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Stereochemische Einflüsse – Topizität

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Academic year: 2021

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Spektroskopie in der Organischen Chemie

Stereochemische Einflüsse – Topizität

Lage und Form von NMR-Signalen werden nicht nur durch die unmittelbare chemische Umgebung der betreffenden Kerne, also durch die Konstitution, be- einflusst, sondern auch durch die Stereochemie. Nicht nur die in der Umgebung eines Atomkerns gebundenen Nachbaratome spielen eine wichtige Rolle, son- dern auch die topologische Situation dieses Kerns oder mehrerer Kerne im Zu- sammenhang mit den Symmetrieeigenschaften des ihn bzw. sie umgebenden Raums (Topizität). Der Topismus hängt also mit der Existenz von Chiralitäts- und/oder Prochiralitätszentren zusammen.

In den vielen Fällen stellt sich die Frage des Einflusses der Topizität auf NMR- Signale so dar, dass ein Vergleich der räumlichen Umgebungen zweier (oder mehrerer) Kerne anzustellen ist. Die abstrakte Problematik der Bestimmung der Symmetrieeigenschaften des Raums um die Kerne lässt sich durch ein einfa- ches und unmittelbar einleuchtendes Gedankenexperiment verdeutlichen, bei dem die Raumeigenschaften in Moleküleigenschaften transformiert werden, die dem Chemiker viel vertrauter sind.

(2)

Spektroskopie in der Organischen Chemie

Das ist der Substitutionstest. Will man die topologische Situation zweier Kerne miteinander vergleichen, ersetzt man einmal den einen und danach den ande- ren Kern durch ein Isotop. Dadurch markiert man die Kerne, ohne das Molekül selbst wesentlich zu verändern. Die stereochemische Beziehung der beiden entstandenen, einfach markierten Verbindungen spiegelt dann die Topizität der beiden betrachteten Atome wieder. Dies sei am Beispiel der beiden

Methylenprotonen des Ethanols erläutert:

H

3

C OH H H

H

3

C OH D H

H

3

C OH H D

+

Die beiden Monodeuteroethanol-Moleküle sind Enantiomere (spiegelbildlich), weil beim Übergang von einem zum anderen ein Substituentenpaar (H und D) gegeneinander vertauscht und das Chiralitätszentrum invertiert wird. Die beiden Wasserstoffatome des Ethanols sind also enantiotop. Sie ragen in spiegelbild- liche Halbräume um das Molekülgerüst (oberhalb bzw. unterhalb der Zeichen- ebene). à Ethanol ist prochiral.

(3)

Spektroskopie in der Organischen Chemie

Analog zum Beispiel Enantiomerie/Enantiotopie gibt es für jede Art der Isome- rie einen entsprechenden Topizität:

Identität Nichtidentität

Konstitutionsisomerie Stereoisomerie

Enantiomerie Diastereomerie Molekülgeometrie

homotop heterotop konstitutionell

heterotop

stereoheterotop enantiotop diastereotop Topizität

(4)

Spektroskopie in der Organischen Chemie

Dies lässt sich am Beispiel von Protonenpaaren in Norbornan darstellen. Be- trachten wir einige Paare von Wasserstoffatomen:

H H H D D H

Die beiden H-Atome sind homotop. Die beiden Monodeuteronorbornane sind identisch, weil sich das linke Molekül durch Rotation um 1800 in das rechte überführen lässt.

(a)

(5)

Spektroskopie in der Organischen Chemie

H

H

D

H

H

D

Die beiden H-Atome sind konstitutionell heterotop. Die beiden Monodeutero- norbornane sind Konstitutions- (Regio-)isomere.

(b)

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Spektroskopie in der Organischen Chemie

H

H H

D

D H

H D H

D

σ

Die beiden H-Atome sind enantiotop. Die beiden Monodeuteronorbornane sind Spiegelbilder, wie eine 1800-Rotation der rechten Struktur und Spiegelung an der Spiegelebene σ zeigt.

