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Archiv "Hessen: Osswald setzt auf „Kosteneinblick“" (04.03.1976)

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Die Information:

Bericht und Meinung DER KOMMENTAR

Ärzten und anderen für die Bera- tung bei allen toxikologischen Fra- gen zur Verfügung. Im Jahre 1975 erteilte die Beratungsstelle über 10 000 telefonische Auskünfte, da- von mehr als zwei Drittel für Anru- fer aus den anderen Bundeslän- dern. DÄ

HESSEN

Osswald setzt auf

„Kosteneinblick"

Ministerpräsident Albert Osswald hat eine „neue Bewußtseinsbil- dung" als Voraussetzung für eine umfassende Reform des Gesund- heitswesens bezeichnet. Diese Be- wußtseinsbildung könne nur dann erreicht werden, wenn der Patient einen Überblick darüber erhält, was seine Krankenkasse für ihn oder für seine Angehörigen im Falle einer Behandlung aufbringen muß.

In einer Verlautbarung der Staats- kanzlei schlug Osswald vor, dafür ein „einfaches, unbürokratisches Verfahren" zu entwickeln. Er könne sich vorstellen, daß die Kranken- kassen ihren Mitgliedern für jedes Quartal, in dem sie Leistungen in Anspruch nehmen, eine Aufstellung der Arzt-, Arznei-, Untersuchungs- und Krankenhauskosten zustellen.

Auf eine ins einzelne gehende Auf- gliederung könne man dabei ver- zichten.

Der hessische Ministerpräsident fügte hinzu, sein Vorschlag „richte sich keinesfalls gegen die Ärzte"

— er blieb allerdings auch den Be- weis schuldig, daß eine solche Re- gelung wirklich zu „größerem Ver- ständnis für die gestiegenen So- zialversicherungsbeiträge" und zu einem „stärkeren Kostenbewußt- sein" führen könnte, ganz abgese- hen von einer echten Kostener- sparnis, die ja größer sein müßte als die zusätzlich anfallenden Ver- waltungskosten. gb

Bequeme Automatik:

Leere Betten — höhere Pflegesätze

Die Krankenhausträger sind offen- bar um Argumente nicht verlegen, um die von Zeit zu Zeit notwendig werdenden Pflegesatzerhöhungen der Öffentlichkeit plausibel zu ma- chen. Die Pflegesätze in der allge- meinen Pflegeklasse sind mittler- weile auf die stattliche Höhe von 150 DM, in der Spitze — so in Hes- sen — bereits auf über 200 DM ge- klettert.

Für den Kostenanstieg des per- sonalintensiven Krankenhauses (rund 75 Prozent der Gesamtkosten entfallen auf Personal) wurden bis- lang die Umstellung in der Kran- kenhausfinanzierung und der Pfle- gesatzregelung sowie der durch die Arbeitszeitverkürzung auf 40 Wochenstunden bedingte Anstieg des Personalbedarfs verantwortlich gemacht. Weitere Kostentreibsätze waren:

> der Anstieg der Tariflöhne allein 1974 um über 11 Prozent;

D die Anpassung der Besoldung an das allgemeine Einkommensni- veau;

> die Anhebung der Überstunden- vergütungen;

• die Vergütung des Bereit- schaftsdienstes und

I> der Ersatz der Ordensschwe- stern durch freie Schwestern, um nur einige Punkte zu nennen.

Auf einer Pressekonferenz der Deutschen Krankenhausgesell- schaft (DKG) Mitte Januar hatte Hauptgeschäftsführer Professor Dr.

Hans-Werner Müller eine Reihe aktueller und zugleich das eigene Lager, die Krankenhausträger, schonender Argumente für die auch für das Jahr 1976 angekündig- te Preiserhöhung der Krankenhäu- ser parat:

Aus Angst um den Arbeitsplatz lie- ßen sich jetzt fünf Prozent weniger Patienten ins Krankenhaus einwei- sen oder würden die stationäre Be-

handlung hinausschieben, lautete die Begründung (die sowohl von der Barmer Ersatzkasse als auch von den Arbeitgebern als unhaltbar zurückgewiesen worden ist). Und eben diesen an sich sehr begrü- ßenswerten fünfprozentigen Patien- tenschwund wollen die Kranken- häuser durch eine ebenso hohe Anhebung der Pflegesätze wettma- chen.

