• Keine Ergebnisse gefunden

127Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.):

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "127Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.):"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

127

Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.):

Literatur in der Schweiz. München: edi- tion text und kritik, 1998 (Text + Kritik Sonderband). – ISBN 3-88377-588-6. 250 Seiten, DM 45,–

(Ilse Heinecke, Wien / Österreich)

Welche Schweizer Autoren – außer Dür- renmatt und Frisch – kennen Sie? Viel- leicht Gottfried Keller oder Robert Wal- ser, Peter Bichsel oder auch Franz Hoh- ler? Sind Sie neugierig, wie es mit der Schweizer Literatur nach Dürrenmatt und Frisch weitergeht? Dieses Buch ent- hält eine interessante Sammlung von Aufsätzen, Essays und kurzen literari- schen Texten, die sich sehr kritisch, oft selbstironisch, manchmal auch stolz mit der Schweizer Literatur auseinanderset- zen. Literaturwissenschaftler, Kritiker so- wie Autoren und Autorinnen versuchen, sich aus der Umklammerung von Dür- renmatt und Frisch zu befreien und dem Gerücht von der Langweiligkeit der Schweizer Literatur entgegenzutreten.

Das Buch enthält sechs Abschnitte. Die fünf Beiträge des ersten Abschnitts, ein- geleitet von Urs Widmers Einführung in Form eines »Fragmentarischen Alpha- bets zur Schweizer Literatur«, setzt sich mit der Identität der Schweizer Literatur auseinander. Sie stellen sich Begriffen wie Zwang zur Verkleinerung, Langweilig- keit, Abseits oder Außenseiter.

Der zweite Abschnitt des Buches behan- delt in vier Beiträgen die Viersprachigkeit der Schweiz, die Besonderheit der ver- schiedenen Kulturen, die Übersetzungs- probleme, die Verständigungsprobleme und das Spannungsverhältnis zwischen der Standardsprache Hochdeutsch und den deutschsprachigen Dialekten. Im dritten Abschnitt geht es in einem Beitrag um die Schweizer Lyrik. Der vierte Ab- schnitt enthält eine Sammlung fünf sehr unterschiedlicher Aufsätze, die sich mit Themen, Stoffen und möglichen Gemein-

samkeiten von Autoren auseinanderset- zen.

Es folgt ein sehr interessanter Abschnitt, eingeleitet von Nicole Müller, zum Thema »Die geheime Schweiz«. Hiermit sind Autorinnen der Schweiz gemeint, die bisher relativ wenig Aufmerksamkeit erfahren haben, aber immer mehr an Bedeutung gewinnen. Sieben Texte von und auch über Autorinnen geben einen Einblick in diese »geheime« Schweiz.

Der letzte Abschnitt beschäftigt sich in vier Aufsätzen mit der aktuellen Rezep- tion der Schweizer Literatur, mit der Öffentlichkeit und der Dokumentation der Literatur. Den Abschluß dieses Bu- ches bilden kurze Notizen zu den Auto- rinnen und Autoren dieses Bandes.

Abschließend sei gesagt, daß dieser Band jedem Interessierten einen fundierten und gut zu lesenden Einblick in die Vielfalt der Schweizer Literatur bietet und dazu anregt, sich einmal genauer und aufmerksamer mit diesem Teil der deutschsprachigen Literatur auseinan- derzusetzen und nicht nur ständig auf die doch sehr dominierenden Veröffentli- chungen aus Deutschland und Österreich zu schauen. Auch neben und nach Dür- renmatt und Frisch gibt es Literatur in der Schweiz zu entdecken.

Augenstein, Susanne:

Funktionen von Jugendsprache. Stu- dien zu verschiedenen Gesprächstypen des Dialogs Jugendlicher mit Erwachse- nen. Tübingen: Niemeyer, 1998 (Reihe Germanistische Linguistik 192). – ISBN 3- 484-31192-4. 288 Seiten, DM 132,–

(Markus Winkler, Czernowitz / Ukraine) Der Titel der vorliegenden Dissertation, die im Rahmen des Graduiertenkollegs

»Dynamik von Substandardvarietäten«

verfaßt wurde, verweist bereits auf die

(2)

128

zentrale Fragestellung der Untersu- chung: Zu welchem Zweck wird Ju- gendsprache im Gespräch zwischen Ju- gendlichen und Erwachsenen einge- setzt?