(c)

(7)

Spektroskopie in der Organischen Chemie

H H

D

H

H

D

Die beiden H-Atome sind diastereotop. Die beiden Monodeuteronorbornane sind Diastereomere.

(d)

(8)

Spektroskopie in der Organischen Chemie

Die Erkennung von Diastereotopie ohne den beschriebenen Substitutionstest ist nicht immer offensichtlich. Am Beispiel der diastereotopen Norbornane in (d) kann man das Problem verdeutlichen. Während die undeuterierte Verbindung achiral ist, enthalten die Monodeuteroderivate gleich drei Chiralitätszentren:

D H

H D

*

*

+ +

*

*

* *

Durch die Deuteriumsubstitution wird nicht nur das deuterierte Kohlenstoffatom zu einem Chiralitätszentrum (*). Dadurch werden auch die beiden Brückenkopf- Kohlenstoffatome (*) zu Chiralitätszentren, weil sich die beiden Methylengrup- pen (* und +) jetzt unterscheiden. Beim Übergang von der linken zur rechten Struktur ändert sich aber nur die Absolutkonfiguration des "roten" Chiralitäts- zentrums, während die der "blauen" unverändert bleibt. Damit sind die beiden Verbindungen Diastereomere.

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Spektroskopie in der Organischen Chemie

Warum ist die Topizität für NMR-Signale wichtig?

So wie es eine Beziehung zwischen der Struktur einer Verbindung und der To- pologie ihrer Atome gibt, existiert auch eine Beziehung zwischen den physikali- schen Eigenschaften der Verbindung und den NMR-Eigenschaften.

homotop heterotop

konstitutionell heterotop stereoheterotop enantiotop diastereotop isochron

anisochron

isochron anisochron anisochron in

chiraler Umgebung

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Spektroskopie in der Organischen Chemie

So wie identische Verbindungen in allen ihren Eigenschaften ununterscheidbar sind, so sind homotope Kerne chemisch äquivalent und damit auch isochron.

("Isochrone Kerne" heißt: Sie haben die gleiche chemische Verschiebung. Aber Achtung: Magnetische Nichtäquivalenz ist denkbar, à)

Umgekehrt sind Konstitutionsisomere in allen physikalischen Eigenschaften unterschiedlich; entsprechend sind konstitutionell heterotope Kerne prinzipiell anisochron. Sie könnten allenfalls zufällig isochron sein, d.h. der Unterschied der chemischen Verschiebungen ist undetektierbar klein, wenn auch prinzipiell niemals Null.

Diastereomere unterscheiden sich bekanntlich ebenfalls in allen physikalischen Eigenschaften, und diastereotope Kerne sind anisochron. Oft koppeln sie auch miteinander, und wegen der Anisochronie führt diese Kopplung im Gegen- satz zu homotopen Kernen dann zu sehr komplexen Signalaufspaltungen, die mit denen homotoper Signale, betrachtet als Spinsystem 1. Ordnung, nichts mehr gemeinsam haben.

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Spektroskopie in der Organischen Chemie

Beispiel:

CH C H2C

O O H

CH2

CH3 CH2

CH3

(12)

Spektroskopie in der Organischen Chemie

Enantiomere schließlich sind in allen physikalischen Eigenschaften gleich, außer wenn sie mit einer chiralen Referenz in Wechselwirkung treten; z.B. die Absorption von circular polarisiertem Licht oder Reaktionen mit chiralen Verbin- dungen (asymmetrische Synthese). Analog sind enantiotope Kerne isochron, weil die NMR-Spektroskopie eine achirale Methode ist und auch Enantiomere grundsätzlich nicht unterscheiden kann.

Erst das Hinzufügen eines chiralen Auxiliars (Pirkles Alkohole, chirale Lanthani- den-Verschiebungsreagenzien, Umsetzung mit Moshersäure zu diastereomeren Derivaten etc.) erlaubt eine chirale Differenzierung über die dann anisochron ge- wordenen Signale.

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