Da bemühen sich die Krankenkas- sen, Versicherungen, Ärzte und Pa- tienten darum, die im internationa- len Vergleich zu hohe Verweildau- er von 17,6 Tagen (nur Akutkran- kenhäuser) abzubauen; durch eine verbesserte Zusammenarbeit zwi- schen niedergelassener Ärzte- schaft und Krankenhäusern und vor allem durch die Ausschöpfung sämtlicher, in der Praxis relativ preiswert gebotenen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie das überaus teure Krankenhaus zu ent- lasten (fast ein Drittel aller Kassen- ausgaben verschlingen die Kran- kenhauskosten) — und dann sollen diese Erfolge durch eine fünfpro- zentige Verteuerung der Kranken- hauspflegesätze wieder kompen- siert werden?

Das wäre wirklich allzu einfach!

Wenn den Krankenhäusern die

„Kundschaft" ausbleibt und finan- zielle Einbußen drohen, können doch nicht einfach die ungedeck- ten Kosten auf die belegten Betten abgewälzt werden. Würden die Krankenkassen nachgeben und die Verluste decken, so wäre der Pa- tient und Beitragszahler der Dum- me. Er müßte dafür aufkommen, wenn das Krankenhaus auf halben Touren läuft und die hohen Fixko- sten — aber auch Planungsfehler und Unwirtschaftlichkeit — die Hos- pitäler in die roten Zahlen brin- gen. Was das bedeutet, zeigt Pro- fessor Müllers Rechnung: Ein fünf- prozentiger Belegungsrückgang verursacht in einem 500-Betten- Haus rund eine Million DM Minder- einnahmen pro Jahr; einem Schwerpunkt- und Zentralkranken- haus gingen jährlich zwischen ei- ner und bis zu 2,5 Millionen DM verloren.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 10 vom 4. März 1976

629

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Die Information:

Bericht und Meinung Kostenautomatik

Das Lamento der Krankenhausträ- ger ist um so unverständlicher, als allerorts über einen globalen Bet- tenüberschuß, über zu lange Liege- zeiten, Doppeluntersuchungen so- wie unzulängliche Regionalplanun- gen geklagt wird. Die Krankenhäu- ser sollten wie jeder wirtschaftliche Betrieb einen sektoral und zeitwei- lig vorhandenen Bettenberg wegra- tionalisieren, statt ihn „auszula- sten", die Verweildauer durch flexi- bel gestaltete Pflegesätze drücken und nicht eine solche simple, be- triebswirtschaftlich unhaltbare Aus- gleichsautomatik anwenden, wie sie jetzt von der Krankenhausge- sellschaft als unabwendbar hinge- stellt wird. Offenbar deshalb, weil das neue Krankenhausfinanzie- rungsgesetz, das eine ausgegli- chene Rechnung bei den Kranken- häusern voraussetzt, und die ga- rantierte volle Kostendeckung den Blick für ökonomische und nahe- liegende Lösungen verstellt haben.

Der ganze Vorgang beweist übri- gens auch die Richtigkeit der noch vor einem Jahr „verspotteten" The- se Sewerings, daß nämlich das Ge- rede bestimmter Kreise um das

„Allheilmittel" Verweildauersen- kung bloße Kurpfuscherei war und ist und daß nur ein Abbau der Fix- kosten als Sparmaßnahme durch- schlagen würde! HC/DÄ

ZITAT

Humaner Auftrag

„Es gibt ... Anzeichen für ein mancherorts bereits be- stehendes Mißverhältnis von Kosten und Nutzung durch eine extrem hohe Ausstat- tung mit medizinisch-techni- schen Einrichtungen, die ei- nen hohen Wartungsaufwand und eine überdurchschnittli- che Steigerung des Kranken- hauspersonals zur Folge hat- ten und zu der Frage geführt haben, ob der humane Auf- trag des Krankenhauses hier

noch gesehen wird".

Bericht der Bundesregierung zum Krankenhausfinanzie- rungsgesetz.

