Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 49|
10. Dezember 2010 A 2415B
öse Zungen behaupten, die Abkürzung DKG ste- he in Wahrheit nicht für Deutsche Krankenhaus- gesellschaft, sondern für Deutsche Klagegesellschaft.Auch in der Pressemitteilung des Dachverbandes der Krankenhausträger zum Krankenhaus-Barometer 2010 wird mächtig schwarzgemalt: Die wirtschaftliche Lage vieler Krankenhäuser sei äußerst kritisch, denn jedes fünfte Krankenhaus schreibe rote Zahlen, heißt es dort.
2011 drohe eine weitere Verschlechterung der Lage.
Und in das Jahr 2012 schauten die Krankenhäuser so- gar „noch sorgenvoller“ – wegen „noch höher zu erwar- tender Tarifsteigerungen und weiterhin gekürzter Zu- wachsraten“. Ja, sind denn schon Tarifverhandlungen?
Man kann die Ergebnisse des aktuellen Kranken- haus-Barometers, für das das Deutsche Krankenhausin- stitut (DKI) von April bis Juni dieses Jahres 260 Kran- kenhäuser befragte, freilich auch freundlicher auslegen.
So hat sich der Anteil jener Krankenhäuser, die 2009 ei- nen Jahresüberschuss erzielten, gegenüber dem Vorjahr um immerhin 6,4 Prozentpunkte auf 68 Prozent erhöht (elf Prozent erzielten ein ausgeglichenes Ergebnis, 21 Prozent machten Verlust). Diese „leicht positive“
Entwicklung sei auch durch Sondereffekte wie das Konjunkturprogramm der Bundesregierung oder das Förderprogramm für Pflegepersonalstellen erklärbar, meint das DKI, das von der DKG mitfinanziert wird.
Auch auf die Frage, wie sie alles in allem ihre wirt- schaftliche Situation zum Erhebungszeitpunkt ein- schätzten, antworteten die Krankenhäuser deutlich op- timistischer als noch ein Jahr zuvor: 44 Prozent beur- teilten ihre wirtschaftliche Situation im Frühjahr 2010 als eher gut (19 Prozent schätzten sie als eher unbe - friedigend ein, die restlichen 37 waren unentschieden).
Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vor- jahr um 18 Prozentpunkte. Dem DKI ist diese erstaunli- che Stimmungsaufhellung keine Zeile wert. Es räumt lediglich ein, dass sich die Einschätzung der wirtschaft- lichen Lage gegenüber dem Vorjahr „verbessert“ habe.
Fern von aller politisch motivierten Schwarzmalerei – Klagen und Klappern gehört zum Handwerk – belegt
die DKI-Umfrage, dass die meisten Krankenhäuser die endgültige Umstellung auf das DRG-System inzwi- schen gemeistert haben und zunehmend wirtschaft - licher arbeiten. Das wesentliche Ziel des seit 2003 schrittweise eingeführten neuen Entgeltsystems für die Krankenhäuser scheint somit größtenteils erreicht.
Dies ist vor allem auch deshalb bemerkenswert, weil die Bundesländer im selben Zeitraum ihre Fördermittel zur Finanzierung von Investitionen in den Krankenhäu- sern dramatisch reduziert haben (zwischen 2000 und 2008 um 21 Prozent). Wie das Krankenhaus-Barometer 2010 zeigt, finanzierten die Krankenhäuser 2009 be- reits 36 Prozent ihrer Investitionen aus Eigenmitteln.
Nur noch 46 Prozent der Krankenhausinvestitionen wurden aus öffentlichen Fördermitteln der Bundeslän- der bestritten – obwohl diese dazu verpflichtet sind.
Zehn Prozent ihrer Investitionen finanzierten die Kran- kenhäuser über Kredite. Der Anteil der Fördermittel des Trägers (vier Prozent) und von Dritten (drei Pro- zent), wie zum Beispiel Fördervereinen, war gering.
„Trotz Widrigkeiten auf Kurs“ statt „Jede fünfte Kli- nik schreibt rote Zahlen“ wäre ein passenderer Titel für die DKG-Pressemitteilung zum Krankenhaus-Barome- ter gewesen. Die Tarifverhandlungen für die Ärzte in den Unikliniken sowie in den kommunalen Kranken- häusern beginnen übrigens erst im Spätsommer 2011.
KRANKENHAUSGESELLSCHAFT
Schwarzmalerei
Jens Flintrop
Jens Flintrop Redakteur für Gesundheits- und Sozialpolitik