Der Schwerpunkt im Bereich der Ju- gendsprachforschung hat sich in den vergangenen Jahren verlagert. Zur Cha- rakterisierung der Sprache von Jugend- lichen werden nicht mehr die neuesten Sprüche oder die »coolsten« Wörter her- angezogen, sondern es wird verstärkt die Verwendung von Jugendsprache in unterschiedlichen Handlungsräumen untersucht. Ebenso ändern sich die Me- thoden und »häufig praktizierte Verfah- ren wie Fragebogenerhebung oder Inter- view als alleinige Grundlagen der Inter- pretation von Jugendsprache« (256) ge- raten in den Hintergrund. In ihrer Stu- die untersucht die Verfasserin mit Hilfe einer pragmalinguistischen Sprechstil- analyse den bisher kaum beachteten Gebrauch von Jugendsprache im Ge- spräch mit Erwachsenen, dem soge- nannten intergenerationellen Dialog.

Der gesprächsanalytischen Untersu- chung geht ein theoretischer Teil voraus, in dem die Verfasserin ein spezielles Funktionsprofil von Jugendsprache ent- wickelt. Ausgehend vom Bühlerschen Sprachfunktionsmodell werden die zwei bestimmenden Funktionen von Sprache – die kommunikative und die soziale Funktion – weiterentwickelt und auf die Jugendsprache bezogen. Dabei spielen vor allem die Motivationen und Intentionen beim Gebrauch von Jugend- sprache im Intergenerationendialog eine wichtige Rolle. Nach folgenden vier Funktionen werden die Gespräche zwi- schen Jugendlichen und Erwachsenen ausgewertet: Darstellungsfunktion (kurz gesagt die ›Fachsprache‹ der Ju- gend), metasprachliche Funktion (z. B.

der Gebrauch der Partikeln ey und okay oder verschiedene Bewertungen wie toll

oder blöd, allesamt dienen sie der Glie- derung und Akzentuierung von Rede- beiträgen), Ausdrucksfunktion (drückt die Zugehörigkeit zur Großgruppe der Jugendlichen aus) und Appellfunktion (signalisiert im Gespräch von Jugendli- chen mit Erwachsenen vor allem Ab- grenzung).

Die Gesprächskorpora, die insgesamt 30 Stunden Sprachmaterial umfassen, mar- kieren drei unterschiedliche Situationen:

1. Radiointerviews in »SDR 3 Espresso«, 2. Konfliktgespräche zwischen Müttern und Töchtern und 3. Gruppengespräche im Jugendzentrum. Hierzu wird eine detailreiche Auswertung der Gesprächs- ausschnitte vorgenommen, in denen ju- gendsprachliche Äußerungen auftreten.

Die Verfasserin ermittelt unterschiedli- che Motivationen und Intentionen der Jugendlichen und Erwachsenen beim Gebrauch von Jugendsprache im ge- meinsamen Gespräch. Bei den Jugendli- chen sind die kommunikativen und die sozialen Funktionen von Jugendsprache von gleicher Bedeutung. Dabei scheint es offensichtlich, daß die kommunika- tive Funktion in den Mutter-Tochter- Gesprächen dominieren muß. Die Töch- ter verwenden häufig Abtönungen (ir- gendwie, irgendwo, und/oder so u. a. m.), um ihre Unsicherheit gegenüber der statushöheren Position der Mutter zu verbalisieren, oder sie nutzen jugend- sprachliche Hyperbolisierungen (wahn- sinnig, total, echt, voll, super u. v. m.), um ihre Argumentation zu stützen. Im Ju- gendzentrum hingegen müssen Jugend- liche die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich lenken. Hierbei werden häufi- ger Lautwörter wie ey, boah oder uah verwendet. Die fachsprachliche Funk- tion dominiert in den Live-Radiointer- views zwischen dem Interviewer und den Jugendlichen (z. B. in den Gesprä- chen über das Thema »Musik«). In die- ser konstruierten und angespannten Ge-

(3)

129

sprächssituation verwenden die Jugend- lichen selten Lautwörter.

Erwachsene imitieren in allen drei Ge- sprächssituationen Jugendsprache, wo- bei vor allem die soziale Funktion im Vordergrund steht und eine Nähe zu den Jugendlichen aufgebaut werden soll. Am häufigsten versucht der Radio- moderator, mit den Jugendlichen auf eine Wellenlänge zu kommen, und be- müht sich um eine gemeinsame Spra- che. Alle gebrauchen bekannte jugend- sprachliche Wendungen, sie ziehen je- doch dort eine Grenze, wo sich die Jugendsprache stark von ihrem eigenen Sprachgebrauch entfernt oder aber bei besonders stark sozial stigmatisierten Formen (z. B. verwenden sie in den Gesprächen keine Kraftausdrücke oder Lautwörter).