NACHRICHTEN

Auch in England:

Die Ärzte

setzen sich zur Wehr

„Kampf für die Freiheit und die Aufrechterhaltung eines hohen Standards in der britischen Medi- zin" — das ist das Leitmotiv der Anzeige, die am 13. Februar 1976 in der Londoner „Times" erschien, unterzeichnet von der British Medi- cal Association, der Vereinigung der Krankenhaus-Fachärzte, der Zahnärzte-Vereinigung und der

„Independent Hospital Group", in der sich private Krankenhäuser und private Krankenversicherun- gen zusammengeschlossen haben.

Diese vier Organisationen haben sich zu einer „Kampagne für die Unabhängigkeit in der Medizin" zu- sammengetan, die zufälligerweise zum ersten Male fast zur gleichen Zeit an die Öffentlichkeit trat wie Bundesärztekammer und Kassen- ärztliche Bundesvereinigung mit ih- rer ganzseitigen Anzeige „Hexen- jagd auf Ärzte" am 11. Februar 1976 in der „Welt".

Die Beweggründe, die zu den bei- den Kampagnen in Großbritannien und in Deutschland geführt haben, sind zum Teil unterschiedlich. Über das gewählte Publikationsmittel hinaus gibt es aber manche Paral- lelen.

Der innerhalb der Labour-Partei auf dem linken Flügel stehenden Gesundheits- und Sozialministerin Barbara Castle, aber auch zum Beispiel der Führung der größten Gewerkschaft des Hilfspersonals im Staatlichen Gesundheitsdienst, sind die etwa 4000 Privatbetten in den Krankenhäusern des Staatli- chen Gesundheitsdienstes ein Dorn im ideologischen Auge. Denn diese Betten sind die Ausnahme von der Regel der gleichen — „ko- stenlosen" — Behandlung aller; sie stehen Patienten zur Verfügung, die bereit sind, für größeren Kom- fort (Ein- oder Zweibettzimmer, Te- lefon und Fernsehen, bessere Ver- pflegung, freie Wahl des Kranken- haustermins) aus eigener Tasche oder aus einer privaten Versiche-

rung einen Zuschlag zu zahlen. Die Privatbetten sind zu keinem Zeit- punkt alle mit Selbstzahlern belegt;

auf ärztliche Anordnung können sie auch jederzeit mit anderen Pa- tienten belegt werden, wenn dies medizinisch notwendig ist.

Nachdem es in den letzten Mona- ten wiederholt zu Unruhe und Kampfmaßnahmen einerseits des Hilfspersonals, andererseits der Ärzte gekommen war, ließ die Re- gierung von Lord Goodman einen Kompromißplan ausarbeiten: So- fortige Aufhebung von etwa 1000 Privatbetten; Einsetzung eines Aus- schusses auf gesetzlicher Grundla- ge, der unter Beteiligung von Ärz- ten die allmähliche Aufhebung der übrigen Privatbetten plant.

Über ihre Stellung zu diesem Kom- promißplan haben jetzt die Fach- ärzte abgestimmt. Die Beteiligung betrug nur 54 Prozent, der Kom- promiß wurde mit 4400 gegen 2000 Stimmen akzeptiert. Das scheinbare Einlenken dieser Ärzte ist dadurch zu erklären, daß es nur zwei gleichermaßen unangenehme Möglichkeiten gab, wie der Vorsit- zende des entsprechenden Aus- schusses der British Medical Asso- ciation es formulierte: Die Fachärz- te konnten nur einem Kompromiß zustimmen, der ihnen im Grunde zuwider ist, oder sich auf drasti- sche Weise widersetzen, was die Kündigung ihrer Verträge mit dem Staatlichen Gesundheitsdienst und in letzter Konsequenz den Verlust ihrer beruflichen Existenz bedeu- ten würde.

Kampagne begann mit Zeitungsinserat

In der ersten Veröffentlichung der

„Kampagne" wird ausgeführt, die Abschaffung der Privatbetten und die zu befürchtende schärfere Kon- trolle des Staates über Privatkran- kenhäuser — die Regierung könnte ihre Zahl begrenzt halten, indem sie die Lizenzvorschriften ver- schärft — würde die Wartelisten auf Krankenhausbehandlung nicht

630 Heft 10 vom 4. März 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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