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Archiv "Almanach deutscher Schriftsteller- Ärzte" (04.12.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KULTURMAGAZIN AblDö Vogler

schlungen, so daß sich eine fi- nanzielle Misere abzeichnete.

Aber nicht umsonst hatte er sei- ne Fäden zur Heimat überall in- takt gehalten. Bei einem „zufäl- ligen" Treffen mit Großherzog Ludwig I. von Darmstadt-Hessen bat dieser ihn, den Aufbau des heruntergekommenen Theaters in Darmstadt als Hofkapellmei- ster zu übernehmen. Vogler stellte sich dieser Aufgabe wie- der mit Furore. Er komponierte die Oper „Samori" (1811), grün- dete eine private Musikschule und hatte so namhafte Schüler wie Carl Maria von Weber, Gia- como Meyerbeer und J. B. Gäns- bacher.

Im Alter wurden ihm väterliche Liebe und Strenge nachgesagt, wobei seine Titel- und Ordens- sucht unverändert blieb. Jeden Mittag marschierte er mit seinen Eleven vom Mathildenplatz zum Schloß in voller Montur, das heißt mit Birett, einem Seiden- mantel mit großherzoglichem Ordensbild und meist bunten Seidenstrümpfen — ein im Stadt- bild allmählich wegen seiner Verdienste geachtetes barockes Unikum.

Eine Vogler-Renaissance in Deutschland und Schweden Am 6. Mai 1814 starb Vogler knapp hundert Meter vom Darm- städter Schloß entfernt mitten auf der Rheinstraße „am Schläg- le". Sein Denkmal steht heute noch auf dem Mathildenplatz, verziert mit den Medaillen sei- ner Schüler. Während der natio- nalsozialistischen Zeit mußte al- lerdings das Relief des jüdi- schen Schülers Meyerbeer ge- gen das des ehemaligen Organi- sten am Wiener Stephansdom, J. B. Gänsbacher, ausgewech- selt werden.

Inzwischen sind die Verdienste Voglers unter anderem in vier Doktorarbeiten ausführlich be- schrieben worden. Er brach Al-

tes ab und baute neue Klangfor- men als Übergang zur Romantik auf. In Schweden hat er die Kir- chentore für mehr weltliche Mu- sikdarbietungen und volkstüm- liche Melodien aufgestoßen, denn bis dahin gab es dort nur puritanisch-gregorianische Psalmmusik. Er hat die erste Rentenversicherung in Schwe- den geschaffen durch ein Wit- wen- und Waisenversorgungssy- stem für die Mitglieder der kö- niglichen Kapelle. Durch seine zahlreichen Lehrbücher, nicht immer unumstritten, nahm er Einfluß auf die Neuentwicklung der Musik.

Georg Joseph Vogler war in kei- ne Frauengeschichten, keine hetero- oder homosexuellen Affären, Geldangelegenheiten oder andere Skandale verwik- kelt. Er war gewiß eitel und ehr- geizig, sein Wesen war pedan- tisch und voll von Seltsam- keiten, aber ein Teil davon ge- hörte auch zum Stil der Zeit.

Neben Schweden scheint sich auch in Deutschland eine Art Renaissance für die Musik und das Leben Voglers abzuzeich- nen, unter anderem mit Orgel- konzerten in Würzburg, Mann- heim, mit Noten-Neudrucken und Langspielplatten.

Im Herbst 1986 wiederholt sich zum zweihundertsten Mal der Tag seines Dienstantritts bei Kö- nig Gustaf III., es wäre schön, wenn diese Gelegenheit vor al- lem in Stockholm, Mannheim, Würzburg und Darmstadt zum Anlaß eines passenden Geden- kens genutzt würde. Und zu Ad- vent werden jetzt in Schweden wieder alle Gemeinden „Hosian- na Davids Sohn" nach der Melo- die des katholischen früheren Hofmusikdirektors am prote- stantischen Hof in Schweden singen.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Georg-Helmut Fischer Rosbackestigen 3

S-18146 Lidingö

Aktuelle Kulturnotizen

Almanach deutscher Schrift- steller-Ärzte — Die Ausgabe 1985 des Almanachs deutscher Schriftsteller-Ärzte, herausge- geben von Dr. med. Armin Jüng- ling t und Dr. med. Jürgen Schwalm, Lübeck, ist im Th.

Breit-Verlag, Marquartstein so- eben erschienen. Der Band ko- stet 22 DM und ist über den Ver- lag oder Buchhandel zu bezie- hen. Herausgeber Schwalm bit- tet die Schriftsteller-Ärzte für den Almanach 1986 eine Aus- wahl von Lyrik- und Prosabeiträ- gen druckfertig (Maschinen- schrift auf DIN-A 4-Seiten in doppelter Ausfertigung) sowie eine Biographie und eine Liste der bisherigen Publikationen bis zum 31. Januar 86 an seine Adresse zu senden: Dr. Jürgen Schwalm, Sandstraße 16, 2400 Lübeck. DÄ Lovis Corinth in Essen — Bis zum 12. Januar 1986 zeigt das Folkwang Museum in Essen aus Anlaß des sechzigsten Todes- tages von Lovis Corinth (1858-1925) seine Gemälde. Die Ausstellung wird anschließend vom 22. Januar bis 30. März 1986 in München in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zu se- hen sein. ZF Zwei neue Heimstätten für die Kunst des 20. Jahrhunderts — Im Süden und im Norden der Bun- desrepublik ist mehr zeitgenös- sische Kunst zugänglich gewor- den: Am 29. November eröffnete der Bayerische Staatsminister, Professor Dr. Hans Maier, die Staatsgalerie in der Kunsthalle Augsburg. Sie ist vornehmlich der süddeutschen Kunst des 20.

Jahrhunderts gewidmet. Am 1.

Dezember weihte der Schles- wig-Holsteinische Ministerpräsi- dent Dr. Uwe Barschel auf Schloß Gottorf in Schleswig ein neues Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts ein. Es ist im ehemaligen Kreuzstall des Schlosses untergebracht. DÄ Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 49 vom 4. Dezember 1985 (81) 3715

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