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Archiv "Agatha-Christie-Ausstellung: Reise im Orient-Express" (17.12.1999)

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A-3258 (50) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 50, 17. Dezember 1999

V A R I A

uf Max Mallowans Frage, ob sie je- manden heiraten würde, dessen Be- ruf es sei, Tote auszugraben, antwortete Agatha Christie enthusiastisch: „Ich liebe Lei- chen!“ Das geschah im März 1930 in der sumerischen Kö- nigsstadt Ur im Irak, als der Archäologe der berühmten Kriminalschriftstellerin aus London die Ausgrabungsstät- te zeigte. Im September des- selben Jahres heirateten sie in Edinburgh. Er war 26 Jahre, sie 40 und zwei Jahre zuvor von ihrem ersten Mann ge- schieden worden. Um dar- über hinwegzukommen, er- füllte sich Agatha ihren Traum einer Reise mit dem Orient-Express, um die Aus- grabungsstätte mit deren sen- sationellen Funden zu besu- chen. Mit Agatha Christies erster Fahrt im Orient-Ex- press beginnt die Reise – par- don, die Ausstellung. Die vergangene Welt der Luxuszüge wird in der nachgestellten Victoria Station, London, wieder- belebt: eine War- tebank, Plakate, Reiseprospekte,

Postkarten. Der Besucher klettert durch einen Waggon mit original gedecktem Spei- sewagentisch und Miniatur- Schlafwagenabteil. Er erreicht Istanbul, Agathas erste Stati- on, die sie bereits hell begei- sterte. Weiter geht es über Damaskus und Bagdad, bis der Besucher in Ninive im Irak eintrifft, wo Agatha an der Seite ihres Mannes seit 1931 an den Grabungen teil- nimmt.

D

ort beginnt der inter- essante archäologi- sche Teil der Ausstel- lung. Goldschmuck, Elfen- beinintarsien, Keramik und andere Grabungsfunde stell- ten das Britische Museum London und das Metropoli- tan Museum New York als Leihgaben zur Verfügung. In die Ausstellung einbezogene Fotos von Agatha und ihrem Ehemann machen den ar- chäologischen Alltag deutlich. Agatha Christie beauf- sichtigte die Arbeiter, half bei Restau- rierungen von Tonge- fäßen und El-

fenbein und

war ihrem Mann „eine unentbehrliche Stütze“. Fäl- schungen sind ausgestellt, welche die Arbeiter heimlich anfertigten, weil Mallowan für besonders gute Funde ein Bakschisch zahlte.

Ihre Kriminalromane schrieb Agatha Christie zwi- schendurch in einem jeweils mehr oder weniger provisori- schen Zimmer des Gra- bungshauses. Inspiriert wur- de sie auch durch Vorkomm- nisse und Gespräche bei den Grabungen oder bei ihren vielen Bahnfahrten nach England und zurück. Als sie im Dezember 1931 von Nini- ve nach Hause fuhr, blieb der Zug zwei Tage im Schnee stecken. Dabei entstand die Idee zu dem Kriminalroman

„Mord im Orient-Express“, in dem sie erstmals den un- sterblich gewordenen Detek- tiv Hercule Poirot agieren läßt.

Zu „Mord in Mesopota- mien“ wurde sie bei ihren zwei Aufenthalten in Ur in- spiriert, zu „Rendezvous mit einer Leiche“ während ihres Aufenthaltes in der jordani- schen Felsstadt Petra. Ein

spannender psycho- logischer Roman „Ver- drängter Verdacht“

entstand, als sie meh- rere Tage auf einer Bahnstation mitten in der Wüste festsaß. Sie schrieb diesen und fünf weitere Romane unter dem Pseudonym „Mary Westmacott“, weil Verle- ger und Leser von ihr Kri- minalromane erwarteten.

D

er Initiatorin und Leiterin des Ruhr- landmuseums, Dr.

Charlotte Trümpler, gelang es, für die Ausstellung die Erstausgaben aller Kriminal- romane zu bekommen. Die Ausstellung über Agatha Christie konnte zudem nur gelingen, weil Charlotte Trümpler das Vertrauen der in England lebenden, heute 80jährigen Tochter Agathas, Rosalind Hicks, gewann, die den bis dahin sorgsam gehü- teten Nachlaß ihrer verstor- benen Mutter zur Verfügung stellte, darunter zwei von ihr selbst gedrehte Filme, die in gekürzter Fassung in der Ausstellung laufen.

Weitgehend unbekannt war auch, daß die Kriminal- schriftstellerin sich als Fo- tografin bei den Grabungen betätigte und die Filme selbst entwickelte. Einen Teil dieser Aufnahmen und ihre zwei Kameras stellte John Mallowan, Neffe von Max, zur Verfügung. Aus- züge aus ihren beiden Au- tobiographien ergänzen auf Texttafeln die Exponate und machen die Ausstel- lung zu einem echten Erleb- nis. Renate V. Scheiper FEUILLETON

Bis zum 5. März 2000 wird dieAusstellung „Agatha Christie und der Orient – Kriminalistik und Archäologie“ im Ruhrlandmuseum Essen, Goethestraße 41, Tel 02 01/8 84 52 00, gezeigt. Am 21. Januar, 11. Februar und 3. März werden in der Nacht Sonderveranstaltungen stattfinden. Der Katalog mit vielen Details aus ihrem und Max Mal- lowans Leben kostet 39,90 DM, im Buchhandel 49,90 DM.

Reise im Orient- Express

Die englische Kriminalschriftstellerin als Archäologin

Agatha-Christie-Ausstellung

Elfenbeinrelief aus Nimrud im Irak, das Agatha Christie eigenhändig

mit ihrer Gesichtscreme auf der Grabung gereinigt und restauriert hat

Agatha Christie auf einem Nilschiff

Reise im Orient- Express

Foto: Max Mallowan/Ruhrlandmuseum

Foto: Ruhrlandmuseum

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