Die Verfasserin schlußfolgert – und das scheint mir das bemerkenswerteste Er- gebnis der Untersuchung zu sein –, daß Jugendsprache im Munde Jugendlicher nicht in erster Linie eine soziale Abgren- zung markiert, wie bisher ein Großteil der Jugendsprachforschung argumen- tierte.

Die Untersuchung steuert einen wichti- gen Beitrag zur Jugendsprachforschung bei und wird zu weiteren Forschungsar- beiten anregen, ich denke dabei an eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zur Abgrenzungsthese oder an eine noch ausstehende Untersuchung zur Verwendung von Jugendsprache unter Erwachsenen. Augensteins Studie rich- tet sich in erster Linie an Linguisten, jedoch vermittelt sie auch Erkenntnisse, die zur Vorbereitung auf Lehrveranstal- tungen im DaF-Bereich zu den Themen Umgangssprache und Jugendsprache von Nutzen sein können. Die Lehrerfah- rung zeigt, daß Schüler und Studenten ein großes Interesse für die Sprache ihrer deutschsprachigen Altersgenossen entwickeln.

Barbour, Stephen; Stevenson, Patrick:

Variation im Deutschen. Soziolinguisti- sche Perspektiven. Berlin; New York: de Gruyter, 1998. – ISBN 3-11-014581-2. 354 Seiten, DM 48,–

(Ralph Hartmann, St. Andrews / Großbritan- nien)

Im Klappentext der englischen Original- ausgabe des vorliegenden Bandes aus dem Jahr 1990 weisen die Autoren dar- auf hin, daß es sich um das erste Buch zum Variationenspektrum des Deut- schen aus einer Perspektive handele, welche nicht der deutschsprachigen Lin- guistiktradition entstamme. Auch der Untertitel der deutschen Übersetzung (»Soziolinguistische Perspektiven«) ver- rät, was die Autoren erreichen wollen:

eine fruchtbare Verbindung traditionel- ler Dialektologie mit soziolinguistischen Ansätzen angelsächsischer Prägung – ein Ziel, das zwar hochgesteckt ist, aber weitgehend im Rahmen des Buches er- reicht wird.

Auf eine erfrischende Weise undogma- tisch und dennoch zielstrebig verfolgt das Autorengespann Barbour und Ste- venson in allen neun Kapiteln den er- wähnten Anspruch, beginnend mit einer sensiblen Annäherung an eine Antwort auf die Frage, was denn eigentlich Deutsch sei. Auch ein kompakter und dennoch scharfsinniger Überblick über die jüngeren methodologischen Ansätze der Disziplin zeichnet das Einleitungska- pitel aus.

Den zweiten Abschnitt widmen die bei- den englischen Linguisten dem sprach- geschichtlichen Hintergrund des Deut- schen. Detailgetreue Fachkenntnis ebenso wie das Vermögen, diese knapp und anschaulich darzustellen, machen dieses Kapitel zu einem der instruktiv- sten des Bandes.

Das Folgekapitel weist eine thematische Teilung auf: Zum einen beschäftigen

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn man am Abend noch eine Suppe essen will und nicht weiß, wieviel noch er- laubt ist, dann antwortet der Computer auf entsprechen- de Eingabe mit der noch möglichen

Wer das Buch zur Hand nimmt und langsam durch- blättert, wird es spüren — die langen Schweigepausen, das Zögern, den sich öffnenden Raum für eigene Empfindun- gen; er wird

Amazon ist für viele noch immer der Internet-Buchhändler, doch hat es sich in fast alle Bereiche ausgebreitet und dominiert den Handel wie auch die Entwicklung von neu-

Max freute sich immer wieder Maxi zu sehen und sie auf seinem Rücken reiten zu lassen... Akustische Serialität © Julia

Das Krokodil frisst immer die größere Zahl.. Mache das

„Prozesssicherheit Landmaschi- nenelektronik“ wurde dazu ein Ge- spann aus Traktor, Kreiselegge, aufgesattelter pneumatischer Drillmaschine und Frontring- packer mit

Tatsächlich ist für die meisten Menschen die Vorstellung, das Augenlicht zu verlieren, deutlich belastender als die Vorstellung des Verlusts aller anderen Sinne: Als Primaten

Deswegen sollen Erbschaftssteuer und Solidaritätszuschlag abgeschafft, die Krankenversicherungsbeiträge komplett durch Arbeitnehmer bezahlt, staatliche Leistungen weiter