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Archiv "Didaktische Anforderungen an Lehrkrankenhäuser" (26.08.1976)

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Academic year: 2022

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Die neue Approbationsordnung für Ärzte hat zum Ziel, den Ausbil- dungsgang der Medizinstudenten an den relevanten Bedürfnissen unserer Gesellschaft zu orientie- ren. Deshalb wurden Fächer in den Studiengang aufgenommen, die die Ausbildung in der Allgemeinmedi- zin fördern und die Kompetenz des künftigen Arztes auf bisherige Grenzgebiete erweitern. Gleichzei- tig soll künftig das Medizinstudium wieder praxisbezogener gestaltet werden. Die Hochschule hat heute daher nicht mehr nur die Aufgabe, eine solide akademische Ausbil- dung zu vermitteln, sondern Be- rufsvorbereitung zu betreiben. Da sie das mit ihren Mitteln nicht in vollem Umfange leisten kann, ver- lagert sie einen Teil ihrer Ausbil- dungspflicht auf dafür ausgewählte Krankenhäuser. Während eines in den Ausbildungsgang aufgenom- menen „Internatsjahres" sollen die künftigen Mediziner in der Routine des Krankenhausbetriebes die er- forderliche praxisnahe Berufsvor- bereitung erlangen.

Diese unumstritten notwendige Re- form des Medizinstudiums stellt insbesondere die betroffenen Kran- kenhäuser vor eine Reihe von Auf- gaben, die nur in Zusammenarbeit und unter Mithilfe der Einrichtun- gen der Hochschule gelöst werden können.

Eine erfolgreiche Ausbildung im In- ternatsjahr wird in den „Lehrkran- kenhäusern" nur sichergestellt werden können, wenn folgende

Forderungen vor Ausbildungsbe- ginn zu erfüllen sind:

1. Das Ausbildungspersonal, d. h.

die Fachärzte und deren Mitarbei- ter, muß auf seine künftigen Aufga- ben vorbereitet werden.

2. Die im Internatsjahr zu errei- chenden Lernziele müssen defi- niert und die Lehrinhalte bestimmt werden.

3. Die Unterrichtsmethoden müs- sen festgelegt und die dafür not- wendigen Unterrichtsmedien müs- sen ausgewählt werden.

4. Programminhalte müssen auf Trägermedien gespeichert und di- daktisch für den Unterricht bear- beitet werden, damit Lernerfolg nachweisbar wird bzw. müssen be- reits vorliegende Unterrichtspro- gramme auf ihre Einsatzmöglich- keit hin geprüft und bereitgestellt werden.

5. Die im Bau befindlichen Semi- nar- und Unterrichtsräume müssen eine medizinische und medientech- nische Ausstattung erhalten. Der Neubau gibt die Möglichkeit, eine medientechnische Ausstattung zu beschaffen, die die Kompatibilität der Mediensysteme der Ausbil- dungskrankenhäuser und der Hochschule untereinander gewähr- leistet; eine dringend erforderliche Notwendigkeit!

Es gehört zur Ausbildungspflicht der Hochschule, die Krankenhäu- ser bei der Erfüllung dieser Aufga- ben nicht nur zu unterstützen, son-

„Anspruchsdenken"

wähnt. Der Gemeinsinn, ohne den weder der Staat noch eine soziale Einrichtung denkbar ist, bedarf wieder der Pflege. Viele meinen, es gäbe keine Ehre mehr im Volk.

Das ist nicht wahr! Gewisse Mei- nungsmacher haben sie nur ver- schüttet.

Es ist aber unehrenhaft, für sich Vorteile auf Kosten anderer errei- chen zu wollen. Das wird verstan- den, wenn es ernsthaft gefordert und vorgelebt wird. Genauso ver- standen wird eine Rezeptbeteili- gung in kritischer Zeit.

Aber auch wir Kassenärzte bedür- fen einer Stimulation zum Umden- ken, die in das Aufgabengebiet der ärztlichen Organisationen gehört.

Es ist unärztlich, ein Rezept zu un- terzeichnen, das auf Verlangen des Patienten von der Helferin im Vor- zimmer geschrieben wurde. Es ist unärztlich, bei Banalitäten die teu- ersten Medikamente der „Roten Li- ste" kritiklos, sei es aus Gutmütig- keit, sei es aus Gleichgültigkeit oder aus Schwäche gegenüber der Forderung, zu verordnen. Es ist un- ärztlich, dadurch die Gunst der Pa- tienten erlangen zu wollen, und es untergräbt letzten Endes unser An- sehen, ohne das wir nicht heilen können. Diese Auffassung unseres Dienstes, die wir älteren Ärzte einst hatten, ist heute leider ver- schüttet.

Sie muß wieder geweckt und ge- schult werden. Dann sehen unsere Feinde, daß wir mitzuhelfen bereit sind. Videant consules ... Also, meine Herren Consuln in Ärzte- kammern und Kassenärztlichen Vereinigungen, erkennen Sie diese Pflicht und handeln Sie! So könnte gemeinsam, wenigstens auf einem Gebiet des Gesundheitswesens, ein großes Ziel erreicht werden.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Robert Luft Platenstraße 47 8520 Erlangen

FORUM

Didaktische Anforderungen an Lehrkrankenhäuser

Werner Dewitz

Der Autor — Leiter des Hochschulfilmreferates der FU Berlin — setzt sich für die Berücksichtigung unterrichts- und medientechni- scher Probleme ein, die sich mit der Durchführung des „Internats- jahres" stellen.

