POLITIK
ist der AMA nicht zuletzt des- halb ein Dorn im Auge, weil unter deren Mitglie- dern kein Arzt vertreten sein soll.
Starken Wi- derstand kündig- te die AMA auch gegen die Ein- richtung regiona- ler Gesundheits- konferenzen (He- alth Alliances) an. Nach dem Willen Clintons sollen diese Zu- sammenschlüsse als Anbieter von
unterschiedlich umfangreichen Ver- sicherungsplänen dienen, zwischen denen die Versicherungsnehmer wählen können. Außerdem sollen die Bundesstaaten nach kanadischem Muster ein „single payer system" ein- führen können, bei dem alle Einwoh- ner ihren Versicherungsschutz von einer einzigen staatlichen Versiche- rung beziehen. Der Umfang der zu erbringenden Leistungen im Rah- men des jeweiligen Versicherungs- plans wird vom Staat festgelegt. Für die Ärzte bedeute dies Verlust an Selbständigkeit, urteilte die AMA.
Denn nur der Arzt, der künftig bereit ist, zu festgelegten „Preisen" ärztli- che Leistungen anzubieten, werde auch mit einer Versicherung Verträ- ge abschließen und somit an der Pa- tientenversorgung teilnehmen kön- nen. Zudem würden nach Meinung von Bristow diese Konferenzen die Bürokratisierung eher vorantreiben, anstatt sie — wie vom Weißen Haus angekündigt — zu bremsen.
Priorität
für die hausärztliche Versorgung
Auf Widerstand stößt auch ein Vorhaben, das nach Aufassung der AMA den ärztlichen Interessen scheinbar entgegenkommt: In jedem Staat müssen Versicherungspläne angeboten werden, die eine Einzel-
BLICK INS AUSLAND
Ärzteblattes, Heft 42/1993
leistungsvergütung der Ärzte vorse- hen. Aber die Staaten dürfen maxi- mal nur drei solcher Angebote ma- chen. Außerdem sollen feste Tarife vereinbart werden, zu denen keine Zuzahlung verlangt werden darf.
Nach Ansicht der AMA wird das
Das Europa-Parlament hat das Klonen menschlicher Embryonen als
„menschenverachtend, moralisch verwerflich und ethisch unannehm- bar" bezeichnet und ein sofortiges EG-weites Verbot — auch für die Forschung — gefordert. Das Klonen menschlicher Wesen sei unter keinen Umständen zu rechtfertigen oder zu akzeptieren, betonte die EG-Volks- vertretung in einer in Straßburg ver- abschiedeten Erklärung. Diese Tech- nik könne außerdem eugenischen Praktiken Tor und Tür öffnen.
Ein EG-weites Verbot solcher Versuche forderten auch Bundesge- sundheitsminister Horst Seehofer (CSU) sowie führende Politiker von SPD und FDP. Seehofer halte es für sachgerecht, hieß es in einer AP- Meldung, wenn die ethischen Grund- sätze des deutschen Embryonen- schutzgesetzes in anderen Ländern
Einzelleistungs-System damit so aus- gehöhlt, daß es schließlich vollends verschwinden könnte.
Ganz besonders harte Zeiten se- hen die Fachärzte auf sich zukom- men. Clinton will nämlich die primär- ärztliche Versorgung ausbauen. An- gestrebt wird, daß innerhalb von fünf Jahren nach Inkrafttreten des Geset- zes 50 Prozent der Ärzte eine haus- ärztliche Ausbildung erhalten. Die AMA lehnt eine derart willkürliche Festsetzung von Ausbildungskapazi- täten kategorisch ab. Sie bedeute praktisch, daß die freie Wahl der be- ruflichen Zukunft staatlich einge- schränkt wird.
Um ihren umfangreichen Forde- rungen nach Änderung wesentlicher Punkte des Clinton Health Plans mehr Nachdruck zu verleihen, for- dert die Ärzteorganisation ihre Mit- glieder auf, geschlossen hinter ihr zu stehen. Mit dieser starken Lobby im Rücken will die Ärztevertretung die Regierung und vor allem den Kon- greß von ihren Vorschlägen überzeu- gen. Petra Spielberg
übernommen würden. In Deutsch- land sind Manipulationen am Em- bryo verboten. Mit dem Klonen menschlicher Embryonen beginne der erste Schritt in Huxleys Horrorvi- sion „Schöne Neue Welt", warnte auch Hiltrud Breyer von den Grü- nen.
Bei dem umstrittenen Experi- ment hatten die amerikanischen For- scher menschliche Embryonen im er- sten Stadium der Zellteilung ge- trennt. In dieser Phase sindnoch alle Zellen identisch, so daß aus jeder von ihnen ein menschliches Wesen mit genau gleichen genetischen Merkma- len entstehen könne. Die beiden For- scher rechtfertigten ihre Arbeiten mit dem Hinweis, die Embryonen sei- en ohnehin nicht lebensfähig gewe- sen. Ziel ihrer Arbeit sei, die Chan- cen kinderloser Eltern auf Nach- wuchs zu verbessern. afp/EB Titelbild des Deutschen
EG-weites Verbot gefordert
Embryo-Klonierung
A1 -2980 (28) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 45, 12. November 1993