechung in der ZDMG.
direkt in den Besitz unserer Vereinsbibliothek über, werden dann aber in unseren Verzeichnissen von Bibliothekseingängen mit aufgeführt.