2222 Heft 35 vom 26. August 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Die Torheit

eines Prüfungssystems

Für die Diskussion der Folgen ei- ner nicht gerade geglückten Ap- probationsordnung hielte ich es für gut, wenn Sie folgende Stellung- nahme den Lesern zugänglich ma- chen:

Berichte aus dem Mainzer Prüfinsti- tut könnten Gutgläubige zu dem Schluß veranlas'sen, daß im Saar- land mit weitem Abstand der beste Unterricht in den vorklinischen und im ersten Teil der klinischen Fä- cher erteilt wird, in Berlin und in Hessen dagegen aber in diesen Bereichen auffallend schlechter Unterricht gegeben wird. Noch deutlicher ist bisher die Torheit ei- nes aus den USA übernommenen

— leider gar nicht verstandenen — Prüfungssystems in der Öffentlich- keit nicht dokumentiert worden.

Jährlich beginnen bei uns etwa 9000 Studierende die Ausbildung zum Arzt. Die Revoluzzer der 60er Jahre sprachen gern und häufig von der nötigen Transparenz. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es je ein undurchsichtigeres Ausbil- dungs- und Prüfungssystem in un- serem Lande gegeben hat. Welche Fragen konnten die Berliner und die Hessen nicht beantworten?

Warum sind die Antworten in der Anatomie, in der man noch am be- sten „randscharfe" Fragen stellen kann, am häufigsten falsch?

Bis zum Erlaß der Approbations- ordnung von 1970 waren Prüfun- gen nach dem Gesetz öffentlich.

FORUM

Daran haben sich viele Prüfer ge- halten. Diese Forderung war ein- klagbar. Studierende hatten daher die Möglichkeit, einen Eindruck von den sie erwartenden Fragen zu gewinnen. Prüfer konnten sich über den Erfolg oder Mißerfolg ih- res Unterrichts informieren. Die Öf- fentlichkeit einer Prüfung war in gleicher Weise für Prüfling und Prüfer Belastung wie Schutz.

Da's derzeit praktizierte System im- pliziert je nach seiner Laufzeit den Mißbrauch Zehntausender von Menschen, die ein höchst proble- matisches Zulassungssystem über- standen haben, zu nicht sehr sinn- vollen Studienmethoden gezwun- gen werden und sich bei einigem Nachdenken als Opfer einer Staatswillkür vorkommen müssen, für die man wahrscheinlich in den vergangenen Zeiten kein Beispiel finden wird. Politiker sprechen heute gerne von „Insider-Informa- tionen". Hätten sie die wirklich, müßten sie wissen, daß sie mit Ge- nerationen junger Menschen Schindluder treiben.

Professor

Dr. Karl Günther Ober Direktor

der Universitäts-Frauenklinik Universitäts'straße 21/23 8520 Erlangen

Schlußwort

Im Grunde trauert Herr Ober zu- nächst verständlich den mündli- chen Prüfungen der vergangenen Jahre nach, um selbst anzufügen, Mediendidaktik

dern in gemeinsamer Anstrengung die erforderlichen Mittel für einen erfolgreichen Unterricht zu entwik- keln, zu produzieren und bereitzu- stellen.

Nach einer Umfrage von Dahmer, Hartmann und Hesse bei 300 nie- dergelassenen Ärzten in Nieder- sachsen soll am Ende des Inter- natsjahres der Student über Kennt- nisse verfügen, die vom praktizie- renden Arzt gefordert werden. Das setzt voraus, daß einerseits Me- diensysteme für den Unterricht entwickelt werden, mit denen das eigene Interaktions- und Kommuni- kationsverhalten analysiert werden kann und andererseits die Präsen- tation gespeicherter Lehrprogram- me möglich ist. Hierfür eignen sich moderne Videoeinrichtungen, die vielfältige Kombinationsmöglich- keiten eines Medienverbundsy- stems eröffnen. Genaue Kenntnisse der Leistungsgrenzen insbesonde- re der Farbvideoelektronik verhin- dern aber Frustrationen vor über- steigerten Hoffnungen, die in den letzten Jahren allzu oft an die Au- dio-Video-Technik geknüpft wur- den. Vorausschauende Planung und Abstimmung der Projekte mit allen Verantwortlichen unter Betei- ligung von Fachleuten erspart Ko- sten und gibt die Orientierungshilfe für alle, die aktiv am Erfolg des In- ternatsjahres arbeiten.

Literatur

Dahmer, J.: Praktische Curriculum-Entwick- lung in der Medizin, DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, 1971, Heft 1 — Dahmer, J.: Der Hochschullehrer als Studienplaner und Stu- dienorganisator, DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, 1973, Heft 32 — Hellenbrecht, D., und Mai, B.: Untersuchungen zur Anwen- dung eines apersonalen Unterrichtspro- grammes für das Fach Pharmakologie und Toxikologie Didaktik der Medizin, Med.

Welt, 26/1975, Heft 44 — Keller, K.: Vorklini- scher Unterricht in Allgemeinmedizin Di- daktik der Medizin, Med. Welt 27/1976, Heft 5 — Peters, 0.: Was leistet das Konzept in der Unterrichtstechnologie? Unterrichts- technologie und Mediendidaktik, hrsg. v.

Issing/Knigge-Illner, Beltz-Verlag, 1976

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. Werner Dewitz Freie Universität Berlin Hochschulfilmreferat Königsweg 50/Gut Düppel 1000 Berlin 37 (Zehlendorf)

Nach den kürzestmöglichen Studienzeiten

die besten Examensergebnisse

Zu dem Beitrag von Dr. jur. K.-K. Kraemer in Heft 52/1975

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 35 vom 26. August 1976 2223

Referenzen

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