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Neue Indikationen für Botulinumtoxin im Kopf-Hals-Bereich

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Academic year: 2022

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Botulinumtoxin A (BTA) hat zunehmend für unter- schiedliche Zwecke Verwendung gefunden, vor allem um muskulären Dysfunktionen entgegenzuwirken (Blepharospasmus, Spasmus facialis), ferner beim gustatorischen Schwitzen oder bei nasaler Hypersekre- tion. Neue Indikationsgebiete sind Wundheilung, Spannungskopfschmerz, Migräne, Depression, Tinni- tus, allergische Rhinopathie, Schluckstörungen und Kehlkopfdystonien, wobei vielfach noch weitere Erfah rungen abzuwarten sind.

H N O

In der Schweiz und in Deutschland ist BTA als Botox®, Xeo- min®, Dysport® und Vistabel® im Handel, das weniger ge- bräuchliche Botulinum toxin B ist in der Schweiz nicht im Han- del. Jedes Präparat ist gesondert zu betrachten, da Dosismus- ter und Indikationen nicht ohne Weiteres übertragbar sind.

Neuere Indikationen im Kopf-Hals-Bereich

Optimierung der Wundheilung

Wundränder, vor allem nach Traumen, lassen sich durch lokale Einspritzung von BTA «ruhigstellen», sodass nach Naht eine optimale Wundheilung mit nur geringer Narbenbildung erfol- gen kann. Neben primärer Wundversorgung kann BU auch bei Revisionsoperationen durch Entspannung der Wundränder in 90 Prozent eine Besserung des ästhetischen Resultats erwarten lassen.

Kopfschmerzen

Die bei einer zervikalen Dystonie auftretenden Schmerzen las- sen sich bekanntlich durch BTA bessern. Daher wurde BTA auch beim Spannungskopfschmerz und der Migräne ange- wandt. Ein einheitliches Injektionsschema gibt es nicht. Es werden individuell Triggerpunkte durch Palpation bestimmt;

ferner gelten etliche Muskeln als «Zielmuskeln», wie zum Bei- spiel M. temporalis, M. frontalis, M. procerus, M. corrugator supercilii, M. masseter, M. splenius capitis, M. paraspinalis, M. trapezius und M. sternocleidomastoideus. Speziell bei der Migräne wird vermutet, dass die Muskelrelaxation zu einer Erhöhung der afferenten «Auslösungsschwelle» für Migräne - attacken führt. Ausserdem verhindert das BTA die Freisetzung bestimmter Neuropeptide mit Wirkung auf die Schmerzrezep- toren. Möglicherweise erreicht dieses Verfahren allmählich den Status einer Therapie der Wahl bei Spannungskopf- schmerz und Migräne.

Depression

9 von 10 Patienten zeigten bis zu zwei Monate nach Injektion von BTA in den M. frontalis sowie in die Glabellamuskulatur keine Depressionssymptomatik mehr. Die ästhetische Verbes- serung durch Glättung der Haut in der Stirngegegd wirkt sich offensichtlich positiv auf die Psyche aus. Ob länger währende Erfolge damit erzielbar sind, bleibt noch abzuwarten.

Tinnitus

Wenn das Ohrgeräusch durch Dysmotion des Gaumensegels bedingt ist, kann lokale BTA-Infiltration hilfreich sein, ähnlich auch bei «klaffender Tube». Beim klassischen Tinnitus ist durch Umspritzung der Ohrmuschel mit BTA subjektiv eine Besserung möglich.

Allergische Rhinopathie

BTA-Injektionen bis zu je 10 IE in die Nasenmuscheln haben einen deutlichen sekretionsmindernden Effekt; nasale Ob- struktion und Niesfrequenz nehmen sichtlich ab.

Kehlkopf

Gewisse Stimmstörungen lassen sich durch lokale BTA-Appli- kation günstig beeinflussen, Ähnliches gilt bei Stotterern. Bei einer beidseitigen Parese des N. laryngeus recurrens steht allerdings wegen der bedrohlichen Atemnot die Tracheotomie im Vordergrund.

Dysphagie

BTA wird bei Patienten mit einer neurologischen Grunderkran- kung in der Rehabilitation angewandt, um drohender Speichel- aspiration mit Gefahr einer Pneumonie entgegenzuwirken.

R E F E R A T

1014

ARS MEDICI 22 2008

Neue Indikationen für Botulinumtoxin

im Kopf-Hals-Bereich

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Durch BTA-Injektion in den M. cricopharyngeus lässt sich der Schluckvorgang verbessern und durch BTA- Infiltration der Speicheldrüsen eine übermässige Sali- vation einbremsen; oft ist letztere Anwendung allein ausreichend. Je nach Fall werden 3 ×20 IE Botox® in den oberen Ösophagussphinkter injiziert sowie 3 ×795 IE in die Gl. parotidea und Gl. submandibularis. In all die- sen Fällen sollte eine Refluxkrankheit ausgeschlossen werden.

Oromandibuläre Dystonien

Fehlbewegungen der Kaumuskulatur können sehr komplexe, auch groteske klinische Bilder bieten. Unter Umständen entsteht eine Kieferöffnungsdystonie mit ausgeprägter Zungenprotrusion. Neben der Notwen- digkeit einer Sondenernährung stellt die ästhetische Entstellung ein gravierendes Problem dar.

Solche Fälle erfordern ein Zusammenspiel von BTA- Applikation, physiotherapeutischen und logopädischen Massnahmen.

Kommentar des Referenten

Die beschriebenen neueren Indikationen weisen auf die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten hin. Man darf allerdings nicht vergessen, dass das Botulinumtoxin zu den stärksten bekannten Giften zählt. Die klinischen Erfolge werden letztlich entscheiden, welche Optionen sich langfristig behaupten werden; es besteht noch er- hebliches Entwicklungspotenzial.

Werbung wird in letzter Zeit in Deutschland auch für eine Botulinumsalbe (Botuliss-Salbe®) betrieben; dabei werden dünne Stränge in unerwünschte Hautfalten ein- gebracht, die darin eine glättende Wirkung ohne Angst vor Injektionsnadeln versprechen. Die Kosten dafür werden mit 99,99 Euro angegeben. Prof. Dr. R. Laskawi (HNO-Klinik Göttingen): Botulinumtoxin-Therapie im Kopf-Hals- Bereich. HNO 2007; 55: 437–442.

Interessenkonflikte: keine

Ernst Moritsch

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